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382 Einzelnen, den letzten, 1)en jüdischen Lehrer der aramäi schen und talmubischen Sprache keineswegs ausge nommen, ein Wort über das ihn betreffende Fach zu wechseln gemußt hat. Welche Aufnahme dieser könig liche Besuch gefunden, welchen Eindruck er hinterlassen, daS ist unschwer zu errathen, zumal wenn wir noch ausdrücklich hinzufügen, daß mit dieser hingebenden Theilnahme eine seltene Liebenswürdigkeit, getragen von wahrhaft königlicher Huld, zusammengeht. AuS der Provinz Posen. Die Stadt Boja- nowo (an der Eisenbahn zwischen Breslau und Posen gelegen), mit 420 Häusern und 2200 Einwohnern, ist von einem gräßlichen Brand Unglück betroffen worden. Man schreibt darüber aus Rawicz vom 13. Aug.: „Seit gestern Nachmittag hat unsere Nachbar stadt Bojanowo factisch aufgehört zu eristiren. Eine entsetzliche Feuersbrunst Hal in kaum zwei Stunden die GotteS- und Schulhäuser der Bewohner, das Rath- hauö, die Post, die Apotheke, die Gasthäuser, kur; sämmtliche öffentliche und Privalhäuser, einige Hütten ausgenommen, in Schult und Asche gelegt. DaS Feuer, dessen Entstchungsursache zur Zeit noch unbe kannt (nach andern Nachrichten hätten Kinder mit Streichhölzern gespielt), brach in der Neustadt aus, wälzte sich wüthenv nach derPunitzerstraße und breitete seinen verheerenden Weg bis nach dem Ringe aus. Von der fürchterlichen Hitze waren die mit geringen Ausnahmen mit Schindeldach gedeckten Häuser völlig auSgedorrr, die Räume von Getreide, Wolle, Spiritus, Leder, Stroh, Heu und Holz angefüllt, die Spritzen ohne Wasser. Die Atmosphäre kochte, und die uner trägliche Gluth ließ weder Rettung noch Hülfe zu. -Die von hier zur Brandstätte herbeieilende Menschen menge konnte vor Qualm und Dampf nicht in die den Flammen prcisgegebene Stadt. Die Spritzen postirten sich um die Außenseite derselben zur Abwehr deö Brandes, durch den das Bahnhofsgebäude bedroht war. Auch Menschen werden vermißt; sie sind wahr scheinlich ein Opfer geworden." Königsberg. ES ist eine Neduction der russischen Garde um mehr als 30,000 Mann beschlossen worden. Jedes Regiment verliert 4 Obersten und wirb auf 800 Mann reducirt. ES ist eine allgemeine Neduction der Armee wahrscheinlich, dagegen wird eine nach den chinesischen Gewässern bestimmte Flottille ausgerüstet. Vermischtes. Eine zu Kolmar erscheinende Zeitung berichtet von einer Serenade, welche einer Rebe in einem dortigen Weinberge gebracht wurde, die 163 Trauben trägt. Die Rebe war mit Blumen und Ländern geschmückt und unter dem Hinzuströmen der Menge umstand daS Musikchor den Weinstock, der ein so beredter Zeuge des gesegneten Jahres 1857 ist. Pfarrer Brügger von RitterSbach veröffentlicht in der „Badischen Landeszeitung" Folgendes: Gestern Nachts 11 Uhr ist die „ledige" Elisabeth Buchinger von Auerbach vom acht zehnten Kinde glücklich entbunden worden, waS man „der Selten heit wegen" zur öffentlichen Kenntniß bringt. Markt- und Verkaufs-Preise Pirna, den 15. August 1857. Schfl. Thlr. Ngr. Thlr. Ngr. Weizen 5 20 zu 165 Pfd. bis 6 10 i» 185 Pfd. Roggen 3 22 zu 162 Pfd. bis 3 25 zu 172 Md. Gerste 3 6 zu 150 Pfd. bi« S I2> zu 158 Pfd Hafer 2 5 zu 100 Pfd. bis 2 16 zu 118 Pfd. Erbsen 4 15 .zu 180 Pfd. bis — — »u - Pfd. Wicken 3 zu 182 Pfd. bis — — zu — Pfd. Grütze 5 10 zu — Pfd. biS 7 15 zu - Pfd. Linsen 6 15 zu — Pfd. bis 7 d» — Pfd- Bohne» 7 15 zu — Pfd. bi« — — »u - Pfd. Kartoffeln 1 15 zu — Pfd. bis 1 20 r» - Pfd. Der Centner Heu I Thlr. 12 Ngr. bis 1 Thlr. 15 Ngr. DaS Schock Stroh 5 Thlr. Iv Ngr. bis 5 Thlr. 20 Ngr. Die Kanne Butter 16 bis 17 Ngr. Kirchliche Nachrichten. Altenberg, vom 9. bis 16. August. Geboren wurde dem hiesige» ansäß. Bürger u.Oeconom Fried». Wilh. Men de ein Sohn. Beerdigt wurde dem ansäß. Bürger u. Handelsmann Carl Friedr. Aug. Höhne eine Tochter, alt 4 M. 22 T.; — dem ansäß. Bürger u. Bcrgarb. Carl Gotth. Mutze ein Sohn, alt 1 I. 3 M. l 1 T. Am 11.Sonntage n. Trinit. ist Frühcommuuion. Beichte früh '/r 8 Uhr. Meldung auf der Pfarre. Nachmittags ist Betstunde u. KatechiSmuSexamen mit den Jungfrauen, die vor 2—4 Jahren eonfirmirt worden sind, über die 5. Ditte. Sonnabend, den 22. August, früh 9 Uhr ist Predigt und Gottesdienst zum Bergfeste. Bekanntmachung. Die iu neuerer Zeil fast in allen Landeötheilen wieder auffallend häufig vorgekommenen Brände, von denen, wie eS scheint und zum Theil bereits ermittelt ist, mehrere auS Bosheit angestiftet, und andere durch grobe Fahrlässigkeit veranlaßt worden sind, lassen eS für angemessen erscheinen, die Polizeiobrigkeiten, sowie die Gensdarmerie, mit der gemessensten Anweisung versehen zu lassen, nach allen Kräften dazu mitzuwirken, daß die Urheber von Brandstiftungen entdeckt und zur strafgerichtlichen Untersuchung gezogen werden. Auf Anordnung des König!. Ministeriums des Innern werben daher Vie AmtShauptmannschaften und Polizciobrigkeiten deS hiesigen Regierungsbezirkes hiermit angewiesen, diesem Zweige ihres GeschäflskreiseS ihre besondere Thätigkeit zu widmen, beziehendlich die ihnen untergebene Gensdarmerie und sonstigen Aufsichts organe mit gemessener Instruction hierunter zu versehen. Auch haben die Obrigkeiten mit Rücksicht darauf, daß nicht selten Brände durch unvorsichtiges Gebühren mit Streichzündhölzchen oder Zündschwämme, insbe sondere von Seiten der Kinder, verursacht worden sind, den ihnen untergebenen Gemeinden und vorzüglich den Familienoberhäuptern die größte Vorsicht und Sorgfalt bei dem Gebrauche und der Aufbewahrung der Streichfeuerzeuge, damit dieselben namentlich Kindern nicht zugänglich werben, nochmals nachdrücklich zur Pflicht zu machen, etwaige Zuwiderhandlungen aber unnachsichtlich nach Maßgabe der bestehenden Vorschriften zu bestrafen. Hierbei wird noch ausdrücklich bemerkt, daß in Fällen, wo durch Nachlässigkeit in der Auf bewahrung von Zündstoffen Brände veranlaßt worden sind, von der Staatsanwaltschaft die Frage, ob Dem jenigen, welcher die gedachten Zündstoffe ungenügend verwahrt hat, eine strafbare Fahrlässigkeit zur Last falle, besonders wird mit in'S Auge gefaßt werden. v Dresden, am 29. Juli 1857. Königliche KreiS-Direction. von LppeU.