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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. V 3 Diese« Blatt erscheint mit Ausnahme de- Sonntags täglich Abends und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. 1853 Mittwoch, den 5. Januar Preis für da« Vierteljahr Thaler. Insertions-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zelle 1 Neugroschrn. Amtlicher Theil. Dresden, 30. Der- 1852. Se. Majestät der König haben den Oberleutnant Brandt v- Lindau, vom 3. Reiter« Regiment,, zum aggregirten Rittmeister, und den Leutnant v. Standtfest, vom 3. Reiter-Regiment,, zum Oberleut nant im 1. Reilrr-Regimenle, allergnädigst zu befördern geruht. Dresden, 1. Januar. Se. Majestät der König haben nachstehenden Offizieren die allergnädigst« Erlaubniß zum An nehmen und Tragen der ihnen verliehenen kaiserlich königlich österreichischen Orden« - Dekorationen zu ertheilen geruht: die eiserne Krone 1. Classe dem Generalleutnant und König!. General-Adjutant Reichard und Generalmajor v. Sichart, dermaligen Gouverneur der Residenz; die eiserne Krone 2. Classe dem Oberstleutnant v. Hartmann, Commandant des 3. Jäger-BataillonS; die eiserne Krone 3. Classe dem Hauptmann v. CrauShaar, vom 14. Infanterie-Bataillon, und Hauptmann v. d. Mosel, vom 3. Jäger-Bataillon; das Ritterkreuz des LeopoldordenS: dem Oberstleutnant v. Gutbier, Commandant de- 0. Infanterie-Bataillons- TageSgeschichte. Dresden, 4. Januar. Nach der soeben erschienenen ,.Rangliste der königl. sächsischen Armee vom Jahre 1853" haben durch gleichmäßige Bewaffnung der leichten Infan terie mit gezogknenJnfanttriegewrhrendiebiSherigenSchützen- bataillone vom 1. Januar an den Namen: „Jägerdataillone" erhalten. Gleichzeitig wurden bei jedem Jnfanteriebataillone 8 Unteroffiziere und 64 Soldaten — die besten Schützen — mit gezogenen Gewehren bewaffnet und die .Betreffenden „Schützen" benannt. Wien, 2. Januar. Die Rückkunft des Freiherr« v. Bruck aus Berlin wird in einiger Zeit erwartet. Wenn öffentliche Blätter, auch Berliner Zeitungen, über den In halt seiner mitgedrachten Vorschläge Näheres mitlheilen zu können glaubten, so entbehren diese Berichte, wie versichert werden kann, jeder authentischen Begründung. Herrn v. Bruck find feine Instructionen unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit anvertraut worden, wovon er auch in Berlin nur bei wenigen hierzu berufenen Personen Gebrauch machen darf. Aeußere Jntriguen haben oft genug dazu beigelragen, daS für ganz Deutschland so wünschenswerthe Werk einer vollständigen Einigung zwischen Oesterreich und Preußen zu verzögern. DaS auch nur zeitweilige Aufhören des bestehen den Zollvereins wird in Kreisen, di? sonst gut unterrichtet sind, keineswegs besorgt. Oesterreich hat bekanntlich die Bedingung bereit- fallen lassen, daß gleichzeitig mit der Reconstituirung desselben auch die unbedingte Aufnahme unserer Monarchie in daS Zollvereinsgebiet geschehen sollte. Was viel leichter zu bewerkstelligen sein wird, scheint in dem vorläufigen Abschlüsse eines Handelsvertrages zu lie gen, dessen Grundlinien wohl jetzt schon festgestellt und den Üebergang zu einer vollständigen Zolleinigung in möglichst kurzer Frist vorbeceiten werden. — Die Abgeordneten der Zoll- confer,nz hier setzen zwar ihre periodischen Sitzungen noch fort, eS wird jedoch in denselben nichts weiter über die handel« politische Seite der Angelegenheit verhandelt, sondern die Berathungen beschränken sich vorzugsweise auf die Mo dalitäten deS Tarifentwurfs. Der Schwerpunkt der Sache liegt, wie gesagt, gegenwärtig in den Verhandlungen zwischen Oesterreich und Preußen. — Ihre Maj. di, Kaiserin Mutter war dieser Tage von einem Unwohlsein befallen, das sich jedoch wieder zusehends bessert. — In Bezug aus die in verschiedenen Blättern zu lesenden Nachrichten von der be absichtigten Vermählung Sr. Königl. Hoheit des Prinz-Re genten von Baden mit einer hiesigen Prinzessin (Tochter des regierenden Fürsten von Liechtenstein), bin ich in der Lage, auf das Bestimmteste versichern zu können, daß diese Ausstreuung auch nicht den entferntesten Grund irgend einer Veranlassung für sich hat, und daß die erlauchten Perso nen, welche man in ein so nahe« Verhältniß treten läßt, bisher nicht einmal in der Lage waren, einander zu sehen. 06 LLien, 2. Januar. Eine Verordnung wegen Durch führung des neuen Vereinsgesetzes ist in mehreren Kron ländern erschienen. Darnach Haden die in diesem Gesetze enthaltenen Direktiven auch auf die schon bestehenden Ver eine und zwar in der Art ihre Anwendung zu finden, daß solche Vereine, welche nach dem neuen Gesetze einer beson- dern Bewilligung Vorbehalten sind und bisher ohne solche bestehen, sich binnen 3 Monaten um diese Bewilligung im vorschriftsmäßigen Wege zu bewerben haben, widrigenfalls sie als ohne die erforderliche Bewilligung bestehende Vereine behandelt würden. — DaS heurige Pceisverzeichniß der aus ländischen Zeitungen, welche von den k. k. Postämtern dc- bilirt werden können, umfaßt aus den deutschen Postver- einsstaaten 645 im Ganzen, und zwar 600 in deutscher, 5 in französischer, 8 in polnischer, 1 in wendischer und 1 in lithauischer Sprache. Vom Auslände, mit Ausschluß der deutschen Bereinsstaaten 584, und zwar 243 in französischer, 126 in englischer, 13 in griechischer, 37 in italienischer, 47 meist aus der Schweiz in deutscher, 2 in türkischer, 3 in griechischer und italienischer, 20 in holländischer, 10 in schwedischer, 6 in dänischer, 31 in russischer, 7 in polnischer und 2 in serbischer Sprache. 00 Verona, 31. December. Se. Maj. der König Max von Baiern ist gestern Nachmittags 3 Uhr hier ein getroffen. Berlin, 3. Januar. (Pc. St. A.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen ist von Koblenz wieder hier eingetroffen. — Der Generalleutnant, außer ordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am kaiser lich russischen Hofe, v. Rochow, ist nach Dresden abgereist. — (Pr. A.) Der Gemeinderath unserer Residenz hat bei dem Wechsel des JahreS an Se. Majestät den König nach stehende Glückwünsche gerichtet* „ Allerdurchlaachtigster, Großmächtigster König! Allergnädigster König und Herr! Eure Königliche Majestät wollen mit gewohnter Huld die Wünsche annehmen, welche wir als Vertreter Allerhöchstdero Haupt- und Residenzstadt heute beim Jahreswechsel ehr furchtsvoll darzubringen wagen. Gott in seiner Allmacht und Gnade erhalte Eurer Königlichen Majestät theureS Leben noch länger in Kraft und Fülle der Gesundheit; sein Segen ruhe auf Allem, was Eure Königliche Majestät in väterlicher Fürsorge für unser geliebtes Preußen beschließen. Liebe, Treue und Dankbarkeit Allerhöchstihrer Unterlhanen erleichtern die Mühen und Sorgen, welche von Allerhöchst- deren erhabenem Berufe unzertrennlich sind und von Eurer Königlichen Majestät mit aufopfernder Hingebung übernom men werden. Unsere erste Pflicht ist es, hierin unfern Mit bürgern vocanzugehen, die Liebe und die Treue zu unserm angestammten Könige in guten wie in bösen Tagen offen zu bekennen und kräftig zu bestätigen, und — wenn es gilt — Preußens Wahlspruche „Mit Golt für König und Vaterland!" uns treu zu erweisen. Der allmächtige und gnädige Gott stärke uns in dieser Erkennlniß, in diesem Entschluß. In tiefster Ehrfurcht ersterben wir, Eurer Kö niglichen Majestät allerunterlhänigster, treugehorsamster Ge meinderath der Haupt- und Residenzstadt Berlin. Berlin, den 1. Januar 1853." — Auch an Ihre Majestät die Königin, sowie an Ihre Königlichen Hoheiten den Prinzen und die Prinzessin von Preußen hat der Gemeinderath Glückwunschadressen gesandt. — Ebenso hat der Magistrat zum eben hinterlegten Neujahrsfeste vier Beglückwün schungsadressen an den König und die Königin, sowie an den Prinzen und die Prinzessin von Preußen gerichtet. — (N-Pr.Z.) Von den Kammern wird seilen desMinistcri- ums deS Innern eine Erhöhung des „ordentlichen" Etat- des hiesigenPolizeipräsidiums von 3000Thlr.für nothwendig gewor dene Bureaubeamte verlangt werden. — Wie wir hören, ist es zweifelhaft, ob die Vorlage über die Concursordnung noch in dieser Session an die Kammern gelangt. Dagegen hören wir von einer die Hypolhekengesehgcbung betreffenden Gesetzvorlage, die bereits im Staatsministerium berathen sein soll. — (Pr. A.) Die Vereinigung des rheinischen Cassations- hofeS mit dem königlichen Obertribunale fand gestern in dem Locale des Obertribunals statt. Dir Mitglieder beider Gerichtshöfe und der Generalstaatsanwalt waren in Staats uniform erschienen. Um 11 Uhr Mittags eröffnete der Herr Justizminister Simons, welcher in Begleitung des Geheimen OberjustizrathS v. Alvensleben erschienen war, die Sitzung mit einer kurzen Ansprache an die Versammel ten, führte die neucrnannten Präsidenten Kuhlmeyer und Jänichen, sowie die Räthe Hübner, v. Caprivi und Goldt- ammer ein, worauf der Obertribunalschefpräsident, Staats minister Mühler daS Wort nahm und Sr. Excellenz dem Herrn Justizminister Simons im Namen Aller den Dank für seine Gegenwart aussprach und damit schloß, daß er sich freue, daß im ganzen preußischen Lande nunmehr jnur ein Gesetz walte, welches aufrecht zu erhalten er und seine Amlsgenoffen mit Kraft und Energie sich zur Pflicht machen würden, wozu ihnen Gott helfen möge. Se. Excellenz der.. Herr Justizminister Simons schloß die Sitzung mit eine« dreimaligen Hoch auf daS Wohl Sr. Majestät des Königs, worin alle Anwesenden einstimmten. * Aus Franken, 29. December. In dex, neuDM» Zeit sind bei uns mehr als je falsche Münzen im Um lauf gewesen, namentlich falsche Zehnthaler- und Fünfthaler- stücke in Gold, königl. Hannoverschen Gepräges, mit de?* Jahreszahl 1831 und 1827. Diese Münzen bestehen aus Kupfer, sind galvanisch vergoldet und mit besonders dazu gravirten fatschen Stempeln und zwar im Ringe geprägt, wodurch die Kerben am Rande hergestelll worden sind. Zur Anfertigung derselben mußten daher verschiedene Arbeits kräfte thätig gewesen sein, sowie auch überhaupt größere mechanische Vorrichtungen dazu nöthig waren. Das Ge präge ist unrein, insbesondere sind die lateinischen Buch staben ungleich, so daß die Unächlheit dieser Münzen auf den ersten Blick zu erkennen ist. Einige Individuen, welche dieselben zu verausgaben gesucht haben, sind sofort arretirt und den betreffenden Gerichten zur Einleitung der desfall- sigen Untersuchung übergeben worden. Es dürften diese Münzen von einer Bande herrühren, welche die Falschmün zerei in ausgedehntem Maße betrieben hat. § Frankfurt, 2. Januar. Man sieht der Beglaubi gung eines Gesandten des Kaisers der Franzosen bei der deutschen Bundesversammlung noch im Laufe dieser Woche, und zwar in der Sitzung entgegen, welche die Bundes versammlung kommenden Donnerstag halten wird. Die Bundesversammlung wird mit dec Entgegennahme der Be glaubigungsschceiben den ofsiciellen und förmlichen Aus druck der Anerkennung des Kaiserreichs von ihrer Seile verbinden. ** Paris, 1. Januar. Der „Moniteur" bringt die Ernennung von 37 neuen Senatoren. Von denselben gehören nahezu die Hälfte, nämlich 18, dem Militärstande an (15 Divistonsgenerale, 2 Viceadmirale und der Titular- general Vaudrey); unter den 19 vom Civilstande sind Feuilleton. Bremer Sonntagsblatt.*) „Nicht ohne Nachahmung!" heißt die Loosung in der Literatur. Kaum hat Gutzkow durch seine „Unterhaltungen am häuslichen Heerd" die Andeutung gegeben, daß nach all' dem trockenen und übel gelungenen politischen Treiben den Menschen eine still-belehrende oder poetisch-stoffliche Unterhaltung will kommen sei — eine Annahme, die durch die glänzend schnelle Verbreitung deS Gutzkow'schen Wochenblattes bestätigt wurde —, und schon fangen andere Zeitungen an, ihr Feuilleton zu ver größern, und neue Blätter entstehen, auf ein ähnliches friedliches Princip erbaut. Wenn solche Journale, die vielleicht infolge eines andern ersten Versuche- angeregt wurden, nur etwas Tüchtiges und Eigenes bieten, so mag da» Woher ihres Ursprungs gleich- giltig sein. Um eine solche achtbare Tüchtigkeit scheint eS, nach der ersten Nummer zu urtheilen, dem „Bremer Sonntagsblatte" wirklich Ernst zu sein. Der verantwortliche Herausgeber ist Heinrich Strack, der Redacieur vr. Pletzer und der Verlag gehört I. G. Heyse. Der Inhalt besteht au» Orignalbeiträgen, zu zu denen man wirklich bekannte Namen gewonnen, also das Nölhigste, doch Seltenste einer Zeitung: anständige Honorar bedingungen, gemacht zu haben scheint. Da- vorliegende Blatt enthält zwei Gedichte von Nikla» DeliuS; dir Schifffahrt der Bremer und Friesen im elften Jahr hundert, eine anziehende Skizze von Otto Klopp, rin Hamburger *) Preis halbjährlich I'-j Thlr. Theaterabend im vorigen Jahrhundert, auS einem noch un gedruckten Roman von Otto Müller, Verfasser von dem poetisch biographischen Werke über Bürger, und endlich außer einem Feuilleton unfeiner literarischen Rundschau eine feierliche Kritik von Mar Waldau über die Dichtungen eines PseudonymuS Hadschi: Hafis in HellaS, die natürlich bei Hoffmann und Campe verlegt find. Für die folgenden Nummern find unter andern bekannten Namen Beiträge von Willkomm, Heinrich Pröhle, Adolf Laun (dem Uebersetzer der englischen und spanischen Gedichte), Schwetschke, I. W. Schaefer, Karl Andree, Mar Walbau versprochen. DaS Programm, welches durch sein Vielversprechen sich nicht vor andern ausgezeichnet, sagt, daß alle direkte Politik von dem neuen Unternehme« ausgeschlossen sein soll. Diese Ankündigung an die zukünftigen Abonnenten würde noch unbefangener ge schrieben sein, wenn sie nicht einen kleinen Seitenhieb auf Gutz- kow's „Unterhaltungen am häuslichen Heerd" enthielte, „die man in Schlafrock und Pantoffeln ohne Kopfbrechen zu sich nimmt". Kritische Eeitenhiebe gehören in kein Programm, zumal wenn man ihnen Mißgunst und Neigung zur Rivalisaiion ansehen könnte. Sie sind unzweckmäßig und literarisch unanständig. Die Ausstattung deS Ganzen, da» wir in seinem weitern Verlauf in Obacht nehmen werden und vorläufig dem Publicum zum hoffnungsvollen Versuch anemxfehlen, ist ansprechend und praktisch. B. * Paris, 28. December. Morgen, Mittwoch, wird in der großen Oper daS neue Ballet „Orpha" zum ersten Male gegeben werden. Die Musik dazu ist von Adam. Die Ausstattung soll überaus prächtig sein und — waS in der großen Oper fast un möglich scheint — allrS bisher Gesehene weit hinter sich lassen. Seit langer Zeit hat Herr Roqueplan kein neues Ballet gebracht, zum großen Leidwesen der zahlreichen Liebhaber der Choreo graphie. — Der Hornvirtuose Vivier steht bei dem Kaiser i» hoher Gunst. Bekanntlich ist Vivier nicht allein ein vortrefflicher Künstler, sondern auch ein wegen seines heitern Temperaments überaus gesuchter Gesellschafter. Nachdem er am vergangenen Sonntage mit Roger und Mademoiselle La Grua in einem Hofconcerte mitgewirkl hatte, wurde er am Montage eingelaven, sich der kaiserlichen Jagd anzuschließrn. Am Abend wurde er zu einem intimen Familiencirkel im Schlosse eingeladen. Hier trug er verschiedene Lieder seiner eigenen Compofinon vor und spielte sodann mehrere komische Scenen, in denen er sich als ein trefflicher Schauspieler bewährte. — Paris ist augenblicklich voll von deutschen Virtuosen, hauptsächlich Pianisten. Fräulein Clauß wird am II. Januar ein große» Concert geben. Krüger hat in dem ersten Concerte von VieurtempS mitgewirkr. Fräulein Krinitz, ebenfalls Pianistin, gedenkt nach Neujahr sich böien zu lassen. Besonders brillante Erfolge hofft Charles Wehle auS Prag einzuernten. — Die Witwe Kalkbrenner'S ist vor einigen Tagen, 52 Jahr alt, gestorben. Sie war die Lochier de» General» d'Sstaing und einer Griechin. Der erstere zeichnete sich im ägyptischen Felvzuge unter Bonaparte auS und wurde nach seiner Rückkehr nach Frankreich durch den General Regnier im Duell geiödlk». Seme Tochter, die sich damals schon durch ihre Schönheit bemerkbar machte, wurde durch den Kaiser in dem