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14. November 1856 llr. W. Weißeritz-Ieitung ) ü Hnsnat« »erde» mit 8 Pfg.,fSr dk Zell« S«ech«tt ch und t« «ll«st - Expedition» angenommen. Freitag. Erscheint Dienstag» nnd, Freitag». Zu »tjieheu durch «Le Pestanstal- ttn. Prei» pro Ivnart. IVNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Berantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiewalde. TageSgefchichte. DreLden. Am letzten Sonnabend, den 8. Nov., vereinte aus Anlaß her Vermählungsfeierlichkeiten am hiesigen königl. Hofe Se. Cre. der Staatsminister des Innern und der auswärtigen Angelegenheiten, Freiherr v. Beust, in den glänzenden und reich geschmückten Räumen seines Hotels gegen 500 Personen, darunter das gesammte dermalen hier anwesende diplomatische CorpS nebst besten Damen, und eine große Anzahl ausgezeichneter Fremder, unter denen namentlich eine grössere Anzahl Oestreich«, zu einem großen Ballfeste. Dasselbe wurde durch die Gegenwart Sr. Mas. des König-, I. k. ,k. Hob. der Neuvermählten und Z. k. Hoh>deS Kronprinzen und der Kronprinzessin, des Prinzen Georg und der Prinzessinnen Sidonie und Auguste beehrt, welche gegen halb 9 Uhr eintrafeu, worauf die Tänze begannen, an den.n sich auch die höchsten Herrschaften in lebhaftester Weise zum Tbeil bis zum Schluffe des schönen, erst gegen halb 3 Uhr endenden Festes betheiligten. — Am Sonntag Abend fand daS glänzende Ballfest statt, welches Se. Durchl. der k. k. östcrr. Gesandte, Fürst Richard Metternich, zu Ehren der Vermählung deS erlauchten Bruders seines Souveräns, in seinem Hotel veranstaltete. Auf der lichtstrahlenden, reich mit Pflanzen geschmückten Treppe von zahlreicher Dienerschaft empfangen und bis zum ersten Stockwerk durch eine Haie vou Lackeien in der alterthümlichen Livree des Hauses emporschreitend, gelangten die Gäste zunächst in die durchgehends neu in Weiß und Gold hergestellten, von den herrlichsten Kronleuchtern erhellten Räumlichkeiten deS Hotels und .von da auf breiter Treppe wieder hinabsteigend in den damit zusammenhängenden großen Tanzsaal. Dieser letziere- ein Erzeugniß der letzten wenigen Wochen Und von dem Festgeber mit großem Aufwande auf dein an das Hotel stoßenden Gartengrundstück er baut, schloß sich-, ein Meisterstück solider Bauart und geschmackvollster Dekoration, dem Style der übrigen füt da- Fest nicht ausreichenden Räumlichkeiten an und' bot Nächst dem ausgedehnten Orchester an 500 Personen reichlichen Platz. Auch diese- Fest wurde durch die Gegenwart Sr. Mas. des Königs, I. königl. Hoh. der Neuvermählten, I. königl. Hoh. deS Kron prinzen und der Kronprinzessin, deS Prinzen Georg und der Prinzessin Sidonie beehrt. Unter den Ge ladenen befanden sich da- gesammte diplomatische CorpS und die Damen desselben, so wie die zur Zeit hier anwesenden königl. Gesandten an mehrer» Höfen, nnd eine große Anzahl ausgezeichneter Fremder, namentlich ouS den kaiserlich östreichifchen Staaten. Ein Blick von der Höhe der in. den Tanzsaal führenden breiten Treppe lieferte ein Bild von seltenem Glanze. Sämmt- liche anwesende Herren waren in großer Uniform oder im Hofkleide — eine schlanke jugendliche Gestabt in ungarischem Magnateneostum zog ganz besondere Aufmerksamkeit auf sich —, und die Toiletten diir Damen und deren Schmuck wetteiferten um den Preis der Schönheit und deS ReichthumS. - - -Ü Dreöden, 9. Nov. Die VermählungS- feierlichkeiten am sächsischen Hofe haben ihr Ende erreicht; Fürst Metternich, dessen Gemahlin durch ihre blendende Erscheinung.seit acht Tage» die Aufmerksamkeit auch des größer» Publicum- auf. sich zog, gab ihnen durch ein glänzendes Ballfest den Abschluß. Dresden hat die Festlichkeiten mit dem theilnehmendsten Interesse ausgenommen, obwohl eS von denselben nur wenig sah; denn nur bevorzugte Persönlichkeiten hatten Zutritt zu dem Theatre par-, den Diners und Bällen. Es gab auch bei allen möglichen Anlässen diese Theilnahme kund und be grüßte den fürstlichen. Bräutigam, zu dessen Popula rität sein« tiroler Statthalterschaft wrsemlich beiträgt, mit Ehrenpforteu und der Franzenhymne., ES b«, wimpelte und beflaggte Häuser und Schiffe, erleuchtete seine Plätze und schaarre und drängte sich bei jeder Gelegenheit, welche die Neuvermählten dem Blicke der Menge zeigte. Die jugendliche Erzherzogin ist ein liebliches Fürstenkind von jungfräulicher Anmuth und einer mit Lebendigkeit glücklich gepaarten Be scheidenheit, ihr Gemahl rin stattlicher Mann, au- dessen scharf ausgeprägten habsburgischen Familien typus eine leutselige Gutmüthigkeit spricht. In der Kirche und im Theater blickte der König mit dem unverholensten Entzücken auf das glückliche Paar und ermüdete nicht, mit immer neuer Zärtlichkeit feine Aufmerksamkeit ihnen znzuwenden. Von dem Frohsinn deS Festes verjüngt, sah er um sich den , Glanz und das bunte Treiben der Feierlichkeiten. Die Ceremonie der kirchlichen Einsegnung machte den Eindruck höchster Würdigkeit, da sie bei allem Pomp das Gepräge des Ernste- und der Andacht trug. Feenhaft dagegen sah e- in-der Festvprstekung de- Theater- au-, zu der sich die vornehme Gesellschaft in aller nur denkbaren Pracht, in höchster Gala, versammelt hatte. Tausende von Orden glänzten und . flimmerten neben detl leuchtenden Diamantdiademen in der fürstlichen Amphi- theaterloge und die Damentoiletten prangten in der buntesten Mannichfaltigkeit, von den neuesten Pariser Moden bis zu seltsamen Phanrasiecostümen übergehend, die ihre Erfindungen altfrünzösischem Geschmack zu entlehnen schienen. Und doch fesselt» inmitten dieser glänzenden Welt von Uniformen und Hofkleidern, vielleicht eben der Unterscheidung wegen, daS Auge des Beschatters in erster Reihe eine bürgerliche Per-