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Nr. Mittwoch» i0. Zum 19i4 9. Jahrgang Diese Nummer umfaßt 8 Setten. 4, N Untersuchung interessiert sind. Wer aber nun etwa glau-, Mittelstand drankommen müsse, alle kaufmännischen In den sollte, daß mit dem gestrigen Tage ein ernst-1 teressenpartretungen rufen fortgesetzt nach Maatshilfe r Das Kabinett Ribot wurde konstituiert. Del- easse übernimmt da» Krieg-Ministerium?) nd rte zu nt- S. Der allgemeine Proteststreik dauert in Ita lien, besonders im Norden, an; in Florenz kam «Utz« schweren Ausschreitungen?) Immer langsam voran i XV Am gestrigen Dienstag trat im Reichscrmt des Innern eine Konferenz zusammen, die über die Grund- sätze und AuSführungSbesttmrnungen einer Untersuch ung der Lage des kaufmännischen Mittelstan des beraten soll. An der Beratung beteiligen sich die Regierungen der Bundesstaaten, je fünf Mitglieder des Reichstages und des preußischen Abgeordnetenhauses, die das Studium und die parlamentarische Vertretung der Mittelstandswünsch« seit Jahren betrieben haben und die Vertreter von Kaufmanns- und den Detaillisten verbänden, die ja am unmittelbarsten an der geplanten »e- »ei er, n- :d. on h- m. ch- cch >rt in- ch. td- er- aU Mutmaßliche Witterung am 11, Juni» Nordest, wind, wechselnde Vvwölüung, Temperatur wenig geändert, zeitweise Niederschlag. "MU Das Wichtigste vom Tage. Der Großherzog von Mecklenburg.Stre- lttz beauftragte wegen seiner Erkrankung den Erb- großherzog mit seiner Stellvertretung?) Bischof Dr. Bertram hat die Wahl -um Fürst- btschof von Breslau endgültig angenom men. Vierzig Fischerboote sind an der Küste von Neubraunschweig gescheitert, zwanzig Menschen haben dabet das Leben einge- büßt?) die in Berlin vor nicht-alljzu langer Zeit mit großem Pomp ins Leben gerufene Frauenbank. Man erinnere sich daran, wie dieses-auif genossenschaftlicher Organisation auf- gebaut« Unternehmen, dessen Träger «und Kundschaft nur Frauen sein sollten, das die Zusammenfassung »der wirt- schaftl-chen Kräfte der gesamten Frauenwelt anstrrbte und so der Frauenbewegung-aller Kreise die materielle Existenz gewährleisten wollte, bei seinem ersten Auftreten die Augen vieler Frauen aus der Provinz-auf da» neu gegründete Jristitut mit seinen neuartigen Zielen lenkte. Tine Zu kunftsmusik wurde aufgospi'ett, hell tönenden Klanges: Die Frau >soll sich ihrer im Modernen Produktionsprozeß ge wonnenen Macht als wirtschaftlicher Faktor.besinnen. Die gesamte Frauenwelt, unser Feld!.... Nicht gu lange wird es dauern, bis bi'e aus kleinen Anfängen heraus ent- Die Frauenbank. (Don unserem Berliner -Mitarbeiter). Unerquickliche Erörterungen knüpfen sich neuerdings an in Berlin vor nicht-alljzu langer Zeit mit großem NW griechisch« und die serbisch« Regierung teilten den Großmächten mtt, daß sie einen türkischen Prinzen al» Fürsten von Al- banien nicht zulassen würden?) n Nütz««« an andmi Mill«. Das äeutsche Stuäentenlieä. Eine kritische EtM« von Gr, P. Erabeür. Itachdnu» »*0.t«>> Es ist gewiß nicht ohne Interesse, sich das deutsche Studentenlied einmal daraufhin anzuischen, was in Hw, dem Niederschlag jugendlicher Begeisterung oder Schwärmerei mancher Jahrhunderte deutschen Volkslebens, erhalten geblieben ist vom den Eindrücken großer geschicht licher Vorgänge oder bestimmter Kulturepochen. Nur gang skizzenhaft kann ja natürlich hier dieser Versuch gehalten sein, aber doch vielleicht charakteristische Linien aufweisen. Was aus den ältesten Zeiten Veutfchon Studenten tum» in dem noch jetzt gesungenen Liede bewahrt geblieben ist, das ist sehr gering. E» kann da» aber nicht wund««nehmen. Wie ja jeder von uns aus der Schul« her weiß, war seit den Zeiten deutschem Minnesanges von der trocken« lehrhaften Poeteri« der wackeren Meistersinger abgesehen — in unserm Vaterlands der Sang fast ganz verstummt, und so blühte denn auch vom 16. bis fasttn 18. Jahr hundert hinein in Deutschlands hohen Schulen nicht die Wunderblume Poesie. Freilich, gesungen haben die Herren Studenten auch in jenen Zeiten^ wenn sie beim Trunk selbander saßen, aber es waren bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts hin (und noch weiter hinein) zumeist lateinische Lieder, die sie sangen. Einige von ihnen, sogenannte Goliardenlieder, Dichtungen geistlicher Vaganten, wie z. B. da» triinkfrühliche Lau tiger Horg. tius, sind auch noch in die neueren "Kommersbücher über gegangen; di« meisten aber g« rieten wegen «ihre» veralteten Gehalte» in Vergessenheit. Aus jener Zeit der fahrenden Schiilec ist meines Wissen» wohl nur «in einzige» deutsche» Lied in den modernen akademischen -Liederschatz überge gangen: der Sang vom tumben D rüde klein, der in mittel- alte: sicher Sprechweise» frisch und anschaulich, mit losem Schelme-nhumor und doch einem leisen, wehmutsvollen Unterton das-abenteuerliche Dasein de» heimatlosen, am Woge lungernden Scholaren malt. Alle Vie zahlreichen, gerade jetzt so beliebten Bagantenlieder in neueren Kom mersbüchern sind moderne Dichtungen au« Vorbildern dieser Art, so die beliebten Lieder von Scheffel, Vaum- - bach, Julius Wolff, GeiLel u. a. m. Auch die steife oder da» neue sozialpolitische Evangelium von der F-rHett. Der Geist zersetzender Kritik war hier gebopem Zum Glück für die deutsche Jugend bildeten jedoch das altererbte deutsche Gemüt, behagliches Ruhebedükfniis und trinkfroher Humor ein hinreichend starkes Gegengewicht gegen jene revolutionären Anwandlungen, so daß es damals lediglich bei einer pathetischen Schwärmerei blieb. Ja, zumeist hatte selbst d'eser Gefühlsüberschwang den >Schalk üm Nacken, und mit kecker Satire oder gutmütigem Scherz wird ein ge linder Zweifel -an dem Bestand der eiben proklamierten neuen Herrlichkeit ausgedvückt. Au» dieser Stimmung Her aus entstanden Lieder, 'wie da» bekannte: Wir »find die König« der Welt, Freiheit und Gleichheit'», a. Interessant ist e» auch, zu sehen, wie die große literarische Be>- wegung de» 18. Jahrhunderts ihre Kreise -bis in» Burschentum Hinein gezogen hat. Da ßpiegelt sich die gärende Sturm- und Drangperiode wieder, neben der Zeit hetter-tändelndsr Schäferpoesie, loser Anakvoantik Md später sentimentaler und romantischer Schwärmerei. Am besten illustrieren diese Tatsache ja schon die Namen Lessing» Goethes, Schillers und Bürgers, die wir mehrfach im Kommersbuch finden. Da begegnen-wir, um nur einige Beispiele anzufühven, Schillers begeisterungMammenden Gedichten: Ein freies Leben führen wir, Freude, schöner Götterfunke, Wohlauf, .Kameraden, aufs Werd, auf» Pferd, neben Goethe» flottem Ergo Libamusl, Mtt Männern sich geschlagen I, Ich hab' mein' Sach auf nichts «gestellt und Lessings Gestern, Brüder, könnt ihr'» glauben neben Bür ger» Ich will einst bei Ja und Nelin. Auch Matthias Tlaudiu« darf hier nicht vergessen werden, de, dem deutschen Studio manch gemüt- und humorvolle» Lied geschenkt -al, wie z. B. das allbekannte RHeinweinilted: Bekränzt mtt Laub den lieben, vollen Becher! So recht bezeichnend für die Zeit der empfindsamen Wsrtherschwävmerei ist nament lich Klamer-Schmidt» wenig butschtko» anmutende» Trink lied: Hier sitze ich auf Nasen mtt Veilchen bekränzt! oder de, zarten, früh verstorbenen Hülltq» Nasen arsf den Weg gestreut! Ntcht» wäre freilich verkehrter, als anzumhmen. daß dt« Burschen de» 18. ^Jahrhundert» nun «Uva ihre Lage etwas in der milden, vorbereitenden Form einer Er heb ung geschehen soll! Wenn aber die Reichsuntersuch ung über die Verhältnisse des kaufmännischen Mit telstandes wirklich und wahrhaftig jetzt beschlossen wird? Tann dürste es abermals Monat« und Jahre dauern, bis di« Erhebung praktisch vorbereitet, ausgeführt, gesich tet und abgeschlossen ist. Und dann? Dann wird sich die Reichsregierung vielleicht schlüssig machen, auf Gnmd der Enqueteergebnisse einen oder mehrere Gesetzentwürfe auszuarbeiten und dem Bundesrat und Reichstag zuzu stellen, die darauf ihrerseits die ganze Angelegenheit in die Hand nehmen, um sie zu positivem, vielleicht auch zu negativem Abschluß zu bringen. Am fernen Horizont taucht also günstigstenfalls der schwache Hoffnungsschim mer auf, daß irgendwann einmal ein praktischer ge setzgeberischer Fortschritt zu Gunsten des kaufmännischen Mittelstandes erzielt werden wird. Dieser einzigen Mög lichkeit eines Erfolges gegenüber haben die Organisa tionen der Kleinkaufleute alle Ursache, mit Umsicht und Eifer auf dem Wege der Selbsthilfe weiter zu schrei ten und dabei unermüdlich die maßgebenden Regierungs stellen zu drängen, daß sie ihre programmatischen Ver sprechungen in praktische ' Gesetzentwürfe umwandeln. Man ist dort sonst ntcht übervorstchtig in der Ausarbei tung von sozialpolitischen Regierungsvorlagen! Man schreckt doch dort Lei anderen Gelegenheiten ntcht vor den gewaltigen Schwierigkeiten zurück, die gesetzgebe risch zu überwinden sind! Warum also diese Zaghaftig keit bet der kaufmännischen MtttelstandSpolittk. .... schwülstige Gelehr t enpoef i e des 17. Jahrhunderts'Gleichheit und Brüderlichkeit berauschte auch die deutschen zeitigte noch keine sangbaren Meissen. So lieferte denn I Musemsöhne. Hand in Hand damit gingen denn auch eine erst das nächste Säkusim mtt seinem gewaltigen Aufschwung' kecke ^Seringschätzung staatlicher Ockmung und Autorität, tu der deutschen Literatur auch «ine größere Zahl von Studentenltedern, die noch heute bekannte und beliebte Stücks des Kommersbuches darstellen. Nur das gewaltigst«, in das gesamt« Kulturleben Deutschlands so tief ein schneidende Ereignis des 17. Jahrhunderts, der Dreißig jährige Krieg, ging nicht spurlos am deutschen Studenten- tum vorbei. Manch lockerer Bruder Studio dem Würfel spiel und Becher schon immer über die Bücher und das Kolleg gegangen waren, lief su den Söldnerscharen, seinen Gläubigern zu entgehen; aber auch manchen ernsten,, rett« giö» begeisterten JUmgltng tiß -es hinein in da» blutige Ringen um den neuen Glauben, und so finden wir denn muh noch heute im Studentensiederbuch« da» alte Kriegs- sied Philander von Stttenmalds: Drum gehet tapfer an, oder das allbekannt«, au» dem Nachklang jener wilden Kriegsgeiten heraus geborene-Li<d: Kein schönerer Tod ist in der Welt. Auch in den Studentenliedern des 18. Jahrhunderts zeigen sich vielfach die Nachwirkungen weltgeschicht licher Begebenheiten. -Die Ruhmestaten großer Kriegshelden haben ja von jeher aus di« Jugend eine begeisternde Wirkung ausgeübt. Man entstammte sich gern auch beim Becher an Liedern, di« sie verherrlichten, und sang die noch heute bekannten und beliebten Weisen vom Prinz Eugen, dem edlen Ritter oder von den Preußen vor Prag, in dem der-große Friedrich gefeiert wird. Neben diesen großen Kriegsereignissm ist es da» gewaltige Drama der französischen Revolution, da» starke Ein drücke auch hi«r hinter,lasstm hat. Nicht etwa, daß die äußeren geschichtlichen Vorgänge dabei. Gegenstand de» Liedes ««worden wären, aber der Geist jener Volkserhebung hat auch die jugendlich schwärmenden Seelen in Deutsch land -um größten Teil in Helle Begeisterung versetzt. Die grauenerregenden Muttaten eine»-entfesselten, fanatisierten Pöbel» erschienen ihnen geringfügig gegen dt« junge Tttanenkraft, mit der eine neue völkergchhichtliche Epoche sich durchrang -um Leben über die zerschmetterten Trümmer einer tausendjährigen Weltordnuny hinweg. Namentlich Hafter Versuch praktischer Mittelstandshtlf« von laber jetzt soll zunächst entschieden werden, ob überhaupt Reichswogen eingeleitet worden ist, der würde aus der ° -—-— — " Konferenztatsache voreilige Beschlüsse ziehen. Schon das im Reichsamt des Innern ausgearbeitete Beratungspro gramm widerspricht dem. Da sollen zuerst die mannig fachen Schwierigkeiten eingehend erörtert werden, die sich der Veranstaltung einer Kleinhandels-En quete angesichts des außerordentlichen Umfangs des Arbeitsgebietes entgegenstellen könnten. Ferner soll ebenso eingehend geprüft werden, ob von der Veranstal tung einer solchen Untersuchung entsprechende Ergeb nisse zum Nutzen der beteiligten Kreise erwartet wer den dürfen. Erst wenn diese beiden Vorfragen genügend debattiert und hinlänglich geklärt sind, wird man ge gebenenfalls — wenn nämlich der Konferenz die Unter suchung empfehlenswert erscheint — die Begrenzung des Personenkreises, die Formulierung bestimmter Erheb ungsgebiete und di« Art der praktischen Ausführung durchgesprochen. Demnach steht beim Zusammentritt der Konferenz noch ntcht einmal fest, ob sie auch nur zu dem bescheidenen positiven Ergebnis kommen wird, eine Er hebung zu veranstalten. Den Teilnehmern an der Be sprechung wird Gelegenheit gegeben, heißt es in einer offiziösen Mitteilung, ihrerseits Vorschläge zu machen und Wünsche zu äußern. Mtt anderen Worten befolgt das offenbar, daß innerhalb des Reichsamts de- Innern noch keine bestimmten Ansichten und Vorschläge formuliert sind, sondern all« Verantwortung auf die Konferenz selbst abgeschoben werden soll. Dabet mutz man bedenken, daß die Veranstaltung einer Kleinhan dels-Enquete nicht gestern oder vorgestern borgeschlagen, sondern längst in den Parlamenten und in den Fachver einen der Tetailltsten erörtert «nd befürwortet ist. Die gestern begonnene Tagung war denn auch schon zweimal mit Rücksicht auf die Arbeiten des Reichstages und de- Preußischen Landtage- verschoben worden. Trotzdem soll sie sozusagen mit Nichts ihre Beratungen beginnen. Das ist alles überaus kennzeichnend für die über vorsichtige Art, wie bei uns MtttelstandSpolittk betrie ben wird. Alle Welt ist sich seit Jahrzehnten einig, daß auf diesem Gebiet« endlich einmal Taten an die Stelle der Vertröstungen gesetzt werden Missen. Der Staats sekretär des Reichsamts des Innern, Dr. Delbrück, und der neue preußische Minister des Innern, Herr v. Loebell, halten die schönsten mtttelständlerischen Pro- grammreden, die bürgerlichen Parteien von der äußer sten Rechten bis zur äußersten Linken sind einig darin, daß in der sozialpolitischen Fürsorge nun erst einmal der MW Mzeiger für öas Erzgebirge LLLHssBH mtt -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. Z M Sprechst««»» NrSaktto« mit si«««ahm» ür, Somttag» nachmittag» 4—S Uhr. — Trlrgramm-ftürrss», Tageblatt fturrrzgibirg». -rrnsi>r»ch»r ss. ' »«hm«« o-a«uun,,n za, vnv«rlangt »ing»san-t» Manoftript» kam, Srwühr «ich» g»l»tsi»t «rrS««. Mer Tageblatt » »Ak»'«»»»»'» irr« «r »I» dir Erich «tminr nicht g«l»^ »«NN tl« Mufaa», », »u«ch Irrn sprich» »tollt »a» 4«, ManuftNpt nicht tiutUch l«dtutft.