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Freitag. A7 28. August 1857. Erscheint SakKatr Dienstag« 4 werde« mst LZWecheM;-Imtung.U^ teil. Preis >>rs f Expedition«« Quart. iONgr. , angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landman». Verantwortlicher Redactenr: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 27. August. In dem am sog. hohlen Wege hiersclbft gelegenen, leicht gebauten, mit Stroh gedeckten und von kleinen Seitengebäuden von ähnlicher Beschaffenheit umgebenen Wohnhause des SattlermstrS. Wilke brach in der Mittagsstunde des gestrigen TageS Feuer auS. Jedenfalls war dasselbe von Kindern des inwohnenden Postillons Kaden ver- wahrlos't, die mitSchwefelhölzchcn oder anderm Brenn material gespielt haben mögen, während sie in der Nähe eines in der Stube befindlichen Bettes saßen. Letzteres war, als Hülfe hinzukam, zum großen Theil verbrannt, und hatte das Feuer den Fußboden bereits ergriffen. Bald war baS Feuer gelöscht^ daS einen gewaltigen Umfang nehmen konnte, wenn es in der Nacht auSbrach; denn fast die sämmtlichen in der Nähe befindlichen Gebäude und Scheunen sind höl zern, hätten also dem Feuer reiche Nahrung zur Weiterverbreitung geboten. — In unserer Nähe, bei Höckendorf, droht dem Berggebäude „Unverhofft Glück" von dem linken Ufer der Weißeritz auf Dorfhainer Forstrevier eine nicht unbedeutende Gefahr durch Abtrennung einer Felswand von 7V—8V Ellen Höhe und ungefähr 25 Ellen Breite. Die in der Ablösung begriffene Fels wand stehl unmittelbar hinter dem Dampfmaschinen gebäude; der Riß beginnt südwestlich, steigt nach Norden zu auf und geht südöstlich wieder abwärts. Derselbe hat sich so erweitert, daß an einigen Stellen deS Höch, sten Punktes die Oeffnung '/« Elle breit und deren Tiefe nicht abzusehen ist. Weiter unten ist die Spalte sogar I'/r Elle breit; der Felsen droht an dieser letz tem Stelle jeden Augenblick herabzustürzen und kann ohne Lebensgefahr schon nicht genauer mehr untersucht werden. Welchen Verlauf die Ablösung nach Einsturz dieses Theiles nehmen werde, ist nicht vorauSzusehen. Oberhalb der Spaltung liegt noch eine Bergkoppe, bevor das Plateau seinen Anfang nimmt; diese könnte leicht nachstürzen. Ein am 15. August erst neu auf- gerichteteS Nebengebäude der Grubenwerke, welches unmittelbar unter dem bedenklichen Punkte liegt, ist seit dem 17. Aug, wieder abgetragen worden. Auch die Grubengebäube sind bedroht. DaS Thal ist in der Umgebung des Felsens so eng, daß durch den Felssturz ein« Verschüttung des Flußbettes und eine Aufstauung der Weißeritz bis zu den nächsten Mühlen hinauf, bei «twaigem Durchbruche aber auch unter wärts Gefahr zu besorgen ist. Seiten der Regierungs behörden ist bereits Anordnung getroffen, daß auf die Dauer der Gefahr an der bedrohten Stelle jeder Ver kehr eingestellt wird» auch find die zu Verhütung wei- irrer Gefahr nöthlgon Maßregeln angeordnet worden. Leipzig, 24. Aug. Die traurige Nachricht von dem Tove deS muthigen Afrikareisenden vr Eduard Vogel, des SohneS unserS verdienten Bürgerschuk- directorö vr. Karl Vogel, scheint sich leider zu be stätigen. Die so eben hier eingetroffene „TimeS" vom 21. Aug. schreibt auS London Folgendes: „ES ist hier so eben die amtliche Bestätigung der Ermordung des I)r. Vogel zu Wara, der Hauptstadt von Wabai, eingetroffen. Er ward auf Befehl deS SultanS ge köpft. Korporal Maguire ward von einer Schaar Tuar.ikS, etwa sechs Tagereisen nördlich von Kuka, ermordet. Da er befürchtete, daß ihm Gefahr drohe, so hatte er ein paar Zeilen mit Bleistift an unfern Viceconsul zu Murzuk geschrieben und ihn gebeten, im Falle seines TodeS die Zahlung einer kleinen Geld summe, welche er seinen Leuten schuldete, zu berichtigen. Der tapfere Bursche wehrte sich verzweifelt und sandte mehre seiner Mörder in das Jenseits, ehe er fiel. Diese traurigen Vorfälle'scheinen eine starke Bestäti gung der Ansicht zu enthalten, daß sich kein vortheil- hafter Handelsverkehr mit Centralafrika von Tunis oder Tripolis auS durch die Wüste anbahnen läßt, Die wahre Handelsstraße bilden die großen Flüsse, der Nil, der Niger und der Zambese." — 25. Aug. Die „Deutsche Allg. Ztg." sagt in Bezug auf den gemeldeten Tod de- vr. Vogel: „Diese Nachricht darf bei näherm Betracht wohl nicht als eine neue Bestätigung deS traurigen GerüchrS betrachtet werden; denn sie stammt aus Bornu, ist also keine direkte. Auch erklärt im Leipziger Tageblatt der Vater des Reisenden seinen theilnehmenden Freun den und Mitbürgern, daß ihm selbst bis jetzt alle und jede authentische'Nachrichten über daS Schicksal deS Sohnes in Wadai fehlen. Demnach ist noch nicht jede Hoffnung auf daS Leben deS jungen muthvollen Reisenden aufzugeben, zumal auch vr. Barth, als er sich in Jnnerasrika befand, fast zwei Jahre hindurch verschollen blieb und wiederholt für todt erklärt wurde." Berlin, 24. August. Die Nachricht von dem demnächst bevorstehenden Besuche deS Kaisers Alerander gewinnt bereits bestimmtere Umrisse. So viel bis jetzt in unterrichteten Kreisen bekannt ist, wird der Kaiser am 5. September in Warschau erwartet, daselbst unge fähr fünf Tage verweilen und sodann über Potsdam nach Süddeutschland zu seiner Gemahlin sich begeben. Gleichzeitig taucht natürlich auch das Gerücht von einer zu erwartenden Zusammenkunft deS Kaisers mit dem Kaiser Napoleon wieder auf, doch läßt man e- noch unentschieden, ob diese in Potsdam oder in Stutt gart, wo Kaiser Napoleon den Besuch des Königs von Würtemberg zuerwiedern gedenkt, stattfinden werbe.