Volltext Seite (XML)
Eine Sy Jahr alte Frau, seit einiger Zeit mit einem Leiden am Fuße behaftet, das sie außer Stand setzte, sich ihr Brod mit Mehlhandel zu verdienen, den sie argen 20 Jahr« betrieben, wurde Nachts in der 2. Stunde von einem im Hause wohnenden Handarbeiter und dessen Frau unter dem Vorgeben geweckt, daß ein Fuhrwerk ihrer harre, um sie in ihre Hcimath zu bringen, durch den Garten auf die Straße gebracht, daselbst auf einen Schiebebock geladen und fest ge- bundefl, von ihrer Wirthin sodann, nachdem bis ein Stück über die Elbbrücke jener Handarbeiter sie ge fahren, weiter fort und endlich über den Straßen graben hinweg hinter eine Mauer auf ein Feld ge- fahren, allwo dieselbe ihr einen Strick um den Hals geschlungen und sie zu erdrosseln beabsichtigt zu haben scheint, was ihr aber durch das Wehren der Armen selbst nach 6 bis 8maligen'< Versuchen nicht gelang. Hierauf hat ihr die Wirthin einen 37 Pfund schweren Stein an den Kopf geworfen und ihr Erde in den Mund gestopft, dann aber, wahrscheinlich in der Mei nung, sie werde nun vollends ihr Leben auShauchen, sie verlassen. Allein nach einiger Zeit wieder zur Be sinnung gekommen, hat sich die Göhlert, so hieß die Gequälte, mit Mühe an ein vielleicht 300 Schritt entferntes Winzerhaus zu schleppen gesucht, von wo sie, von zwei Winzern gehört und ausgenommen, durch den Gemeindevorstand aus Oberspaar wieder hierher zürückgebracht worden ist. Der herbeigerufene Arzt erklärte die Wunde nicht für lebensgefährlich. Die bei dem Mordversuch Betheiligte.n sind bereits zur Haft gebracht und die Wirthin hat am Ort der That gestanden, baß eS ihre Absicht gewesen sei, die Göhlert zu ermorden, daß sie dieselbe aber nicht habe bewäl tigen können. Berlin, 3. November. Allgemeinem Vernehmen nach ist eine baldige Vermittelung in der neapoli tanischen Frage zu erwarten. Das VermittelungS- geschäft wird von Rußland betrieben. Die allgemeine Situation kommt dabei der russischen Diplomatie aufs vortrefflichste zu Statten. Die westmächtliche Allianz geht stark auseinander, und England, welches auf der Geite Oesterreichs steht, darf eS darum, eben auS Deferenz für Oesterreich, mit seinen Coercitivmaßregeln gegen Neapel nicht so genau nehmen; auf der andern Seite gilt für Frankreich Dasselbe Rußland gegenüber. Auf diese Weise schlüpft der König von Neapel mitten durch und eS wird am Ende wol nur noch einer ge. eigneten äußern Form bedürfen, um den vorhandenen MLttheilurrgen aus der neuesten Völkerkunde. (Fortsetzung von Nr. 68 d. Dl.) 2. Die Bewohner von Borneo. Die Insel Borneo, zu Ostindien gehörig, ist nach Madagaskar die größte Insel der Erde. Ihr Flächeninhalt beträgt 9373 Quadratmeilen, ihre Bevöl kerung 1,200,000 Seelen, nämlich 950,000 Dayaker, 200,000 Malaien und 54,000 Chinesen. WaS die Dayaker betrifft, welche den größten Theil der Bevölkerung ausmachen, so lieben dieselben nicht die Ebene, sondern bauen ihre Hütten auf die Spitzen der Berge. So leben z. B. auf dem 1500 Fuß hoben Berge Serambo, zu dessen Spitze ein lebensgefährlicher Pfad über Pfützen, Sumpfstellen, Bäche, Abgründe und schroffe Felskegeln führt, 80 diplomatischen Bruch, für Frankreich wenigstens, wieder zu beseitigen. Entsprechende Gnadenacte, die man in Neapel vorzunehmen gedenkt, werden das Mittel dazu wol an die Hand geben. - Kassel, 30. October. Die in London vollzogene Vermählung des Prinzen Friede ich von Han au, ältesten Sohnes deS Kurfürsten, mit Fräul. Auguste Birnbaum, Tochter des bisher am kurfürstlichen Hof theater engagirten Komikers Birnbaum, ist gegen den Wunsch deS Kurfürsten erfolgt. In Folge dessen wurde Hr. Birnbaum vom Hoftheater entlassen und ihm nebst Familie durch Ministerialbeschluß der fernere Aufenthalt im Lande untersagt. Hr. Birnbaum hat sich nun nach Frankfurt a. M. begeben, wo er seinen vorläufigen Aufenthalt nehmen wird. Pariö, I. November. Die Arbeiten der für bi« Vertheilung der aus Frankreich und von auswärts eingegangenen Unterstützungen für dieOpfer derUeber- schwemmungen niedergeletzten Centraleommisfion zu Paris werden bald beendigt sein. Von den drei von der Commission gebildeten Kategorien — Besitzlose, welche am meisten gelitten haben; Grundbesitzer, welche hart betroffen worden, aber noch immer nicht ohne Mittel sind; reiche Grundeigner oder sehr wohlhabende Pächter — wirb jedenfalls die letzte unberücksichtigt bleiben, namentlich deshalb, weil eine diesen Calami- tosen zu gewährende Entschädigung den Antheil der beiden andern Classen, der ohnehin den erlittenen Schaden höchstens zu einem Zehntheile vergüten wird, zu sehr schmälern müßte. Vorzugsweise zahlreich ist die zweite Kategorie und viele von den darunter zu zählenden Eigenlhümern oder Pächtern von größerü Landgrundstücken befinden sich auch wirklich oft itt einer sehr schlimmen Lage, insofern sie für Gespann und Dienstleute große Ausgaben zn bestreiten uud verhältnißmäßig empfindlichere und in ihren Folgen nachhaltigere Verluste erlitten haben als selbst Aermere, von welchen letztern freilich eine große Anzahl sich in einer ganz verzweiflungsvollen Lage befindet. Der „Nord"-Correspondent weist als ein Heilmittel für dieses öffentliche Unglück auf eine Erweiterung der Colonisation in Algerien hin. Neuyork. Carpentier, der Cassirer der franzö sischen Nordbahn-Gesellschaft, ist, gleich seinem bereit- eingefangenen Gefährten, festgenommen und inS Ge- fängniß abgefühlt worden. Familien unter einem Häuptlinge. Auf einer Höhe von >200 Fuß findet man, hier den ersten Wohnplatz der Dayaker, eine große Hütte von 50 Fuß Länge und Breite, deren ganze Einrichtung auS einer Menge- Schlafstellen besteht, die ringsum an den Wänden angebracht sind. ES ist nämlich unter einigen der dayakischen Stämme Sitte, daß die Jünglinge einig« hundert Schritte von dent älterlichen Dorfe entfernt in einer gemeinschaftlichen Hütte unter der Aufsicht eines Häuptlings schlafen. Diese Hütte dient zugleich zum Tummel- und Festplatze und zur Aufbewahrung der KriegStrvphäen, die in den abgeschnittenen Köpfen der Feinde besteben. Grausenhaft sieht man hier an 30 bis 100 Schädel an einander gereihet und gleich einer Guirlande aufgehangen, die Augenhöhlen mit weißen, länglichen Muscheln ausgefüllt. Gelangt man hierauf zu dem nahen Wohnplatze