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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G Hartmann, V SIS ' . . . 1 » tr ... . 1..^- i — . — ».«— Dtesr« Blatt rrschrtat mit A ««nähme Pret« ftr da« Bterteljahr k^ Thal er. d-«»»tag« tLgltch «bead« »d ist Donntkö^llll, den 3» ^enlemdee. 3»s»rti»»«.Gebühre« für de« Ra.» d»rch alle Paßaastalte, z, beziehen. " einer gespaltene, Zeil« L Ne«gr»schr». 1852 Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Dir besage der Bekanntmachung vom 1. laufenden Mo nats angekündigte Versteigerung von zwanzig im König reiche Hannover angekauften einjährigen Fohien der besten Zuchten zu Riesa und Schneeberg kann wegen unerwartet eingetretener Hindernisse an den dafür anberaumten Tagen, dem 20. und 21. September nicht, sondern erst zu Anfang d»S MonarS Oktober stattfinden. Demzufolge wird in Riesa am Z. Oktober d. I. Nachmittags 1 Uhr mit der Versteigerung von fünfzehn Stück und in Schneeberg den 2. Oktober d. I. Nachmittags 1 Ubr mit der Versteigerung von fünf Stück an den Meistbieten den unter den noch bekannt zu machenden Bedingungen verfahren werden. Dresden, den 6. September 1852. Millisterium des Innern. . v. Friesen. Demulh. Bekanntmachung, die Verlegung des Elbzollamtes in Strehla nach Riesa betreffend, vom 2. September 1852. Nach Artikel 16 der durch Verordnung der vormaligen Landesregierung vom 5. Februar 1822 (Gesetzsammlung vom Jahr, 1822, S. 93) pudlicirten Elbe-Schifffahrt--Acte vom 23. Juni 1821, in Verbindung mit §. 30 dec durch Aller höchste Verordnung vom 16. November 1844 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1844, S. 277) publicirten Additional-Acte zur Elbe-Schifffahrt-- Acte, vom 13. April 1844, bestehen in Sachsen Eldzollämter zu Schandau und Strehla, ingleichen eine beschränkte Elbzolladfertigungs- stelle zu Schmilka. Nachdem aber beschlossen worden ist, da- Elbzollamt in Strehla nach Riesa zu verlegen und mit dem daselbst am I. Oktober diese- Jahre- zu eröffnenden Haupt-Steueramte zu verbinden, dagegen die Manifeste über die in Strehla zur Ausschiffung gelangenden Ladungen bei dem dasigen Untersteueramle beglaubigen zu lassen, so wird solche- für die betheiligten Behörden und Gewerbetreibenden zur Nach achtung andurch bekannt gemacht. Dresden, am 2. September 1852. Finanzministerium. Behr. Schäfer. Tagesgeschichte. Dresden, 8. September. Wenn wir schon seit länge rer Zelt uns in Bezug auf die schwebende Zollfrage eine strenge Zurückhaltung auferlegt haben, so werden unsere Leser hoffentlich die Gründe, die un- dazu bestimmten, zu würdigen wissen. Die Zeitung-polemik kann, wie die Er fahrung zur Genüge gelehrt hat, in dieser verwickelten, von vorgefaßten Meinungen so vielfach beherrschten Frage nur die Bitterkeit der Empfindungen und die Verwirrung der Ansichten vermehren, nicht aber Licht in der Sache verbrei ten. Wir beschränken daher unsere Aufgabe mehr noch, al- früher ohnedies geschehen, auf die nothgedrungene Abwehr. Wir halten es für Pflicht, da, wo wir einen ernsten und wohlgemeinten Schritt zur Verständigung erblicken, stören den Einwirkungen entgegenzutreten und dagegen Abwehr zu leisten, baß die endlichen Anfänge der Verständigung ver kannt, mißdeutet oder wohl gar gemißbraucht werden. Von dieser Absicht geleitet, haben wir unS unlängst über Sinn und Bedeutung der sogenannten Stuttgarter Erklärung ausgesprochen, und auS aleichem Grunde würden wir ein gänzliche- Stillschweigen über die neueste preußische Erklä rung für nicht gerechtfertigt hallen. Wir haben darin und schon in dem Umstande de- wenn auch schwachen Jneinan- dergreifenS beider Erklärungen einen weiteren und erfreu lichen Schritt zur Verständigung begrüßt. Manche- Urtheil ist freilich laut geworden, welches die daran sich knüpfen den Hoffnungen schnell wieder zurückdrängen möchte. Wir können leider uns nicht verhehlen, daß die sehr ungünsti gen Auffassungen, welchen die preußische Erklärung außer halb Preußen- bereit- begegnet ist, an den von Berliner Blättern dazu gelieferten CommentareN eine äußerst be dauerliche Unterstützung gefunden haben. Demungeachtet sind wir nicht gemeint, Erscheinungen dieser Art vor der Zeit einen zu hohen Werth beizulegen. Wir halten uns an die preußische Erklärung selbst, deren versöhnliche Sprache uns dafür Bürge ist, daß die königl. preußische Regierung aufrichtig den Wunsch der ihr gegenüberstehenden Regierun gen, den drohenden Bruch zu vermeiden, theilend, auch auf richtig von der Absicht geleitet war, auf die, durch die Stuttgarter Erklärung dargebotcne Vermittelung einzuge- hen. Härte eine Zurückweisung dieser letztern in den Ab sichten der königl. preußischen Regierung gelegen, so würde sie eS unstreitig vorgezogen haben, die- offen au-zusprechen, anstatt, wie im befreundeten nicht minder al- im feindlichen Lager manche Stimmen ihr beimeffen, eine solche Ableh nung mit einer feinen Wendung auszüdrücken, welche kei nen andern Zweck hätte, al- die Gehässigkeit de- Bruche- auf Andere zu wälzen eine Berechnung, welche ja offenbar zum Gegentheil au-schlagen müßt,. Jener VermittelungS- vorschlag nun, welcher den Kern der Stuttgarter Erklärung bildete, bestand aber, kurz gefaßt, darin, baß die dabei be- theiliqten Regierungen ihre Bereitwilligkeit zu Annahme de- SeptemdervertragS, unter Aufgabe mehrfacher, dagegen geltend gemachten, sehr wichtigen Bedenken eventuell für den Fall einer Verständigung in den übrigen Fragen, na mentlich in der Regelung der rommere4/llen Verhältnisse zu Oesterreich, zusagten, und behufs der Erledigung der letz tern an di, königl. pr,ußischr Regierung die Frage stellten, ob sie die Wiener Entwürfe al- Grundlage der Verhand lungen (nicht der spätern Verhandlungen) mit Oesterreich anzuerkennen und insbesondere in welcher Fassung dieselbe den Entwurf eines Zoll- und Handelsvertrages mit Oester reich anzunehmen bereit sei. Aus diesem Wortlaut der letzt gedachten Auslassung im Zusammenhang mit dem eventellen Charakter obiger Zusage ergab sich deutlich, daß die propo- nirenden Regierungen eine sofortige Verständigung über Annahme de« Zoll- und Handelsvertrages beanspruchten, nicht aber eine Zusage wegen ganzer oder theilweiser Zu grundelegung des betreffenden Entwurfs bei spätern, allen Chancen der Ungewißheit ausgesetzten Verhandlungen. Sie wollten, geleitet von dem Wunsche, welcher bei der ganzen Fassung der Stuttgarter Erklärung maßgebend war, jede Schroffheit vermeiden und kleideten daher den betreffenden Antrag in die Form einer Anfrage. Allein die Fassung dieser Anfrage war, wie wir soeben gezeigt, so klar und bündig, daß dieselbe von den, einer Verständigung abgeneigten Blättern in Preußen nicht einen Augenblick mißverstanden und daher vom Standpunkte dieser Blätter aus als unannehmbar be zeichnet wurde. Die Erklärung der königl. preuß. Regierung berechtigt uns nun zu der Voraussetzung, daß ein Eingehen aus die vorgeschlagene Vermittelung beabsichtigt werde. Ein solche- Eingehen ist bereit- dadurch bethätigt, daß die königliche preußische Regierung sich über den materiellen Inhalt de- betreffenden Vertragsentwürfe- au-gesprochen einen Theil desselben acceplirt, einen anderen abgelehnt, und beziehentlich der Erwägung Vorbehalten hat. Ist hier mit die Frage, in welcher Fassung Preußen den vorgelegten Entwurf anzunehmen bereit sei, noch nicht erledigt, so ist doch dazu der erste Schritt gethan und die Hoffnung ge geben, daß durch weitere Vernehmung dieselbe bald ihrer vollständigen Erledigung zugeführt werde. Man hat gesucht, die preußische Erklärung al- ein Ultimatum hinzustellen. Au dieser Annahme berechtigt jedoch deren Inhalt noch kei- ne-wege-, denn die Erklärung nimmt die Voraussetzung, daß die ertheilte Auskunft über die Absichten der preußi schen Regierung eine befriedigende sei, zur Basis weiterer Folgerungen, und öffnet dadurch selbst ferneren Verhand lungen für den Fall da- Feld, daß die ertheilte Auskunft nicht sofort befriedigend gesunden werden sollte. Somit ergiebt sich, daß die wegen Feststellung de- Zoll- und Han delsvertrages gewünschten Verhandlungen nicht allein that- sächlich begonnen haben, sondern daß auch deren sofortige Fortsetzung in Aussicht genommen ist. Will man aber da gegen einhalten, daß sich in der Erklärung Stellen befinden, welche «Nitrenen Vorschritten im Widerspruche stehen, so scheint uns eben hieraus nur die Nothwendigkeit einer tatsächlichen Ausgleichung Beider zu folgen. Schließlich können wir nicht umhin, auf einen Artikel in der „Neuen preußischen Zeitung" vom 5. d. M. zu antworten. Wir sollten unS zwar mit Abscheu davon abwenden, denn un glaublich möchte es scheinen, daß da- angebliche Organ einer konservativen Partei in Preußen den ersten unter den deut schen Bundesstaaten, mit dem Aufstande seiner eigenen Provinzen und mit einem Angriff Frankreichs bedrohen will. Allein al- eine vollständige Unwahrheit müssen wir e- rügen, wenn dort behauptet wird, e« sei in Stuttgart die Einlei tung einer militairischen BundeSexecution gegen Braun schweig und Thüringen oder die Verweisung der Aollfrage an den Bund verabredet worden. Tüten, 5. September. (Wien. Bl.) In Betreff der An gelegenheit de- Herrn Feldzeugmeister Freiherrn v. Haynau sind Nachrichten au- Brüssel hier eingetroffen. Da- bel gische Cabinet hat die Protestnote der k. k. österreichischen Gesandtschaft oyne Verzug erwkv/rr und unter lebhaften^ Bedauern des Vorfälle- die strengste Untersuchung desselben und Bestrafung der Urheber nach der vollen Strenge de- Gesetzes zugesichert. — Die vielfach besprochene Kloster reformfrage stehl auf dem Punkte des Abschlusses. Die Erledigung datiit aus Rom. Die Reform wird auf Grund der gemachten Vorlage mit einzelnen Klöstern der Reihe nach beginnen und zuerst bei den Benediktinern und Francis- canern durchgeführt werden. Der Umfang der Organisirung läßt sich in wenig Worten zusammenfassen, da die Einrich tung der Klöster auf die ursprünglich strengen Klostercegeln zurückgeführt und alle Neuerungen, die sich im Laufe der Zeit eingeschlichen haben, wieder beseitigt werden sollen. Die von dem Papste einqeführten Klostervisitatoren, der Herr Fürsterzbischof von Prag und der Herr Bischof von Gratz, haben die Aufgabe, zu wachen, daß die Reformen in diesem Sinne durchgeführt und keine Abweichung von den strengen Klostercegeln eines jeden einzelnen Klosters ohne päpstliche Genehmigung gestattet werde. — Die hier vor- g.kommenen Fälle von Cholera, von welchen die Zeitungen berichteten, sind ganz vereinzelt geblieben. Die Krankheit hatte keinen epidemischen Charakter und trat bei 2 bis 3 Personen nur in der Art, wie dies seit 5 Jahren in jedem Herbste der Fall war, auf. TÜien, 6. September. Die Reise des Erzbischofs Ein Gefechtstag in Algerien. Von Inl. v. Wickede'). Schon am Morgen um S Uhr, als die Sonne noch kaum den östlichen Horizont röthetr, bliesen die Hornisten des Bataillons Ok»»»eur» ü pieci den Appell und einige Minuten darauf schlugen auch die Tambour- der Grenadiere der Fremdenlegion denselben nach. Mit der großen Schnelligkeit, welche die französische Infanterie in so hohem Grad» besitz», standen bald die Compagnien unter den Waffen. Da- Ok»r,eu„-L:pie<1-Bataillon sollte auf dem heutigen Marsche die Avantgarde bilden und die Grenadier- compagnie ablösen, die bereit- seit acht Wochen beständig die äußerste Vorhut gemacht und schon mehrere Tovie und Ver wundet» durch die beständigen Neckereien der Kabylen erlitten hatte. Unter starker EScorte einer halben Schwadron der Ok«,»eur» ck'^krique fuhren die drei Wagen der Ambulant», dir mit Kranken und Vrrwundrten angrsüllt warrn, von der heutigen Lagerstätte wieder zurück. Der Abschied von dem alten Grenadier korporal der Legion, dem ich nach seiner gestrigen Schußwunde im Bein den ganzen Tag mein Pferd geliehen hatte, »hat mir leid, denn schwerlich sah ich den ehrlichen komischen Kauz, der so drollig in seinem Mischmasch von Deutsch und Französisch zu plaudern verstand, in diesem Leben wieder. Er brummle und weiterte in allen möglichen Flüchen über seine Rücksahn und sagie mir, auch nie wolle er einem Kabylen wieder Pardon geben, solchen Haß habe er jetzt auf sie geworfen, „le rou» kwiore, *) „Aut dem Leben eine« Touristen". (Dresden, Arnold'sche Buchhandlung) Feuilleton. lülonsieur, jsinsis geb' ich wieder Pardon einem Kabyl," wieder holte er häufig, „hab' ich mich so gefreut auf diese expeckition, hab' gehofft viel Beute zu machen und muß nun wieder zurück, »ncre mille <ie tonnerre. Doch czue tuire, Is Patience vient » bout cle tout," setzte er sich gleichsam selbst nösteuv hinzu. Mit vielen Danksagungen schied endlich der Alte von mir, und die Wagen setzten sich in Bewegung. Auch von den Offizieren der Grenaviercompagnie, die gast, freundlich mehrere Tage mich in ihrer Mitte ausgenommen hatten, und besonder- vom alten einarmigen Hauptmann, der auf so sehr liebenswürdige Weise den Wirih dabei gemacht, nahm ich mit herzlichem Danke Abschied. Ich hatte übrigen- Hoffnung, die selben wieverzusehen, da vaS Chasseurbataillon wahrscheinlich in einigen Tagen wieder mit den Grenadier- zusammenireffen sollte. Doch besser ist besser, wie denn auch später Zufälle wollten, daß ich von der ganzen „legion etrsngöre" in Algerien keine Com pagnie wieder erblickte. Lustig bliesen die Flügelhörner einen Geschwindmarsch, gl ich die ChassenrS, die schon eine Weile vorauf marschirt waren, auf meinem Hengst wieder einholt,. Ich freute mich ungemein, die Offiziere d,S Bataillon- wiederzusehen und mich somit am Endpunkte meiner weiten Reise zu befinden. Vor länger« Jahren haue ich in Straßburg dieselben zuerst kennen gelernt und später dann in Lyon und Grenoble mehrere vergnügte Wochen mit den selben verlebt. Der Morgen war wunderschön und von ungemein belebender Frische. ES war etwa- Nachtihau gefallen und die Vegetation, die von der Hitze der letzten Tage schon gelitten hatte, dadurch wieder neu erfrischt. Dichte Gebüsche von Myrthen, Tamarinden und Aloen begrünte»» die Hügelreihen, die unsern Platz umsäumten, und rin fast zu starker balsamischer Wohl geruch stieg auS denselben empor. Hochstämmige Orangenbäume, deren grüne Bläiterkronen kaum vor dem dichten Schnee der sie bedeckenden Blüihcn sichtbar waren, standen in einzelnen Gruppen im Thale, bi-weilen mit hohen Dattelpalmen, deren schlanker Wuchs weit die ganze andere Pflanzenwelt überragte, untermischt. ES war eine echt südliche Pflanzenwelt, die in dem engen Thal», in dem wir unsern Marsch forisetzten, grünte und blühte mit einer Ueppigkeit und Fülle deS Wach-lhum-, von der man sich in Deutschland kaum einen Begriff machen kann. Mit dem schnellen Ucbergange von Dunkelheit zum Licht, die dem Süden, wo die Dämmerung ungleich kürzer ist als bei unS, eigen ist, war eS auch bald völliger Tag geworden, nachdem wir unsern Marsch kaum eine halbe Stunde angetreten halten. Jetzt erst konnte ich die einzelnen Chasseur- so recht wiedererkennen, denn wie ich am gestrigen Abende mit den Grenadieren zu ihnen gekommen war, dunkelte der Abend schon stark. ES freute mich, wie ich läng- der einzelnen Compagnie vorbeiritt, noch manche mir bekannt« Gesichter unter den Soldaten wiederzufinden. Auch unter diesen erkannten mehrere mich wieder und begrüßten mich mit freund lichem „OK, bau jour monsieur en ^lgärien", oder „le suis ckarmä cke vous voir en könne santS", und mit ähnlichen Redens arten. Der französische Soldat ist stets gegen einen Fremden ungemein artig unv zuvorkommend, wenn man nur ihm selbst mit Artigkeit entgegenkommt und besonder- seiner Nationaleitelkeit einige Lobsprüche spendet. Zir diesem Falle nun schmeichelte eS den Chasseur- sehr, daß ich so weit nach Algier gekommen war,