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SS Freitag. Erscheint Dienstag» And Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. lü Ngr. 31 Juli 1857 Hnserate Wü»d«ü Mit Weißeritz-Iemr«g.-^- Ein unterhaltender Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. - --- Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehue in Dippoldiswalde. --- — Die landwirtschaftliche und gewerbliche Ausstellung zu Dippoldiswalde. (Fortsetzung) Wenden wir uns nun zu der gewerblichen Aus stellung. Dieselbe war in den Räumen der 1. und 2. Etage u nsers Rathhauses veranstaltet. War auch für eine hervorstechende Dekoration dieser Räume darum nichts wei ter geschehen, weil der schönste Schmuck derselben die Aus stellung selbst sein sollte, so können wir doch nicht" mit Stillschweigen übergehen, was zwei unserer Mitbürger (nach getroffener Veranstaltung durch das Fest-Comite) mit rühmlichem Eifer hierzu beigetragen hatten. Der Eine hatte die auf der nördlichen Seite des ober» großen Saales befindliche Nische zu einer anmuthigen Grotte im Kleinen umgeschaffen, indem er auf einem mit verschiedenen Ge wächsen umgebenen Piedestal einen Bienenkorb rc. aufgestellt und darüber das städtische Wappen, sowie auf einem durch das Blumengewinde verschlungenen Bande an der Spitze des Tableau's die Inschrift: „Dem Fortschritt, dem Fletße Glück und Gedeihen!" angebracht und das Ganze außerdem noch mit Fahnen geschmückt hatte; der Andere hatte den Theil des Saales in der 1. Etage, welcher nicht zur Ausstellung benutzt wurde, mib Bäumen decorirt, in deren Mitte die Büste unseres Königs ausgestellt war. Haben wir nun Las ganze Fest ein glanzvolles genannt, so fällt ein Theil dieses Glanzes natürlich auch auf die gewerbliche Partie desselben, und wir können und mögen ihm diesen Antheil um so weniger streitig machen, als ja die hohe Regierungscommisfion selbfl ihre besondere Zufriedenheit im Ganzen sowohl, wie namentlich über einzelne der ausgestellten Gegenstände zu erkennen gegeben hatte. Hierzu kommt, daß man njchr ohne Grund in dem außerordentlich zahlreichen Besuche des Publikums — es waren ca. 8000 EintrittSbillets aubgegeben worden — gewiß auch ein anerkennendes Urtheil !u Gaden berechtigt ist, des bedeutenden" AbsatzeH von VenoösUngsactien wäh rend des Festes und nach, demselben nicht zu gedenken. Ohne Zweifel, das Ganze schaute recht gut sich an, aber Niemand, wenn er über das in bunten Farben glänzende Bild seine Blicke schweifen ließ, mochte und Mitte dabei ahnen, welche unsägliche Mühe cs gekostet hatte, dieses Bild den Zuschauern in solcher Weise vor die Augen zu führen; wie viel der Ausstellungscomits dabei zu reden, zu schreiben, zu erinnern, zu bitten, zu gehen hatte, ost nur um die Bequemlichkeit aufzustacheln und den Bedenk lichen Muth zu machen. So gingen, um nur Einiges zu erwähnen, über 100 Einladungsschreiben an auswärtige Behörden, Gewerkschaften und Privatpersonen, die unter schiedlichen Inserate in 6 öffentlichen Blättern "abgerechnet. Ferner unternahmen einzelne Comitömitglieder Reisen z. B. .in den gewerbreichen Vlauen'schen Grund, um hier Theil- nehmer zu gewinunen, und eS ist gewiß, daß auf diese Weise der Ausstellung mancher schätzbare Beitrag zügl- führt wurde. Bot Allem aber entfaltete der Eottüttz In unserer Stadt den größten Eifer, Nm die hiesigen Ätwerh- treibenden zu lebhafter Theslnahme zu brfiimMn; MitN diese doch die solide Grundlage des ganzen Unternehmens bilden. Freilich, und wir können dies nicht vüschwKgek, wurde hier der eben gerühmte Eifer nicht mit deck gti> wünschten, allseitigen Erfolge belohnt. Einige Ge- werbszweige find ganz unvertreteN geblieben, andere wie derum nur in geringem Maße. So hatten Büchbinder, Böttcher, Stuhlmacher, Korbmacher, Nagelschmiede u. A. - gar Nichts geliefert, während unter den Tischlern, Gestern, Bäckern nur ein, unter den Schuhmachern nur vstr als Aussteller erschienen waren. Wir kennen die Grüüdie dieser Nichtbetheiligung zu wenig uNV wollen darum nicht westet darüber rechten. Bedauerlich aber ist Und bleibt rS, daß Biele unserer Mitbürger, und darunter mancher geschickte und fleißige, sich nicht im Stande gesehen haben, Produkte ihrer Gewerbthätigkeit dem Publikum bei dieser Gelegen^ heit zur Anschauung und Anerkennung vorzuführen. Ueb- rigens wurden bei dem so günstigen Totaleindrucke und bei der sonstigen anerkennungSwerthen Betheiligung der hiesigen Industriellen die erwähnten LückeN zum Glück weniger bemerkt. Die Ausstellung wurde, wie wir schon neulich berich tet, am IS. Juli Nachmittags L Uhr von dem Vorsitzen- - den des Comites, Herrn Adv. Mauckisch, mit folgen den, an die im Ausstellungslokale versammelten Mitglieder des Comites, des StadtratheS und des Stadtverordneten- Collegiums gerichteten Worten eröffnet: Das Werk, was wir unternommen, iü, indem wir uns, meine Herren, heute hier zur Eröffnung unserer GcwerbcauS- stellung versammelt haben, in einem Theile und nach dieser Seite hin, zur Ausführung gebracht, Mühe und Sorge, die die letzten Wochen und ganz besonders die letzten Tage reichlich brächten, zu einem erheblichen Theile^überwundcn uud zu Ende. Ob das, Werk gelungen sei, Has zu sagen, ist nicht unseres Berufs; das aber dürfen wir Wohl ohne Anmaßung hoffen, daß die, welche nicht mit zu großen Erwartungen ünd Ansprüchen es zu scharen, kommen, cs »och vielleicht nicht ohne einige Befriedigung verlassen werdcik, Und das sagt uns unser Bewußt sein, daß es die Schöpfung und Frucht reinen Willens und wohlmeinender Absicht ist. Mgg sie hier und da nicht voll be griffen, nicht richtig erkannt worden sein, immerhin bleibt. unS .dabei die. Freude, sagen zu können, daß die Theiluahme und Unterstützung vom hier, wenn sie auch etwa« umfänglicher noch zu wünschen gewesen wäre, doch immer eine recht freundliche und erfreuliche zu nennen, die Erfüllung unserer Wünsche und da« Entgegenkommen von auswärts aber Nicht dankbar genug anzuerkennen ist. Ein Blick in die den Bergbau vertretende Sectiou der Ausstellung allein schon legt uns die Verpflichtung. dazu auf. Sind »ns doch außerdem noch bis jetzt von nahe an 130Aussteljcrn') Gegenstände ln nicht geringer Anzahl ünd von mannichfaltiger Art zugegangcn Lasten Die mich nun noch, meine Herren, nächst der Empfindung der Freud«, auch dem Wunsche Worte geben: daß unser Unternehmen »en gehofften ") Diese Zahl vermehrte sich noch im Verlauf der Aus stellung nicht unbedeutend. D- S.