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89. - Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. 13. November 1857. Znshate wtrdrn mkt 8 Pf-, für die heile WeZnet und tn allen yxpeMonen angenommen, Freitag Erscheint Dienstag« M LMemerrtz-Zettmm ten. Prei, p,o I Quart. lü Ngr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landman» Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Bei der Wahl eines Land- lagSabgeordneten i»n 7. bäuerlichen Wahlbezirke, am 4. d. MtS., ist Herr Erbrichter Jung nicke! in Reinholdöhayn zum Abgeordneten, und zu dessen Stellvertreter Herr Gutsbesitzer Petzoldt in Liebe- nau erwählt worden. Dippoldiswalde. Die Nachricht von dem Weg- fall deS seit 1849 eingetretenen Steuerzuschlags wird vom „Dresdner Journal" dahin berichtigt, daß zwar eine Ermäßigung der bisherigen außerordentlichen Steuern, aber kein gänzlicher Wegfall eintreten werde.— Die bisherigen außerordentlichen Steuern betrugen nach dem Voranschläge deS BndgeiS für 18"/si alljährlich im Durchschnitt 273,509 Thlr. außerordentlicher Grundsteuerzuschlag. 395,383 - außerordentlicher Zuschlag zur Ge ¬ werbe- und Personalsteuer. 157,809 - Zuschlag zur Schlachtsteuer. 77,200 - Zuschlag zur Stempelsteuer. 904,342 Thlr. überhaupt. Erwägt man nun, daß in der nächsten Finanz periode 18^/,«, abgesehen von andern unvermeidlichen Mehrausgaben, die planmäßige Tilgung der Staats schulden für sich allein alljährlich im Durchschnitt einen Mehraufwand von über 200,000 Thlrn. in An spruch nehmen wird, so ergiebt sich schon hieraus, daß, wenn sämmtliche Steuerzuschläge wegfallen sollten, zum Ersatz derselben die übrigen Einkünfte des Staats eine sichere Vermehrung von über 1,100,000 Thlr. jährlich in Aussicht stellen müßten, eine Summe welche wohl auch die kühnsten Hoffnungen übersteigen dürste.— DaS Dr. Journ. behält sich vor, über die vaterländi schen Finanzverhältniffe — den Rechenschaftsbericht pro 18^, und das Budget pro 18^/«o — demnächst weiter auszusprechen. * Attenberg, am 11. Novbr. Man wollte von mehreren Seiten prophezeien, daß man, gleich den Hirten auf Bethlehems Gefilden, zu Weihnachten noch das Vieh weiden würde. Optische Täuschung: die sonnigen Tage haben sich in rauhe Nebel, die letzteren jedoch in Schneewetter verwandelt, und wie eS scheint, zieht dasselbe schon jetzt Präliminarien zu Schlitten bahn. — DaS Hänichener Bergmusikchor unter der Direktion des Hrn. Poschardt, dessen Leistungen von Dippoldiswalde aus schon rühmlichst anerkannt wurden, hat am 8. d. MtS. im Flemming'schen Saale Hier selbst ein Concert gegeben und mit seinem Spiele bei der großen Meng« der Zuhörer alle Ehre eingelegt. Aus Glashütte. Ende October 1857. Auch die hiesige Kirchgemeinde feierte in den v-rfloßnen schönen Herbsttagen ihr Kirch weihfest, wie so viele Gemeinden deS Vaterlandes. Ob schon weder der Tag, noch das Jahr der Begründung und Einweihung hiesiger Kirche genau bekannt find, so weiß man doch so viel, daß Herzog Georg von Sachsen im Jahre 151 l, am Freitage nach der Osterwoche, einen offenen Brief au-stellte, worin er beurkundet: „Nachdem „Wir Nicol GeheimbS Gut in der Glashütte, darauf „Wir zu Gotte« Ehren eine Kirche und andere Gebäude „setzen lassen wollen, käuflich an Uns bracht, — welch „Guth bisher» von einem Pfarrer zu ReinhardSgrimma „zu Lehn gegangen, ihm auch jährl. 30 Gr. Zinse ge reichet hat — damit der itzige und künftige Pfarrer „daselbst mit eine,» andern Gathe wiederum vergnüget „werde, haben Wir ihm ein Gut in der Schlottwitz ge legen, so itzund Hanß Münch und Nus auch mit Lehn „und 30 Gr. zu stehet, aus Unserm Amte Pirna dahin- „gegeben und zugeeignet, auch solch Guth mit Lehn und „Zinße bereits an den itzigen Pfarrer Nieolaum DecenneS „gewiesen, also daß er und seine Succeffores an der Pfarre „solch Guth fortan verleihen, auch die Zinse der 30 Gr. „davon heben sollen und mögen, allermaßen er vormals „an dem Gute in derGlaßhütte zu thun befugt gewesen re." — Bald darauf ist wahrscheinlich der Kirchenbau begonnen worden; doch war Anfangs nur „eine geringe Meßkapelle" aufgesührt worden, welche als Filial zur Kirche zu JohnS- bach gehörte. Aus des Herzogs Georg ausdrücklichen Be fehl erhielt jedoch im Jahre 1519 der damalige Collatpr, Christoph von Bernstein, auf Jonasbach, Bärenfels, Naun dorf und Schmiedeberg, im Beiseyn des Pastors zu JohnS- bach, die baare Summe von 40 guten Schocken (---- 100 Thlr.) und gab dagegen die zu seiner LehnSkirche in JohnS» bach gehörig« Bergkapelle in Glashütte los. Der Dezem, sowie das Opfergeld, blieben jedoch dem Pfarrer zu JohnSbach, ebenso die Zechpsennige dem dafigen Schulmeister. Die Zinsen jener als Kapital angelegten Loskaufssumme wurden dem Pfarrer in JohnSbach zugewiesen und die Kapelle zu Glashütte in eine für sich bestehende Pfarrkirche ver» wandelt. Sie blieb aber des ungeachtet nofh einige Zeit von JohnSbach abhängig. Denn da man Nicht, alfobald. einen eignen Pfarrer für sie anstelle» konnte, so wurde dem JohnSbach» Sacellano (Kaplan) jeden Sonntag Vr Gülden aus der Glashütter neuen Kirche gegeben, wofür er eine Messe zu halten hatte. Doch schon im Jahre 1520 machte WM Anstalt, anstatt der kleinen Meßkapelle „eine rechte Kirche nach heutiger Gestalt und Capaeität" in Glashütte zu bauen. Es geschah dieß — wenn auch vielleicht nur zum Theil — mittelst der Ausbeute der vielen ergiebigen Sikbergcuben; da von jeder derselben der Kirche