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57 Weißerih-Icitung Freitag. Erscheint Dienstags und, Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Breis pro Quart. lO Ngr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Laydmann w. > Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. 24. Juli 1857. Inserate werde« «it 8 Pfg. für »ie Zelle berechnet und in alle« Srpeditionm angenommen. Die landwirthschaftliche und gewerbliche Ausstellung zu Dippoldiswalde. Mit gerechter Freude ergreifen wir beute die Feder, um unser» Lesern über die festlichen Tage der ebengenannten Ausstellung Bericht zu erstatten. Mit Spannung und nicht ohne Besorgniß sah man diese Tage herankommen, da immer nnd immer wieder die Frage auftauchte, ob denn wohl die Theilnahme des ausstellenden, wie des anschauenden Publicums eine solche sein werde, daß die wohlgemeinte Absicht der Unternehmer, auf das gewerbliche und landwirthschast- liche Leben und Streben des diesigen OrteS und der Umgegend ermunternd und hebend cinzuwirken, nicht ohne nachhaltigen Erfolg bleibe. Diese, seiner Zeit viele Herzen bewegende Frage liegt nun als gelöst, und zwar den Verhältnissen angemessen, als nach allen Seiten hin als sehr glücklich gelöst vor uns. Ihre Lösung gewährt allen Denen, welche in irgend welcher Weise dabei plitwirktcn, zu hoher Ehre; mögen dieselben in der mit seltener Einmüthigkeit von dem überaus zahlreich erschienenen Publicum ausgesprochenen lobenden Anerkennung einen »»geheuchelten Ausdruck der allge meinen Zufriedenheit und einen Ersatz für die gehabten zahllosen Sorgen und Bemühuügen erblicken. — Je näher die festliche Zeit hcranrückte, desto lebendiger wurde es auf dem Marktplatze, dessen ganze Länge und Breite in der Hauptsache zur Errichtung von Standplätzen für die auszustellenden Thierc in Anspruch genommen wurde, desto geschäftiger regten sich aber auch die Hände, um die Häuser mit Blumen, und die Straßen, welche die einziehenden Gäste berühren mußten, mit Guirlanden zu schmücken. Am oberen, wie am niederen Thore waren Masten mit riesigen Flaggen und mit dem Gruße: „Freundlich willkommen!" er richtet; besonders aber entfaltete die Herrenbasse einen reichen Schmuck aw Festons, Guirlanden, Baumen rc.; wurde ihr doch die Ehre zu Theil, die meisten Züge durch ihre Mitte gehen zu sehen. Selbst bis auf die Höhe des Rathhausthurmes hatten sich schmückende Hände gewagt, und denselben mit Blumengewinden versehen. So war die Stadt in der großen Mehrzahl ihrer Bewohner, die Wichtigkeit Dessen, was da kommen sollte, wohl fühlend, nicht müssig geblieben, um sich auf das Fest würdig vorzubereiten und anzuschicken. Nun kam Alles auf die Gunst des Himmels an; wenn dieser seine Gunst versagte, so war alles Mühen, Sorgen und Schaffen umsonst. Er zeigte auch wirklich die letzten Tage vorher kein freundliches Gesicht; doch bange machen konnte er nicht, weil Niemand glauben mochte, daß er die Festfreude irgendwie ernstlich zu stören Willens sei. Daher geschah es, daß schon der erste Tag, der 19. Juli, eine schaulustige Menge aus der Umgegend zum Besuche der Nachmittags ? Ijlh eröffnet« Gewerbeausstellung herbciführte, und M nmrde als eine günstige Vorbedeutung angesehen,,,haß an diesem Tage, in der kurzen Zeit von ungefähr 4 Stunden, nicht weniger als 4200 Menschen und darüber die Säle der Ausstellung besuchst hatten. Mit hohen Hoffnungen begrüßt, brach der zweite Festtag an, zwqr Anfangs in den frühen Morgenstunden nicht spnhertich vom Himmel begünstigt; allein nach Kurzem Kampfe brach das Sonnenlicht durch die Wolken und verklarte das düstere Grau zum heitersten Blau: nun war für das Fest Alles gewonnen! Es ließen nun aych die Gäste nicht mehr lange auf sich warten, Äald er schienen einzelne Lontingente von Vierfüßlern, und weckten durch ihr munteres Aussehen die Freude der Zuschauer, wie die ausgezeichneten, mit dufttgen Kränzen geschmückten Algauer vom Rittergüte Naundorf bei Schmiedeberg. Einen besonders wohlthuenden Eindruck machte ferner der Einzug zunächst der vereinigten Reinhardsgrimmaer — die Mägde vom Rittergute sämmtlich weißgeschürzt —, ReinholdShayner und Luch- auer mit einem wackeren Musikchor an der Spitze. Hieran schloffen sich die Reichstädter, mit einem Zuzug von Hennersdorf, Ruppendorf und Höckendorf, ebenfalls mit vortrefflicher Musik- die Männer und» Frauen zu 3 voran, in ihrer Mitte einen wackeren Fahnenträger, an den Seiten von Marschällen begleitet. Beide Züge führten ebenfalls vortreffliche, mit Kränzen behangene Thiere mit sich. Nun begann auf dem festlich ge schmückten Marktplatze ein Bild des regsten und buntesten Lebens! Bald nach 9 Uhr erschienen die Kommissare der hohen Staatsregierung, die Herren Geheimrath vr. Weinlig und Major v. Mangoldt, Londstallmeister in Moritzburg, und betraten unter Trompeten- nnd Paukenschall die Ausstellung, nachdem sie am Eingänge derselben von dem Vorsitzenden des hiesigen landwirthschaftliche» Kreisvereins, Herrn Ritter- gutspachter Bering in Lungkwitz bei Kreischa, und den übrigen Comitemitgliedern, mit einer kurzen Anrede des Erstem empfangen und begrüßt worden waren. Der Eintritt der ebengenannten Herren war das Zeichen für die Zulassung des bereits ungeduldig harrenden Publicums. Dasselbe machte denn auch von dem ihm nun gegebenen Rechte einen solchen ausgedehnte» Ge brauch, daß — abgesehen von den außerhalb der Barrieren weilenden Zuschauern — im Ganzen bis gegen 4 Uhr Nachmittags gegen 6000 Eintrittskarten verkauft wurden. In den spateren Vormittagsstunden erschienen noch der Herr Kreisdirector Müller und der Verweser der Dresdner Amtshauptmannschaft, Herr Regierungs referendar von Schönberg, um ebenfalls Zeuge des frohbewegten Festes zu sein. ,Pon 10 Uhr an begannen allchälig die Zuzüge von außen, und zwar oft aus