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M »8. ! I -Q Dienstag. «rschet»t Dirnstag» und, Ftttttg». Zn vqtetzrn duvch all« PostaNflal- t«. Drei« pro Vvaet. IVNgr. 6. October 185V. Weisieritz-Zeilung. M- ,.' - ' ' MgintwiMeB. Gin unterhaltende- Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redacttur: Lctkl Jehne in Dippoldiswalde. Der Aufstand in Indien. (Fortsetzung.) ' Ehe wir die wettern Ereignisse schildern, geben wir Mökderst eine kurz« Beschreibung der Stadt Delhi. Wer von Agra nördlich dorthin reist, kommt zunächst vor der jetzigen Stadt über eine wette, mit Ruinen bedeckte Ebene. Ueber niedergestürzte Mauern und Schutthaufen ragt hier und dort, von Ranken und Buschwerk umgeben, ein zer. brochener Obelisk, ein schlankes Minaret, eine vergoldete Nuppel- E» ist das alte Delhi. Rechts fließt die Dschamna, nach indischer Mythe die Tochter der Sonne und die Schwester Aama'S. des TodeSgotteS, dem jetzt so viele Opfer fallen. Auf einem FelSplateau, dicht am Ufer eines ArmS dieses Stromes, welcher eine deutsche Meile nördlich von der Stadt aus dem Hauptfluffe abzweigt und etwa eine halbe Meile südwärts vom südlichsten Wallvorsprung sich mit demselben wieder vereinigt, liegt da» heutige Delhi. 1631 voü Schab Dschehan gegründet. Eine oben mit kleinen Zinnen versehene Mauer von 2a Fuß Höhe läuft pon der WelleSleyöastion, dem südöstlichsten Punkte, wo die Stadt den Fluß berührt, eine Meile weit in einem unregelmäßigen Halbkreis bis Selim Gar,, ein altes Fort, das im Norden hart am Wasser steht. An der östlichen oder Flüßfeitr hin ist diese Mauer auf ein Drittel der AitSdrhSmng! nach Norde« durch die Mauern des Königs. Palastes ersetzt, die ungefähr 100« Schritte lang sind. Der Awischenra'üm zwischen diesem Punkte und der Welle«- leybastion ist schwächer befestigt, aber einigermaßen durch den erwähnten Flußarm geschützt, zwischen dem und dem Hauptstrom sich eine Jnftl mit Melonengärten hinzieht. Der Graben unter der Mauer ist 50 Fuß breit und 15 Fuß tief. Die Stadt hat elf Thore. Die westliche Seite hat viele massive Häuser und ist sehr dicht gebaut. Das nördliche Quartier vom Kaschmirthor bis an den Groß- mogulpalast ließe sich auch darin nbch halten, wenn die übrige Stadt genommen wäre. ' Dir Hauptstraße, der TschaNdur-Tschäk, Ist sehr breit und läng» derselben läuft eine Wasserleitung hin. -Delhi hat sehr viele edle Gebäude, mehre überaus prachtvoll« Moscheen und eine Anzahl von Palästen, unter denen das Dauri-Skrai, der Großmogul- Palast, in dem einst der berühmte Pfauenthron Orangsib'S stand, an Pracht seines Gleichen sucht. - Die Einwohner zahl der Stadt beträgt etwa 200 000 Seelen. AIS die Nachricht von der Empörung ist Delhi nach Kalkutta gelangte, wurden sofort Anstalten getroffen, HülfStrupprn wach idem Rotdrvestrn zu senden. Viele waren indeß nicht zu ent-ehrln, da 'sich unk»'de« SipoyS allen», halben Unzufriedenheit' kund gab Und wär einige Sikh, und Gurkaregimenter, sowie listige Taufend englische Soldaten, zu rascher Verfügung Vorhänden chMeN. Auch ist dl« Entfernung von Katkuttg bis Delhi sehr beträchtlich. Diö Meuterer dagegen hatten sich durch Zuzüge bon den be nachbarten GaryisonSorten bald " sehr anfrhnlich verstärkt, so daß ihr» in Delhi versammelte Armee, al» General Barnard im Verein mit den tn Mirut stehenden Truppe» am 7. Juni vor den Mauern dieser Stadt erschien, schön über 10,000 Mann stark gewesen sein dürfte. Pigse Macht, die sich zu der britischen in dieser Zeit wie 3zu 1 verhielt, befähigte sie zu unaufhörliche« Ausfällen gegen die zur Belagerung sich sammelnden Engländer — ÜstH' fälle, die zwar stet« zurückgeschlagen wurden, aber auch den Britten viele Leut« kosteten, Am 8. Juni schon warf General Barnard dl« Em pörer auS allen ihren Stellungen, die sie außerhalb der Stadt eingenommen hatten, zurück. Von de« 'Linien, die sie inne Hatton, war dir äußerste dr« stärkste ufld kästet« deshalb auch die meisten Opfer. Dir zweite bestand cktick einer Hügelreihe, äüs welcher die Eflgiätider down ihr Lager aufschlugen. Don einer eigentlichen Belagerung ist bis auf die letzten Nachrichten Noch flicht dis R«de gewesen, und zwar schon deshalb wicht, «eit die! Engländer nnr seht wenig schwere» Geschütz und nicht genug Leute habr«, um die ausgedehnte Stadt auch nur einzüschließen. Int Gegentheil, st« hatten bei der Nebermacht' -er Gegner di» zum 9. Juli'gerade genug zu thun, sich gegen- die fM, während mit größer Unerschrockenheit auSgesührten AüSWe und die wohlgezietten Schüsse äus defl Vietundzwanzitz^ pfündetn derselben zu bthaüpirn. '. "' Der erste Ausfall wurde am S., der zweite am lÜ., der dritte, bei Mchtm gegen »SOÜ Meuterer mitwirktrrf? und durch den der englische linke Fllgel theiiwtise über rascht wurde Md nicht unbedeutenden Verlust erlist« atü 12. Juni unternommen. Am Tage darauf würde der linke Flügel etwas weiter vorgeschoben ünd m einer unter dem Namen Metcalfehouse bekannten Einfriedigung, ds« Errichtung einer Batterie für Mörser und Achtzehnpsünder begonnen. Gegen diese wagten die Empörer, üsn IS«, aber mals einen Ausfall, her indeß.ohne große Mühe yereilett wurde. Am 17. war wieder ein glückliche» Plänklergesecht, und am IS. würden zwei Ausfälle mit einige« Verlust für die Äügreifer abgeschlagen. Vom 20. hiS zum 22. verhielt sich die Infanterie deb Empörer ruhig , und nur ihre Artillerie feuerte lebhaft wie gewöhnlich auf.die Eng länder. Aber am 23. griffen sie, mittlerweile verstärkt durch zwei Regimenter der.Arm«e,v»n Äenggleu, lste sich in der Stadt Nussirabad empört, hatten und von dort nach Delhi marschirk waren, dieselben mit starker M acht auf der rechten Flanke und im Rüchen an. Es wurde fast den ganzen Tag gefochten. Drei Mal bückten die Insurgenten gegen die britischen Truppen vor, und' es kam mehrmals zum Handgem-flge, 'wobei die Engländer starke Verluste hatten,! die,Angreifer aber, als sie schließlich sich zurückzvgtn, mehr als 200 Tvdte auf dem Platze ließt», während sie sicher drvimnt so viel Verwundete hatten.