Volltext Seite (XML)
Bern, 16. Januar. Der Ständerath hat den Antrag deS BunbeSrathS mit 33 Stimmen gegen 2 Stimmen angenommen. Die Gefangenen werben sofort in Freiheit-gesetzt. Außer Cours gesetztes Papiergeld. Schwarzburg-Sondershäuser Ein« und Fünf« Ihaler-Scheine, sowie Köthener Ein« und Fünfthaler- Scheine, sind mit dem 31. December 1856 außer Gültigkeit gesetzt. Die Kölheni-Bernburger Ein- und Fünfthaler-Scheine vom 2. März 1848 waren schon am 1. December 1856 verfallen. Schwarzburg-Rudol« städter Ein« und Fünfthaler-Scheine vom Jahre 1848 gelten bereits seit dem Jahre 1850 nicht mehr, und Köthen-Bernburger Ein- und Fünfthaler-Scheine vom 20. Februar 1856 treten mit dem 1. April außer CourS. Dessauer und Bernburger bleiben gültig. V ermischtes. AuS Köln vom 10. Ja», schreibt nian: Unsere Behörde schreitet nunmehr gegen Annoncirung von medicinischcn Geheim Mitteln ein. In dieser Beziehung wurde hinsicht lich der kevulanta irrrrbierr in dieser Woche gegen die Köl nische Zeitung am Zuchtpollzeigericht verhandelt. Auf das Urtel, welches in der künftigen Woche gesprochen wird, ist man allgemein gespannt. Aus Anordnung deS Herzogs von Sachsen-Meiningen soll bei der Lutheröbuche bei Alt en sie in dem Reformator ein Denkmal errichtet werden. Die„Leipziger Zeitung" vom 17. Januar bringt in einer Extrabeilage eine mit nahe an 1600 Unterschriften bedeckte „Erklärung", deren Unterzeichner — Rittergutsbesitzer, Ocko- nomen, Schcnkwirthe, Handwerker -c. aus allen Theilcn Sachsens — bekannt machen, daß von ihnen „fremde Banknoten und Kassenscheine im Verkehr nicht zu einem Hähern Course angenom men werden, alö zu welchem solche in Silber umzusctzen sind." Um eine kleine Vorstellung von dem diesjährigen Wild- reichthume Böhmens zu geben, wird der „Pohemia" von einen, Augenzeugen berichtet, daß kürzlich auf der Graf M. Joseph von Althann'schen Domäne Swoischitz (CzaSlancr Kreises) im Verlaufe von 3 Tagen durch 15 Schützen an 2000 Stück Hasen geschossen wurden. Der öconomische Verein zu Bernstadt unternahm an, 14. Jan. einen Feuerlöschversuch mit patentirten Löschpalronen. Ein mit Brennmaterialien angefüllteS Faß, in welches in dem Augenblick eine halbpfündige Lcschpatrone geworfen wurde, ivo derJnhalt in vollen Flammen stand, — konnte vom Untergange nicht gerettet werden, indem die Wirkung der Patrone zwar ein momentanes Unterdrücken der Flammen, aber kein völliges Er löschen war und die Tonne nach kurzer Unterdrückung derFlamme von dem wiederauflodernden Feuer doch noch zerstört wurde. Hierauf wurde eine Marktbude, theilweisc mit Stroh gefüllt, auf welches noch eine Menge Photogen gegossen worden war, in Brand gesteckt. . Nachdem das Stroh zum Brennen gekom men, auch die Innenseite der Bieter brannte, wurde die sünf- pfündige Löschpatrone in die brennende Bude gebracht. Der feucrdämpfcnde Eindruck machte sich bloS in einer Ecke bemerkbar und auch hier nur sehr schwach; denn bloS hier wurden die Flam men für einen Augenblick unterdrückt, während in dem übrigen Thellc der feflgeschlossenen Bude das Feuer unbeirrt fortbrannte. .Die Flammen durchbrannten schnell daS Dach und leckten nun 3^4 Fuß hoch durch die durchgehrannten Spalten unter all gemeinem Gelächter der Zuschauer, deren Zahl über 1000 be trug. Schade, daß jetzt keine Spritze bei der Hand war, um deren Wirkung sichtbar werden zu lassen. Der Verein brachte ein Opfer von über 20 Thlr. im Interesse des Publikums. Literarisches. Maienblüthcn. Gedichte von Adalbert Man« lehn. Gedruckt zum Besten der Armen im Erzgebirge. Leipzig, C. K. Fritzsche. 1856.* Wie der Mai mit seinen bunten Blüthen daS junge Jahr verschönt und zu der wonnigsten Zeit erhebt, so die Liebe das junge Herz. Und gleichen die Lieder der Liebe nicht recht eigentlich dem süßen Duft, der in unsichtbaren Wölkchen um die Blumen schwebt? Die Liebe schmückt sich gern mit Blumen und labt sich gern an den Liedern, welche die Saiten seines Herzens berühren. Ein solches Buch der Lieber voll Liebesglück und Maienlust sind die „Maien« blüthen" von Adalbert Manlehn. Der ehren« werthe Verfasser, das sieht man seinen Liedern an, Hal sie gesungen zu einer Zeil, da selbst sein Herz der Liebe Seligkeit empfand, und darum sind sie so treu und wahr, so innig, bescheiden und rein. Nicht um Ruhm vor der Welt hat er gegeizt, als er sie schrieb; nur die Geliebte seines Herzens sollte sie hören. Da vernahm er die Klagen der Armen in unserm Erzgebirge, find er beschloß, die Lieder, welche er in Liebe in der Verborgenheit gesungen, voll Liebe zu seinen bedrängten Brüdern der Oeffcntkichkeil zu übergeben. Nun Hal zwar ein gcsegneleS Jahr die noch vor Kurzem herrschende Nolh der benachbarten Gebirgsbewohner gemildert; aber immerhin ist der Wohlstand noch nicht so weil zurückgekehrt in jene engen Hüllen, daß eS nicht noch genug Thcänen deS Kummers zu trocknen gäbe. Wenn wir schon um dieses edlen, von dem Verfasser so uneigennützig ver folgten Zweckes willen hoffen, eö werde daS freund liche Büchlein bei biedern Menschenfreunden zahlreiche Abnehmer finden; so zweifeln wir keinen Augenblick, daß besonders Jünglinge und Jungfrauen, die in der Liebe Rosenragen stehen, gern zu den „Maienblüthen" greifen werden, um selbst ihr Herz daran zu erlaben, und es als ein sebr geeignetes Geschenk ihren Lieben darzubringen. Wir wünschen dem Merkchen die weiteste Verbreitung. Nachgehend lassen wir einige Gedichte aus der Schrift folgen. Licbeegluth. Wie da« Herz mir schlägt. Wie so schneit bewegt. In den Avcrn rinnt da» Blut! In da» Herze mein Kehrte Liebe ein, Und-erfüllt'« mit heißer Glnih. Deiner Aeugelcin Klaren, tiefen Schein Habe ich, mein Lieb', erkannt; Haben mir gelacht, Siernlein gleich zur Nacht, Weckten mir den Llebesbeanr. Um die Stirne klar Von dem braune» Haar Spielt die Locke zart und fein. Und dir Stirn' so weiß, Lippen brennend heiß, Laden mich znm Küssen ein. ' Lbige Schrift, 138 Seite» stark für 1ü Ngr, ist zu be ziehen durch E. Zehne iu Dippoldiswalde.