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3V8 Danzig, 22. August. In der nächsten Zeit wird auf der hiesigen Rhede ein österreichisches Geschwader von drei großen CorveUen, welches eine UebungSfahrt bi- zur Ostsee Echt, erwartet. Es werden dies die ersten österreichischen Kriegsschiffe sein, welche Danzig und überhaupt die Dstsee je gesehen. Magdeburg, 24. August. Ein beute Abend um halb 7 Uhr wahrscheinlich in dem an der Elbe gelegenen königlichen Proviantmagazine ausgebrochcneS Feuer ergriff zunächst die daran vorbei führende, nach amerikanischem Systeme in Holz auSgefübrte lange Brücke der Magdeburg-Wittenbergeschen Eisenbahn, welche nach anderthalb Stunden, nachdem sie in ihrem Brande die schönste Illumination der Welt bargeboten, in die Elbe stürzte, verzehrte daS ganze große Maga zingebäude mit all seinem reichen Inhalte, nebst eini gen daran stoßenden Privatgebäuden, und verbreitere sich 9 Uhr Abends über die den genannten Gebäude- Compler begrenzende'Straße, auf welcher ein halbes Dutzend Häuser der entgegengesetzten Seite auf einmal in Flammen standen. Da die Straßen dieses Sladr- theilS eng, die Häuser klein, alt und meist in Holz gebaut sind und ein sehr heftiger Nordostwind die Flammen gerade von der Elbe auf die Stadt treibt, so ist bei der furchtbaren Gluth an Löschen gar nicht, an Retten wenig zu denken und es liegt jetzt durchaus außer aller Berechnung, wann und wo man beS Feuccö Herr werden wird. (Nach neuern Nachrichten war daS Feuer am 25 August Morgens bewältigt.) Die Zahl der abgebrannten Häuser beträgt circa 30. Bojanvwo, 19. Aug. Gestern ist ein Stellmacher auS Bojanowo ans rawiezer Gericht eingelicsert worden, welcher daS Feuer daselbst angelegt haben soll. Es wird erzählt, baß demselben wegen einer Schuld von 60 Thlrn. sein Haus subhastirt werden sollte, am 13. Aug. sollte die gerichtliche Tare stattfinden, und um diese zu verhindern, soll er daS Nachbarhaus nach der Aussage seiner Frau angesteckl und daS schreckliche Unglück verursacht haben. Derselbe soll seine wenige Habe vorher schon zusammcngepackt und nach Punitz geschafft haben. AuS verschiedenen Andeutungen, welche er vor dem Brande gethan, hat sich der Verdacht auf denselben geleitet und , wie schon erwähnt, soll dessen Frau bereits ein offenes Gestäudniß abgelegt haben. Nürnberg. Der Schwäbische Merkur enthält folgende erbauliche Geschichte dänischen Grolles: „Am 7. Aug. wurde in Theaterangelegenheiten der Stadt post Nürnberg ein Brief aufgegebrn, mit der Adresse: „Hrn. N. N. in Kiel, Schleswig-Holstein." Derselbe wurde jedoch schon am 9. Aug. der bairischen Post wieder zurückgesendet, mit dec in deutscher Sprache geschriebenen Randbemerkung: „Wegen der Bezeichnung SchleSwiz-Holstein nicht zu befördern." Hierauf wurde von irgend welcher Hand daS SchleSwig-Holstein auS- gestrichen und unter die dänische Glosse geschrieben: „Vielleicht jetzt richtig? Wenn nicht, so nähern Auf schluß!" Der Brief ging hierauf abermals au seine Adresse ab, kam aber schon nach drei Tagen wieder an die bairische Postbehörde mit einem aufgeklebten Fetzen Papier zurück, der wörtlich Nachstehendes enthielt: „Die Weiterbeförderung kann nicht stattfinden, solange «ine Spur jener illegalen Bezeichnung auf dem Briefe vorhanden ist. Hamburg, 12. Aug. 1857. Königlich dänisches Oberpostamt." Unter solchen Umständen blieb den bairischen Postbehörden nicht- Anderes übrig, als dem Aufgeber seinen Brief wieder emzuhändigen." Genf, 16. August. Die neuliche- Vergiftungs geschichte erhält jetzt folgende Erklärung: Ein Bauer in einem benachbartes sävöyischen Dvrfe hatte auS Mdriger Rachsucht den Hühnern seines Nachbars, mit welchem er in Feindschaft lebte, mit Arsenik ge mischtes Futter gestreut. Als der Nachbar am frühen Morgen einen Theil seiner Hühner tobt, einen andern sterbend daliegen sah, beschloß er, allerdings ohne die Ursache des Unfalls zu kennen, den Thieren — daS Gewissen eines savoyischen Bauern pflegt, wenn eS sich um Verkauf in die Stadt handelt, etwas sehr weit zu sein — schnell den Hals abzuschneidcn, um sie als geschlachtet auf den Wochenmarkt nach Genf am letzten Mittwoch zu bringen. Der Hühnermörder seinerseits, von den möglichen Folgen seiner That ge ängstigt, wußte der Genfer Behörde eine anonyme Denunciation seines Nachbars zugehen zu lassen, die denn, wie gemeldet, die Verhaftung desselben" und.die Abwendung des Unglücks zur Folge hatte. Hoffent lich wird eine strenge Ahndung nicht ausbleiben. Vermischtes. Viele Hausfrauen sind gewiß schon zufrieden, wenn sie nur „ordentliche" oder „anständigeMädchen" in IhrHauSwesen bekommen. Den Hausmädchen aber ist, wie es scheint, „ordent lich und anständig" nicht mehr genug, denn in den öffentlichen Dienstgesuchen (deS Dresdener Anzeigers) begegnet man jetzt oft dem Anerbieten: „Ein seines Hausmädchen." Als Er klärung dieser dicnstsuchcnden „Feinheit" steht bei der einen: „daS nut feiner Wäsche gut Bescheid weiß," und bei einer ande ren: „daS in adeligem Hause fungirtc." Nun, wenn erst „feine Hausmädchen" nicht mehr einfach und in ehrlichem Deutsch dienen, sondern respektive zu „fungiren" anfangen, dann wird man sich nicht mehr wundern können, wenn nächstens eine „perfekte Köchin" in seidener Schürze vor dem Heerde steht. Die Bierfrage ist auch in der Metropolis deS „Baye rischen" eine brennende. In München haben sie am 8. die noch vorräthigcn Eimer Bier gezählt und dabei die schreckliche Entdeckung gemacht, daß bloS noch 143,718 Eimer auf dem Lager sind, obgleich bis jetzt schon 47,739 Eimer mehr „einge sotten" worden. Da nun dort alle Tage im Durchschnitt ein Strom von wenigstens 2500 Eimern in die durstigen Kehlen mündet, so reicht daS zum künftigen Gebrauche vorhandene Bier höchstens noch für 60 Tage auS. Da8„Einsieden deS Winter- bterS" darf aber, einem ehrwürdigen Gesetz zufolge, eigentlich erst am 15. September anheben, und demnach wäre München drei Wochen lang — eS ist schauerlich zu jagen — ohne Bier! In Anbetracht dieses drohenden NothstandeS haben denn fünf Großbrauer in München ihren Magistrat um Gambrinus Willen beschworen, das Winterbier schon in der zweiten Hälfte deS lau fenden Augustmonats einsieden zu dürfen. Und die Väter der Stadt haben richtig ein menschlich Rühren empfunden, haben bejahend genickt, haben zustimmend daS große Wort ausge sprochen: Brauet loS!, Welch furchtbare Macht in einem einfachen Bienenstöcke liegt, wenn dieser gehörig bevölkert ist, daö haben die Bewohner von Lienz in Tyrol vorige Woche erfahren. Ein Bienenfreund und Besitzer eines bedeutenden Bienenstandes in Jenichen hatte seine Bienenstöcke, ungefähr 50^an der Zahl, auf einem Wagen in die Lienzer Gegend bringen lassen, damit dort dl» unermüd lichen Honigsammler die blühenden Felder auSbeuten könnten. Schon war der Wagen mit den Bienenkörben dem neuen Stand-