Volltext Seite (XML)
Freitag. 16. Januar 1857. Weißeritz-Ieitrmg Inserate werden niit 8 Pfg. für btt Zeile berechnet und In allen Expeditionen angenommen. Erscheint Dienstags und Freitags. Z« beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart, tv Ngr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann -Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgerichte. Ii Glashütte, am 14. Jan. Am gestrigen Abenve begannen die unter der Direktion unseres Stadtmusikus Hähne! angekündigten „AbonnemenlS- Cvncerte." Der gestrige Anfang legte ein lobenswer- theS Zeugniß ab von dem Streben des Unternehmens. Es ist in der That nichts Geringes, mit wenigen und geringen Kräften etwas Gutes zu leisten: cS wird "dies ohne fremde Beihilfe oft unmöglich. Des halb hatte der Unternehmer auch mehrere fremde Kräfte zur Unterstützung herbeigezogen. Die einzelnen Stücke wurden mit Präcision vorgetragen und er freuten sich des Beifalls der Zuhörer. Einige Mängel hinsichtlich der Intonation und des VorlragS zu be seitigen, wird erst nach mehrmaligem Auftreten möglich sein. Möge der Unernehmer in seinem Streben fort fahren, und möge hauptsächlich daS Publikum die vielfachen Mühen und Sorgen, die bei derartigen Wnternehmungen allemal zu bewältigen sind, durch zahlreichen Besuch ehre». — Wir sind im Stande, mittheilen zu können, daß das aufgeschobene große Gesang-Co ncert doch noch stattfinden wird, ob gleich man schon das Gegcntheil gefürchtet hatte. Mehrfache Acnderungen in der Anordnung und in den Personen machten eS bislang unmöglich. Zugleich vernehmen wir auch, daß der äußerst musikliebcnde und strebsame junge Unternehmer dieser Art Concerte, trotz der sehr bedeutend vermehrten Vorarbeiten und Schwierigkeiten, im Laufe dieses Jahres dem Publi kum einen besonderen Genuß durch Aufführung eines ganzen größeren Werkes zu verschaffen gedenkt, wor auf wir bei dieser Gelegenheit aufmerksam zu machen, für unsere Pflicht halten. Bei seiner auSgebreileten Bekanntschaft mit der musikalischen Welt der nahen Residenz wird der Unternehmer auch in seinen fol genden Aoncerten sich künstlerischer Kräfte be dienen. Möge Glashütte diesen Vortheil, den eö vor vielen vaterländischen Städten genießt, dankbar benutzen, und wolle sich der wackere Unternehmer nicht durch die, von kleinlichen, ungebildeten, wohl auch neidischen Menschen ihm in den Weg gelegten Hindernisse in seinen anerkennungöwerthen Plänen stören lassen. Dresden. Manchem Leser dieses Blattes wird eS vielleicht nicht uninteressant sein, zu vernehmen, daß seit November vor. IS. zur Erbauung der Schloßbewohner, der Hofdienerschaft und anderer (auch fernstehender) protestantischer Personen, all wöchentlich am Dienstag und Freitag Abends 6 Uhr mit Genehmigung des Königs in einem protestantischen Betsaale, der sich im königl. Resibenzschlosse (genau unter dem Schloßthurm, 1. Etage) befindet, ein Vor trag von dem Hilfsprediger Anacker, der im Sommer in der Weinbergskirche zu Pillnitz zu predigen hat, gehalten wird. In dieser Einrichtung, und namentlich in der Genehmigung des deßfallstgen Vorschlags, offenbart sich jedenfalls ein edler, echt königlicher Zug von Toleranz und Gerechtigkeitsliebe. — Die Tuchmacherinnung in Ocderan beging am 8. und 9. Jan. die vierte Säculärfeier ihres Bestehens. Ihre ersten Jnnungsartikel, vom 8. Jan. 1437, sind noch im Original vorhanden und vom Amtmann Heintze von Weißenbach auf Schcllen- bcrgk, dem Bürgermeister und den Rcuhscumpanen von Oederan bestätigt. Grimma. In der Nacht von, 8. zum 9. Jan. ist ein Theil dcö Schlosses Döben, und zwar das Hauptgebäude nebst den daran stoßenden drei älter» Wohn- und Wirthschaftsgebäuden, ein Raub der Flammen geworden, hierdurch aber in historischer und architektonischer Beziehung eine der schönsten Zierden der hiesigen Umgegend zu Grunde gegangen. Der Brand scheint durch zwei Mägdo des Pachters in einem Keller, in welchen, sich etwas Stroh befunden und welcher mit einem größeren nicht gewölbten Raume, in dem mehre Klaftern kleingespaltencs Holz aufgestellt gewesen, in Verbindung gestanden, ver wahrlost worden zu sein, von wo es sich im Schlosse weiter verbreitet hat. Der größte Theil des Mobi liars konnte gerettet werden. Der Besitzer, welchem hierdurch ein bedeutender Schaden verursacht worben, war-verreist. Berlin, 11. Jan. DaS hiesige Publicum be findet sich in einer ganz eigenthümlichen Zuversicht, daß der Friede werde erhalten werden, und doch bleibt die preußische Forderung der bedingungslosen Freigcbung der Gefangenen nach wie vor unbefriedigt. Man hörte von der Ankunft einer Depesche auS Pa ris, nach welcher die Streitfrage so gut als gelöst sein sollte; allein in officiellen Kreisen wollte Nie mand etwas davon wissen. Jedenfalls mögen unserm Cabinet Vorschläge gemacht worden sein; aber eS wird so lange keine Notiz von ihnen nehmen, als nicht von der Schweiz selbst die offizielle Meldung cingetroffen ist, daß sie auf die preußische Vorbedingung cingehe, d. h. die gefangenen Neuenburger bedingungs los freigebe. Eine solche Meldung ist bis jetzt noch nicht da und kann wohl auch nicht da sein, da. die Bundesversammlung nicht vor dem 14. Jan. ihre Zustimmung dazu geben kann. — Angesicht- der neuesten friedlichen Wendung der Dinge sagt der „Bund": „Die Schweiz kann