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Dienstag A? «0 4. August 1857. Erscheint Dienstags unt Freitag». Z» beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart, tü Ngr. Inserate > , angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Rcdacteur^ Carl Zehne in Dippoldiswalde. , Die Sympathien für Holstein. Es ist eine unleugbare Thatsache, daß die öffentliche Meinung in Deutschland in diesem Augenblick in Sachen der holsteinischen Angelegenheit unter einer starken Ent- täuschung leidet und das Gefühl derselben in erregter und bitterer Weise ausspricht. Sie fühlt sich sehr un angenehm dadurch berührt, daß nicht sofort vom deutschen Bünde ein Ultimatum mit kurzer Frist nach Kopenhagen gesandt wird, dem ein deutsches Bundesheer auf dem Fuße zu folgen hätte, um die Rechte der deutschen Bevölkerungen an der Elbe und zwischen Nord- und Ostsee wiederher- zustellen. Ganz »gewiß ist die Bedrängniß der Deutschen in Lauenburg und Holstein und die Mißhandlungen, denen sich diese kräftigen und muthigen Bevölkerungen preisge geben haben, eine offene Wunde. Damit ist einerseits der Wunsch gerechtfertigt, welcher nunmehr ein engerischeS Einschreiten von den deutschen Regierungen verlangt, an dererseits werden sich diese selbst versichert halten, daß keine Zeit mehr zu verlieren sei; denn wir sind durch nichts zu der Annahme berechtigt, daß diese Regierungen, zumal Oesterreich und Preußen, das Dringende der Sache nicht völlig begreifen, so wenig als wir einen Zweifel darüber hegen, daß Oesterreich und Preußen, mit einander verbun den, die..erforderliche Macht besitzen, um die Interessen Deutschlands an der Elbe und Nordsee sicher zu stellen. Auf der andern Seite müssen wir aber auch offen aussprechen, daß in der Beurtheilung der holstein'schen Angelegenheit, die zwar unmittelbar allerdings eine rein deutsche, aber in ihren Konsequenzen und den da mit in Zusammenhang stehenden .Verhältnissen mit den wichtigsten Fragen der europäischen Politik eng verknüpft ist, beim deutschen Publikum nicht immer der richtige Tact zu finden war. Kein Volk ist mehr al« die Deutschen, bei irgend welcher Erreichung, bereit, sehr viel, ja das Höchste anzustreben, seine Erreichung für ein Kinderspiel zu halten und mit Gut- und Blutadressen voranzugehen; kein Volk ist aber weniger im Stande, diese allzu vorschnell gegebenen Versprechungen einzulösen. Eine merkwürdige Selbsttäuschung über ihr wirkliches Können, über die zu überwjndenden Hindernisse, über dett Umfang der mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit zu erwartenden Wider standskräfte charakterisirt die Deutschen. ES hat sich vor 8—S Jahren erwiesen, wir ohne Berechnung der wirklichen Kraft die dänisch-deutsche Frage in Deutschland aufgefaßt worden ist. Man hat die Ver einigung Schleswigs mit dem deutschen Bund decretirt, ohne sich nur irgend bewußt zu sein, daß die Durchführung eines solchen Decrets Kraft vorausgesetzt, wie sich Deutsch land in seiner gegenwärtigen Constituirung nun einmal nicht hat. Die deutschen Bevölkerungen, welche dem däni schen Gesammtstaat angefügt sind, hatten diese Machtlosig keit zu büßen. Die Dänen, von. der gesammten europäi schen Politik unterstützt, ließen es sie entgelten, daß die Deutschen es für ein Kinderspiel gehalten hatten, einen europäischen Staat nach den Sympathien der politisch nicht wirklich existirenden deutschen Nation in seine einzel nen Volkselemente zu zerlegen und dadurch aufzulösen. Die europäische Diplomatie legte Verwahrung gegen solche Ansprüche eines politisch ohnmächtigen Volkes ein, daraus folgte ein Uebermuth won Seite der Dänen, der alles Maß überschritt. Jetzt — dies sollte man in Deutsch land wohl bedenken — entwickelte sich, zum Theil auch von dem russisch-türkischen Kriege unterstützt, ein Umschwung in den Ansichten und Sympathien der europäischen Po litik. Die Diplomatie fing an. nicht mehr ausschließlich durch die dänische Brille die deutsch-dänischen Verhältnisse anzusehen, und es ist nur zu gewiß, daß das übermüthige Regiment der Dänen einen sehr bedeutenden Antheil an diesem für die Deutschen friedlichen Umschwung hat. Hält man dies fest, so kann sich damit die Ungeduld der deutschen Presse über da- zögernde Vorgehen der deutschen Groß mächte zufrieden geben, denn jedes rasche, formschnelle Vorgehen gegen Dänemark, jedes Geltendmachen deutscher Ueberm^cht gegen das kleine Völkchen könnte wieder die jetzt den deutschen Interessen zugewendetrn Sympathien der europäischen Cabinette den Dänen zusühren, uyd wahr lich darum kann eS den deutschen Großmächten nicht zu thun sein, England und Frankreich abermals durch über eiltes Vorgehen auf die Seite Dänemarks zu treibett. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, den 3. August. Wie wir so eben hören, hat Se. Majestät der König auf ein Gesuch der Inspektion deS Altenberger Zwitterstock werks und in Folge darüber angestellter Erörterungen sich bewogen gefunden, dem Herrn Oberförster Schmidt in Bärenburg die zum Verdienstorden gehörige goldene Medaille zu verleihen, und ist dieses Ehrenzeichen durch Herrn KreiSdirector Müller am 1. d. MtS. unter entsprechender Feierlichkeit dem Hrn. Oberförster Schmidt überreicht worden. Gewiß in allen Kreisen theilt man die Freude, welche durch diese ehrenvolle Auszeichnung dem bei uns wohlbe kannten „Alten vom Berge" zu Theil geworden. Berlin. Großes Aufsehen erregt hier die Mit theilung, wonach gemäß einer in München gefaßten Ministerialentschließung vom.23. Juli allen für die aus den Herzogihümern Schleswig und Holstein entlassenen Beamten unter verschiedenen Formen ver anstalteten Sammlungen, als Concerten u. dergl., aus politischen und polizeilichen Rücksichten entschieden ent gegenzutreten sei. Diese Auffassung ist eine sehr vek«