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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. - V 50 Diese« Blatt erscheint mit Ausnahme te» Sonntag« täglich in I Bogen und lst durch alle Po-anstalteu zu beziehen. 1852 Freitag, den 27. Februar Prel« für da- Vierteljahr l Thaler. Insertion« - Gebühren für den Raum einer gehaltenen Zeile I Neugroschen. Amtlicher Theil. Verordnung deS Ministeriums deS Innern, die Bezeichnung der Druckanstalt auf gewissen nicht- periodischru Druckschriften betreffend, vom 16. Februar 1852. E« ist mehrfach die Bemerkung zu machen gewesen, daß bei nichtperiodischen Druckschriften, welche in einer Reihe von Heften, Stücken oder einzelnen Bogen erscheinen, ohne daß diese selbst sich als selbstständige, mit dem für die Druckschrift bestimmten Titel bezeichnete Theile eine« Werk,« charakterisiren, erst auf dem letzten Hefte, Stücke oder Bogen, welcher von einem solchen Werke erschienen, die Angabe der Druckanstalt, auS der da« Werk hervor- gegangen, enthalten war, die sämmtlichen vorauSgegangenen Hefte, Stücke oder Bogen des Werkes dagegen dieser An gabe ermangelten. Um nun den Uebelständen zu begegnen, welche eine der artig« verspätet« Angabe d«r Druckanstalt bei Werken der gedachten Art mit sich führt, bestimmt da« Ministerium deS Innern hierdurch, daß bei nichtperiodkschen Druck schriften, welche in einer Reihe von Heften, Stücken oder einzelnen Bogen erscheinen, von nun an, dem Sinne der im H. 2 deS Gesetze« vom 14. März vorigen JahreS, die Angelegenheiten der Presse betreffend, enthaltenen gesetzlichen Vorschrift entsprechend, stets auf dem ersten davon auS- gegebenen Hefte, Stücke oder Bogen die Angabe der Druck anstalt, au« welcher das Werk hervorgeht, anzubringen, auch diese Angabe, dafern vor Vollendung der gänzlichen Herausgabe der Druck de« Werke« an eine andere Druck anstalt übergeht, in jedem derartigen Falle auf dem ersten Hefte, Stücke oder Bogen, welcher au» der neuen Druck anstalt hervorgeht, zu wiederholen sei. Sämmtliche Herausgeber, Verleger und Drucker der artiger nichtperiodischer Druckschriften haben hiernach, bei Vermeidung der im h. 5 de« obgedachten Gesetzes für Con- traventionen gegen die in HZ. 2,— 4 de« Gesetze« enthaltenen Vorschriften festgesetzten Strafen, sich zu achten, die Preß- politetbehörden aber darüber, daß der vorstehenden Anord nung ailenthattzrn nachgsgtmge» »erbe, g»bühr,«be Obsicht zu fahren. Gegenwärtige Verordnung ist in sämmtlichen, im §. 21 deS Gesetzes vom 14. März 1851 bezeichneten Zeitschriften zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 16. Februar 1852. Ministerium des Innern. , v. Friesen. Tagesgeschichte. oo Wien, 24. Februar. Um dem tiefgefühlten Be dürfnisse der Verbesserung der Valuten zu entsprechen, muß ten die Zustände der privilegirlen Nationalbank die Auf merksamkeit und die Obsorge unserer thätigen Finanzver- waltung vorzugsweise in Anspruch nehmen. Die von der Nationalbank herausgegebenen Werlhzeichen erhalten das Schwungrad unserer Circulation hauptsächlich im Gange, und jeder Versuch, die Verhältnisse der letzter« normal und befriedigend zu gestalten, wird nicht umhin können, bei der Bank seinen Anknüpfungspunkt zu nehmen. Was die innern Zustände der Nationalbank betrifft, so haben sich dieselben bereits bei dem letzten MonatSschlusse als wesent lich gebessert dargestellt. Die Verringerung de« Banknoten umlaufs Hal von Monat zu Monat in angemessenen Pro gressionen stattgefunden, und allmälig, aber mit unverkenn barer Beharrlichkeit nähert man sich dem Punkte, wo zwi schen dem Bankfonds und der Menge der umlaufenden Werlhzeichen der Bank ein angemessenes, Vertrauen ein- flößendeS Berhältniß staltfmden wirb.- Auch im Monat Februar sind, wie wir glaubwürdig hören, die Resultate der Gebahrung der Bank durchaus befriedigend ausgefallen, f Die Nationalbank ist aber kein isolirteS Institut. Sie steht in wichtigen Beziehungen zum Staate, sie ist mit allen Elementen des Stantscrcdits auf daS Innigste ver flochten, und diese eigenthümliche Stellung, welche sie zum Staate einnimmt, bildet unstreitig eine der wichtigsten Seiten ihres Bestandes. Hierin liegt wohl für die Finanz verwaltung die eben so nahe als natürliche Aufforderung, Alles aufzubieten, was zur Klärung und Läuterung dieses Verhältnisses beizutragen geeignet ist. Auch ist damit der Punkt gegeben, von welchem eine wirksame Reform unser« Geldwesens ihren Anfang nehmen muß, um sich organisch zu gestalten und die Wege für alle spätem, nothwendig 'werdenden Maßregeln gehörig vorzubreiten. Wir können daher wirksamen Bestimmungen mit Sicherheit entgegen sehen, welche daS Berhältniß deS Staate« zur Bank de finitiv zu ordnen, den Erehit derselben wirksam zu befestigen, namentlich aber geeignet sein werden, der Anhäufung des Staat-papiergcldeS in den Bankcassen die gehörigen Schran ken zu setzen. Die Schuld, welche der Staat der Bank ad- zutragen hat und die infolge der verhängnißvollen Ereig nisse der letzten Jahre bedeutend angewachsen war, wird bei solchem Bestreben vorzugsweise in das Auge gefaßt werden, und, was eben möglich, zur Consolidirunq derselben gcthan werden müssen. Eine namhafte Ausdehnung der nur einen gewissen Theil der Staatsschuld deckenden hypothekarischen Sicherheit und die Feststellung bestimmterer Modalitäten der thunlichst zu beschleunigenden Tilgung der Schuld selbst dürften sich ohne Zweifel als dir wirksamsten Mittel hierzu Herausstellen. Wien, 22. Februar. (W. Bl.) Am Sonnabend und gestern hielt der Zollcongreß Plenarsitzungen, welche bis Sonnabend täglich fortgesetzt werden. Die Schlußberathun- gcn des CongresseS, welche zwei bis drei Wochen in An spruch nehmen dürften, beginnen Anfangs März.— Seine kaiserliche Hoheit der Großfürst Constantin von Rußland und Gemahlin werbeoe-M'ttt ÄprU, vou ihrer Reise nach Italien zurückkchrend, in Wien eintrcffen. Gleichzeitig er wartet man auch den kaiserl. russischen Gesandten Baron v. Meyendorff. — Von Seite der Troppauer Handelskam mer sind mit der Direktion der Nordbahn Verhandlungen angeknüpft, welche den Bau einer Flügelbahn nach Trop- pau zum Gegenstände haben. — 24. Febr. (00) Zur Feier der Vermählung Sr. k. k. Hoheit des Erzherzogs Rainer mit Ihrer k. k. Hoheit der Erz herzogin Marie hat Se. Maj. der Kaiser einen Betrag von 5000 fl. C. M. zur Vertheilung unter die Armen Wiens bewilligt. — Die Ausfuhr von Waffen und Mu nition nach der Moldau und Wallachei ist im Allgemeinen untersagt worden, und darf ausnahmsweise nur mit Be willigung der dortigen fürstlichen Regierungen und Visa der k. k. Agenten stattsindcn. — Unter den zwischen der hohen Finanzverwaltung und der privilegirten Nationalbank zu Anfang d. M. getroffenen Vereinbarungen ist, wie wir hören, eine der hervorragendsten, daß die Bank ihrer Ver pflichtung, sich — eventuell — bei dem letzten Subscriptions- anlchen mit 10 Millionen Gulden zu becheiiigen, enthoben worden ist. Zieht man in Erwägung, daß der Zweck jener Operation ganz vorzugsweise in der Verbesserung der Va lutenzustände und der Regelung des Geldwesens bestand, so dürfte jene Betheiligung der Bank denselben nur schein ¬ bar fördern, in der Tbat aber stellt sie sich unter diesem maßgebenden Gesichtspunkte als entbehrlich dar. Berlin, 25. Februar. In der ersten Kammer fortqe setzte DiScussion der an die Stelle der Gemeindeordnung von 1850 vorgeschlagenen Städleordnung. Aus Hameln, 23. Februar, schreibt die „D.u.W Z.": Heute Morgen war der Obergerichtsanwalt Henkel aus Kassel, welcher sich daselbst wegen politischer Angelegenhei- ! ten in kriegsgerichtlicher Untersuchung befindet, hier auf einer Durchreise anwesend. Die hessische Gensdarmerie hatte solches erfahren, war ihm hierher nachgeeilt und wollte ihn, weil er bei Eröffnung. eines Erkenntnisses nicht auf- zufinden gewesen und deshalb angenommen war, er befinde sich auf flüchtigem Fuße, mit Hilfe der hiesigen Polizeibe hörde verhaften. Wegen mangelnden HaftSdefehlS der com- - petenten Behörde ist diese Verhaftung indeß nicht gestattet und hat Henkel bei dieser Gelegenheit erklärt, es sei nicht seine Absicht, der Eröffnung eines Erkenntnisses durch die i Flucht sich zu entziehen und werde er von hier sofort mit trist Extrapost nach Kassel (?) reisen. Karlsruhe, 23. Februar. Der heutige Bericht der „Karlsruher Zeitung" über das Befinden des Großherzogs lautet günstiger. Das soeben erschienene Regierungsblatt, Nr. 7, entbält daS Nachfolgrnde: „Leopold, von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen. Durch anhaltendes Unwohlsein verhindert, die Borträge Un- , serer Ministerien persönlich entqegenzunehmen, haben Wir UnS bewogen gefunden, bis auf Weiteres, Unfern vielgeliebten Sohn den Prinzen Friedrich damit zu beauftragen. Der ! selbe wird Unserer Weisung gemäß Unsere Willensmeinung einholen und da wo nöthig kundqeben. Zugleich ertheilen Wir dem genannten Unserm vielgeliebten Sohne hiermit , die Vollmacht, diejenigen Gesetze, Verordnungen und son stige Höchste Entschließungen, welche Unserer Unterschrift bedürfen, in Unserm Namen zu unterzeichnen, und wollen, daß die von Ihm unterzeichneten und von dem verantwort lichen Chef de« betreffenden Ministeriums gegengezeichneten Arle die volle Kraft haben sollen, als ob dieselben von Uns Selbst Höchsteigenhändig vollzogen, worden wären. Ge geben zu Karlsruhe, den 21. Februar 1852. Leopold. Frei r Herr Rüdt. Regenaucr. v. Stengel. A. v. Roqgenbach. i v. Marschall. Wechmar. Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Königlichen Hoheit deS GcoßherzoqS. Schunqgart." —ll— Oldenburg, 23. Februar. Gestern fand der Schluß der allgemeinen Feierlichkeiten, der große städtische Festball, statt. Die von Sr. K. H. dem Großherzog hierzu bestimmten 3000 Thlr. wurden auf Vorschlag des Mag! strats der Gründung einer Elisabethstiftung zur Aussteuer armer Jungfrauen gewidmet, weSbalb der Eintritt in die .5 Clubsäle auf .5 Ngr. festgesetzt und nur in 4 andern i öffentlichen Tmzsälen frei war. Die Theilnahme war daher eine außerordentlich große und die überfüllten Lorale ge schmackvoll und der Feier entsprechend decorirt. Das Erb^ großherzogliche Paar in Begleitung I. H. der Prinzessin Friederike von Oldenburg, sowie S- K. K. H. des Erzher zogs Stephan und I. I. D. D. des Erbprinzen und der > Erbprinzessin von Lippe-Schaumburg erschien in den 5 erst- ! genannten Orlen, wo es überall mit lebhaften Hoch« be grüßt wurde und längere Zeil den frohen Tänzern zuschaute. Die Dauer deS Festes war von 7 Ubr Abends bis 3 Uhr nach Mitternacht festgesetzt. Dies Fest wird in der städti ! schen Chronik gewiß eine wichtige Stelle einnehmen und noch lange Zeit das Thema der allgemeinen Unterhaltung bilden. — Der allgemeine Landtag hielt heute seine erste Sitzung nach der Vertagung und beschloß die Absendung einer Deputation zur Begrüßung und Beglückwünschung I. I. K. K- H. H. deS GroßhrrzogS wie deS Erbqroßher Mittwoch, 25. Februar, im königl. Schauspielhause: Großes Concert zum Besten des UnterstützungSfondS für die Witwen und Waisen der königl. Kapelle. Obwohl die Rrpertoirwahl diese« Concert« bei zwei der bekanntesten flnfonistischen Meisterwerken, der großen 0-ckur- Sinfonie von Mozart und der O-woII-Sinfonie, der eigentlichen 8inlonis eroic«, von Beethoven, stehen geblieben war, fehlte die zahlreichste Theilnahme de« musikalischen Publikum« nicht, denn dir Seltenheit der durch Präcision, Reinheit und schöne Ton mittel vollendeten Ausführungen solcher Werke von unserer Kapelle hält dir Anziehungskraft dafür stet« rege. Doch kann der Wunsch nicht unausgesprochen bleiben, e« möge solche Gelegenheit für die Vorführung großer Finale« nichtinsrenirter Opern, zum Beispiel von Cherubim, Mozart'« Zdomeneo, oder hier noch un gehörter Jnstrumentalwerkr künftig nicht unbenutzt gelassen werden. So dürste zum Beispiel eine Sinfonie von I. S. Bach eine sehr intrreffante Production unserer Kapelle werden. Di« Ausführungen der beiden Sinfonien waren am vorzüglichsten und schwungvollsten in den Adagio- und Final-Sätzen: doch mußte dir Erinnerung manche frühere finfonistische Leistungen der Kapelle den gestrigen an Feinheit und künstlerischer Voll endung de« Au-druckS und der Auffassung im Ganzen doch voranstellen. Von besonderm historisch - musikalischen Interesse war der Vortrag der herrlichen, im edelsten Stile romponirten Arie Alessandro Stravella'S, diese« durch Flotow'« Oper wieder dem modernen Gedächtnisse naher gerückten Tondichter« de« sieben- Feuilleton. zehnten Jahrhunderts, der in Genua um 1678 ermordet wurde. Wenige Jahre zuvor in Rom wurde er durch die erhebende Wirkung seiner Musik, wahrscheinlich, wie Burney berichtet, seines Oratoriums ,,Johannes der Täufer", wie Laborde mit- thrilt, durch sein Violinspiel vor den gedungenen Mürderhänden gerettet. Die hervorragende Bedeutung seines Talent« ist durch die wenigen von ihm noch vorhandenen Composttionen genugsam erwiesen; italienische gleichzeitige Schriftsteller nennen ihn den Apoll der Musik. Fräulein VibranS, ein nruengagirteS Mitglied unserer Bühne, introducirte sich recht vortheilhaft durch den Vortrag einer Sopranarie au« Mendelssohn'« „EliaS". Ein kräftiger Mezzo sopran, dessen höhere Mitteltöne besonder« Fülle und Wohlklang entwickeln, erweckt ihrem Talente für den dramatischen Gesang die aufmunterndsten Hoffnungen. Rathsam wird e« sein, die junge Sängerin vor der zerstreuenden Mitwirkung in der Oper noch einige Zeit unter ihrer guten Leitung ruhigem Studium für die Egalistrung ihrer Stimme, für feste Intonation und alle jene Einzelheiten der Technik und der höhern Gesangsbildung zu über lassen, welche vereinigt erst eine sichere, künstlerische Behandlung der GesangSformen und de« Vortrag« Herstellen; denn zu frühe Bühnemhätigkeit leitet von der Vollendung solcher sichern Schul grundlage schnell und beirrend ab. Einen abscheidenden musikalischen Ruhepunkt bildete inmitten de« Repertoir« da« Declamatorinm de« „Kinde« der Witwe" (von Friedrich Halm), gesprochen von Frau Bayer-Bürck: aber keinen Ruhepnnkt de« Beifall«, der mit wärmster An ¬ erkennung und Bewunderung der gefeierten Künstlerin gezollt wurde.*) C. Banck. Leben des Kaisers Tarkuang, von Kail Gütz las,. Leipzig bei Lorck. I8L2. Diese Beiträge zur Geschichte Chinas während der letzten fünfzig Jahre, dies« Memoiren deS Hose« zu Peking sind freilich lange nicht so interessant, als die Memoiren au« den Zeiten der Ludwige, aber die Ausdehnung und Massenhaftigkeit de« Volke«, an dessen Schicksale sie sich knüpsen und dessen Nichtkenntniß unsere historische Intelligenz mitten entzweireißt und eine un ausfüllbare, nicht zu ersetzende Jabrtausrndlücke zurückläßt, — diese mittelbare Bedeutsamkeit derselben wird unS veranlassen, sie nicht zur Seite zu schieben und mit Dank alle Nachrichten au« jenem Lande anzunehmen, um uns nach und nach mit der Ge schichte de« größten Theile« der Srve zu befreunden. Noch immer im Dunkeln über die srührrn Zeiten vom Reiche deS Stillstände« und der starren Tradition, schildert unS der Verfasser nach Zuliu« Seybt'S Vorlagen die für Europa durch seine jüngsten und einzigen Berührungen mit China interessanteste Periode de« vor letzten und letzten Kaiser«. .*) In der gestrigen Kritik der „Schwestern von Prag" möge hier Sp. 2 Z. 8 ein Druckfehler bemerkt werden. Dort ist fertige Technik statt farbige Technik zu lesen. Muller gehörte ketne-weg« zu den Comvontstcn, denen man eine farbige Technik zuschreiben könnte, wiewohl es deren gab, z. B. Tale mann, der in seinem Hange zur Tonmalerei in der Partitur einen Regenbogen mit seinen Notenkövfen kunstreich aufbaute.