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Nr. iso. S. Jahrgang. Mer Tageblatt Mzeiger für öas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mrer Sonntagsbla«, ^wchch«-» NeSaM»« inü ftusnahnw -« Sonntag, nachaüttag« Uh». — r-ü-ramm-N-r-ss», ragettM» siuEMtlrge. ßwaspwch« 53. -ü» aav«Naagt ttn-efaatt» NUumskriPt» kann Snotlhr nicht getetsvl ««ch«. Donnerstag» 2. Juli 19i4. Diese Nnnnner »«faßt 8 Sette«. Das Wichtigste vom Tage. Der Grvßh«rzvg von Meffkenburg-Wltrelßtz beabsichtigt, goitzäß einem Wunsch« seine» der- storbenen »ater», d« B«vfafs«»a»frag» von neuem näherzutret»»». * Die hessische Erste Kammer nahm den Gesetz entwurf Wer religiöse Orden und ordenSühn- liche Kongregationen in der Fassung der Zwei ten Kammer an. * Die Gründung einer akademischen Flug schule wird in Karlsruhe geplant? die akade misch« Behörde hat bereits ihre Genehmigung dazu erteilt. Königin Wilhelmine hielt in Grooningen eine An sprache, in der sie die Verdienste der hollän dischen Offiziere in Albanien und In- dtenprt«». g« Sofia kam e» gestern zu große» Demonstra- tioue» gegeu König Aervinauv von Vuk- garte«.*) « Die albanischen Rebellen haben »renk lvtb- doda vollstündig geschlagen, sodaß er sich in kopfloser Flucht nach Alessia zurück ziehen mußte.*) -> nü-«r«« st«-«»» -n»««, «ne». Mutmaßlich, Witter,», am 8. AuNr Keim Mt» temngsänderung. Serbenverfolgungen in Oesterreich? V Wem man die Berichte liest, die die Wiener Blätter au» Gerajews erhalten, so kann man sich de» Eindruck» nicht erwehren, daß die Ermordung de» Erzherzog- Ferdinand und seiner Gemahlin leicht politische Fol gen von größter Tragwett« haben könnte. Der serbenfeindlich« Teil der Bewohnerschaft der bosnischen Hauptstadt hat sich In sein« gttviß erklärlichen Empör ung über das unerhörte Attentat Ausschreitungen zu schulden kommen lassen, die alle Keime der Versöhnung bei den serbischen Untertanen der wiener Regierung, mit ihrem Schicksal vernichten Müssen. Biele von «erben bewohnte Häuser sind von der Wütenden Bevölkerung nahezu zerstört worden. Bei einigen Häusern ragen nur mehr die Ruinen der Mauern in di« Lust, während das Inn«« vernichtet wurde. Gange Warenlager von Ge schäften liegen auf den Straßen, würde man nicht wis- sen, wa» geschehen ist schreibt der Berichterstatter der Reuen Freien Presse, so würde man glauben, ein Erd beben habe die Verwüstung angerichtet. Da die «erben ein voll von reizbarem Temperament sind, st» werden in BoSnten seWst wi« im Königreich Serbien Gegen- auSschreitungen nicht audbleiben und daS Ergeb nis kann nur ein« Verschärfung aller österrei chisch-serbischen Gegenfätze sein, vt« Wien« Re gierung mag noch st» sehr geneigt fein, in ihr« Haltung gegenüber den Serben und Serbien sich in kein« weise diüch da» Geschehen« beeinflussen zu lassen, sie wird sich einfach geswungen sehen, in Bosnien ein schärferes Regiment ewzuleiten, schon weil die bloß« Möglichkeit des zweiten Attentate» nach einem fehlgeschlagenen er sten darauf schließen läßt, daß in der Verwaltung Bo», nien» b t»her «in Schlendrian geherrscht haben mutz, der zu Zuständen führen mußte, die sich mrf di« Dau« auch ohne di« Tragödie vom Sonntag al» unhaltbar «rwvisen mußten. Natürlich wird man daran» in Serbien den Schluß zieh«, daß Oesterreich di« Schuld der beiden Attentät« am ganzen serbischen Bove sühnen wolle mrd <^ die ^^,^ infol^ BaMuckttege zum drängt» Erbittorung gegen den mächtigen Wied« -md zu lebhaftem Ausdruck st-m» men. Da» alle» allein wär» mm aber noch dein Grund zu ernsten Besorgnissen, wenn nicht da» merkwürdige vechatten d« ^?^ch«n ö^fentlich^ Da» bekannt» Hauptorgan de» russischen PanflaviSmu», Rowoj» wvWcha, hält den fetzigen Zeitpunkt für ange messen, den ormmweten Erzherzog in einem Interview mit «in« hohen Persönlichkeit in «in« weise charakte risieren zu lassen, die jede Spur von Pietät gegenüber einem solch tragischen Geschick vermissen läßt. In hämi- scher, di« politische Ehrlichkeit de» Erzhe^og» herab- säender weis« werden dabei sein« Beziehungen zu"Kai- s« Wilhelm und zur Militärpartei sowie zu de« kleri kalen Elementen Oesterveich-Ungarn» und zur gesam ten «lavenfrage behandelt. Di« Rowoj« wrenrja ist da» Sprachrohr außerordentlich einflußreich« politisch« Kreise in Rußland und man kann daher aus ihrem Don« schon Mießen, daß da» Russentum keine beson der« Neigung hat, sich der Blutsverwandtschaft mit den Mördern de» Erzherzog» zu schämen. Man wird sie al» tarms Schächer bedauern und für ihre Bluttaten di« an geblich« ruchlos« Politik der Wien« Regierung verant wortlich machen. Ein fein« Gradmesser für die politi sch« Stimmung in Rußland ist immer die französische Presse, und e» ist daher umso bemerkenswert«, daß der Mattn und andere Blätter schon )etzt davon reden, Rußland könnt« eine fortgesetzte DvaMalierung der in Oesterreich-Ungarn lebenden Serben zum' Anlaß freundschaftlicher Ratschläge an die Wien« Regierung nehmen. Man wird am BaWplatz wissen, wie man die Freundschaftlichkeit solch« Ratschläge zu Ver stehen hätte und sich ebensowenig verhehlen, daß man katlöt so vorsichtig sein kann, daß Rußland keinen Vor wand zu solchen Vorstellungen fände. t > - — Än äer Dreikaiserecke. (Bon unserem Berlin« cN-Mitarbeiter). Der aufsehenerregende Prozeß, der in diesen Tagen vor dem Beuthener Landgericht zum Austrag kommt, leuchtet in einen eigenartigen .Kulturwinkel hinein. Eigen artig ist er schon seiner geographischen Lage wegen. Denn die Angeklagten, um di« es sich hcnchelt, wohnen in Myslo- wttz, jenem schlesischen Ort, «o die drei Kaiserreiche Deutschland, Rußland und Och«reich sich berühren. Di« Dreikaisereck« wird deshalb wohl auch jene Gegend genannt.. Schon dies« Lag« hat etwa» verführerische» für allerhand «lichtscheu« Existenzen. Dem» wo man so bequem au» »em EMet des «inen Staate» in da» de» anderen hinüber- wechseln kann, da ist e» leichter, dem Gesetz ein Schnippchen zu schlagen, al» wo man ringsum von dem einheitlichen MaHtwillen d«» gleichen Staate» sich umgeben fühlt. Eigen, artig ist ferner di« Kulturwelt, di« durch den Prozeß an da» Licht de» öffentlichen Interesses gehoben wird. Da» ««schäft d«r sogenannten Grenzmqcher wird hier ein mal der allgemeinen Kritik unterstellt. G» find da» Leut«, vi« Auswanderern, -ei denen irgend etwa» nicht ganz in Ord nung ist, denen au» irgendwelchen Gründen der Paß St« dtt Eren-r ni^ erhSMich ist, über VW Emmz»-Äsen. Vor allem haüdett «»sich-tzr um den-reUenStrom russisch er Au»wanderer, daneben ab« auch um Galizier, di« aus dem Wege durch da» deutsche Reich die neue Welt zu er reichen streben. G» ist erklärlich, daß an einem solchen Knotenpunkt de» Au «wandere vverkehr» die beiden größten deutschen Schiffahrtsgesellschaften einen vertret« fitzen haben, der ihren Linien in fachkundiger Weife den Au» wanderefftvom zulenckt. Dieser Vertreter ist staatlich kon zessioniert und hat in dich« feiner sozusagen offiziellen Stellung natürlich zunächst nur einwandfreie Ausgaben zu «ledigen. Neben ihm ab« arbeiten dann jene sogenann ten Grenzmacher. Sie suchen den AuSwandererstrom nach Kräften zu Verstärken, weil sie an jedem einzelnen Au» wand«« ihre 10 oder noch mehr Rubel verdienen. Mr dich« 10 Rubel helfen sie den Leuten auch ohne Paß über di« Grenz«. W« mit der altem Heimat gebrochen hat, wer ven ganzen Rest seines Besitzes auf die Fahrt über di« Grenz« zu verwenden bereit ist, der hat natürlich gern auch au» '-Äs UM im damals ; wenn auch di» gelegsntltch dl» , «m Mr * «d i» dm sich gefielen. All« find rwntschen Gchchmack Melodie «ich di» tretznd» «tzenart Mchsteu» da» Streß»» nach Eiüfächhsit dm einmal di» dramatisch» Farm dar Oper « reformieren sollte. 17« ging Glu« nach London, um La «utura äs' gigemtt hmuuM-ttngen auszuführen: da abe» die Londoner menig Interchse für nette», seiner früheren Schülerin, diese Oper 1774 in Pari» aufzusühren. Da» gffamt« «laden» Publikum nahm daran «inen so leidenschaftlichen Anteil, wie künstlerisch« Ereignisse ihn heut« und seit langem leid« nirgend» fin den. lgwei Parteien bildeten sich: di« Gluckisten ftan- den den Pieetnisten, den Anhängern de, italienischen von oetve Parteien - oem m.rrer wuu» svtgren z, w- Ro»sf»«t, Luach und, vorsichtiger, Voltaire) , traten unter anderen Namnantsl, Grimm und mit viel Witz und nicht wenige, absichtlicher lln- sittt führten, mld dm h«t» L historißh» wmst t gilt. Gluck rnd 1778 di« Von Musik auszudrücken; entgegen dem spielerischen yormali» mus der italienischen Oper, ihren sinnlos eingesetzten Ritor- nellen und rücksichtslos hervorgfftellten Arten will er ein« einfache und dabei großartige Natürlichkeit. Gr stellt den uns selbstverständlichen Grundsatz auf, daß di« Ouvertüre auf das Drama vorbereiten und mit ihm zusammenhängen soll, und will sich in her Durchführung ganz der Dichtung unterordnen; später drückte Muck di« einmal so schaff aus, daß er sagte, er vsrgess«, wenn er eine Dichtung zu kom ponieren habe, zunächst einmal, daß er Musiker sei. Dies« Programmschriften, auf die immer Ltn- gmviesen werden sollte, wenn heutigen Künstlern ihr theo retisches und programmatisches Denken verargt Mrd, fan den -war den Beifall der Besten, B. den Klapfftocks, von dem Muck nun einige Oden und Teil« der Hermannsschlacht nach seinen neuen Grundsätzen in Musik setzte, ab« das deutsche Publikum blieb gleichgültig gegen feine Reforma tion, und di« Musiker, unter denen Glucks Schüler Balieri «in« rühmenswert» Ausnahme bildet, -«kämpften sie. So mußte er sein Augenmerk ausschließlich auf Frankreich und Part» richten. Bailli du Roullet, ein französischer Atta« in Wien, macht« ihm aus Racine» Iphigenie in Aulis ' Gluck. (Ami» roo. Geburtstag am k. Ault 1814). vckkMßßgn ) Christoph Willibald Gluck, der spät« al» römischer Ritter vom goldenen Sporn Ritter von Gluck hieß, wurde am L. Ault 17Ü in Weidenwang beim baqe- rischen Neumarlt al» Sahn eines Förster» geboren. Sein Vater, mit dem er in früh« Jugend nach Böhmen über siedelte, hielt ihn streng, ließ ihm aber »in» gute Bildung —- den zwölfjährigen Knaben übergab « der Jesuiten schule zu Kommotau — und schon frühzeitig eine gute musi kalische Erziehung zuteil weiden. Im Alt« von 18 Jahren kam Christoph Gluck nach Prag, und mußte sich hier vom Ertrage seiner musikalischen Leistungen unter Anstrengun gen und Entbehrungen «nähren. Bald ab« batte « da» Glück, im Pa loste seine» Gönner» Lokkowitz den Fürsten Melzt, den Nachkommen eine» Freunde» df» Stonardo da vinci^kennen zu lernen. Dies« -rächt« den jungen Musik« noch Mailand und gab ihm im Unterricht Sammartints, le ,u vollenden. Hier begann Muck, nach solcher sorgfältigen u» Vtldung in allen musikalischen Fachem, mit eigen« Pro- duftion, und hatte da» Glück, gleich mit sein« ersten Op« dteArtarerr«, hieß, im Jahr» 1741 einen großen Er- fotz zu erzielen. In den vier ersten Jahren sein« Kom- ponistentättgkett, vom L7. bi» mm ßl. Lchemffahm, schtteß Dluck nicht, wenig« atz acht Opern, di» in Italien kämt- tta- dm her»»» W, vmtttt ihn bewiesen und vor allen Dingen Händel, der damatz größt« Musiker, ihn durch abweisende Kälte kränkt«, kehrte « üb« Dresden, wo « kurze Zeit atz »Kapell meister (freilich nicht, rot« meist angenommen wird, in der Kofkapell«) tätig war, nach Wien zurück. Dort ent faltete er, im Glücke stetig wachsenden Ruhmes, eine reiche Tätigkeit. Reiben zahlreichen Spielen für allerlei Hoffest- lichkeitrn schrie- er damatz, trotzdem größer« Reisen wie derholt sein« Zett --schränkten und ihn zehn Jahre hin durch seine Stellung atz Kwellmeister an der -ofoper be ansprucht«, «in« Slech« von Opern, wie z. B. die 17V1 erst malig autzffvhrt« Tlemenza di Tito und den Telemaco, dessen Partitur deshalb wichtig ist, weil er ihr später zahl- reich« Stücke, Motto«, Melodien für seine reisen Werke entnahm. 17V8 entstand das heute n«b -elie-te Singspiel II rs paetvrs, 1761 Verarbeitete Gluck da» später von Mo zart «ndgülttg gefvrmt« Don Juan-Thema zu einem Ballett, wie er übrigen, auch den Stoff der späteren Mlezartschen Entführung au» dem Serail m ein« französischen Op« -»nutzt«. Denn immer mehr hatte Muck sich der italienischen Oper, ihrer barocken Entartung, ihrer Erstarrung und ihrer Virtuosität «ntftemdtt. und in gam selbständiger Entwick lung der von Lultz und Rameau rühmlich vertretenen fvan- Msthm Musik, di« nach MahrhM und Ludruck strebt», fich genähert. Er «ar in Pari» gewffen, und halt» gefunden, daß dort «twa der vodsn für seine Rfformpläne bereitet sei; auch hatte « bereit» kleinere französische Text« (z. B. L« mutt äapö) komponiert. Run lich er sich von Ranierodt Catza-tzi au» Livorno den für die Oper Ortoo « KuffMo» schreiten, di«, 1781 fführt, zuefft sein» «um Grundsätze zu verwirklichen M und komponiert» 1787 deffelbm Dichter» klloest». geht »in Widmung». h-nDe» an den Smtzh«otz.Ptt« Leopold von kvoeltzna «omm — «» M strittig, o-Muck altztn m aeffaßt hat —,