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350 Nutze« und Vorthkil schaffen, zur allgemeine» Wohlfahrt auch sein Scherflein beitragen möge, hiermit aber unsere Gewerbe- auöArllung für eröffnet erklären. Die GewerbeauSstellung ist eröffnet! Die Schlußworte des um das ganze Fxst hochver dienten Redners wurden von einer Trompetenfanfare mit Paukenschall begleitet. Das Publicum zeigte vom Augen blick der Eröffnung an, wie wir ebenfalls schon neulich meldeten, bis zum Schluß der Ausstellung, welcher eben des Andrangs V>egen um einen Tag verschoben wurde, also den 22. Juli geschah, eine so außerordentliche Theil- nahme, daß in 3'/ir Tagen an 8000 Eintrittskarten aus-' gegeben wurden, wobei wir die große Zabl von Freikarten für die bei der Ausstellung unmittelbar Betheiligten nicht mit in Rechnung bringen. Auch hier, wie bei der Thier schau, war der Verlauf des Ganzen ein so günstiger, daß eine erhebliche Störung nirgends vorgekommen ist, und derjenige Unbekannte, welchem es trotz der von hiesigen uniformirten Schützen ununterbrochen geführten Aussicht gelungen war, von der vortrefflichen Altenberger Erzauf stellung Etwas zu entwenden, wahrscheinlich in der Mei nung, das glänzende Zinn sei edles Metall, wird wohl bei guter Zeit eingesehen haben, däß es nicht der Mühe werth war, die Hand nach verbotenem Gute auszustrecken. Damit auch Aermeren, Lehrlingen u. a. m. die Ausstellung zugänglich wurde, hatte der Comits denselben freien Ein tritt bewilligt und dasselbe auch mit den größer» Schul kindern hiesiger Stadt gethan. Gleiche Rücksicht erfuhren dieSchulkinder aus Friedersdorfbei Frauenstein, welche am 22. Juli, mit ihrem Lehrer an der Spitze, einen Weg von über 3 Stunden nicht scheuten, um die Sehenswür digkeiten unsrer Ausstellung in Augenschein zu nehmen. Ehre und Anerkennung solchem Eifer'. Am 27. Juli erfolgte nun die notarielle Verloosung der aus den beiden Ausstellungen angekauften Gegenstände. Da sie öffentlich geschah, so hatte sich eine nicht unbe- deutende Anzahl von Actionären auch von auswärts dazu eingefundrn. Auf S380 Actien kamen 1000 Gewinne, da der Comits von der Absicht ausging, lieber weniger Gewinne zu machen, aber von höherem Werthe, als viel mit geringerem. Die Inhaber von Nieten werden diesen Grundsatz wohl nicht gut heißen; dagegen ausgezeichnet zufrieden werden damit sein, die so glücklich waren, die mit angekauften und verloosten Viehstücke, Maschinen, die verschiedenen Uhren rc. zu gewinnen. Uebrigens kann unsere Stadt sich keineswegs rühmen, daß ihr das Glück bei der Verloosung besonders hold gewesen sei. Die mei sten Gewinne sind nach außen gekommen, und wie gewöhn lich bet solchen Lotterieen, hat die Glücksgöttin auch diesmal durch die launenhafte Vertheilung ihrer Gaben manchen Stoff zu Heiterkeit und Witz gegeben. Am Schlimmsten find die Comitemitglieder weggekommen, von denen einzelne bei 8 und ll Actien ganz leer ausgegangen find. Den durchgefallenen Aktionären können wir übri gens die trostreiche Aussicht eröffnen, daß sich beim vor läufigen Rechnungsabschluß noch ein Plus von einigen hundert Thalern herauSgestellt hat, welches durch eine am 21. Aug. zu haltende Nachlotterie noch unter die rück ständigen Aktien verlheilt werden soll. Da nämlich der Termin der Verloosung etwas schnell auf die Ausstellung folgte, und der Actienverkauf bis den vorletzten Tag vor der Ziehung fortgesetzt wurde, so konnte der Cassenbestand nicht vollständig übersehen werden, daher das Plus, womit übrigens alle Nieteninhaber ohne Zweifel einverstanden sein werden. War nun das ganze Verloosungsgeschäst und namentlich der Ankauf der Gewinne mit vielen Mühen und Schwierigkeiten verbunden, so ist dies eine Veranlassnng mehr, dem Cockitö und insbesondere seinem Vorsitzenden, der mit bewährtem Eifer und Geschick das Ganze leitete, im Namen Aller, welche Zeugen der Festtage gewesen find, die Versicherung des aufrichtigsten Dankes und unbedingter Anerkennung zu wiederholen. (Der Schluß — eine Besprechung und Beurtheilung der ausgestellten Gegenstände — folgt in nächster Frei- tags-Nr.) Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. In dem ersten Artilel in Nr. 57 d. Bl. ist über den Einzug der Ortschaften zu der landwirthschafilichen Ausstellung Hierselbst ge sagt, daß sich den Reichstädlern ein Zuzug von Henners dorf, Ruppendorf und Höckendorf angeschlossen habe; dies ist nicht ganz richtig, da der ganze Zug, einige 5—4 Mann ausgenommen, nur aus Reichstädter» bestand. — Ferner ist zu berichtigen, daß das für aus gestelltes Rindvieh und Schafe vom Riltergute Reich städt, durch den Kreisvcrein ertheilte Ehrendiplom auf Herrn Inspektor LuciuS daselbst lautet. Dresden. Begünstigt vom herrlichsten Wetter hat unser diesjähriges großes Vogelschießen seinen Anfang genommen. Ein kurzer Besuch der „Vogel wiese" überzeugt unS, baß dasselbe auch Heuer wieder sehr Verschiedenes und Einladendes für Auge, Ohr und Gaumen bietet. Gleich beim Eingänge präsenlirt sich eine große Anzahl stattlicher CaroüsselS, deren wir nicht weniger als 12 zählten, nämlich (1 Reit- unv 2 Eisenbahncarousscls (eins mit Tunnel) und 1 mit Dampfschiffen. Auch hat sich diesmal unter Andern, eine seit etlichen Jahren vermißte „russische Schaukel" eingefundrn. Ebenso ist die sogenannte Schaubudenreihe nicht ohne Interesse: wir finden da den Kunstreitercircus des Directorö Hüttemann, die bekannte Gesellschaft deS DireckvrS Knie, ein Thier theater, eine StereoskopenauSstellung, eine Menagerie, einen Seelöwen und eine Fischotter, daS hier noch nie gezeigte „nackte Pferd" deS Herrn Stieglitz, ein Theater mit künstlichen Figuren u. dergl. m. Auch das Magnus'iche Theater Hut sich wiederum eingestellt und probucirt seine bekannten tragi-komischen „Helden stücke." Drei große Tanzsalonö mit gutbesetzten Or chestern gewähren den Tanzlustigen hinreichenden Raum, sich zu vergnügen. Die Bier-, Kaffee- und Kuchenzelte sind in gcwöhnlichkr, hinreichender Anzahl vorhanden; voran daö Felßner'sche, Aßalbschlößchen-, Medinger- und Feldschlößchenzeli, daö „Cafn saron" und andere größere und kleinere Etablissements djeten Erfrischungen in tadelloser Qualität. Die Reihe der „Bratwurst buden," die sich schon von weitem durch ihren Geruch bemerklich macht, erfreut sich bei guter Waare eines sehr lebhaften Verkehrs; für schießjustige Besucher sind zahlreiche Schießstände, für Andere dagegen Würfel und Pfefferkuchenbuden in genügender Zahl vorhanden. So kann eS denn nicht fehlen, daß die „Vogelwiese" auch diesmal ihre Anziehungskraft bewähren und stets ein großes Publicum dorthin strömen wird. Eisen« bahnen und Dampfschiffe haben durch Ertrafahrten und die dieses Fest wegen gewährten außergewöhnlichen Begünstigungen ein immenses Contingent fremder Gäste hergebracht, wie eben auch die gefüllten Gasthöfe hiervon Zeugniß geben.