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Frchtern. Die Mußt besteht auch hier aus zwei Trommeln »mV einem Gong. Auch hier findet man die angereihetew Köpfe aufgehängt. Die Reisende Ida Pfeiffer, welche im Januar I8K2 diese Wilden besuchte, fand ganz frische, Nst vpe wenig Tagen eroberte Köpfe vor, welche fürchterlich auSsahen. Sie waren kohlschwarz geräuchert, das Fleisch halb eingetrocknet, die Haut unversehrt, Lippen und Ohren ganz zuiammenge- schrumpft. Die Appen standen weit von einander, so. ,daß sich das Gebiß in seiner ganzen Häßlichkeit zeigte. Von den noch reich mit Haaren bedeckten Köpfen hatte einer die Augen offen, die ebenfalls fjngetrocknet, weit in ihre Höhlen zurückgetreten waren. Die Dayaker nahmen die Köpfe aus dem Geflechte, in welchem sie hingen, um sie der europäischen Dame zu zeigen — „rin fürchterlicher Anblick (schreibt sie), den ich nie vergessen werde!" - Diese Kopfjäger (wie die Dayaker von den Engländern genannt werben) hauen die Köpfe so knapp vom Rumpfe ab, daß man Nur äuf eine äußerst geübte Hand schließen kann. DaS Gehirn wird am Hintertheil des KopfeS heraus- genommen. — AIS sie die Köpfe in die Hand nahmen, spwen sie ihnen in'S Gesicht, die Knaben gaben ihnen Püffe und spieen auf die Erbe. Die sonst ruhigen und friedlichen Gesichter nahmen bei dieser Gelegenheit einen starken Ausdruck von Wildheit an. Die traurige Sitte des KopfabschneidenS bei den Dayakern scheint ursprünglich dem Aberglauben ihr Dasein zu verdanken. Erkrankt z. B. ein Raja (Häupt ling) oder unternimmt er eine Reise zu einem andern Stamme, so "gelobt er und sein Stamm jedes einen Kopf im Falle der Genesung oder der glücklichen Wiederkehr. Stirbt er, so werden auch ein ober zwei Köpfe geopfert. Bei Friedensschlüssen wird ebenfalls von manchen Stämmen von jeder Seite ein Mann geopfert, um geköpft zu werden. Ist ein Kops gelobt, so muß ein solcher um jeden Preis hcrbeigeschafft werden. Gewöhnlich legen sich dann einige Dayaker in einen Hinterhalt und harren Tage lang ihres OpferS. Nähert sich ein menschliches Wesen, sei eS Mann, Weib oder Kind selbst, dem Verstecke, so schießen sie erst einen vergifteten Pfeil ab, dann springen sie gleich Tigern auf ihre Beute los. Mit einem einzigen Hiebe nennen sie den Kopf vom Rumpfe. Der Körper wird sorgfältig verborgen, der Kopf aber in ein Körbchen gelegt, welches besonders dazu bestimmt und mit Men schen haaren verziert ist. DaS eben Geschilderte wird fleiö nur in einem benachbarten Stamme auSgcführt. Derlei Morde sind natürlich stets Veranlassungen zu Kriegen. Der Stamm, aus welchem ein Mitglied getödtet wurde, zieht zu Heide und ruht nicht eher, als bis er zum Ersätze einen auch zwei Köpfe hat. Diese werden dann im Triumphe, unter Tanz und Gesang, nach Hause gebracht, feierlich aufgehangen und geräuchert. Die darauf folgenden Festlichkeiten dauern einen ganzen Monat. Bevor eö in den Krieg geht, beginnen sie von Leibeskräften an zu singen (oder vielmehr zu heulen) und den Gong zu schlagen vom Abend bis zum frühen Morgen, führen einen langsamen Tanz auf um die Feuerstelle, über welcher die Todten- schädel hängen, stoßen dabei mit eiNetn tüchtigen Knittel bei jedem Schritte auf den Boden und spucken zeitweise nach den Schädeln. Abgesehen von der barbarischen Sitte des Köpfens und Aufbewahrens derTodtenschädel, einer Folge rohen, unwissenden Aberglaubens, sind die Dayaker überaus gutmüthig, ehrlich und bescheiden, führen einehällSliche, wahrhaft patriarchalische Lebensweise, haben große Liebe zu ihren Kindern, von denen sie wiederum höchlichst geachtet werden. Sie können zwar Weiber nehmen, so viel sie wollen, begnügen sich aber beinahe durch- gehend- mit einer Frau, die sie gut behandeln. Sie vermischen sich mit keinem andern Volke; Mädchen, welche sich mit Chinesen verheirathen wollen, betrachten sie nicht mehr, als zu ihrem Stamme gehörig. Jüng linge und Mädchen werden ziemlich streng abge sondert. In allen diesen Beziehungen könnten noch Christen von ihnen lernen, und doch entdeckt man keine Spuren von Religion bei ihnen, wiewohl die Meinungen der Reisenden hierüber sehr verschieden sind. Den Körper anlangenv, so sind die freien Dayaker etwas minder häßlich, als die Malaien, durchschnittlich von mittler Größe, haben sehr magere Beine und Arme, und wenig oder-gar keinen Bart, den sie ausranfen. Die freien Dayaker sind durch gängig wohlhabender, als die, welche unter malaiischem Joche stehen. Die Verstorbenen werden bei einigen Stämmen verbrannt, und die Asche in hohlen Bäumen aufbewahrt. Andere begraben ihre Tobten auf beinahe unzugänglichen Plätzen, am liebsten auf Bergspitzen. Wieder andere binden dieselben an Baumstämme, mit den Füßen erhoben. WaS nun 2) die Malaien auf Borneo anlangft so sind dieselben Muhamedaner, weichen aber in man chen Gebräuchen von den gewöhnlichen Formen ab. So genießen z. B. ihre Weiber sehr viel Freiheit. Sie gehen ungehindert aus und haben das Gesicht nicht verschleiert; sie sind nur zu leicht gekleidet: die . meisten «ragen den Sarong, ein Stück Zeug, welches über oder unter der Brust befestigt wird und bis übe«, die Schenkel reicht. Andere tragen außerdem noch rin kurzes Jäckchen (Kabay) oder ei» längeres Obet- kleid (Padju). Die Weiber der Vornehmen gehen wenig aus, empfanget! aber im Hause jede Art Be suche. Die Tracht der Männer ist fast die der Weiber; sie tragen den Sarong, den Kabay, ja manche auch den Padju. Viele haben unter dem Sarong kurze Beinkleider an. Auf den ersten Blick würde man daher oft die Geschlechter nicht unterscheiden, hätten die Männer nicht Tücher um den Kopf geschlagen, während die Weiber in ihrem bloßen Haarschmucke gehen. Die Ehen werben hier ohne große Ceremonien geschlossen und sehr leicht getrennt. Jedes der Eheleute hat das Recht, sich zu trennen. Manche junge Männer oder Frauen haben hier mehr als ein halbes Dutzend Mal ihre Ehehälften verändert. Die Häuser der Malaien in Städten wie auf Dörfern sind Hütten, aus den Rippen der Nipa-Palme gebaut, und stehen auf 8 bis IV Fuß hohen Pfählen. Die Aufgänge sind Leitern, deren Sprossen aber so weit von einander stehen, daß ihr Ersteigen für einen ungeübten Kletterer gefährlich wirb. Noch gefährlicher sind die Vorplätze, deren Boden einem grob gefloch tenen Netze gleicht, da- auö dünnen, runden und platten BambuSstämmchen besteht, von welchen man leicht abgleitet und dann mit dem Fuße in den Zwischen räumen hängen bleibt. Im Innern der Hütten ist dieses BambuSgitter wenigstens enger sind mit Matten belegt. Bon HauSeinrichtung ist wenig zu sehen: einige Körbe, hölzerne Kisten, Strohmatten, Polster, irdenes Kochgeschirr, ein Gong, ein Parang (ein I t/z Fuß langes Messer) und eine KlambutS (Himmel- decken mit Vorhängen von Kammertuch, zurSchlafstelle