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M 24 Meißeritz-Zeitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstag» und Freitag». Zu beziehen , durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. lONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. 24 Mär) 1857. Inserate werde« mit 8 Pfg. für die Zeile berechnet und in allen Expeditionen angenommen. Die Maser-Epidemie. Bei der jetzt herrschenden Maser-Epidemie, die im Allgemeinen eine gutartige zu nennen ist, mag vielleicht in vielen Familien kein Arzt rächend zur Seite stehen, daher Einsender es nicht für über flüssig erachtet, wenn in der Kürze hier die noth- wendigsten Verhaltungsregeln ausgesprochen werden. Die Masern gehören zu den Ausbildungskrank heiten, und sind als solche von tiefer Bedeutung, verlangen daher auch, selbst bei dem mildesten Verlaufe, die sorgfältigste Beachtung. Am häufigsten wird das kindliche Alter davon befallen, doch ist kein Alter, selbst nicht ein sehr vorgerücktes, davon ausgeschlossen. Dem Ausbruche der Masern gehen gewisse Vorboten voraus, die in Schnupfen, in kurzem, trocknen, auch bellendem Husten, in Heiserkeit und Entzündung der Augen bestehen und zu welchen Erscheinungen sich zuweilen noch Nasenbluten, Erbrechen und Durchfall gesellen. Wenn also in der jetzigen Zeit Kinder oder Erwachsene, welche die Masern noch nicht über standen, von diesen katarrhalischen Erscheinungen ergriffen werden, so dürfen sich solche nicht mehr der äußern Lust Preis geben, müssen vielmehr in einem mittelmäßig erwärmten Zimmer, und wenn der Fieberzustand, der sich auch hier dem Laien durch einen raschem Puls und vermehrte Wärme der Haut kund giebt, bereits lebhaft hervortritt, außerdem noch im Bette verweilen. Erhitzende Getränke sind von jetzt an zu vermeiden; als Speise wähle man leichte Suppen und als Getränke Zuckerwasser. Abkochung schleimiger Dinge, wie Lein, Hafergrütze, Graupen, und wenn dem Kranken eS behagt, warme Milch. Tritt in dieser Zeitperiode das Ergriffensein der Luftröhre stärker auf, und wird der Husten bei tiefer Heiserkeit trocken bellend, so säume man nicht, schleu nigst ärztliche Hilfe zu suchen, da dieser Zustand, namentlich für Kinder, in hohem Grade gefahrdrohend iss und als die bekannte häutige Bräune seine todtlichen AuSgänge macht. Am dritten bis fünften Tage nach diesen Vorboten beginnt gewöhnlich Abends der Ausbruch der Masern in der Haut, von Gesicht und Hals beginnend und von oben nach unten sich auSbreitend, als flohstichähnliche, höchstens linsengroße blaßrotheFlecke, die nach und nach etwas stärker sich röthen. Da der Maserausschlag sehr leicht zurücktritt, ist von jetzt an der Aufenthalt der Kranken im Beile und erwärmten Zimmer, das wegen Empfindlichkeit der Augen möglichst dunkel gehalten werden muß, unerläßlich. Fieber und Husten, überhaupt die Er scheinungen, die wir schon bei den Vorboten sehen, werden jetzt leicht stärker, da die Masern nun auch die innern Schleimhäute ergreifen. In leichtern, ruhig vetlaufenben Fällen genügt daS bereits ange gebene diätetische Verhalten, nur wasche man jetzt die Kranken nicht und unterlasse das Wechseln der Leib wäsche; treten aber die Zufälle stärker auf, phantasiren die Kranken, werden Vie Luftwege heftig ergriffen, was Kurzathmigkeit, trockner bellender Husten, tiefe Heiserkeit leicht kund geben, gesellen sich vielleicht noch häufige durchfällige Stühle hinzu, so ist die Zuziehung eines Arztes jetzt dringende Nothwendigkeit. Drei bis vier Tage nach diesem AuSbruche wird der Aus schlag blässer und schwindet allmählich in derselben Ordnung, in welcher er erschienen ist; hiermit mindert sich das Fieber, der Husten wird locker und eS tritt nun eine kritische Absonderung in den Schleimhäuten ein. Befinden sich die Kranken wohl, so können sie, nachdem der Ausschlag verschwunden, daS Bett ver lassen, zu einer mehr nährenden Kost übergehen, müssen aber daS Zimmer noch streng hüten, bis die Abfchuppung in der Haut vollendet ist, die bei dieser Krankheit oftmals etwas spät erfolgt und in kleyen artiger Weise geschieht. Die unerläßlich nothwenpige Reinigung der Kinder muß auch jetzt noch mit großer Vorsicht geschehen, darf nur mittelst eines feuchten Schwammes vollzogen werden, und muß dieLeibwäsche gehörig erwärmt und durch sorgfältiges Reiben von ihrer Mandelglätte befreit sein. Bleiben Fieber und trockner Hustenreiz jetzt noch zurück, so ist dies ein Zeichen, baß die AthmungSorgane nachhaltiger er griffen waren, und wird deshalb, um weitere Folgen zu vermeiden, daS Befragen eines Arztes nothwendig. Möge daS hier Gesagte von Nutzen sein, wie Einsender eS wünscht. Tagesgeschichte. Glashütte, am 18. März. Der heutige Tag war für unfern Ort in so fern nicht ohne Bedeutung, als er ganz unerwartet oer StiftungStag unserer Waisenkinder-Colonie wurde. Die Sache ver hält sich kurz so: Unser zweiter Lehrer, Herr Pohle, gedachte nebst ursprünglich zwei Familien, je eine Waise von der Armcn-VersorgungSbehörde zu Dresden, zur Erziehung in Haus und Familie anfzunehmen. Er setzte sich darum mit dem Vorstande gedachter Behörde in Einvernehmen. Hier wurde die Offerte mit „Freude und Dank" ausgenommen und somit der Grund zu einer vollständigen Colonie gelegt. Während daS Raths-Collegium zu Dresden die Sache ebenso freundlich ausgenommen als der Vorstand derArmen-VersorgungS- Behörbe, geschahen, durch Reden und Hören veranlaßt, ohne alle und jegliche Aufforderung ober Bekanntmachung, beim Gründen der Colonie, zahlreiche Anmeldungen zur Erziehung von Waisen-