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47. Weißerih-Zeitung Freitag. Erscheint Dienstags und Freitag». Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. lüNgr. 19 Juni 1857 Inserate tverden mit 8 Pfg. für die Zeile berechnet und in allen Expeditionen angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. Berantwottlicher Rcdacteur: Carl Jehnein Dippoldiswalde. - ' ' — - — - — Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Wie wir hören, hat am 17. Juni Nachmittag« m der WendischearSdorfer Heide ein, jedoch nur unbedeutender Wal bbran d, der bald gelöscht wurde, staltgefunven. Wodurch er entstanden, ist noch nicht bekannt. Berlin, 15. Juni. Die Vermählung des Prinzen Friedrich Wilhelm mit der Princeß-Royal von England ist nunmehr definitiv aus den 18. Ja nuar k. I. angesetzt worden. — Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland werden den neuesten Nachrichten zufolge am 23. von St. Peters burg abreisen und am 27. zu Hamburg, am 28. zu Göttingen, am 29. zu Darmstadt, am 2. Juli zu Wildbad und am 6. Juli zu Kissingen eintreffen. Italien, liebereinBran dUnglück in Livorno berichten italienische Blätter wie folgt: .,Ein fürchter licher Unglücksfall setzte am 7. Juni die Stadt Livorno in eine an Verzweiflung grenzende Aufregung. Am Nachmittag, eS war ein Sonntag, wurde im Theater eine Tagesvorstellung, „Die Einnahme von Sewasto pol", gegeben. Die Bevölkerung drängte sich in Masse herbei und es mochten an 3000 Menschen innerhalb des Hauses versammelt sein. DaS Bombardement wurde durch aufsteigende Raketen vorgestellt, da heftet sich einer dieser Schwärmer an eine die Dekorationen bildende spanische Wand und entzündet dieselbe. Plötz lich wird man ein allgemeines Feuer gewahr, darunter die kämpfenden Franzosen und Russen.. Das Publicum hält dies einen Augenblick lang für mit zur Vorstellung gehörig und applaudirt; aber das Feuer dehnt sich über die ganze Bühne auö, das Schauspiel wird unter- brochen. Panischer Schrecken ergreift die Zuhörerschaft; „Feuer, Feuer, das ganze Theater brennt!" ist der allgemeine Ruf; man stürzt-sich zu den Ausgängen, eS hindert natürlich Einer den Andern, HinauSzukommen, auch suchen die Gendärmen die Leute zu mäßigen; es sei Zeit HinauSzukommen für Alle, es sei keine Gefahr; sie werden gedrängt und drücken zurück, daher neue Verwirrung. Die Aufgeregtesten springen zum Fenster hinaus; so dauert der Schrecken und Tumult fort. Die Nachricht vom Unglücksfalle verbreitete sich in der Stadt, und Jeder, der ein Familienglied außer dem Hause hat, stürzt sich auf die Straße, um zu hören, ob seinen Anverwandten nichts begegnet sei. So wirbelt, wogt und rennt es von Suchenden und Geretteten durcheinander. Allenthalben malt sich Ver- zweiflung, Schrecken und Ermattung auf den Gesichtern. Man eilt nach den Spitälern, wohin die Verwundeten gebracht wurden. Diese füllten sich, bald mit Leuten, welche Auskunft verlangen, so daß Wachen vor die Thüren gestellt und die Eindringlinge abgehalten werden mußten. Dies vermehrte noch die Angst und die Ver zweiflung der Suchenden, die spät bis in Vie Nächt fortdauerte. Man schätzte bei Abgang des letzten Dampfers die Zahl der Toden, einschließlich mehrer Soldaten, die auf der Bühne verbrannten oder er stickten, auf 100, die der Verwundeten auf daS Doppelte. Die Stadt ist natürlich in tiefe Trauer versenkt, der Großherzog ist auf die telegraphische Meldung von Florenz herbeigeeilt und hat die Spitäler, wo dle Verunglückten liegen, besucht. DaS Theatergebäude ist unversehrt." Verhandlungen der Stadtverordneten zu Dippoldiswalde. 10. Sitzung am 15. Mai 1'857. Anwesend dieStadtverordneten: Maucklsch, Vorsitzender, Günther, Dörner, Wuschig, Klemm und die .Ersatz männer Liebscher, Teich er und Fischer. Zufolge anderweiter Erwägung und Erledigung d.eS ob waltenden wesentlichstenBedenkenS wurde Seiten deö Collegiums 1) die in voriger Sitzung abgelehnte Zustimmung zu der nachgesuchten Darleihung eine» Kapitals von 140V Thlrn. und eines dergleichen von 800 Thlrn. aus hiesiger Sparkasse gegen 2 Stimmen nunmehr ertheilt, auch die Ausleihung von 7S Thlrn. auS derselben bedingungsweise genehmigt und 2) beschlossen, die von Seiten der König!. KreiSdirection zu DreSven in Betreff deS umgearbeiteten LocalstatutS hiesiger Stadt ausgestellten Erinnerungen und.von dem Stadtrathc da rauf gefaßten Beschlüsse zur Vorberathung und Begutachtung einer hierzu zu bestellenden Deputation, wozu sofort der unter zeichnete Vorsitzende, ingleichen dieStadtverordneten Reichel und Wuschig gewählt wurden, zu überweisen; L) erklärte man sich milder pachtweise»Ueberlaffung eines im Vorwerke WolframSdorf gelegenen Communfeldstülks bis zum Schluffe dieses JahreS bewandten Umständen nach, jedoch unter dem Anträge einverstanden, daß dasselbe bei der im nächsten Frühjahre bevorstehenden Feldverpachtung anderweit mit zur Licitalion gebracht und vom nächste» Jahre an dem erwählten Llcitanten zur Benutzung überlaffen.werdr, und wurde endlich 4) annoch da» Einladungsschreiben deS Stadtrathü zu der wegen Wiederbesetzung der fünften Lehrerstelle an hiesiger Stadtschule demnächst stattfindenden Probe in Vortrag gebracht. Dippoldiswalde, am 15. Juni 1857. Das Stadtverordneten-Collegium. Mauckisch, Vorsteher.