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Weißerttz-Zeitung Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstag» und Freitag«. Z« beziehen durch aste Postanstal ten. Preis pro Quart. I V Ngr. Ei« imterhaltcndcs Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. 27. Anuar 1857. Inserate werden mit .8 Pfg. für die Zeile berechnet S und in alle« Expeditione« angenommen. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Sim Sonntage, den 25. Januar, fand Nachmittags von 3 Uhr an, eine Prüfung mit den Zöglingen der hiesigen Sonn- tagSschule in Gegenwart der geistlichen und weltli chen Vorstände, mehrer Herren vom Rathe lind den Stadtverordneten, inglcichen anderer Zuhörer statt. Von den 54 Zöglingen, welche in dem letzten Jahre die Anstalt theils regelmäßig, theilS nur auf Zeit besucht haben, hatte sich nur der 4. Theil einge funden. Das Examen erstreckte sich auf die Abfassung zweier geschäftlicher Aufsätze, und auf Lösung mehrer dem Gewerbsleben entnommenen Rechnungsaufgaben. Die Schüler erwiesen sich mehrentheils in den vor kommenden Fächern bewandert, obwohl auch nicht zu verkennen war, daß, wenn endlich einmal die wiederholt beklagte Unregelmäßigkeit des Schulbesuchs beseitigt wäre, sich bedeutend mehr würde leisten lassen. Vorgclegt waren auch die Zeichnungen der Schüler und gefielen ganz besonders die Arbeiten eines im vorigen Jahre öffentlich ausgezeichneten ZöglingeS. Im Schlußworte ermahnte der Vorstand zu reger Theilnahme an der Anstalt, und machte schließlich einige Schüler besonders namhaft, welche ihres Fleißes und guten Willens, zum Theil auch ihrer guten Leistungen wegen zur Belobigung em pfohlen worden waren. Wir wünschen der Anstalt in Zukunft frisches Leben und rege Theilnahme, und bitten den Gewerbsstand inSgcsammt, ja zu bedenken, daß man in einer Zeit, in welcher sich bedeutende Fortschritte in allen Gewerbözweigen bemerkbar machen, nicht hinter anderen Personen und anderen Städten zurückbleiben, sondern seine Lehrlinge anhalten möge, die dargebotenc Gelegenheit zur Ausbildung weiölich zu benutzen. * SeiferSdorf bei Dippoldiswalde, 26. Januar. Der gestrige Tag brachte uns eine seltene und erhebende Feier. Der Richter Carl Gottlieb Munzel, aus dem eingepfarrten Dorfe Malter, feierte mit seiner getreuen Ehegattin die goldene Hochzeit, und fand eine Einsegnung dcö Jubelpaares, das eben auch an einem Sonntage getraut worden war, in der hiesigen Kirche am Schlüsse des Frühgottesdienstcö vor der versammelten Gemeinde Statt. ' Nach beendigter Pre digt nahm unter dein Geläute der Glocken und unter dem Gesänge des Liedes: ,,A»f Gott und nicht auf meinen Nach re.," das Jubelehepaar auf den bekränzten Stühlen vor dem Altäre, und eine Anzahl von Freunden — darunter ein Sohn und eine Tochter dcö greisen Paares — zu beiden Seiten Platz. In wahrhaft erhebender Weise und mit der ihm eigenen Wärme, sprach nun der würdige Herr Pastor Kühn, nachdem er die Gemeinde und besonders alle Eheleute auf die Wichtigkeit dieser heiligen Handlung hingewiesen und sie zu einem christlichen Eheleben ermahnt hatte, zu dein' greisen Paare, erinnerte es an die Gnade und Güte Gottes, die in den 50 Jahren so herrlich über ihm gewaltet habe, nnd ermghnte es, so wie es mit Dank barkeit gegen Gott auf die Vergangenheit zurückblicke, so auch mit kindlichem Vertrauen auf ihn der Zukunft entgegenzusehen; der Herr, der bisher geholfen habe, werde auch weiter helfen. Nach beendigter Rede ge lobten sich die tiefgerührten Eheleute an derselben Stelle, an der sie vor 50 Jahren sich zum ersten Male das heilige Verspxechen der Treue gegeben, von Neuem mit Mund und Hand Treue bis zum Tode, und em pfingen hierauf von Neuem den Segen der Kirchx. Ein Gebet schloß die feierliche Handlung, welcher ein von den 3 Lehrern aus Seifersdorf und Paulsdorf aufgeführtcr biblischer Gesang folgte. Hierauf ward das Lied „Auf Gott und nicht^auf meinen Rath rc." zu Ende gesungen und der allgemeine Segen crtheilt. So nahm die ganze Kirchengemeinde als solche an dieser erhebenden Feier Theil, und gewiß Jeder verließ daö Gotteshaus mit den wärmsten Segenswünschen für das allgemein geachtete und geliebte Jubelchepaar. Der Nachmittag, welcher theilnehmende Freunde und Nachbarn im festlichen Hause vereinigte, war der geselli gen Unterhaltung gewidmet. Das Jubelehepaar em pfing von nah und fern Zeichen der Liebe und wurde durch herzliche Ansprachen gefeiert. — Beiläufig sei noch bemerkt, daß der Ehejubilar, der nebst seiner Gattin noch ziemlich rüstig ist, in diesem Jahre auch AmtSjubilar wird, und zwar als Ortsrichter, welches Amt er 25 Jahre hindurch treu nnd gewissenhaft ver waltet hat. Altenberg, 26. Januar. Gestern Abend hat sich der seit dem Jahre 1841 hier bestandene, durch die letztjährigen mißlichen Zeitverhältniffe aber der Auf lösung gänzlich nahe gekommene Bürger-Verein auf'ö Neue wieder constituirk. Zur Freude deS Co- mitce's hat derselbe einen neuen Zuwachs von einigen 60 Mitgliedern erhalten, und dürfte es hierdurch er möglicht werden, den Verein wieder auf seinen frü hem Standpunkt hinzuführen. Halten die Mitglieder an den Statuten fest, so kann der Verein viel Gutes schaffen und mit der Zeit auch wieder als eine Zierde der Stadt erscheinen. Freiberg, 22. Januar. In der Nacht vom 19. zum 20, d. M. ist in Oberpretzschendorf ein Kirchendiebstahl verübt, der Dieb aber glücklich dabei ertappt worden. Der dasige Nachtwächter bemerkte nämlich NachtS 1 Uhr Licht in der Sacristei der Kirche, meldet dies dem Gerichtsschöppen und eilt mit seinem