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M 54 Weißeritz-Zeitung Wienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis >>i» Quart. tv Ngr. Ein unterhaltende« Wochenblatt für den Bürger nnd Sandmann. 14. Juli 1857. Inserate werden mit 8 Psg. für d« Zeile berechnet und in allen Expeditionen angenommen. Verantwortlicher Rcdactenr: Carl Jehne in Dippoldiswalde. TageSgeschichte. Dippoldiswalde, 13. Juli. Wie Nebel vor dem Aufgange der Sonne, so haben sich nufere Besorgnisse für einen günstigen Verlauf unserer Ausstellung zerstreut. Zu der landwirthschastlichen Ausstellung sind die Anmeldungen in sehr zahlreicher Weise erfolgt, nnd es steht eine vorzügliche Answahl schöner Stücken von Landvieh fremder Rayen und Kreuzungen zn er warten. Darnnter wirb ein junger Hirsch sich sehen lassen; auch daS befiederte Geschlecht, vor Allem die Cochinchinesen, Malaucn, türkischen Enten rc., schickt seine Vertreter; ja, sogar das Hundegeschlecht wird einen ungewöhnlichen Repräsentanten stellen. Nicht minder erfreulich gestalten sich die Aussichten für die Gewerbcansstellung, und die Zahl der Aussteller ist nahe an hundert augewachsen. Wir sind stolz darauf, melden zn können, daß der größte Theil davon unserm Gcwerbstande angehört, und die Ausstellung daher ein recht hübsches Bild unseres Gewerbslebens bieten wird. Die Gewerke der Schuhmacher, Lohgerber, Tischler, Wagner, Schneider, Seifensieder, Bäcker und viele Andere haben Ausstellungsgegenstände zugesichert, und von dem duftigen Strohgeflecht bis zur derben Lederarbeit, vom baumwollenen Faden bis zum Eisen wird eine recht mannichfaltige Galerie von Erzeugnissen unseres Gewerbfleißes dem Beschatter sich bieten. Zum Schluß bemerken wir noch, daß das Co mit« sich bereit erklärt hat, Anmeldungen und Aus stellungsgegenstände noch bis zum 17. d. M. anzune hmen. — Unser alljähriges Schütz en - nnd Volksfest hat gestern in gewohnter Weise, vom Wetter begünstigt, seinen Anfang genommen, und war der erste Tag von Landleutcn sehr stärk besucht. Mehreres in nächster Nr. Altenberg. Es hat der Referent über daS hie sige Brandunglück unter Andern, auch der nachbar lichen Hülfe rühmlichst erwähnt, welche der Stadt in den Stunden der Gefahr zu Theil wurde, alle Ort schaften mit Namen aufgekührt, auch später Unrichtig keiten verbessert. Daß er aber die Gemeinde Für st en au nicht erwähnt, welchen Verstoß sich derselbe schon beim vorletzten Brande zu Schulden kommen ließ, das ist wohl unverzeihlich; denn eS hat sich diese Gemeinde bei beiden Bränden durch Sendung ihrer Spritze und Löschmastllschaften als thatkräftige Hälft erwiesen; cS ist dieselbe bei Sammlung von Nnterstützungsbeiträgen auch nie die letzte gewesen. — WaS nun Ersterer versehen, wollen wir heute anSzugleichen suchen, indem wir dieser braven Gemeinde den ihr gebührenden Dank hiermit nachträglich votiren. Altenberg. In dem Artikel In Nr. 52 d. Bl. über das Brandunglück in Altenberg wurde auf einige bei demselben wahrgenommene bittere Erfahrungen und vorhandene Mängel hingewiesen.' Wir wollen hier zuerst erwähnen, baß auch diesmal mehrere grob« Verstöße gegen Subordination vorkamen. Was sollte werden, wenn bei dergleichen Calamitäten Jeder für sich handeln wollte, wenn nicht Leiter und Ordner des Ganzen die Helfenden zweckmäßig vertheilten; — um so mehr ist es zu beklagen, wenn Leute, denen man eS ihrem Alter und ihrer Stellung nach nicht zutrauen sollte, sich dergleichen Verstöße zu Schulden lassen, die Beaufsichtigenden wohl gar noch unanstän dig behandeln! Wie unangemessen und thöricht ist eS ferner, wenn Andere heim Retten zuvörderst be ginnen, die Fenster und Oefen zu Vemoliren, um eine Ofenblase oder Röhre in Sicherheit zu bringen, die der Gefahr viel weniger ausgesetzt sind, als Anderes! Dergleichen Fälle kamen zu mehreren Malen vor. — Bezüglich der sich auch bei diesem Brande herauS- gcstellten Mängel unserer Feuerordnung, so will man abermals darauf Hinweisen, baß es unbedingt nöthig ist, die Rettmannschaft mit Beleuchtung zu versehen. Obschon eö Pflicht eines Jeden ist, darauf zu achten, daß zur Nacht die Zimmer sofort erleuchtet werden können, jo Hal doch die Erfahrung gelehrt, baß solches nicht immer beobachtet wird, und häufig ist eS der Fall auch diesmal gewesen, daß die Bewohner daS Feuerzeug nicht haben finden oder vor Schlaf und Angst keine Beleuchtung haben erzeugen können. Nun kommt die Rettmannschasl im Dunkeln in das unbekannte HauS, tappt im Finstern umher, rettet entweder etwas Werthloses und läßt daS Beste in Stich, oder stürzt wohl gar die steile oder enge Treppe damit hinab, leidet Schaden oder zerschlägt noch das Gerettete. Bringt die Rettmannschaft gleich Beleuchtung mit, so würde dieselbe doppel nützen können. Am besten dürf ten sich dazu die Gruben-Blenden mit Talglichtern eignen, weil solche angehangen werden können, wodurch die Hände frei bleiben. Ein weiterer Mangel ist und bleibt immer noch der,.daß wir zu unfern guten Spritzen keinen Wasserzubristger haben. Wenn man be denkt, wie viel Arbeitskräfte durch die Aufstellung von Wasserreihen verloren gehen, wenn daS Unglück an einem Orte auSbricht, wo daS Wasser vielleicht 5—600 Fuß weit entfernt ist, so muß man zugcben, daß sich der Aufwand für einen solchen Wasserzubringer wohl rechtfertigen läßt. Wer einige Stunden in der vollen Wasserreibe steht, fühlt wohl, daß auch dieses nicht die leichteste Arbeit ist, und wir können auch dieS- mal sehr vielen hiesigen Frauen, sogar mehreren zarten Fräuleins nicht genug unsere Achtung und unsernDank bezeugen, welche sich dieselben durch ihre Kraflanstrengung und durch ihre Ausdauer verdient haben, wobei sie manchen jungen Herrn und viele, junge kräftige Ar-