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ss Weißerih-Zeitung. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint, Dienstag» und Freitag». Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Pret» pro Quart. IV Rgr. El» »nttrhaltondei Wochenblatt für de« Bürger und Landmann. 19. Mai 1857. Inserat« werden mit 8 Pfg. für dir Zeile berechnet S und 1» alle« Expeditionen angenommen. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 16. Mai. Gestern Morgen war der Hausbesitzer Schröter zu Rein berg auf der Koppe des WilischbergeS mit seiner Ehefrau beschäftigt, Holz voll oben nach dem Fahrwege zu zu werfen, hatte aber freilich die große Unvorsichtigkeit begangen, seine Ehefrau unter sich aufzustellen, damit sie die von-ihm herabgewyrfenen Scheite weiter befördere. Während das Geschäft im heften Gange war, stürzte die Frau, wahrscheinlich am Kopfe von einem Scheite getroffen, zusammen, blieb bewußtlos und ist heute Morgen ver storben. Dippoldiswalde, den 18. Mai. Eben findet zur Wiederbefttzung der durch Hrn. Beeger'S Abgang erledigten 5. .Lehrerstelle an hiesiger Stadtschule eine Gastprobe statt, zn welcher sich die Herren Gursch ans Großenhain, Stenzel aus Berthelsdorf bei Hainichen, und Schröder aus Äleinneuschönberg bei Olbernhau eingefunden haben. Die mit Kindern der Elementar« und mittleren Knabenklasse abgehaltene Probe war zwar am Schluß des Blattes noch nicht be endet, eine Urtheil über dieselbe also für heute nicht möglich; jedoch glauben wir, daß die Leistungen sämmt- licher Herren so zufriedenstellend, sogar theilweise vor trefflich waren, daß dem Stadtrath die Wahl einiger maßen schwer werden dürfte. FraueUstein, 17. Mai. Der uns am vergangen nen Freitag gebotene musikalische Genuß verdient um so höher angeschlagen zu werden, je seltener uns ein solcher zu Theil wird. Unser Gesangverein^ unter der wackern Leitung des Hrn. Cantor Krause, brachte uns das „Soldatenleben," von Julius Otto, zu Gehör, und zwar in so tüchtiger Ausführung, daß eine öffentliche Anerkennung dem Genannten sowohl, als allen Mitwirkenden, nicht versagt werden kann. Die Begleitung der Gesangstücke auf dem Pianoforte geschah durch Hrn. Rector Horlbeck mit gewohnter Meisterschaft, gehoben aber ward das Ganze durch den effektvollen Vortrag der Sprechparthieen, die unser Hr. Bürgermeister vr. Krause gütigst übernommen. Höckendorf bei Dippoldiswalde. Der 12. Mai war für unsre Kirchfahrt ein herrlicher Festtag. Die selbe feierte an diesem Tage, die goldne Hochzeit und das 50jährige sAmtSjubiläu m (welches letztere eigentlich am 1. Jan. gewesen war) ihres alt ehrwürdigen hochverdienten Pfarrers und Seelsorgers Friedrich August Crasselt, und eS ward diese Feier auf seltene Weise dadurch verdoppelt, daß damit die Trauung des jüngsten Sohnes deS Jubelpaares verbunden wurde. Nachdem am Vorabende deS Festes die Herren Lehrer der Kirchfahrt und der Umgegend dem würdigen Jubelpaare ein Gesangständchen gebracht und am Festmorgen selbst früh 4 Uhr ein viertelstündi ges Glockengeläute, sowie um 5 Uhr eine Morgen musik den festlichen Tag begrüßt hatte, verfügten sich früh 6'/r Uhr die Gemeindebeamten und Kirchväter des Kirchspiels in die Pfarrwohnung und beglück wünschten das Jubelpaar durch Uebetreichung eines Festgeschenkes und eines Gedichtes. Gegen 9 Uhr kam die Schuljugend der ei'ngepfarrten Dörfer unter Leitung der Lehrer, Gemeindrvorstäude und sonst Theil nehmenden Gemeindeglieber unter Musik an und ver sammelte sich, sowie alle Auswärtigen, am Erbgrricht. Gegen 10 Uhr setzte sich der Zug, der auS den welt lichen Herren Kircheninspektoren (Herrn GerichtSamt- mann Lehmann und Herrn Assessor Wolf auS Dippol diswalde), Geistlichen in AmtStrach», höheren Königl. Forstbeamten, Yen Lehrern der Umgegend, den Ge- meindcbeamten, Kirchvätern, ferner auS zahlreichen Freunden und Verehrern des Jubelpaares und vielen theilnehmenden Parochianrn und der neu eingekleideten Knappschaft von der Silbergrube „Unverhofft Glück" bei Höckendorf bestand, unter Vortritt der Musik, der Schuljugend mit ihren Lehrern und einer Anzahl weiß gekleideter Jungfrauen, bis in den Vorhof der Pfarrei in Bewegung, von wo auS nun die ganze Schuljugend mit ihren vielen Fahnen bi- zur Kirche ein Spalier bildete. Die Musik schwieg und die welt lichen Kircheninspektoren und anwesenden Geistlichen traten in die Psarrwohnung ein und holten den Ju bilar und dessen Familie zur Kirche ab, indem ihnen der Zug in der vorigen Ordnung zur Kirche folgte. Das Jubelpaar und da- junge Brautpaar nahmen neben einander vor dem Altäre Platz, und die Kirche füllte sich, während das mächtig ergreifende Orgelspiel des Herrn Musikdirektors Langer auS Leipzig, deS SohneS deS würdigen Herrn Cantor- zu Höckendorf, Alle zur größten Andacht fesselte.. Nach dem Gesänge eines Liebes, Intonation und Eollecte, erklang vom Chore herab ein von den Lehrern der Kirchfqhrt und der Umgegend unter Leitung deS Herrn Musikdirektor- Langer trefflich aufgeführter vierstimmiger Gesang. Hierauf sang die Gemeinde wieder, und nun hielt der Herr Pastvr Kühn auS SeiferSdorf, al- Confesfionar deS Jubilars, die Weihrede. In wahr haft erhebender Weise sprach er zu der versammelten Gemeinde und zu dem greisen Jubelpaare, und be sonder- zu dem würdigen AmtSjubilar, der in dem 'innigen Antheiie seiner Gemeinde die schönste Krone seines Wirkens finden müsse, die Krone, die ihm auch in'S Grab folge. Er erinnerte ihn an die unendliche Güte und Barmherzigkeit, die Gott ihm in seiner 50jährigen Amt-Wirksamkeit und Ehe erwiesen habe und noch heute so herrlich erweise,, so baß er mit