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/luer Tageblatt Mnzeigbr Mr -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. Eprechstm»-« Nr-aküoa «tt Muvahm» »« SsmUag, vachmt«»-» 4—- Uh». — L»t<gra««.ft»r»fst, ra-edlatt stumq-edt»»». stmfpmch« «. «»«-» -ür mwertavgt ilng^an-t» MuwstUpt» »an« dnttch» nicht »er»««. Nr. rsr. Freitag. 10. Juli rsi4. S. Jahrgang. Dies« Numwer »«saht 8 Setten. Das Wichtigste vom Tage. König Friedrich August unternahm gestern von Lichtenberg aus eine» LandeSrels« im Bezirk der Amtshauptmannschaft Freiberg. * Da» Reichsgerich t verurteilt« de« Aarikatureutzetch. ner Waltz gen. Hansi, wegen Aufreihung zu« Alassenhaß und Beleidigung zu eine« gahr Lefangu«».«)^ Vrei neu« Justizvorlagen, die sich zurzeit sämt- lich beim Bundesrat befinden, werden dem Reichstage voraussichtlich schon im Herbste zugehen. * An Elsaß ist die Gründung einer deutsch-elsäs- fischen Partei durch eine Scheidung zwi schen Liberalen und Demokraten in Vor bereitung. DaN Flieger Linnekog«! gelang es, den Höhen- Weltrekord ohne Passagier in seinen Besitz zu bringen, indem er auf seinem Rumplermttttär. Eindecker eine Höh« von 6 570 Metern er reichte. »» na»«ri st.»« -» «u«« Mutmaßlich« Witterung am 11. Juli; Südwest, wind, heiler, «Armer, trocken. "Wc Das Reich äer Schwäche. ^0» Oesterreich Ist entschlossen, der drohendm Sprckche der serbischen Press« zu begegnen. Go lau tet der Beschluß des jüngsten Wiener MtntsterrateS. Doch soll dies nicht in Form einer allgemeinen diplomati schen Aktion geschehen, die Friedensliebe der Habs burger Monarchie wurde von allen Ministern besonders unterstrichen. Dieser anscheinend offiziöse Bericht kenn zeichnet di« Vvllbommene Hilflosigkeit der Wiener Regierung. Serben erschlagen mit serbischen Waffen den Thronfolger, und die serbische Press« greift dazu noch Oesterreich an. Und die Antwort? Eine starke militäri sche Aktion oder wenigsten» Demonstration, die da» Per- schwörernest in Belgrad gründlich auSrüucherte, hatte die Weilt «wartet. Niemand, auch Rußland nicht, hatte da gegen etwa» einzuwenden, und nicht einmal zu dem Müuslein «in« diplomatischen Demarche vermag der kreißende Berg der österreichischen Minister sich aufzu- . raffen. Da» Serbien der Mörder triumphiert, und fast - gewinnt man den Eindruck, in Wien suchte man die schmachvollen Begleitumstände, unter denen der uneben bürtig ein« opferbereiten SchicksalSgeMrttn verbundene Fürst starb, der die Hoffnung und Zukunft der Völk« war, möglichst zu Ignorieren, zu vertuschen. Auf der Versammlung der Minister richt der Mehltau de» Siech tum eine« Herrscher», dessen hohe» Gretsenalter nicht durch Lärm und Aufregung gestört werden darf. Ab« soll mit dem v«ehnmgswürdigen, ab« doch nicht mehr entschloß, und homdkingskrüftigen Kais« auch Oester reich hinsiechen? Kann «S die Schmach von Gerajews, der die and«« Schmach der nicht würdigen Bestattung eine» für» Vaterland gefallenen fürstlichen Helden sich anreiht, überleben?! Erwägt dies« Erniedrigung da» Ehrgefühl der österreichischen Armee?! Ein« schwüle Stimmung liegt üb« dem Habsburg« Reiche. Wir warten auf di« ersten Blitze und Donner schläge, die kommen Missen, um den erstickenden Schwa den zu beseitigen, der über Hof und Ministerium richt. Da» hehre Wort Friedensliebe, das wie keines miß brauchte Wort zur Verhüllung von Unentschlossenheit, Mangel an Energie und Mut, wird im Munde der öster reichischen Minister in diesem Augenblick zur Farce. Was hat die stark« ab« gerechte Sühnung eines unerhörten verbrechens mit Friedenslieb« zu tun?! Ist aber Franz Ferdinand gerächt, wenn -Wei halbwüchsige Burschen dem Henk« überliefert werden und diejenigen, die ihr« Hand waffneten, die st« zum Verbrechen unterwiesen, straffrei ausgehen und neue Anschläge «sinnen können? Und all der aufgespeichert« Zorn, all di« tiefe Erbitte- rung der Besten do» österreichischen Volke» muß sich am letzten Ende gegen dies« Ohnmacht der Regierenden rich ten. Nicht nur ersteht au» dem großen Kreis« d«r Mit- »lieber des ErzhauseS kein Mann, h« da» «lösende Wort spricht, die befreiende Tat tut, sie alle billigen die unwürdig« Behandlung, die dem Leichnam de» auf dem Felde der Ehr« Gefallenen zuteil wird, der ihnen ein leuchtendes Vorbild war, in dessen Mißachtung sie sich selb« und ihres Haus«» Glanz in den Staub treten. Und di« Schranze, die die unwürdig« Veranstaltung traf, sie verkriecht sich hinter den Willensschwächen nicht mehr klarschauenden Herrsch«, dem man eine nachträgliche Gutheißung der unwürdigen Veranstaltung ablistete. Ab« in dem -«Misteten, durch ewigen inneren Hab« geschwächten Reiche gibt eS doch noch Männer von Ehr» und Würde-Empfinden. Werden sie schweigend dulden, daß da» «inst so stolz« Oesterreich durch Schwäche und Unfähigkeit der Regierenden jetzt so schweren, vielleicht nie Wied« gutzumachenden Schaden erleidet? Politische Tagesschau. , «ne 10. Juli. Nachwahl in Koberg. * Am heutigen Freitag Mrd in Koburg die Nachwahl vollzogen, d« durch den Mandatsverzicht de» bis- herigan nattonalltberalen Abgeordneten Quarck erforderlich wurde. Abgeordneter Quarck legte sein Mandat nieder, weil Grad von Egüttmru» und Rücksichttlosi^eit, zumal wenn fte diese Eselsohren in Bücher machen, die ihnen nicht gehören. An den Bibliotheken an Sand findet man häufig gr- preßte Blumen und Kleeblätter, letztere» ein Zeichen des Aberglaubens, wenn eo.stch um ein p erblätter'ges Klee blatt handelt, das bekanntlich Glück bringt. D e Blumen aber lassen immer aus irgendein zarte» Moment schließen. Eine solche gepreßte Blume in einem Buch ist gewöhnlich ein« Erinnerung an eine schöne Stunde, iin der diese Blume gebrochen ad« geschenkt wurde; und wenn man in enem recht alten Buche solch «tu vergilbte» Blümchen fW«t, da» dort vielleicht schon johr-ehnte gelegen hat, dann denkt man unwillkürlich dämm, ob di« Menschen, die diese Blume ge meinsam brachen und dabei etwa» Besonder« empfanden, wohl noch leben und wie sie wohl heute über jene ver gangen« Zett denken mögen. Ja Büchern au» SffentÄHen Bibliotheken findet man aber auch manche» höchst sonder, bar« Schriftstück: Liebesbriefe und, was noch schlpmmer ist, Mahnbriefs. Der Besitzer oder di« Besitzerin gmgon mit diesen Dokumenten leichtfertig um, sie verwendeten st« .manchmal mitsamt dem Briefumschlag al» Lesezeichen und vergaßen, «em st» da» Buch Zurückgaben, da» iM'Skvete Lesezeichen zu entfernen. Manche unangenehme Berwick, lung ist schon daraus entstanden, daß solche Mebes- und Mahnbriefe in Mein Buch au» ein« öffentlichen vivfio- thek in unberufen« Hände, besonder» in die Hände von Bekannten der Persönlichkeiten, am die dies« Br est adres siert waren, gelangten, vor einiger Zeit brachte Me eng. lisch» Zeitung ein« tragische Geschichte von d«tm Br es im Vpche. Ein«prwatg»l0hrt«r, »im etwa» weltfremder, ab« liebenswürdiger Mensch hatte sich in ckn« Dame feiner Bekanntschaft verliebt, und bet feiner angeborenem Schlich, strichest wagte er e» nicht, ihr stlne Liebe persönlich zu gestehen Gr entschloß sich dazu, die» in einem Brief« zu tun Gr führte in diesem lang und breit au», welche» seine Lnspftndungrn seien, erWrtr, wie innig er die Dame liS^, er in das koburgtsche Ministerium berufen wurde. Gr wird -sich auch nicht mehr um das Mandat bewerben. Die Natio- nalliberalen haben an seiner Statt Amtsgerichts«! Stoll -crufgestell, der auch vom Bunde der Landwirts unterstützt ay-td. Ihm stehen gegenüber «in Fortschrittler und ein So zialdemokrat. Die Fortschrittler häben wiederum dem kübur« gischen Landtags-Präsidenten Arnold auf den Schild gehoben, der sch-m 1012 kandidierst und damals 3540 Stimmen er hielt. Di« Sozialdemokraten haben an Stelle de» versterbe- non Advokaten Ziietsch, der 1903—^1911 den Wahlkreis ver trat, einen Rechtsanwalt Hoffmann «ms Hof dm Wäh lern iin Vorschlag gebracht. Daß die Sozialdemokratie we der in Stichwahl kommt, unstEegt keinem Zweiistl. Obes ober den Fortschrittlern gelingen witb, dm Vorsprung von 1200 Stimmen, dm die Nationaklibevolen vor zwei Jahren hatten, einzuholen, das ist doch sehr fraglich. Jedenfalls darf inan hoffen, daß die bürgerlichen Parteien wm'gstcns im -weiten Wahlgange vereint schlagen und daß di's äußerst« Linke nicht wieder wie im Jähre 1009 bei ihrem Stro st der lachende Dritte ist. Mohrenwäsche. O Des Fürsten Bülow Ausführungen über d'e deutsche Politik, di« im vorigen Winter in dem Sammel- wett Deutschland unter Wilhelm II. erschienen, werden jetzt auch dm Franzosen in ihrer Sprache vorgesetzt. Gin geleitet wird die französische USbersetzung von Herrn de Seil, ve», der unter Taillauz' Präsidium wichrend der Marokko« trist Minister de» Aeuherm war, in dieser Eigenschaft aber st geringe Fähigkeiten zeigte, daß SÄlllauz in Wahrheit auch sein auswärtiger Minister war. Trotz aller Mißerfolge hält es jetzt Herr de Selbe» für nötig, Bülow -u berichti gen. Gr meint, die Politik, welch» Vst Republik Frankreich seit 43 Jahren verfolg«, halst Deutschland nicht gedroht. Mährend er Frankreich al» da» harmlose gedulLige Lamm hinzustellen liebt, spricht der Epminister andererseits ganz -unzweideutig von der aggresfkxn Politik Deutschland». Gegen diese ist nach Herrn de Selve» Ansicht di« Tripp». Entente abgeschlossen morden, über die stch WO Bülow noch nicht beruhigt Habe. Wer nach den Ereignissen der letz ten fünfzehn Jähre noch von einer GWreffwng Deutschlands durch die englische Politik spreche, der erweckt eine Legende, st meint Sei ces weiter, die ihr« Zeit gehabt habe. Daß kn vielen Köpfen in Frankreich immer noch die Furcht vor einer aggressiven Politik Deutschlands stuft, da» wissen wir. Sie wäre aber vielleicht schon lange geschwunden, wenn nicht ge- wisse sehr einflußreiche Leute in Frankreich sich alle erdenk liche Mühe machten, diese Furcht wachzuhalten. Daran hät- tm sie aber gar keim Interesse, wenn sie nicht an Rsqanche für das schreckliche Jahr dächten. Und nur darum haben sich diese Leute mit Eduard VII. zustmmengetan, weil sie glaub ten, mit Hilfe der englischen Flotte schneller zum Ziele zu kommen. » * Kein, neue Flottenvorlage. Gegenüber der in Meh rern Blättern aufrähterhaltenen Behauptung, daß im kom menden Winter «ine neue Mottonoorlage zu erwarten stß, ! und bat um ihre Hand. Wenn fi« geneigt sek, ihn zu hei raten, soll« sie ihm innerhalb drei Tagen «ine Antwort geben; bekäme er ein« 'sülche Nicht, st würde er da» al» Ablehnung betrachten. Man kam e» sich wohl denken, Mit welcher Sehnsucht der Gelehrte drei Tage lang aus die Antwort wartete. Eie traf aber nicht ein, und der ab» gewiesene Freier muhst sich in sein Schicksal fügen. Er kannte di« Ablehnung und da» Fehlschlägen aller seiner Hoffnungen jahrelang nicht verwinden, wurde noch ein samer und menschenscheuer und heiratete niemals. Aber auch d?e Dam«, an die er seinen Werbebrief gerichtet hatte, blieb unvevmähtt und starb in verhältnismäßig jungen Jahren. Dreißig Jahre, nachdem der Gelehrte den Brich geschrieben hatte, räumte er sein« Bibliothek um und fand in einer verborgenen Ecke «in alte» Buch und in vichom al» Lesezeichen den nicht abgSWcktem Brich, in dem er sich -um die Hand der Geliebten bewarb. Gelehrte hoben wst dis Professoren nur nicht da» R«cht, ihre Regenschirme, sondern «ich Liebesbriefe zu vergessen. Menu die Geschichte wahr ist, bedeutet sst wirklich wühl da» Höchst« m Trag«, wa» mit Bllcherfunden zusammenhängt. Aufmerksam« Leserinnen werden vttlleicht auch schm im Büchern au» den öffentliche« Wbliothekm di» geheim- niwolle Korrespondenz von Liebenden gefunden und be obachtet haben. Vie erste Spur findet man, wenn gewisse Buchstaben mit Bleistift le'cht unterstrichen sind. Schlägt ,man «eiter nach, dann findet man wohl, daß auf jeder geraden oder ungeladen Sette de» Buche» immer eine Buch stabe unterstrichen ist, und setzt man Ache Buchstaben zu- .sammmr, st «mtsstht ein ganzer Brick. — Nm junge» Mäd chen wird st sorgfältig bewacht, daß »in» direkt» Korre spondenz mit ihr umncksskich ist. Si» hat »inen Geliebten, dem sst wohl schreiben kann, der aber keime Brich» an sie gelangen lassen dach. Dann hilft Vst Bbltwhck au», in dar man -emeinstm licht. Der jung» Mm läßt stch echt da» Buch nutz einer VWiot-rk gckben, unstchtuBcht dum Was man in Büchern findet. Plauderei von Kurt Mldmftck«. Nam»« v«r»»ttn Es beginnt jetzt wieder die Zeft des Reisen» und der Ferien und damit gie-ichzettH eine Per ode, in welcher der Deutsche seiner Neigung zu lesen und sich zu unte richten frönt, wicht nur au» Langeweile, sondern auch au» Bedürf, ni». Der moderne Hamps um» Dasein ist st intensiv, daß Taufende von Menschen besonder» in den Großstädten da ganz« Jahr über nicht dazu kommen, mtt Ruhe em Buch zu lestn. Heißhungrig widmen sie sich dann während ihrer Ferien und LrholungoM der Lektüre. In jeder Son» merftische, in jedem Sanatorium, auf jedem großen Dampfer findet man Bibliotheken, «nd Ao Zeit ist wohl nicht mchr fern, wo durch Privatunternehmer auch in den großen durchgehenden Eisenbahnzügen den Fahrgästen Bücher leihweise angeboren «erden. Es ist interessant, sin- mall näher zuzusthen, was man dem außer der Lektüre in solchen Büchern, di» durch vechhiedene, ja durch viel« Hände gehen. Eine Schifsochrtsgestllschaft, di» auf thron großen transatlantischen DaWftrn wertvoll» Bibliotheken unterhält, hat neulich Skn-e Mitteilung darüber veröffent licht, welcher Art die Lesezeichen finA welche di« Fahrgäst« t/n den Büchern der SchtffSbMiothek -urückliassm. vom hölzernen Zahnstocher bi« zur DollmLanknoto, di» irgend- ei» amerikcMscher Millionär al» Lesezeichen vevvmdet, ist eigentlich alle» benutzt, was der Leser gerade zur Hand hockte Dahin gehören. Nloistiftenden, Stücke Paffster», di« von einer Zeitung abgerissen sind, Bindfaden und Moll, säden, und MLlfchevwetst ist die Zahl der Lese, gering, welch» di» Stell», an der sie di« Lektüre «ine» Buche» unterbrachen, durch «in sogenannte» Gselsohr bezeichnen, da» heißt durch Umstiegen ckmer «der mehrerer Seiten. Menschen, d e die» tun, verraten stet» einen bedeutenden