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Weißeritz-Zeitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Wienstag Erscheint Dienstag« und., Freitag«. ZU beziehen durch, alle Postanstial- ten. Preis pro Quart. tvNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Land»»»». 23. Juni 1857. i Inserate werden «Hl 8 Pfg. für dir Zeile berechnet und in allen: Expeditionen angenommen. Tagesgescbiehte. Dippoldiswalde, den 21. Juni. Bei der Jah resversammlung des diesigen ZweigvereinS der Gnstav-Adols-Stiftung, welche im vorigen Jahre zu ReinhardSgriwma unter zahlreicher Theilnahme abgehalten wurde, fiel, wie Denen, welche jener Ver sammlung beiwohnten, erinnerlich sein wird, die Wahl des Ortes für die diesmalige 14. Jahresversammlung des Vereins auf Lauenstein. Hat man nun gewiß mehrfach Ursache, mit Freuden an den 2. Juli 1856 zurück zu denken, so darf man auch schon fröhlich in Hoffnung auf den 1. Juli dieses Jahres Hinblicken. Denn Lauenstein will diesen Tag, wie aus sicherer Quelle zu vernehmen gewesen ist, sich und Allen, welche sich zur Jahresversammlung einfinden werden, zu einem erhebenden Festtage machen, inS Besondere hegt auch der Herr Kirchenpatron, auf dessen persön liche Theilnahme ebenfalls zu hoffen ist, nicht nur diesen Wunsch, sondern hat auch zu dessen Förderung bereits einen sehr dankenSwerthen Beitrag bewilligt. Zu der zu veranstaltenden Feierlichkeit wird vornem- lich die Abhaltung eines Gottesdienstes, mit einer Collecte für die Zwecke der G.-A.-Stiftung verbunden, gerechnet, an deren Genehmigung auf das bereits er folgte Ansuchen nach früheren Erfahrungen nicht zu zweifeln sein dürste. Zur Ankündigung dieser kirch lichen Feier soll schon am 30. Juni gegen Abend das sogenannte'Fest-Einlauten Statt finden, der Festtag selbst auf gleiche Weise in der frühsten Tageszeit, um 4 Uhr, begonnen werden, und eine Stunde später, 5 Uhr, der Choral: Eine feste Burg rc. vom Kirch- thurme ertönen. Nach 2maligem Vorlauten, von Stunde zu Stunde, wünscht man, daß um 9'/r Uhr die Festtheilnehmer sich auf dem Schloßhofe einfinden, um sich von da aus in geordnetem Festzuge Unter Vortritt und Leitung von 8 Ehren-Marschällen mit Choralmusik über den mit Ehrenpforten ic. decorirten Markt in die festlich geschmückte Kirche zu begeben und den Gottesdienst abzuwarten, bei welchem der Herr Pfarrer Kühn in Seifersborf als Geistlicher zu fungi- ren, und Mitglieder des hiesigen Liederkranzes eine Vokalmusik aufzusühren zugesagt haben. Nach been digtem Gottesdienste wünscht man ebenfalls in geord netem Zuge zum Schlosse zurückzukehren, wo daun der daselbst befindliche Saal zu der gewöhnlichen Be- rathung und Beschlußfassung der Jahresversammlung, die sich ins Besondere auch auf die Verwendung der diesjährigen Beiträge erstrecken wird, und welcher eine Berichtserstattung über den Verein vorauSgehen soll, den erforderlichen Raum bieten soll. Zu weite rem Beisammensein darnach ist der Gasthof zur Stadt Teplitz auSersehen, wo auch ein gemeinschaftliches Mittagsmahl gehalten werden kann und gewünscht wird. — Man kann nur wünschen, daß dieses Vor haben die verdiente Anerkennung, besonders durch zahlreiche Betheiligung unter freundlicher Beachtung des Wahlspruchs für den ovangel. Verein der Gustav« Adolf-Stiftung finden möge: „Lasset unS Gutes thun an Jedermann, allermeist aber an des Glaubens Ge nossen." Meißen, 16. Juni. Gestern wurde die erste Generalversammlung der Aktionäre deS Vereins für Gasbeleuchtung allhier abgehalten. Sie war sehr zahlreich besucht. Nachdem der Verein sich als constituirt erklärt und den provisorischen Entwurf deS Statuts genehmigt hatte, wurde zur Wahl des Aus schusses verschütten. Die Wahl fiel auf die Herren Tzschucke, vr. Bidtel, Stadtrath May, Kaufmann Schröer, Inspektor Crasso und Kaufmann Zieöler. Nachdem auch dieser Ausschuß sich eonstituirt und Herrn Stadtrath May zum Vorsitzenden ernannt hatte, wurde von dem Ausschuß Herr Tzschucke zum ersten und Herr l)r. Bidtel zum zweiten Direktor erwählt, der Ausschuß aber durch Herrn Kupferschmidt Thürmer und Stadlrath Degen ergänzt. Das Stereoskop. Dieses einfache Instrument, von welchem in der kurzen Zeit, die seit seiner Erfindung verflossen, Hundert tausende von Exemplaren über die ganze Erde verbreitet wurden, bringt die Erzeugnisse der Photographie zu einer so klaren plastischen Anschauung, daß man sich in die dargestellten Naturscenen versetzt und Alles, was man fleht, körperlich vor sich zu haben glaubt. Trotz der großen Verbreitung aber, welche das Instrument, das Jeden unterhält und erfreut, gesunden hat, trotz deS Nutzens, den es, bei richtiger Anwendung, dem ausübenden Künstler, dem Naturforscher, dem Lehrer und dem Lernenden ge währen kann, ist die Theorie, wodurch eS seine wunder baren Effecte hervorbringt, noch sehr wenig bekannt. Um sich dieselbe klar zu machen, ist r- nöthig, auf die wesent lichsten Gesetze deS Sehens mit dem menschlichen Auge zurückzugehen. Nicht ohne weisen Grund find dem Menschen zwei Augen gegeben. Der nächste Vortheil, der bei dem Gebrauche zweier Augen sich «rgiebt, ist der eines erwei terten Gesichtsfeldes. Dies ist jedoch kein bedeutender Vortheil; weit größer wird der Nutzen beider Augen da durch, daß der gleichzeitige Gebrauch derselben uns vor nehmlich in den Stand setzt: Körper zu sehen, wäh rend wir mit einem Auge nur die Richtung, nicht die Entfernung wahrnehmen können. Aber, wird man ein wenden, Einäugige sehen ja auch Körper. Allerdings — und darinnen zeigt sich eben die Weisheit des Schöpfers, daß er ihnen Mittel gegeben hat, auch mit einem Auge Entfernungen zu schätzen. Dies geschieht nicht allein