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Skilaa, ,u N,. 142 des Auer Taa»bloN,» und Unz-iaer» kür da« Erzaibjrg,. Di,n-tag. dm >S. Juni 1914» Die wichtigsten Kenäerungen äer neuen Manöver-Dränung. -Sech, Ach« hindurch.hat di« alte Manöoec-ordnuug gute Dienst« getan, aber vim immer gesteigerten Ansprüchen unserer Zeit an die Kri-ogsmäßi-gkett-der Hebungen genügte sie nicht mehr. Deshalb -war eine neue Manöve o.dnmng «in unabweisbare» Bedürfnis. .Binnen Mrzester Zeit wer den die Truppenteile im Bejsttz der neuen Manövero-bnuiwg fein, deren einschneidende Aemdevung nicht »uir di« Kennt nis der militärischen Fachkreise, sondern auch da» g ehe PM.mm vollauf verdienen, Utzber die wichtigsten n-uxm v^ittMlimilgen wird um» von militärischer Seit« g«schriebe : Die veränderten Bedingungen, mit denen in..einem Zu- kunftrkrieg« zu rechnen ist, erfordern eq, dah d'e Friedek-s- ausbtldung unserer Truppen auf eine gänzlich umgestaltev Grundlage gestellt wird, die den Verhältnissen ei es w. k- lichen «Krieges in weitgehendstem Matze Rechnung trägt. Da her findet sich auch allerorten in der neuen Mianöoe Ord nung das Bestreben noch möglichst kriegSAMäher Anlage und Durchführung der Hebungen. Don diesem Gesichtspunkt aus konnte die Brigade als stärkster ManAververband - icht mech ausreichend erscheinen. Di« Uäbungen der Brigaden auf dem Truppenübungsplatz entsprachen wohl den frühe-en kleinen Verhältnissen, nicht aber unseren hsutig.n. Zni olge- dessen führt die neue ManSvsrordnui g di« D v sions Übungen von mehrtägiger Dauer als regelmäßige Einrich tung ein. In Zukunfft übt also «'ne Anfant rie^ nisio-, in kriegsmäßiger Gliederung, d. h müer Zuteilung von Kaval- leri«, Feldartillerie, schwerer Artiller'« und Verkehrs truppen mit besonderer Berücksichtigung der Durch'ü'-ru^ de» frontalen Angriff». Man eristeht daraus schon» daß die neue Manöverorvnung da» Schwergewicht «Wenger auf d'e strategische Seite der Hebungen als auf die reine Gefechts- ausbikdung verlegt, und dah sie zugleich dem Dirnon-tNhr« reichlich «Gelegenheit gibt,-.Se»lbsterfahrungen in der Gefechts führung zu sammeln«. Darauf Isind aber die Neu nrngvr di Manöverordnung nicht beschränkt. Die ^Erweiterung de Manöver scheint ein erfreulicher Fortschritt nach jeder Rich tung hin. Während früher die Korpsmanöve nach de.m Ermesien des kommandierenden Generals ab - h lte m-, den, setzt die neue Manöverordnung sie als alljährlich w'e- dsrkehvei de U-bung fast. Ganz neu sind die Manöver Kor^ gegen- Korps unter vor Leitung der Avmö.inspektcure. In allen diesem Dest'mmungon tritt als leitendes Pri oip d r neuen Manöverordnung der Gedanke zutagr, alle unk-ie's- gemätzen Verhältnisse- nach Möglich? it ausz"5chalten. F" d'eser Hinsicht ist- z. B. die Beschränkung der Zahl de- Ordonnanzoffiziere, die stets «ine ungebührlich" Belastung der höheren Stäbe da-fstellte» anpus-kennen. Für 1:e.Trup pen selbst bringt die neue Manöverordnung nicht m'nid r Verbesserungen und Erleichterungen^. Die i«rue Manöver- o dnung hat gowiffermatzen auch Hren zvvil'stisch n Teil, dm jeder Manöverbummler zu eingehender chenntnis nehmen sollt«. Eime Absperrung Les -Publikums vom Be treten des Manävergeländes und vom Z' schauen bei de ' Hebungen ist erfreulicherweise nicht einget'ührt. .Soweit eine Auschauennenge nicht störend wirkt, hat di« neue Manöver ordnung gegen ihr Verbleiben nichts einzrmvenden. im Gegenteil, es ist sogar vorgesehen, daß Offfizie.« zur Füh rung des Publikums abkonrnmnLsert-werden können, um zugleich belehrend zu wirken. Wenw endlich noch die Manöverordnung den Interessen dir Landwirtschaft du ch Vermehrung von Abschätzungskomm'ss'onen betreffs der Flurschäden, Rechnung trägt, so ist nach alledem wohl h'n- reichend bewiesen, daß unsere reue Manöverordnung vo- modernem, fortch ittlichem. Geiste getragen, für d'e K Zs ausbildung unserer Truppen das Höchste zu leistem verspricht. Vermischtes. Iute«rfatz. Man ist oft geneigt, «manch« Naturerscheinung als höchst überflüssig und lästig abzutun. Wozu-.gibt es da» schreck liche Heer der Fliegen? Wozu «haben, die Menschen den «unglückseligen Blinddarm? .Aehniliche Ausrufe hört man häufig, Und' «schließlich stellt sich doch heraus, daß dies und jenes doch auch einem Zweck erfiillen kann, wenn man erst ganz hinter seine «Eigenschaften gekommen ist. Wächst da z. B. seit einigen «Jahren in Jndochina aus dm Masern der Bäche, Flüsse, Teiche und Seen «ine Pflanze, die die Schiffahrt dort fast völl'g lahmgelegt hat, da tle Schiff« ihr« Decke nicht durchbrechen können. Die Pflanze Pon- tedorta ovassipes haben die Botaniker sie genam-nt — bildet dichte Rosetten ^schwimmender Blätter aus dem Wasser, welche in ihrer Mitte eiinen hyazintheingleichen Bliit in stand haben» Ihre Vermehrung geht so schnell vor sich, lsah «tue Pflanze mit ihren Nachkommen >n «einem halben Jahr-- eine mehr al» 600 qm g-iotze Wasserfläche bedeckt. Bald bildet sie ein« so dichte.T«cke, dah man nur ein Butt dar über zu legen braucht, um trockenen Fuhr» über da» Masse' zu kommen. Eine Ausrottung «mar völlig «unmöglich, eben so die Verwendung dtzr Pflanze al» Dünger oder Mehfutter Da machte der französische Botaniker Perrot-die Entdeckung, dah die Eingeborenen «von MaE.di« Fasem einer verwand- ten Pflanze verarbeiten. Daraus sollte er Versuche an und sjand, daß sich die Bbattstilfasern der Pontederia, di« le cht maschinell geerntet werden können» vortrefflich zur Ho - stellung von Matten, Säcken und Decken« eignen. Be lastungsproben ergaben gute Ergebnisse. Außerdem sind die Fasern billig M haben. Genügend große tropische Wasserflächen bilden die einzige Vorbedingung für. ihr Fort kommen. Zudem können di« Fabrikation»« rzeuMiss« sehr billig abgegeben we-den. Es. ist anzunehmm, dah der Jute pflanze ein starker Konkurrent in der neuen Faser, die Luc. Binh genannt wird, erwächst. « von der österreichischen Polizei. Der englische Schriftsteller M «K. M'Eteed hat «im untangreiches Werk über d'e habSbuvMhe Monarchie vor- faßt. Darin ist «in höhere« 'Kapitel der ästtrvetchtschen Polizei gewidmet, die in der Mam igsaltigkeit ihrer Funk» tionm, besonder, in früheren Zeiten,^denli^En Eng- lända allerdtng» stark interessiere" muß. Fit England, dM alten Laiche de» Freiheit, hat die Polizei nur Mr di« Sicher» heit zu sorgen und da» Verbrechen zu verfolgen. Ander, in dem absolutistischen Oesterreich, chlor hatt« di« Polizei besonder» nach dem Tode Maria Theresia» unter Joseph II. u geahnte Macht und Ausgaben. Man muh hierbei berück, sichtigen, tiaß die österreichische Polizei «in Künd der Gegen» refo mation, also der Jesjüitsn. ist. So standen alle Schulen; Wohlfahrtsüinrichtungem, dle Bücherzensur und die Press« u ter polizeilicher Aussicht. D'e Polizei hatt« .die öfftznt« «liche Meinung zu^ überwachen und zu leiten. An allen Schicht«» der Bevölkerung hatte sie ihre Angestellten: Dass- Hauswirte, Theaterd'ener, Fiakeükutfchirr, Pförtner und ga» lant« Damen gehörten zu> ihren Vertrauten. Unter KaDet Franz stand dieses weitverzweigte System im «vollster Blüte. Jetzt ist das.natürlich alle» ander», milderer geworden, ober so einige Ueberlieferung.m «leben doch noch heute. So sind auch heutzutage die Pförtner noch Vertrauensmänner der Polizei. Aber man kann.nicht sagm, daß sich Publikum und Paliz-i in Oesterreich schlecht stünten. Silberne Hochzeit de» Fürsten MrftenVerg. Fürst Max Egon zur FiiOstenberg wird am IS. d. M. mit seine.- Gemahlin, de- Fürstin Irma zu Fürstenberg ge borene Gräfin Sä)ün«bvrn-Buchh^im, das Fest Ljer silbernen «Hochz.-it feie-n. Der Fürst zu Fürstenberg gehört sowohl «domHerrerchaufe L-.s ö stsr r e i chi sche n Reichsmts, da» ihn zum Dizepräsidenton s «wählt «hat, al» auch dem preußischen Herrenhaus-.- und der Ersten Kammer in Württemberg und in Baden als erbliche» Mitglied an. Nack dein e: schon 1873 durch d m Tod seine» Vadens, d s Fürsten Maximilian Egon, das Sekundogenitursidei- komm iß Püglitz in Böhmen erbte, gelangte er nach dmi Ableben seines kinderlosen V?tters, des Fürsten Karl «Egon, 1896 auch in den Besitz des schwäbischen Hausgutes, Lessen Mittc'punkt die Herrenschaft Donaueschingen ist, «wo der Deutsche Kaiser oft als Jagdgast weilt. Au» der Eh? des Fürsten stammen drei Söhn« und zwei Töchter. Sein, ältester Sohn, der Erbprinz Karl Egon, steht als "eutnant im Rg'ment de- Garde du Dorps in Potsdam. Von den Töchtern Les Fürsten ist Prinzessen Leontine mit Dr Hu o Vinzenz Fürsten zu Windischgrätz vermählt. Vr i-vess'n Anna ist die E-mahkin des Grafen Franz Eduard bhevenlniller-Metsch. W e d e Tie « schla'en. Bekanntlich schläft der Mefffch im Allgemeinen liegend. Es gibt aber nun eine «ganze Rte'he -von Tieren, hie im Stehe sch'afe^ Der Elefant z. B schläft niemals liegend, das Pfe d selten«. Vögel, abgesehen »an Eulen unV ein zelnen Papagei-Arten, schlafen, «wie jedermann weiß, auch immer nur in aus, echter-Stellung, wobei sie meist den Kaps u-ter die Flügel stecken. Störche, jKvaniche, Möwen u. a. ichlai-n stets, indem st« aus einem Bein stehen. Enten schlafen grrn auf dem offenen Wasser. Ihm zu verhüten; daß sie von der Strömung ans Wer getrieben aoqden, «wo lle leicht Rotten unkt anderen Tieren zum Opfer -fallen können, rudern sie ständ'tz mit einer Mote und schwimmen dabei langsam im Kreife «herum. .Füchse -und Wölfe legen ih en Kopf aus die zusammengelegtem Vorderpfoten, «wann sie ausruhen. Hasen» Schlangen und Fische schlafen stets mit offenen Augen. Di».Eulen, die -me'st tagsüber Mosen, können -hingegen, durch eine Nickhaut ihre Augen ganz fest schließen. damit sie das Sonnenlicht nicht stört. Ml äern Schlangenzauberer auf äer Zagä. Gar viele Inder und Aegypt-er rühmen sich, tlie geheim nisvolle raunst de? Schlaniaenb schwöi-ung zu beherrschen, in Wirklichkeit aber gibt es nur zwe' »der drei Schlan-genzaube- er, die als Meister ihres Handwerks Berühmtheit en langt haben. «Zu ihnen zählt der Aegypter Mussa-el Hawi, der ägyptische CchlangeNkönig,' ein im Nillond lebember Eng länder ist dieser Tage in Luksor diesem seltsamen Manne ü.gegnet, hat mit ihm an einer «Schlangenjagd tMnehmen dürfen und gibt nun in «'nem Londoner Blatt eine Schilde rung dieses seltsamen Abeniddeuers. Auf unseren kleinen Eseln ritten wir von dem großen Hotel -am. östlichen Nil user fo-t, hin durch di« große All« heiliger Sphinxe, di« Ramses II. vor drei Jahrtausenden ousstellen lieh. Ehe wir dm großen Pylon erreichten; bogen wir plötzlich nach rocht» ab, traten über den Wüstensand undt machten schließ, lich an einem kleinen Palmenhaine Halt. Mussa-el-Hawi stieg ab und ohne ein Wort zu -verLteren. schritt «r voraus, ganz langsam» lauschend, indes «in wunderlicher Halblauter Gelang von seinen Lippen ausging. Eemrv-AbidMkbar. Soli-man-Hassam sang er halblaut mit eintöniger Stimme, Awad-EbHailla. Mohammed-Hamdi «Allah. Der seltsame Singsang wae uns eine Kette von Worten ohne Sinn, eine Aufhäufung von Namen, aber sie bergen lLtzm Zaube«-. Dar sichtig ging Mussa weiter, winkte uns, langsam zu folgen, bis er plötzlich innvhi«lt und im LächÄn sein« prächtigem moißen Zähn« zeigte. Eine Schlang«, sagte er, streckte den Arm und zog au» dem Strauchwerk am Fuße eins» Damnes ein langes, dünn* Reptil, da« sich iry zornigen Krämpfen wand und f ine dünne Zunge zeigte. Mussa lieh da» Ti«- aus einen Augenblick fallen; dann, al» e» im Begriffe war, zu entfliehen, packte er e» plötzlich dicht hinter dem Kopfe, führte den Kopf dicht an fein Gosicht und sprach sanft auf d'e Schlange ein, indes s^in».freie Hand einige ruhige Be wegungen machte. Eine kleine Schlange, nicht viel, mein-te er liich lnd Und Tier -mar wirklich «wie du/ch Aa-ulbe«- plötzl'ch vubig ge«worden. E» wurde in dm Korb gelegt den M-ussa bei sich führte. Mussa fetzt sindm grvhe -Kobra aber nicht in diesem Ga'tm, sagte er, und «wi-r zogen fort durch di« Wüst«. Wir «nahmen Richtung aus dm Tempel von Ka'-na aber al» wir den östlichen Toren zurttten, kam un» plötzlich dn Gedanke, die'Kräfte de» Schla-ngmjäger» noch gründliche" zu erproben und zur Jagd einen Ort au»- mmählen, -aus dm er nicht vorbereitet sein konnte. So bogen wir ab, bestimmten «ine Stelle an einer alten, brüchigen Mauer und bat.m ihn, hi«r öein Mück einmal zu veksuchen. Bereitwillig stteg er ab, ging auf die Wand «zu und «holte au» einer Etetnsjpcütt« «einen großen Skorpion her vor. der über sein« Hand htnkroch und sich sestklammettr Er legte dm Skorpion in dm Korb; dann ging «, weiter, d>e«mal 'chn-oll«-. un^- wieder kam d» haM«aut» Singsang. Dann blieb Mussa söchm; «seine Augen «wettetm ftch und mit einem Au»rus der Jambe fuhr er mit der-Hand stlötzttch in «im «Spalte der Mauer. Herpor gog er »im dicke, mit roten Flecken bedeckte Schlang«, di» fich »ornig rmhrt, «und di« schützenden Steine nicht larilassen wollte. Schr bös« Kobra, rief «r vevgnügt. Dann ab« sagte er laut und be fehlend: Stands I Und dis Kobra; di« e»<stt Boden «warf, lag bewegungslos; al» wäre fie tot. Plötzlich Ang wilder ein« Well« de» Leben» durch da» Reptil», v» zog fich gu- sammen, widerlich war der AMick; Mussa machte einen Schritt vorwärt» und di« Schlange «rach in ein Sach im Sande, da» Mussa mit seinem Stabe gemacht hatte. Ent- fetzt erhoben wir all« Gimstmuh; sollt», da» tödliche R«pttl entkommen? Aber m«n. Zweimal klopft« Mussa icht dM Stabe aus don Bodm untt hervor au» sddm Loche kam dar flache, böse Kqpf der Schlange. Lächelnd nahm der Zauber« das Reptil aus und legte es in seinen Korb. SLch ein» große Kobra wurde gefangen, bann zwei weitere Gift schlangen; al» wir am Abmd heimkehtten, warf Mussa vor einer Menge von Neugierigen den «widerlichen Knäuel aus den freien Boden, lieh, ihn sich ondwtrvsn und strahlend betrachtete er seinen «eichen Fang. Zischend richteten sich die Reptilien auf. «voller Feindseligkeit «gegeneinander; ab« gegenüber dem Beschwörer «waren fitz -ahm und gehorDam. Wir vo iließen ihn, indes «> freudig die Schönheiten der gefangenen Schlangen mit einander «verglich und rühmte. Bertha von Suttner -s» Unter allen schriftstellernden Frauen de» letzten BierteljahrhundertS war Bertha von Suttner der größt« äußere Erfolg beschert. Die Jahr« 1888 und SO standen völlig unter ihrem Gestirn. Ihr Roman: Die Waffen nieder.. . rief «ine Bewegung hervor, di« «üb« ganz Europa mit «in« unerhört aufwühlenden Wucht ging, der die Gemüter in einen neuen, großen Jdeenrrei» zwang. In alle bedeutenden Sprachen wurde das Buch übersetzt, sogar ins Japanisch« und Hebräische. ES war ein Erfolg ohne Gleichen. Und mitten in der Bewegung drin stand die österreichische Freifrau und wandte ihre ganze Kraft daran, die Bewegung auszubauen, zu befesti gen und ihr dm nötigen Rückhalt zu gkben. Kurz nach dem Erscheinen de» Roman» wurde der österreichisch« Friedensveretn gegründet, dessen Vorsitzende sie war; es folgte bald di« deutsche FriedenSver-einigung, di« ebenfalls mit Frau von Suttner in engster Verbindung stand. Ein eigene» Organ wurde für diese Bewegung ge schaffen, da» dm Titel de» Romans trug. Im Jahr« 190k wurde ihr denn auch der Friedensnobelpreis zuerkannt. Wer war die Frau, die so rasch di« Wett eroberte? Sie entstammte einem der ältesten Adelsgeschlechter der Donaumonarchie, dem der Grafen KinSkh. Ihr Vater war Feldmarschall und Kämmerer in Prag, der aber kurz nach ihrer Geburt — 9. Juni 1843 — starb. Bon mütterlicher Sette war sie mit Theodor Körner, dem Dichter und Freiheitshelden, verwandt. Früh regte sich in ihr da» schriftstellerische Talent. Ihr« ersten Ge dichte haben sogar da» Lob Grillparzer» erhalten. Aber der Schriftstelleret wandte st« sich erst zu, al» sie in bit terer äußerer Not war. Ihr« Familie war, hauptsächlich durch da» Verschulden der Mutter, verarmt und so sah sich die Tochter genötigt, al» Erzieherin und Gefells jchafterin ihr Brot zu verdienen. Sie kam zu dem Frei herrn von Suttner in Wien und Hartmannsdorf, wo sie sich bald die volle Zuneigung ihrer Schutzbefohlenen errang und zwar so sehr, daß sich -wischen ihr und dem jüngsten Sohne des Hauses» Artur Gundaka^ eine tiefe Leidenschaft entwickelte. Aber die Familie ihre» Gelieb ten wollte von einer Verbindung der Beiden nicht» wis sen, vielleicht weniger au» finanziellen Gründen, al» deshalb, weil Bertha sieben Jahre älter war. So trennte sie sich schweren Herzens von ihm und ging al» Erziehe rin nach Pari». Aber die Trennung dauerte nur vierzehn Tage. Die beiden Liebenden sahen ein, daß sie ohne ein ander nicht leben könnten und so kehrte denn die junge Dame wieder zurück und verband sich heimlich mit ihrem Auserwählten. Die Eltern und die Gesellschaft trennten sich von ihnen. Endlich fanden sie bet der Fa milie de» Fürsten von Mingrellen im Kaukasus «in Asyl. Fast neun Jahre verbrachte da» Paar hjer, in größter Bescheidenheit. Und hier reiste Bertha zur Schriftstellerin heran. Ihrem ersten Roman: Di« Waf fen nieder, ließ sie bald «in« Fortsetzung folgen: Mar tha» Kinder, die nicht geringeren Erfolg hatte. Die lite rarisch« Bedeutung diese» Werke» ist nicht so groß, wie die allgemein menschliche. Weniger di« Form, al» di« glühende Leidenschaftlichkeit, da» zart« Empfinden und Mitfühlen öffneten ihm alle Herzen. Frau von Sutt ner hat auch einen sozialen Roman geschrieben, die poli tische Utopie: Maschinenzettatter, ha» seinerzeit von Eherbuliez, Recker, Ostander, Bebel usw. begeistert auf genommen und — da e» unter dem Pseudonym Jemand erschienen war — Karl Vogt, Max Nordau oder Michael Kürschleim zugeschrteden wurde. Niemand wollt« glau ben, daß eine Frau hinter idem Werke stand. Die übrigen Schriften Bertha von Suttner« kön nen sich mit den soeben angeführten nicht messens «4 sind z. T. recht belanglos« Novellen, Erzählungen und Romane durchschnittlicher Qualität. Beachtenswert sind nur noch ihre Spezialarbeiten für die Friedensbewegung und ihre persönlichen Erinnerungen. Man hat in ihrem Hauptwerk stets nach autobiognchhtschem Material ge fahndet und in ihm «in Bekenntnis gesehen. Mer das stimmt nicht, wie sie selbst tn ihren Memoiren bekannt hat. Die letzten Jahr« ihre» Lebens war«n durch den Verlust ihre» Gatten, mit dem sie in wirklich vorbtld- ltcher Ehe verbunden «wesen war, verdunkett. E» hat Tage gegeben — so schrieb st« «inst — wo wir nicht» zum Mittagessen Hattens aber Tage, wo wir miteinan der nicht gescherzt, gekost und gelacht hätten, di« find nicht vorgekommen. Und was ferner nie »wischen un» aefallen ist, da» ist: «in bittere» Wort, «in Vorwurf, «1« Streit — «tn liebloser Gedanke. So etwa» haben wir nicht kennen gelernt, wt« viel« Tünnen so schön von ihr« Ehe reden?