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Dienstag» 23. Zuni 1914. a». »««i>ich»»vfa.u. w»ch«nt- la. »«I t«' p.st d,st,ut an» Mer Tageblatt /Anzeiger Mr -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. Sprachst««-» -er «»-aktt»« mit ftusnahm» -»» Sonntag» nachmittag» 4—- Uh». — C»l»gramm-si,r»ss»: Tageblatt flu»»rzg»birg». I»rnsi>r»ch»r SS. -ür ««»»»langt »ing»fan-t» Manuskript» kann Srmähr nicht g»l«tst»t «rr-»n. S»f»»tt»»»p»»>»» V>« sacha« a,f»alt«», »orpus^Il, ,t,r »««, Naum t»e Sns»,.t» »a. «u, an» »in »ktwmi,n »«» N»t»d.a»r- mannsthnfl echworr«at«r, » vsa.. r.nä ,» »la. »L!7N.''KK?LW »dir tn »«r »rtch«Inun-.»«It» »an» s«»üh» nicht a,l»Ist,t w»r-»n, v>«na »I, Nuf,ai, »,. Snstrat«, »ukch »«tnspttch,, ,rf»lat»t«e »aa Manuskript nicht »«utllch lt.dnr »st. s. Jahrgang. . «ä», mit «».nahm, »»n S.na- an» » Prirrtopin. Unser, -»ttung.au.» «igi. ua» Nu.gad.sttUrn, s.wi« «ll« p.stanstaU.n ua» »rirftrSp«, »,gni«a S,sI,Uuo,«a »nt,«,«a. Nr. 142. Dies» Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Die sächsische Regierung wird die vom Landtage beschlossenen Gesetz« sämtlich im Laufe de» Som» merS in Kraft setzen. * Der Reichsv erband der Deutschen Press« hat gestern seine Leipziger Tagung beendet. » In München trat am Montag der 9. Kongreß der freien Gewerkschaften Deutschlands zu- - sammen. Zwischen der albanischen Regierung und den Aufständischen ist ein Wafsensttl stand ab geschlossen worden. In Durazzo ist alles ruhig. Die vom Süden anrückenden RegterungStrup- Pen sind z urückgeschlagen worden. * Enver Pascha hat eine Inspektionsreise nach Kleinasien angetreten. In Kronstadt bei Petersburg ist das englische Ge schwader eingetroffen. Die griechisch-türkische Spannung hat nachge lassen, so daß die Gefahr eine« Krieges als beseitigt gilt. -1 tttähkr«. sl,h« nn nn>>»«r Will» .E- Sildwestmind, heiter, ivirm, kein erheblicher Nir, Verschlag, Gewitter»«! gung. Chauvinismus. Seit den serbiischösterveichilschei» Diffevenzen ist Europa während der letzten Jach re nicht mchr zur MH« gokomimen, eine Krise löste die andere alb, und mehr wie einmal Istan. den die Dinge auf des Messers «Schneide, so daß emb-e- waifsneter KonflM unvermeidlich schilen, bi» schließlich «tue günstige Wendung eintvat und noch einmal den Weltfrieden rettete. Diese andauernde Gebanntheit der Loge kann alber «unmöglich zu etwas Gutem führen, und die ungeheuren Kiste,gsrüstungen^an die alle Großmächte samt und sonders herangingen, sind eine sehr Merkliche Folgeerscheinung die» sts Zustandes. Gewiß droht kein« augenblickliche G-chahr, oder n iemand, ist sicher vor dem, was kommen kann, und da man von Tag zu Tag auf Ilederraschungen geiaht sein mutz, mutz sich ein» nervöse Gereiztheit herausbilden, die § für eine versöhnliche Stimmung alles andere als förderlich »Ist. Wenn es gleichwohl, bisher nicht zum Aeutzersten ge kommen ist, so hat das lediglich ittarin seine Ursache, daß niemand die furchtbare Verantwortung isiiir einen euro päischen Krieg auf sich «laden möchte, und ein Diplomat des Dreiverbandes, der in diesem.Tagen in einem Beniner Blatte fein Herz ausschüttete, trifft Vas Richtige, wenn er sagt, die ganze Regierungskunst richte sich heutzutage auf das Wegräumen von Almständen und Stimmungen, die Reibungen verursachen und sich zu «Konfliktsmöglichkeiten auswachssn könnten, bevor der Sturmwind leidenifchMtlicher Erörterungen in Publikum und Presse Nie bei den Re gierungen ausnahmslos vorhandene NeiguM zur Versöhn lichkeit an ihrer Betätigung hindsert. Von vi^öm Ge» dankens«ng wendet sich dar erwähnte Diplomat auch gegen den in Deutschland nach seiner Auffassung herrschenden Chauvinismus, lkr nach Ansicht der Ente' te-Mächte eine Gefahr für die Erhaltung des Weltfriedens bilde «und um so mehr bedrohlicher sei, als sr gerade in den gebildeten Schichten -sich breit mache, «wo man zu einer Betätigung nach außen dränge. Nun, so «ganz stimmt denn das dock) nicht, dieser angebliche Chauvinismus, van dem. wir in Deutsch land selbst kaum etwas merken,, hat auf unsere Mgierungs- kreise und-die «weiten Schichten «des Volles absolut keinen Einfluß, und wie d e Regierung ist auch die Nation fried fertig gesinnt. An dieser Tatsache ändert auch nicht der Umstand, daß man im Volke zuweilen nicht zufrieden ist mit Maßnahmen der. Regierung, wenn dfieffo sich einmal gar zu nachgibig gezeigt hat, denn darin liegt keinerlei kriegs lüsterne Stimmung, man «will «ua, daß di« deutschen In teressen mit größerem Nachdruck seitens der maßgebenden Stellen vertreten «werden. Der wirkliche MMioinismu» ist anderwärts «vertreten, und zwar gerade bei den Mächten der Lriple-Gntente, insbesondere, bet Rußland und Frank reich, wo gerade die Maßgebenden Stellen nicht frei von Ihm «sind, sondern sich von dieser Bewegung reckst gern tragen lassen. Mit dfesem Faktor haben wir in Deutschland W rechnen, «und es ist keineswegs iKriegslüsternheit, «wenn «wir beizeiten daran gegangen sind, entsprechende Abwcch^motz- nahmen zu treffen. Die Einschätzung zum Wehrbeitrage. Abschließende Ziffern Über das Ergebnis der Wehr- beitragS-Einschätzung sind noch nicht vorhanden. Nicht einmal die Zahlen der etwa 50 Großstädte, mit über 100 000 Einwohnern, liegen sämtlich vor. Da indessen 27 sich durchschnittlich nicht allzu wett von der Quote Alt-Berlins entfernen '(34,70 gegen ^5,80 Kopfbetrag), so darf man vielleicht dieses Verhältnis mit annähernder Zuverlässigkeit auch auf die noch fehlenden übertragen. Ist die Rechnung richtig, so stände etwa eine halbe Milliarde allein aus den ganz großen Städten zu erwarten, da die bisher bekannten schon über 290 Mil lionen bringen. Ein ähnlicher Schluß aber auf die Klein städte und das Platte Land wäre fehlerhaft, da dort die Vermögen ganz anders geschichtet sind. Man darf also keineswegs die Vs Milliarde, welche das in den Großstädten wohnende Fünftel bis Viertel der Gesamt- bevölkerung aufbringt, einfach mit 4 oder 5 multiplizie ren. Die Regierung zweifelt nach wie vor daran, daß die gefordert« Milliarde wesentlich überschritten wird, an eine Kürzung des letzten Drittels also gedacht werden köhme. Interessant ist aber schon der bisher veröffentlichte Teil der bet dieser Gelegenheit endlich einmal für Deutschland gewonnenen einigermaßen' zuverlässigen Vermögensstatisttk. Wir haben doch nicht erwartet, daß die Reichtümer in so ungleichem Maße über die einzel nen deutschen Städte vertritt wären. Während Wies baden sich über 101 M. Kopfbeittag erhebt, Charlot- tenburg auf 92 und Frankfurt aus 84, steht Neukölln (Rixdorf) mit 3,25 ganz unten in der Liste, Danzig mit 9,25! Hinter Frankfurt folgen in weiterem Abstande Düsseldorf mit 50, Essen und Mülheim mit 44 — wo Wohl Krupp und Thyssen Halbwegs allein die Quoten ihrer Städte so hoch .gesteigert haben. Auch Aachen überflügelt Berlin noch erheblich, Leipzig um ein weni ges, Köln bleibt um ein ganz geringes zurück. Die Unzufriedenheit Mft dieser aützerovdentlichen Steuer ist noch immer weitverbreitet. Man wird aller dings zugeben müssen, daß sie den einzelnen vielfach doch recht empfindlich drückt, also nicht zu häufig wieder holt werden darf und besser aus mich kritischere Zeit läufte, als es die gegenwärtigen sind, verschoben geblie ben wäre. Aber den gar zu mürrischen Nörglern möchten wir doch eine kleine Erinnerung ausmachen. Der aus All« Berlin mit seinen reichlich« 2 Millionen Einwohnern ent fallende Anteil beträgt 74V- Millionen. Paris, das auch annähernd 2 Millionen zählt, wurde 1871 von den Deutschen eine Krtegskonttibution von 200 Millionen Francs, gleich 160 Millionen Mark, aufcrlegt, also gut das Doppelte. Wenn im Vorjahre nun die Wehrsteuer und die von ihr abhängige HeereSverstärkung nicht Ge setz geworden, darüber aber ein deutsch-französi scher Krieg verloren gegangen wäre, so hätten die Reichshauptstädter zu aller vaterländischen Schande auch noch das zweifelhafte Vergnügen, dem siegreichen fran zösischen Meneral ein vielfaches Wer ersparten Steuern als Brandschatzung vor die Miße legen zu müssen. Und an dem Hohne des vae victisl ließe eS dieser gallische Herr gewiß so wenig fehlen wie jener alte BrennuSk, der den besiegten Römern auch noch sein schweres Schlachtschwert in die Wagschale schleuderte, auf der ihr Geld gewogen werden sollte. — Königsberg und andere ostpreußische Städte würgten noch zum Jahrhundert schlüsse an den ihnen in der Franzosenzeit auferlegten, auf ihr dringend^ Bitten ihnen aber damals gestunde ten, weil im Augenblicke unerschwinglichen, Kontribu tionen herum: Wchrbeittägen für den Feind! und e«inen bösen Typhus davon. Ws ar von, beidem ge noß, da >— hatte er sein «Gedächtnis «verloren, und «aus dem ehrgeizig Strebenden war ein gutes, harmloses Geschöpf ge worden. Mit einer ansehnlichen Pension erhielt er auf dem Schlöffe sine hübsche Wohnung, Freiholz und gewisse Naturalien und hauste seither «sorglos und vergnügt, einem kleinen Amte hingegeben. Seines Herrn Güte hatte für ihn den Pasten eines Dibliothekveimvefers geschaffen und ihm die Pflicht «auferlegt, jeden Morgen nachzusehen, üb auch keiner die fest verschlossenen, an.den Wänden aingckschmiedetsn, gigantischem Bücherschränke fortgetnagen hatte. Deo tat er allimorgenlich Punkt «sieden Uhr. Und die «Herren, welche von Ihrer Taupromenade um diefe Zelt zum Frühstück heim kehrten, berichteten meist «schmuuizeluitt: Qnkelchen hat fein Tagewerk vollbracht. Mit der Pünktlichkeit eines «aufgezogenen Uhrwerkes begab sich der Kandidat dann stets auf einen 'Spaziergang, um sich Hunger für das Mittagessen zu holen. Seme Wirt schafterin Kathvein konnte führ böse «werden, wenn er ihren Kochkünsten nicht die «verlangte «Ehre erwies. Der erste Weg führte ihn stets zur Mvrie-nhütte, vor der ea mit sorgenschwerer Miene den -weiten Rundjblick ins Dal und dem, Hümmel musterte. Ach und der gab fast stets Anlaß zur Besorgnis«. Immen fegte ein ränkevoller Wind «Gewölk daher, ost sogar graue» oder schwarzes. Traf dann einer der Pensionäre den Armem, so schaute en gleichfalls em por und meinte gewichtig: Hm, das sicht bös aus. Da ballt es sich zusammen«. Wenn nur kein Gewitter kommtl — Ich meine halt «auch, es «gäbe al Wetter, antwortete Onkel» chen traurig und traute seiin weiße» Haar. Daß man doch im Sommer nie sicher ist «vor di«e Wetter. Heuer ist e» gar arg! Geriet er an «inen Menschenfreund, so wurde er getröstet und auf da« vorzügliche MttzableiteMtem auf «dem Schlosse, den Buchenwald und den vbleitmden Strom ihm jedoch der necklustige Major, der alle -um Besten hielt, so htch es: Gewiß kommt «in Gewitter. Es ist schwül Der Gewitteronkel. Skizze von Ernst Georgy. Nachdruck «rdolrn. Die Weit, die lag da draußen «wo! Die Sommergäste, welche alljährlich wie die Schwalben «als Pensionäre des Qekonomen in das prächtige Herzogsschloh auf den bewalde ten Bergkegel einzogen, genossen ihre Fertomvochen mit Be geisterung. Sie -lebten dort oben wie auf einem anderen Planeten. Mit ihrem selbstvergessenen sorglosen USbermute und Behagen rissen «sie «gewöhnlich sehr bald die ständigen Schloßüewo-Hner, die herzoglichen «Beamten und ihre Fami lien, mit sich fort. Sie lautem willig au» ihrer steifge» ftorenen Winterfftarvheit auf, vergaßen ihre Würde, ihre Jnttiguen und foinlseligen «Klatschereien «und beteiligten sich au den Spielen, Wanderungen, Gesängen und «abendlichvn Zusammskünften der Erholung suchenden «Sommerfrischler. Wohlwollend und «sofort zugänglich zeigte sich stets nur «in «chuzigm, und das «war der Herr Kandidat. Er «mpf-ing die alten PÄannten immer selig lächelnd schon am Portal mit dem stereotypen: «Grüß Gast, ua, Heuer wieder da? Das, schauens, ist aber a Freund! «Schau «seit laugen Jahren hatten die jungen Mädchen den starken, weißhaarigen und bartlosen Herrn Onkelchem «genannt. Dieser -Kosenamen wurde von allen, «ohne Widerspruch seitens de» also Ange redeten, «übernommen Nur daß man dies-eu Ferieuver- wandtvn, wenn er «außer Hörweite wär, auf sein« große Schwäche mit liebenswürdigem Hpotte hinweisend, den Ge» Witteronkel nannte. ....... . Der Herr Kandidat hatte sein« Geschichte, «l» junge, Studentlein mar er, «wohl empfohlen al» Erzieher -um «Her» zog berufen worden. Eines Tages Hatto er seine» hohen Zöalinas Schwester mitt höchster eigener Lebensgefahr au» ...... .... dem Strome, der sie fiortschwemmte, gerettet. Die kleine« unten verwiesen und konnte beruhigt abtrvtteu. Begegnete Herzogin ging heil und gesund au, der Not de» Ertrinken, -- «A-rvor. Ihr Lebensretter trug «tue schwere Kopfwunde und drüben rumpelt es bereits! Darauf erwidert« Lvr suggestive Kandidat verzweifelt: Jessas, ich riech auch «schon den Schwefel! Damit wandte er sich betrübt abt trabte diavon und Verschwand in «seine Gewitterstube, wie man den behaglich eingerichteten Jelseukeller unter seiner Wohnung bezeichnete. Dort faß der gute, «alte Herr «bei Lämpenfchein und Zeitung, «hörte weder Donner, noch Regen, -noch «von- tuelle Stürme, und kam erst zum Vorschein, wenn Kathrein zornooll verkniffen meldete, daß alles Vorbei« sei. Auch sie Hatzte Gewitter und «verachtete insgeheim ihnen gütigen Herrn, der sonst nie Kostverächter, «bei- diesem, elektrischen Höllenliadungen sogar LicLliugsger-ichte unberührt lieh. Mährend Fritz Routers köstlicher- Durchläuchting wenigstens unbehelligt feiner Furcht lieben kannte, «war der arme Kan didat n-ie vor Neckereien und Bosheiten sicher. Besonder» der Major galt ihm als Autorität, und gerade dieser «ver folgte ihn mit Quälereien. So erklärte er ihm eines Tages höchst ernsthaft die Gefahr «golAoner Brillen bei Gewitter neigung, da Gold anzieht, und darum zur Einfassung -von «Blitzableitern verwendet würde. «—« «Schon am nächsten Montag brachte die Botenfrau aus der nahen «Kreisstadt eine mächtige Hornbrille für den Herrn «Kandidaten mit. Er bewaffnete «sich mit «ihr, sobald diue drohende Wolke am Horizonte erschien. Ein anderes Mal hatte «der böse Major dem Wangstlichen empfohlen» die Füße «solange es gewitterte, in ein Schalff kalten Wasser» zu tauchen. «Daß er auch dtssrn Rat «befolgen wückdtz, war kaum auzunehmen. Al» nun einst die gange Gesellschaft erfrischt nach einem Unwetter die kühl«, «feuchte Luft vor dem Schlösse tzfenoß, kam der Kandidat steifbeinig angehumpelt. Osch «mein, och mein, klagte er jämmerlich ich «fürcht«, daß ich Ihren Riat nimmer befolgen kann» mein werter Herr Mpjor. Mein» Bein« sind da» kalte Wasser nt-nmner gewohnt. Ich habe ein Ziehen iM diie Hüfte kriegt, da» ist arg Lös! Alle ver- schwanden schleunigst, um sich -aualachen zu können «wäMmd der Offizier, «von Gewissensbissen, ,gepeinigt. seine höllische Vorschrift schleunigst -uvück-og und die Hornbrille als-au»«