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Dienstag. Nr. DA. 2. December 1856. Inserate ' Aervtv^tt"-- -8 Pfgö ftt St. Zeile berechnt«^ S und in allem- Erpeditionen ,»gen»«MN. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und LandmtMn. Erscheint ZMnßeritz-MMg. Quart. tSNgr. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tages Geschichte. Dippoldiswalde. Die Vorstellungen des zur Zeit hier anwesenden Hrn. Professor Oeser sind sämmklich — er gab deren vier — sehr zahlreich be sucht worden, Beweis genug, daß dieselben den An- klang fanden, den sie verdienen. Wir wollen keines seiner Experimente besonders hervorheben, denn alle führt er mit großer Leichtigkeit und gleichem Effect aus. Nur der, zum Schluß einiger Vorstellungen gezeigten chromatropischen Farbenspiele wollen wir noch rühmend gedenken, überhaupt aber die Be- wohner unserer Nachbarstadt Frau en stein und deren Umgegend, wohin der Künstler sich von hier aus wenden wird, auf das Zaubertheater desselben aufmerksam machen. Dresden. Am 27. ö. MtS. Morgens ging das Dienstmädchen Anna Wagner aus Seidau bei Bautzen zum Wasserschöpfen nach dem hochangeschwoüenen Weißeritzflnß und kehrte nicht wieder zu ihrer Herr schaft zurück. Alle Umstände sprechen fast mit Ge wißheit dafür, daß selbige auSgeglitten, in das Wasser gefallen und ertrunken ist; sie ward noch nicht ge funden. Berlin, 29. November. Heute Vormittag, halb II Uhr, eröffnete der König die beiden Häuser deS Landtags in Person. In der Thronrede sprach Se. Mas. zufördcrst seine Genugthuung über die befrie digende Lage deS Landes und der Gewerbthätigkeit auS; eS werde das Bestreben der Regierung sein, den Aufschwung derselben durch weitere Ausbildung der öffentlichen Verkehrsanstalten zu unterstützen. Gesetz entwürfe werden verheißen. Der StaatShauShaltetat werde rin Wachsen der Hilfsquellen deö Staats nach weisen; da jedoch mehrere bis jetzt zurückgestellte drin gende Bedürfnisse nicht länger unberücksichtigt bleiben dürften, so sei eS unerläßlich, auf eine weitere Ver mehrung der Staatseinnahmen Bedacht zu nehmen. Hinsichtlich der Verwendung des noch verbleibenden Bestandes von der Anleihe von 3Ü Mill, wird eine Vorlage verheißen. Ein Theil jenes Bestandes sei Hur Deckung der durch Aufrechterhaltung der gesetzlich angeordneten dreijährigen Militärdienstzeit entstehenden Mehrkosten bestimmt, welche wichtige Rücksichten ge bieten. — Zur Besprechung der auswärtigen Politik übergehend, hofft die Thronrede, daß unserm Welt« theile, namentlich dem Vaterlande der Friede auch ferner bewahrt werde. Als Mitunterzeichner euro päischer Verträge werbe der König an allseitiger Er füllung feierlich ausgesprochener Verpflichtungen und völkerrechtlicher Grundsätze festhalten. (Tel Dep.b.Dr.2.) SStztMWWi» . . .. - . ... Bier Wochen vor Weihnachtech Jede Zeit hat ihr eigen Gesicht. Wenige Zeiten, tpr Jahr aberhaben eine so kennbar gezeichnete, ejn» soschgrs ausgeprägte und stets sich gleich bleibende Physiognomie M die AdventSzeit, welche mit. dieser Woche ihr Alles, beherrschendes und umgestaltendeS Regiment beginnt. -M, unwiderstehlicher Gewalt drückt sie der ganzen Welt den Stempel ihrer Herrschaft auf, und mit unverhehlter Freude- macht diese ihre Thore hoch.und ihre Pf-,rten weitn den heilbringenden Despoten zu empfangen, unter dessen be glückendem Scepter sie sich beugen soll. Aeltere Sympa- thieen werden vergessen, frühere Antipathieen werden bei Seite gesetzt; die größten Interessen werden uninteressant, die verwickelsten Knoten werden gelöst oder, wenn dies nicht möglich, für den Augenblick in jähem Abschluß durchgehaue». Der Materialist entspindet seine Rofinensässer, reinigt ihre« Inhalt von polizeiwidrigen Stielen, um sie in appetitliche» Proben dem stollenbedürstigen Publikum anzubieten. Der Modrhändler putzt seines Schauladen auf, und die Herr lichkeit reizt die Wünsche von Groß und Klein. Ganze Bazars entwickeln sich über Nacht; Stickmuster, nach denen die übrige Zeit wenig oder gar nicht gefragt,wird, gehen von Hand zu Hand, um alle erdenkliche Gegenstände von dem seidenen Gilet bis herab zum Stiefelknechte mit kunst- fertiger Hand auszuschmücken. Kleine Kinderhände nähen „Waschlappen" mit runden Quadraten auS; größere wagen sich an Perlen, die wie ein Eisbruch der Elbe über einander holpern, und selbst manche Jungfrau hat ihre liebe Noth, „Alles egal und glatt herzustellen." Beim Lichterbaum deS 24. Decembers erscheint Alles in rosafarbenem Licht, und der gute Wille von Liebe empfangen gleicht die Un^ ebenen aus. Was hat eS für Mühe gekostet, der Entdeckung zu entgehen und dir Ueberraschung nicht zu verderben! Die AdventSzeit ist die Zeit der heimlichen Diplomaten und der diplomatischen Heimlichkeiten, der unnatürlichen Bündnisse fremdartiger Elemente und der vorübergehenden Trennungen altverdündeter Parth«igenoffen. Hinter de» Rücken der Andern geht heimlich Jeder seinen eigene» Weg, und Keiner darf ahnen, welche Bescheerung ihm von seinem Nächste» droht. Rur hier und dort wird eine am Boden verlorene Perle zur. treulosen Verrätheria eines im Stillen entstehenden Cigarnn-EtuiS, einer Brief tasche rc. — Triumphirenden Hauptes steigt das „Aqua rium^ mit allerlei Unthier, Pstanzcngewächsen und Stein- gerille von seinem Thron in der Residenz und zieht mit seinem Inhalt als, „Allerneuestes" in die Provinz und auf das Land hinaus. Bor der aufkeimendenWacht deS Aquariums streicht die Blumenvase ihre Segel Und mahnt mitleidig lächelnd ihren Nachfolger zu gedeUken, daß auch seine Freuden kurz und seine Tage gezählt sind. ES ist Alles vergänglich unter dem Licht der Sanne — wie unter dem Schein deS Ehristbaum-S. — Daß ein» Zeit, so