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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 'N/- /M AK" erscheint mit «u-nahme . Prel« für da« Merteljahr Thaler. ^/UA ^e« Sonntag« täglich Abend« und ist T0NtttlM Z. H. Dtl0ver. Jnserti.n« - Gebühre» für de» Ranm H dnrch all« Postanstalte» ,» btjiehen. "k einer gespaltenen Zelle L Rkngroschrn. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Mit Beendigung der diesjährigen Herbstübungen nimmt daS Krieg« - Ministerium Gelegenheit, im Namen der ran« tonnirenden Truppen allen den Civil-Behörden, welch, für Unterbringung und Verpflegung mit zu sorgen hatten, für ihre bereitwillige Unterstützung, sowie den Quartierträgern für die durchgängig freundliche Aufnahme der Mannschaften aufrichtig zu danken. Dresden, den 15. Oktober 1852. Kriegsministerium. Rabenhorst. Dresden, 7. Oktober. Der zeitherige Professor zu Kiel, vr. Gregor Wilhelm Nitzsch, ist zum ordentlichen Pro fessor der klassischen AlterthumSwissenschaft an der Univer sität Leipzig ernannt worden- Dresden, 9. Oktober. Se. Majestät der König haben den zeitherigen Geheimen Finanz - Sekretär Gustav Albert Koelz zum Supecnumerar-Zollrath bei der Zoll-und Steuer direktion zu ernennen geruht, auch ist demselben die erledigte Stelle eines StempelfiScalS übertragen worben. Dresden, 14. Oktober. Se. Königl. Majestät haben dem Domkapitular und Cantor am Domstifte St. Petri zu Bautzen, Michael Johann Haschke, auf Anlaß dessen fünfzigjährigen Priesterjubiläums, daS Ritterkreuz deS Ver dienstordens zu verleihen geruht. Tagesgeschichte. Dresden, 16. Oktober. Wie wir vernehmen, wird sich der Zoll- und Sleuerdirector, Herr v. Schimpfs, nach Wien begeben, um als Bevollmächtigter Sachsens an den in den nächsten Tagen daselbst beginnenden Zollconferenzen Theil zu nehmen. — Der bisherige evangelische Oberhofprediger, Herr llr. Harleß, hat heute Morgen Dresden verlassen, um sich nach München zu begeben. Dresden, 16. Oktober. Die am 10. September aus der hiesigen Garnison zu den diesjährigen Herbstübungen in die CantonnementS zwischen Penig und Chemnitz abge gangenen 7 Jnfanteriebataillone sind nebst den von hier und Radeberg zu den Manövern beigezogen gewesenen vier Batterien gestern Nachmittag wieder hier und resp. in Rade berg eingerückt. Wie wir vernehmen, werden nach nunmehr beendigten Uedungen sämintliche Parteien der Armee nach Eintreffen in ihren Garnisonen sofort durch Beurlaubung der zu den Manövern einberufenen Mannschaften wieder auf den gewöhnlichen Dienstetat gebracht. Hier in Dresden haben die Beurlaubungen gestern bereits begonnen. 06 LLten, 14. Oktober. Nach den allerhöchsten Be stimmungen über die Einrichtung der Gerichtsbehörden wer den nachfolgende OberlandeSgerichte bestehen: 1) Für daS Erzherzogthum Oesterreich ob und unter der EnnS und daS Herzogthum Salzburg mit dem Sitze zu Wien; 2) für das Königreich Böhmen zu Prag; 3) für daS Markgraf- thum Mähren und die Herzogthümer Ober- und Nieder- Schlesien zu Brünn; 4) für die Herzogthümer Steier mark, Kärnthen und Krain zu Grätz; 5) für die gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg zu JnSbruck; 6) für die gefürstete Grafschaft Görz und GradiSra, Istrien, die rrichSunmittelbare Stadt Triest und als zweite Instanz für die seerechtlichen Angelegenheiten und für die gerichtlichen Entscheidungen der österreichischen Consulate in der Türkei, mit Ausnahme der Moldau, Walachei und Serbiens zu Triest; 7) für den östlichen Theil deS Königreichs Galizien und da« Herzogthum Bukowina zu Lemberg; 8) für den westlichen Theil deS Königreich« Galizien und da« Groß- herzoglhum Krakau zu Krakau; 9) für die serbische Wojwodschaft und da« Temeser Banat zu TemeSvar; 10) für daS Königreich Kroatien und Slavonien unter dem Namen Banaltafel zu Agram; 11) für da« Großfürsten- lhum Siebenbürgen zu Hermannstadt; 12) für die Lom bardei zu Mailand; 13) für die venetianischen Provinzen zu Venedig; 14) für da« Königreich Dalmatien zu Zara. Die allerhöchsten Bestimmungen über die Gecichtseinlheilung deü Königreichs Ungarn -stehen noch zu erwarten. Die OberlandeSgerichte werden besetzt mit einem Präsidenten und nach Erforderniß auch mit einem Vicepräsidenten, dann mit der dem Bedürfnisse angemessenen Zahl von OberlandeSge- richtsräthen, denen Rathsserretäre und SecretärSadjuncten zur Führung der RalhSprotokolle und zur Ausfertigung der RathSbeschlüsse beigegeben werden. Für die Oberlandesge- richlSpräsidenten sind die Gehalt-klassen von 5000 und 6000 fl. und für die Vicepräsidenten von 3000, 4000 und 5000 fl. festgesetzt. — Im Monate September 1852 war der Betrag deS im Umlauf befindlichen StaatSpapiergeldeS 162,197,305 fl., im Monate August 1852 164,931,755 fl. Es ergiebt sich daher eine Abnahme von 2,734,450 fl. — An Lomb. Venet. Schatzscheinen waren Ende September 1852 noch im Um lauf 1,611,555 Lire. — Der Verkehr zwischen Fiume und Agram ist infolge der Überschwemmungen unterbrochen. Auch die telegraphische Communication zwischen Wien und Triest ist bei Cilli seil gestern, mulhmaßlich aus gleicher Ursache, gestört. Agram, 14. Oktober, 1 Uhr Nachmittags. (W. Z ) Die infolge eingetrekener Hochwasser gestörten Communicationen Haden Se. K K. Apostolische Majestät veranlaßt, die weitere allerhöchste Bereisung dieses Königreichs aufzugeden und die Rückreise in die Residenz anzukrclen, die nach eben ein gelangten Estaffetten heute um 5 Uhr früh direkt von Fiume über Pöllschach bereits erfolg? lsi. Dec Brückenkopf am linken Save-Ufer bei Agram ist beinahe ganz unter Wasser und fünf Joche von der Brücke selbst sind weggeschwemmt. Laibach, 14. October, 2 Uhr Nachmittags. (W. Z.) Se. K. K. Apostolische Majestät sind heute um ^2 Uhr Nachmittags im besten Wohlsein in Laibach eingetroffen und haben soeben, ^2 Uhr, nach eingenommenem Gabel frühstück allerhöchstihre Reise nach Wien auf der Eisenbahn mittelst Separattrain fortgesetzt. Berlin, 15. Oktober. (Pr. Z.) Das Geburtsfest Sr. Majestät deS Königs wurde wie alljährlich auch heute mit Anbruch des TageS dadurch begrüßt, daß ein Musikcorps bei der Reveille geistliche Lieder blies. Nach 6 Uhr wurde auf der Kuppel des königlichen Schlosses von dem Musik corps des Garde Kürassier-Regiments die Melodie der VolkS- hymne: „Heil Dir im Siegerkcanz" angestimml, worauf einige geistliche Lieder folgten. Der Festmusik wohnte eine nicht unbedeutende Anzahl von Einwohnern der Hauptstadt in der Nähe des Schlosses bei. Der Eindruck der in die Däm merung herausklingenden Töne war um so lebhafter, da gleichzeitig mit den Tönen der Musik sich d'.e Sonne an dem noch umnachteten Himmel Bahn brach. Nach ^8 Uhr begann in der Garnisonkirche ein Festgottesdienst für die Soldaten katholischer Confession, und um 9 Uhr für die der evangelischen, zu welchem von sämmtlichen Truppen Deputationen geschickt worden waren. Nach jedem Gottes ¬ dienste wurde rin feierliche« „Herr Gott Dich loben wir, gesungen. Um 10 Uhr hatten sich die Veteranencorps zu, dem Gottesdienste in der Marienkirche versammelt. Nach 11 Uhr Mittag« wurden 101 Kanonenschüsse von der Garde- Artillerie vor dem Brandenburger Thore abgefeuert. In allen Gymnasien und Schulen der Hauptstadt waren fest liche Versammlungen dec Jugend veranstaltet, bei welchen ! derselben die hohe Bedeutung deS königlichen Geburtstage« i für da« Vaterland und da« fundamentale Wort preußischen Geistes „mit Gott für König und Vaterland" erläutert wurden. In der hiesigen großen Synagoge wurde der Tag durch einen besondern Festgesang und eine glänzende Red« de« Rabbiners Or. Sach«, der den Segen deü Himmels auf da« erhabene königliche Haupt herabflehete, verherrlicht. Frau Amalie Beer bewirthete zur Feier de« Geburtstages Sr. Majestät de« König« hiesige Invaliden im sogenann ten ersten Zelt vor dem Brandenburger Thore und die Knaben deS Luisenstifte« im Locale deS Instituts. Auch in den Kirchen versammelten sich die Gemeinden zum feierlichen Gottesdienste, um in Lobgesängen und Gebeten den geseg neten Tag zu begehen, an welchem Se. Majestät der König das Licht der Welt erblickt hat. Die königl. Akademie der Künste hatte im großen Saale der Singakademie eine Feier veranstaltet. Die hiesige Uni versität beging in der Aula mit der Feier des königlichen Geburtstage« zugleich den Wechsel deS Rektorats. In sämmt lichen Theatern der Residenz fanden heute Festvorstellungen statt. Am Abend zeichneten sich verschiedene Straßen der Friedrichsstadt, und in diesen wieder einzelne Hotels, wie das des Herrn Ministerpräsidenten v. Manteuffel, ferner das Monument Friedrich'« de« Großen und andere öffentliche und Privatlocale durch sinnige und brillante Erleuchtung aus. Der Gemeinderath unserer Residenzstadt hat folgende Adresse an Se. Majestät den König gerichtet: „Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König, Allergnädigster König und Herr! Ew. Königliche Majestät treuer Gemeinderath von Berlin macht in tiefster Unterthänigkeit auch heute wieder von dem schönen Vorrecht Gebrauch, welches ihm gestattet, an dem Allerhöchsten BeburtSfeste seine Wünsche und seine Huldi gungen ehrfurchtsvoll an den Stufen des Thrones nieder- zutegen. Möge der attmächiige Gott auch fernerhin Ew. Königliche Majestät gnädiglich beschützen und bewahren. Möge unserm geliebten Könige und Herrn sür alle Zeit jener muthige und gottvertrauende Sinn erhalten bleiben, der allein die Kraft verleiht, die schweren Sorgen der Re gierung zu tragen. Mögen durch Ew. Königlichen Majestät starke Hand dem Lande die Segnungen des Friedens, aber auch alle diejenigen Bedingungen des Wohlstandes erhalten bleiben, die Preußens Größe und Glück bisher so mächtig gefördert haben. In tiefster Ehrfurcht verharret Ew. Königl. Majestät allerunterthänigster treugehorsamstec Gemeinderath von Berlin. — (N. Pr. Z.) Die sämmtlichen Minister begaben sich heute Vormittag 9 Uhr nach Potsdam zur Gratulations- kour bei Sr. Majestät dem Könige. Um 1 Uhr trafen die Minister hier wieder ein. — Die Gratulationen der Offi ziere geruhten Se. Maj. der König in Potsdam bei der Parole auf dem Paradeplatze im Lustgarten entgegenzu nehmen. — Der bisherige diesseitige außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am königlich spanischen Hofe, Geheime Legationsrath Graf Raczynski, ist zum Wirklichen Geheimen Rathe mit dem Prädicat „Erccllenz" ernannt worden. München, 12. Oktober. (A. A.) Das hohe Namens fest Sr. Majestät deS Königs wurde heute in unserer Stadt - —-H-M HI»--—' > ' ' Feuilleton. Einzelne Ereignisse aus gesetzlichem Handel. (Fortsetzung.) Am nächsten Tage gegen elf Uhr drängte sich ein gemischter Haufe um die Gerichtshoftreppe, rauchend, plaudernd, spuckend, fluchend, sich unterhaltend, je nach dem verschiedenen Geschmack, und auf den Beginn der Auktion wartend. Die Männer und die Frau, welche verkauft werden sollten, saßen abseits in einer besondern Gruppe und flüsterten leise mit einander. Die Frau, welche unter dem Namen Hagar angekündigt wurde, war eine vollkommene Afrikanerin von Gestalt und Zügen Sie mochte sechSzig Jahre alt sein, sah aber durch harte Arbeit und Krankheit viel älter aus, war halb blind und durch Rheumatismus etwas verkrüppelt. An ihrer Seite stand ihr einziger ihr gebliebener Sohn, Albert, ein hübscher kleiner Bursche von vierzehn Jahren. Der Knabe war der letzte von einer zahlreichen Familie, die nach und nach auf den südlichen Markt verkauft wurde. Die Mutter umklammerte ihn mit ihren beiden zitternden Händen und betrachtete Jeden, der herankam, um ihn zu besichtigen. „Fürchtet nichts, Tante Hagar," sagte der älteste der Männer; „ich sprach mit MaS'r Thomas darüber, und er meinte, er würde e- so rinrichten können, Euch Beide in einem Loose zu ver kaufen." „Sie brauchen mich noch nicht alt und schwach zu nennen," sagte sie, indem sie ihre zitternden Hände erhob. „Ich kann noch kochen und scheuern und waschen; bin'« Kaufen werth, wenn ich wohlfeil wrggrhe; sagt ihm da», sag« ihm daS," fügte sie ernst hinzu. Haley drängte sich hier durch die Menge, ging zu dem ältesten Manne, öffnete ihm den Mund, blickte hinein, fühlte seine Zähne, ließ ihn sich geradeausstrecken, den Rücken biegen und verschiedene Bewegungen machen, um seine Muskeln zu zeigen; dann ging er zu dein nächsten und prüfte ihn auf gleiche Weise. Endlichtrater zu dem Knaben, befühlte seine Arme, strich über seine Hände, sah auf seine Finger und ließ ihn springen, um seine Beweglichkeit zu zeigen. „Er nicht sollen verkauft werden ohne mich!" sagte dir alle Frau mit leidenschafilichem Ernste. „Er und ich gehen in ein LooS zusammen; ich noch stark, MaS'r, und kann thun viel Werk — oh, viel Werk, MaS'r!" „In der Plantage?" sagte Hateh mit einem verächtlichen Blicke. „Schöne Geschichte!" und als ob er mit seiner Prüfung zufrieden wäre, trat er zurück und stand, dir Hände in den Taschen, die Cigarre im Munde, den Hut auf eine Seite gedrückt, bereit zur Handlung. „WaS denkt Ihr davon?" sagte ein Mann, der Haley'S Prüfung gefolgt war, al« ob er sein eigenes Urtheil danach begründen wollte. „Nun," sagte Haley, indem er auSspuckte, „ich denke, ich werde auf die jungen Männer und den Knaben bieten." „Sie wollen den Knaben und daS alte Weib zusammen ver kaufen," sagte der Mann. „Finde daS sauber geschnürt; sie ist rin alte» Knochengerippe — nicht ihr Salz werth." „Ihr wollt also nicht?" sagte der Mann. „Jeder wäre ein Narr, der eS wollte. Sie ist halb blind, krumm von der Gicht und zu nicht- nutz." „Einige kaufen diese alten Geschöpfe und sagen, eS ist mehr daraus zu ziehen, als irgend Jemand denkt," sagte der Mann mit wichtiger Miene. „Nein, gar nichts," erwiderte Haley. „Möchte sie nicht zum Geschenk. — Ich habe jetzt gesehen." „'S ist wirklich ein Jammer, sie nicht mit ihrem Sohne zu kaufen; ihr Herz scheint so an ihm zu hängen; denke, sie werden sie zugeben." „Wer Geld dafür auSzugeben hat, mag sie nehmen! Ich werde auf den Knaben als Plantagenarbeiter bieten, aber ich möchte nicht mit ihr bepackt werden — nicht wenn sie sie mir umsonst gäben", sagte Haley. „Sie wird verzweifeln," sagte der Mann. „DaS wird sie," entgegnete Haley kalt. Die Unterredung wurde hier durch ein geschäftiges Drangen der versammelten Menge unterbrochen, und der Auktionator, ein kleiner, beweglicher, wichiigthuender Kerl, bahnte sich mit den Ellenbogen einen Weg durch daS Gedränge. Die alte Frau hielt den Aihem an und blickte unwillkürlich auf ihren Sohn. „Halten dicht an Dein Mammy, Albert," sagte sie; „dicht; sie werden auSbieten unS zusammen." „Ach, Mammy, ich fürchten, sie nicht werden," sagte derKnabe. „Sie müssen, Kind; ich kann leben keine Wege, wenn sie thun nicht," sagt« da» alte Geschöpf heftig. Dir Stentorstimme deS Auktionator», der rief, daß man den Weg frei machen sollte, verkündete jetzt den bevorstehenden Anfang