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M 44. Weißerih-Zeitung Wienstag. Erscheint Dienstags und Freitag». Zu beziehen durch alle Postanstal- ten. Preis ,»1, Quart. lvNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. 9. Juni 1857. Inserate werden mit 8 Pfg. für die Zeile berechnet ch und in allen Expeditionen angenommen. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgesckichte. Aus der Fraucnsteiner Amtslandschaft. Beim Buchholze auf der Maldener Flur ging am 27. Mai Nachmittags in Folge eines nur leichten Gewitters ein Wolkenbruch nieder und richtete in Mulde sowohl, wie in Randek, Helbigsdorf, Dorf chemnitz und einzelnen Theilcn von Zcthau einen un geheuren, bis jetzt noch nicht zu übersehenden Schaden an. Nahe beim Nitterguie in Mulde hatte daö Wasser sog. Stacheln gerissen, die maiinötief waren. In, der Mittelmühle in Mulde ging das Was,er den Kühen im Stalle bis über den Bauch, stand in Stuben lischhoch, riß Wände ein und verdarb die Wege so, daß man mehrere Stunden hindurch viele Stellen im Dorfe gar nicht passiren konnte. Auf den Dorfchemnitzer Hose feldern wurden viele Scheffel Leinsaat und eine große, mit Kartoffeln belegte Flur völlig weggewaschen. Auf dem Mulbener Gerichte, wo jetzt Flachsbleiche einge richtet ist, hat daö Wasser eine große Menge Flachs weggespülk. Man sah die Wafferwolke förmlich auf der Erde liegen, als sie der oben genannten Stelle sich näherte; die eine Hälfte deö hervvrstürzenden Wassers ergoß sich in den Chemnitzbach, die andere in die Mulde. Der Eppenfluß auf Dorfchemnitzer Flur war nicht mehr als Wasser zu erkennen, er glich dickem Lehm und bewegte sich kaum. — Der Schaden, den daö Ereigniß angerichtet, läßt sich jetzt noch gar nicht übersehen. Auch vielen armen Arbeitern ist ihr Lein und ihre Kartoffeln völlig weggewaschen worden. — Heute, den 3. Juni, hatten wir hier in Frauen stein schon den Anfang zu einem in etwa 3 Wochen zu feiernden Feste. Es ist nämlich im Werke, der hiesigen Kirche ein neues Glockengeläute zu geben, und wurden heute die zwei allen Glocken, in Gegenwart sämmtlicher hiesiger Behörden und der OrtSvorstände, sowie des Schützenchors, unter Musik begleitung heruntergenommen und auf den Wagen geladen, der sie nach Dresden bringen soll. Herr Superintendent Wagner hielt dabei eine passende Rede, durch welche die Mehrzahl der großen Versammlung tief ergriffen wurde. — 'Am 7. Juni. Verflossenen Donnerstag, den 4. Juni, Abends gegen 6 Uhr, brach in der Scheune des Begüterten Fischer in Nieder-Burkersdorf auf eine bis jetzt noch nicht ermittelte Weise Feuer aus. DaS Gut steht der Kirche gegenüber. Von heftigem Winde und der Dürre begünstigt, verbreitete sich das Feuer sofort auf das Hauptgebäude, das bald völlig in Flammen stand. Außer dem sämmtlichen tobten Inventar verbrannten auch noch 2 fette Schweine, I Ziege und Federvieh; der Kettenhund und eine Henne hatten sich in den Keller geflüchtet, wo sie lebend und unbeschädigt gefunden wurden. Nachdem die GutS- gebäube etwa eine halbe Stunde im Feuer gestanden, entzündete sich ein, gleich neben der Kirche auf dem Berge stehendes Haus des Maurers Hegewald, der in Freiberg auf Arbeit und dessen Frau auf dem Felde war; bei ihrer Ankunft war das Haus nieder, ihre sämmtliche Habe und auch ein junges Schwein mit verbrannt. Auch das Dach des NachbarhäuSchenS und die Saccistei der Kirche brannten, wurden aber noch durch nachhaltigen und geschickten Gebrauch der Spritzen, gleich der Kirche, gerettet. Dippoldiswalde. Wie wir so eben (Montag Nachmittag 2'/i> Uhr) von ankommenden Reisenden er fahren, ist heute früh der Leipzig-Dresdner Bahnhof in Leipzig und ein in demselben stehender Packzug, der nicht herausgeschafft werben konnte, abgebrannt. Nähere Nachrichten fehlen darüber; Gewisses werden wir in der nächsten Nr. veröffentlichen. Aus Amerika. Die in den dünnbevölkerten Gegenden des „weiten Westens" der Vereinigten Staaten wohnenden Ansiedler haben noch häufig durch die Plünderungen und Grausamkeiten der I nd ianer zu leiden. Ein Correspondent der „Boston Post" im Fort Dodge (Iowa) schildert einen solchen mit den furchtbarsten Gräueln verbundenen Raubzug; er schreibt unterm 10. April: „Etwa Mitte Februar d. I. machte eine Bande Siouxindianer, deren Stärke verschieden auf 50—150 streitbare Männer angegeben wird, den Nieder lassungen am kleinen Siouxflusse, etwa 60 (englische) Meilen nordwestlich vom Fort Dodge, einen Besuch und fing ein System kleiner Diebereien unter den Kolonisten an. Hier mit aber nicht zufrieden, versammelten sich eines TageS die Wilden bewaffnet und bemalt zu blutiger Gewaltthat und Plünderung. Sie drangen in die wenigen Häuser jener dünnbevölkerten Gegend, trieben die Männer aus, zerbrachen deren Gewehre, zerschlugen das Hausgeräth, eigneten sich sämmtliche Lebensmittel zu und mißhandelten die Weiber. Hierauf gingen sie in die Höfe und Ställe, nahmen die Pferde im Besitz und schossen die Ochsen, Kühe, Schweine und Hühner todt. Die Kolonisten, etwa 20 an der Zahl, wurden aller ihrer Habseligkeiten beraubt, die Kleider, die sie auf dem Leibe hatten, ausgenommen, und dann gezwungen, mitten im Winter und bet drei Fuß hohem Schnee ihre Wohnungen, die Kinder aus dem Rücken und ohne alle Lebensmittel, zu verlassen. Die Unglücklichen erreichten nach unsäglichen Leiden die etwa ^0 Meilen ent fernt liegenden Niederlassungen am Lizardflusse, und eS ist ein Wunder, daß die Frauen und Kinder diesen Marsch aushielten. Diese ärmlich gekleideten und halbverhungerten Leute kamen vor 14 Tagen durch diesen Ort; sie waren zu ihren Freunden im Osten unterwegs. Die Indianer