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SM'» »tz. »ft ada,ifU ^»rt,l »10 »« 1- Mer Tageblatt Mnzeiger für das Erzgebirge ^chLM^ mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: -luer Sonntagsblatt. AFMW M Eprechstuaöe L»r Xe-akü»a «Ul Mwnahaw Ser Somuag» nachmittag» 4—S Uhr. — L»l,gramm.flSr»ss», Tageblatt fturrrzgrblrg,. Zrrnsprrchrr SS. »-»«'»i. Maa». »,» Sn/.ratü «d»« E»üu««*» WN. für mrvrrlaogt »ingrsaa-t» Manuskript» kam, SrwShr nicht geletsttt «rr-ru. n. >. e — a.«o i» i.« »» >.- »/» */- . z Nr. 139. Freitag» 19. Funi 1914. 9. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Setten. -..Ul- - .7 '^7>—77-S^-SSSSSSSSSSSSSSS^HSSSSSSSS. Das Wichtigste vom Tage. Am 24. Juni Wird die Universität Oxford d«n Herzog von Sachfen-Koburg-Gotha und am folgärden Tage dem König von Württem- berg den Grad eines Doktor- de» bürger lichen Rechts honoris causa verleihen. * Die Beisetzung des Großherzog» Adolf Friedrich von Mecklenburg-Strelitz fand ge stern mittag tm Erbbegräbnis zu Mtrow statt. Der Telefunkenverkehr zwischen Nauen, To go und Südtvestafrika wird demnächst dem öf fentlichen Dienst übergeben werden. » Der Vollzugsausschuß der radikalen Par tei stellt« dem Kabinett Bivtant mit gro ßer Mehrheit ein Vertrauensvotum aus. a Die Lag« der Stadt Durazzo ist Hoffnung», los? sollten die Aufständischen in Durazzo etndrtngen, so werden österreichische und ita lienische Kriegsschiff« di« Stadt bom bardieren.^ » Der Abbruch der FrtedenSverhandlunen in Niagarafall» ist noch einer Meldung au» was- yington täglich zu erwarten. -> Näh«»« siehe an anderer Gtell« IM- Mutmaßlich« Witterung am Ti. Juni? Nordwind, zeitweise aushLternd, Temperatur wenig gelindert, kein er, heblicher Niederschlag. -dH Der Hohenzollernksnal. Die neue Verbindung zwischen Spree und Oder, der dritte groß« Kanal zwischen den beiden Strömen ist nunmehr eröffnet. Die Namen des Yinowkanals und des Friedrich-Wilhelm-KanalS sind schön jedem reife ren Schulkinde geläufig. Nicht unwürdiger und nicht weniger bedeutend wird sich der moderne Bruder diesen beiden alten historischen Größen zur Seit« stellen. Und wie man in Preußen stolz von den Kanalbauten Fried richs des Großen und des großen Kurfürsten erzählt, so dürften wir uns freuen, daß man später auch von uns«, ren Tagen ebenso Rühmliches zu berichten haben wird. Wir dürfen sogar ohne übertriebenen Stolz von noch rühmlicheren Leistungen reden, wenigstens was die mo derne Technik betrifft. Jene früheren Zetten haben im Verhältnis zu ihren beschränkteren technischen Mitteln vielleicht noch mehr moralisch« Bewunderung verdient für die Größe des WillenSentschlusseS und der Menschen kräfte, di« sie aufbteten mutzten. Uns hat der rastlos« tätige Erfindergeist der dazwischen liegenden Jahrhun derte gewaltigere Wertzeuge in die Hände gegeben. Und mit ihnen haben wir einen Kanalbau schaffen können, der freiwillig nach allen Dimensionen die alten Kanal bauten übertrifft. Friedrich der Große ließ mit dem Bau des Finowkanals 1744 beginnen und konnte ihn im Juni 1746 bereits befahren lassen. Der Fried- rtch-Wilhelm-Kanal wurde 1762 begonnen und 1768 vollendet. Diese beiden Kanäle verbanden wichtige Wirtschaftsgebiet« mit Preußens Hauptstadt, der eine Schlesien und der andere Pommern. Dort war es Bres lau, hier Stettin, das von der neuen Wasserverbindung Nutzen hatte. Der neue Kanal kommt wieder Stettin zugute. Wer sich darüber wundert, daß neben dem Fi nowkanal der größte preußisch« Seehasen an der Oder mündung, eine weitere Kanalverbindung erhält, der weiß nicht» von dem heftigen Konkurrenzkampf, der zwischen Stettin und Hamburg geführt wird. In diesem Kampf wollte Preußen seinen Seehafen stärken. Der Yrtedrtch-Wilhelm-Kanal hatte schon einen großen Teil des schlesischen Güterverkehrs von der Odermün dung abgelenkt und der freien Reichsstadt Hamburg -ugeführt. Der ytnowkanal konnte später bet weitem nicht ersetzen, was durch den Yriedrich-Wilhelm-Kanal der Oderschiffahrt entzogen worden war. Und noch Wei ter verschoben sich di« Verhältnisse zu Ungunsten Ste- tin», al» -wischen der Elbe und der Trave eine Wasser Verbindung zustande kam. Dadurch trat auch Lübeck noch in den Wettbewerb mit Stettin ein. Für Ein- und Ausfuhr bedeutete das gewichtige Folgen. So war «S eine einfache Pflicht, al» da» preußi sche Abgeordnetenhaus sich endlich beim Anbruch des neuen Jahrhunderts mit den Sorgen Stettins befaßte und schließlich an das große Werk des dritten Kanal baue» heranging. 1908 wurde der eigentliche Bau nach gründlicher Vorbereitung begonnen. Er wird von we sentlich größerer Bedeutung al» der yinowkanal für Stettin sein, weil er erheblich breiter und tiefer, <üso auch für größere Schifte befahrbar sein wird. Auch ist nicht nur die Zahl der Schleusen geringer, sondern auch deren Anlage und Benutzung um Viele» bequemer. Weil freilich von vornherein ein solcher verbesserter Kanal beabsichtigt war, mutzte man sich auch auf umso schwie rigere Arbeiten gefaßt machen. Da war zunächst mit sehr störenden Bodenverhältnissen zu rechnen? die berüch tigte, märkisch« Streusandbüchse bot für da» Kanal- Wasser kein brauchbare» Bett. Durch künstliche Dichtungen mußt« überall der Kanal vor dem Versickern seiner gro ßen Wassermassen geschützt werden. Wo es statt de» Sandes zur Abwechselung Torf- und Moorboden gab, war der Bau auch Vicht leichter. Dazu war ein ziem lich starke» Gefälle zu überwinden. In das Oderbruch steigt der Kanal mit Hülfe einer Schleußentreppe 36 Meter tief hinab. Und trotzdem ist dies« Schleusentreppe mit ihrem elektrischen Betrieb so vorzüglich eingerich tet, daß in anderthalb Stunden ein Schift Über diese» Hindernis hinweggebracht werden kann. Andere Hinder nisse waren die Etsenbcchn Berlin—Eberswalde und der Finow-Kanal, lieber beide Hindernisse mutzte der Kanal hinweggeführt werden vermittels gewaltiger Brücken, die nicht nur die kollossalen Wassermassen und Schiffs lasten aushalten, sondern auch zuverlässig gegen ein Durchsickern des Wassers geschützt sein müssen. Der Steg über alle diese Widerstände ist glänzend errungen. Die Schnellzüge donnern mit ihren Rauchwolken sicher unter schwerbeladenen Getreide- oder Kohlenschiffen durch. 33 Meter ist der Wasserspiegel des Kanals breit und drei Met erlief. An manchen Stellen kam ihm freilich die Natur des Landes auch durch ihr« Seen und natürlichen Wasseradern entgegen. Möge der Boden, auf dem einst frühere Geschlechter so stolze Kulturlorbeeren pflückten, auch dem unsrtgen ein Ansporn zu mutigem wetteren Kulturschaffen werden! Bor allem: möge diese neueröff nete Kanalstrecke nur Abschlagszahlung sein aus den für unser Wirtschaftsleben dringend wünschenswerten Rhetn-Glbe-Oder-Weichsel -Kanal! Die deutschen Gastwirte. (Bon unserem Berliner Mitarbeiter). Der Regierungspräsident von Magdeburg, Herr von Micsitscheck, hat den gegenwärtig dort vechunmalt gewesen«» vierten Deutschen Gastwirtetag mit «tner Ansprache begrüßt, in der er die steigende Bedeutung de» Gastwirte standes im nationalen Leben Deutschlands betonte. Und in der Tat», die Entwicklung unseres modernen öffent lichen Lebens, die riesige Steigerung des Reise- und Feuienverlehrs, die wachsend« BerswnMlüngsagitation bei allen Arten von Wahlen, die aus Gastwirtschaften ange wiesen ist, die zunehmende Beschäftigung von Angestellten mit all ihren sozialpolitischen Verpflichtungen im Gastwirts gewerbe, die neuesten gemeindlichen.Besteuerungs. und poli zeilichen BeauMä^igungsversuche: das alles logt Zeugnis von der höheren Bewertung des Gaftwirttstandos im na» tionalen Leben- unseres Volles ab. So war es auch eine politisch und sozialpolitisch bedeutsame Beratung, die der viert« Deutsche Gastwirtstag an die Spitze seiner Verhand lungen stellte: die Besprechung der sogenannten Gast- wirtsnovelle, die dem Reichstag Vorgelegen hat, aber durch den SesstonsMuß nicht mehr zur Erledigung.gÄom- tm Jahre 1226 in Lille gehenkt wurde. Ferner Perkin Marbeck, der sich für den zweiten Sohn Eduard» IV. von England ausgab und in Tyburn gehenkt wurde; und die verwegen« Abenteuerin, die unter dem Namen der Dame von Armotse in der Geschichte figuriert, und Ans Jahre lang die Rolle der Jean d'Arc spielte, gehören hierher. In Ruß land spielten sich während des 17. Jahrhundert» die falschen Dimitri an verschiedenen Orten al» Söhne Ivan des Schreck liche» auf. Und in Frankreich waren es die falschen Dau phin», die während de» dritten Kaiserreiche» Ansprüche an den Dhron stellten. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wirbelt« in England derMonstreprozeß Tischborn ungeheuer viel Staub auf. Gin junger australischer Fleischergeselle, namens Arthur Orton, gäb.sich für einen gewissen jungen Milliardär Roger Tischborn au», der an der Küste von Rio de Janeiro bet einem SchWbruch um« Leiben gekommen sein sollte. E» handelte sich um den An spruch auf ungefähr zehn Millionen, die der Verschwunden« hinterlassen hatte. Nicht weniger al» 200 Termine wie» der Prozeß auf, und die Plawoyer» allein nahmen Wochen in Anspruch. Doch, obwohl die Witwe Mschbo-n in dem Flvischngesellen ihren lang vermißten Sohn bestimmt Me der erkennen wollte, wurde er mit seinem Anspruch auf di« Erbschaft gerichtlich abgewissen und nun seinerseits wegen Fälschung angeklagt. Ein neuer Prozeß begann, in dem VOO Zeugen vovgeladen und 90 Termine anberaumt waren. Der Verteidiger plaidterte. einen ganzen Monat lang. Am Schluß wurde Orton zu 14 Jahren Zwangsar. bett verurteilt, die er antreten mußte, obwohl seine An hänger auf dem Suhfkiptionswege eine Kaution van 1280000 Franken gesammelt hatten. Eine ähnlich« Angelegenheit erregt« in England vor nicht allzu lang«» Zckt di, Gemüt«. In diesem Fall« bandelt» es sich um di» Milli arden-Erbschast dd» 1879 ver storben «n Herzog» von Portland, al» d«sf«n direk ter Erde sich rLenfall» «in Australier, ein Schmied, namens Druce, ausgab. Der Her-ag von Portland galt al, eine «zentrisch« Persönlichkeit, der »in Doppelleben geführt Haden sollte, bald als Herzog, bald als Händler antiker Möbel. Ms solcher war er auch verheiratet, und Druce gab vor, sein Sohu aus dieser Ehe zu sein. Eine lange RÄHe gro tesker Einzelheiten spielte in diesen Prozeß Hinein, und falsche Bärtr, gefärbte Perücken, unterirdische Gänge wur den al» Beweismittel für die Echtheit des Heazqgssohnes Druce vorgebracht. Endlich sollte der Dod.de» Möbolhänd- lero, dec 1864 erfolgt war und dessen Beerdigung in einem kostbaren Zinksarg auf dem Highgate-Friedhof in.London stattgefunden habe, das letzte Beweismittel bilden. Man entschloß sich zu der Ausgrabung de» zehn Jahre zuvor be« «rdtgten Möbelhändlers Dmce. Und nun kam die Wahr heit zu Lag«, zum Schaden.de» australischen Schmiede» und aller derer, die ihm Geld zur Führung de» Prozesse» vor- gestreckt hatten. MM fand in dem Grab in einem sehr schlichten Metallsarg di« unzweifelhaften UeLerrefte das einfachen MöbelhäMer» Druoe, der nie etwa» mit dem Herzog von Portland gemein gehabt hatte. Viele von denen, die ihren Tod nur fingierten, um anderwärt» ein neue» Leben zu beginnen, Haban die Bis- Hörden durch vorgafpiagelte Beweismittel von ihrem Ab leben zu täuschen gewußt. Wer erinnert sich nicht all der vielen Stöcke. Schirme und Ueberziehar, die allein alljähr lich an den Ufern der Seine gefunden werden, und deren Besitzer als im Fluh ertrunken galten, ohne daß mm je ihre sterblichen Ueberreste aufgefunden hat! Andere ver schwanden, ohne sichtbare Ästchen ihre» Tode» zu Hinte Klassen. So ist auch Johann Orth, der 1890 oerschwundten« Erz herzog von -Oesterreich, in da» Bereich dar Totgeglaubten übergangen. Ein Kranz von Legenden umgibt schon jetzt nach kaum einem vierteljahrhundert seins Perfon, -di« vtql- letcht noch einmal unter den Lebenden auftauchen «ich, Will man -ihn doch daid am Kap Horn, bald in Buenos Aires gesehen haben: und doch ging seine Spur, trotz stech» gemäß« Nachforschungen, jenseits von-Üand und! Me« ver loren. «e heißt, er lebe noch; an verschiedenen, von ein- ' ander «eit «nüemten Enden der W«t sÄ! er bttlweittn gleichzeitig gesehen worden fein, bald ah» Soldat, ball» al» Die lebenäen Toten. Nachdruck orrd.ie». Von Fr d rie Bautet. Vor einigen Monaten erregte die Nachricht von dem plötzlichen Ableben «ine» in weiten Kreisen bekannten Groß industriellen, der durch die Verschwendungssucht seine» Sohnes und verfehlte Spekulationen ruiniert worden, all gemeine» Aufsehen in den beteiligten Kreisen »tner fran zösischen Industriestadt. Eigentümlicherweise glichen die Schriftzüge auf den Adressen der Traueranzeigen der Hand schrift des plötzlich Verstorbenen. Da, «ine» schönen Tage, begegnete dar Totgeglaubte einigen näheren Bekannten, die ihn -ganz perplex anredeten: Sind Ei« denn in aller Welt nicht gestorben? Allerdings, erwiderte er, für dtze Welt bin ich es — «« blieb mir nicht» ander« übrig! Er ver- schwand nach diesen Motten in Sinam Haufe, da».zwei Ein gänge hatte, und wurde seither nicht mehr.gesehen. Dich« verbürgte Ereignis weckt die Erinnerung an «in« ganze Reihe Totgeglaubter, die man nach dem Muster Tolstoi» ab» die lebend m Leichname der Geschtcht« bezeichnen könnt«, und deren Zahl Legion ist. Gan- abgesehen von -denen, die in der Literatur »ine Rolle fielen und bisweilen der Phantasie der Autoren entstammen, sind die authentisch in die Annalen der Geschichte übergegangenen Fäll« Überaus zahlreich. Dies« Totgesagten bilden zwei Kategorien; die eine umfaßt die, welche sich au» ihnen zwingend «erscheinen den Gründen selbst für tot ausgeben und.au» den Reihen ihrer Daseinsgenossen für immer verschwinden; die andere dagegen bildet di, Grupp« derer, welch« Nutzen au» dieser Dafein-vernetnung ihrer Mitmenschen ziehen und« sich im geeigneten Moment für ditz Person eine» Lotgeglaübten au»g«ben, sei es, um ein« Erbschaft zu «schleichen oder sonst Vorteile zu gewinnen. Au» dieser letzteren Kateaortt weift die «ckKchte un- «Mich viele Beispiele auf, st> Bertram von Reim», der sich für «audoin von Konstantinopel ausgab und, «Mimt,