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522 werden, weil hier die Pfänder aufbewahrt werden, auf tvelche IOVO Franken und mehr geliehen worden ist. Welche Reichthümer! Blitzende Agraffen, Dia- manthalSbänder, Schmuck, um einer Herzogin den Kbps zu verdrehen! Silbergeschirr, welches die Tafel eines Königs zieren würde! In diesem Gebiet beS Elends, deS reichen Elends und veS bedürftigen Elends dürfen die Augen nicht Alles sehen und die Ohren nicht Alles hören, gehen wir weiter. Wir wollen jene engen Gänge durchschreiten, welche auf beiden Seiten mit reichen Etageren eingefaßt sind. Seht hier Vie Tausende von Uhren, von Tischbestecken, von Ketten, von Armbändern, von gefaßten und ungefaßten Brillanten, diese Kostbarkeiten aller Art, diese Spitzen, diese Abendmahlkelche und Motttzranzen, diese Casch- mir-ShawlS, die beinahe unzählbare Menge von Kunst-, Lurus«, NützlichkeitS-, EitelkeitS- und Putz- Gegenständen. Hier ist z. B. ein Magazin, in welchem durchschnittlich 8000 Stück Stutzuhrcn stehen. Wir sind im zweiten Stockwerke. Hier fangen die Abtheilungen für Kleider und Gerätschaften an. Die Fußböden beugen sich unter der Last der Millionen von Pfändern, welche in jedem Jahre hier aufgespeichert werben. In bewundernswürdiger Ordnung sind die Frauenkleider, die Männerkleiber, die Hemden, die Leintücher, die Couverte, alle Arten von Haushaltungs und Toiletten-Gegenständen, seidene Kleider und Lumpen, Bücher und Handwerkszeuge aufbewahrt. — Steigen wir noch zwei Stockwerke höher, gleiche Ein- theilung, gleiche Ordnung; überall Gerüste voll von Schachteln, Behältern und Päcken. An den Wänden hängen Spiegel, Gemälde, Spieluhren, welche im Innern der Abtheilungen nicht untergebracht werden konnten. Noch höher! Wir sind auf der Schwelle deS Gebiets der Schmerzen und des Mangels. Seht hier im Dachraum die langen Reihen von Matrazen, aufgehäuft, zusammcngepreßt. Sie sind das äußerste Opfer der Armuth, welche, nachdem sie ihre Kleider schon abgegeben hatte, das letzte Pfand abliefert und nun auf Stroh friert. Steigen wir inS Erdgeschoß hinab. Hier sind die Magazine für die neuen Maaren, also Tücher, Mousselline, Leinwand, große Spiegel, Bronzewaaren u. s. w. Auch solche Gegenstände, welche zu schwer sind, um in die höheren Stockwerke gebracht zu werben, wie Drehbänke, Amboße, Dampfkessel u. s. w. nehmen hier einen großen Platz ein. — Vergessen wir nicht das Magazin für die blechernen Tragbütten der wandernden Getränkhändler. Diese bringen am Ende VeS Herbstes ihre Bütten und borgen sich darauf eine allerdings sehr kleine Summe, welche ihnen aber doch gestattet, den Winter über eines der kleinen Gewerbe zu treiben, so daß sie leben können. Wenn ihnen nicht daS Leihhaus als Bankier diente, so wären sie genöthigt, bei den Wucherern der Halle die kupfernen SouS zu entnehmen, deren sie als Betriebskapital bedürfen. Beim ersten Strahl der Frühlingssonne holen sie ihre verpfändete Bütte und schlagen, die Glocke in der Hand, fröhlich den Weg in die elysäischen Felber oder nach chem Boulevard ein, Jede- Pfand Hat einen AkW, auf demselben eine gerqde Zahl, wenn eS einfach^verpfändet, eine ungerade aber, chenu hie Verpfändung erneuert worben ist. So oft eine weitere Erneuerung statlfindet, wirb eine neue Zahl auf die deS vorigen JahreS genäht; man kann bis zu zehn Nummern an demselben Pfände sehen, also neun Erneuerungen. DaS Darlehn be- trägt aber nur 6 Franken? — 6 Franken! DaS ist ein Kapital für einen armen Menschen, dessen Arbeit für den täglichen Bedarf nicht einmal hin reicht. Vermischtes. Seit unlanger Zelt besteht unter den sächsischen Lehrern eine allgemeine BrandversicherungS-Gesellschaft, die mit der Leipziger Feuerversicherungsbank ein Abkommen getroffen, nach welchem die Mitglieder jener Gesellschaft gegen feste Prämien (L'/r Ngr. pro Hundert bei harter Dachung, 4 Ngr. bei weicher) ohne Nachzahlung ihr Mobiliar versichern. DaS letzte Vereins- jahr, in welchem lO76 Mitglieder versichert hatten, stellt einen Betrag von 3158 Thlrn. heraus, der durch die F.-V.-Bank vergütet wurde, während die Gesellschaft selbst in 2 Jahren nur 2300 Thlr. an jene zahlte. Kirchliche Nachrichten. Altenberg, vom 26. Oct. bis 2. Nov. 1856. Getraut wurde Carl Gottlieb Puschel, B u. Fuhrm. hier, und Frau Auguste Henriette Sieber, weil. Carl Friedr. Aug. Sieber'S, gewes. Einw. n. MühlstcigerS hier, hinter!. Wwe. Beerdigt wurde Carl Gottlieb Tischer, HauSauSzügler u. Waldarb. in Hirschsprung, alt 76 I. l M. Freitag, den 7. November, ist Wochencommuniou. Gottesdienst u. Beichte früh S Uhr. Meldung auf der Pfarre. Dagegen bleibt am 25. Sonnt, n. Trinit. di«Communist« ausgesetzt. Markt- und Verkaufs-Preise Pirna, den 1. Novbr. 1856. Schfl. Thlr.Ngr. Thlr.Ngr. Weizen 5 20 zu 162 Pfd. bi» 6 12 zu 176 Dfd. Roggen 4 — zu 160 Pfd. bis 4 10 zu 170 Pfd. Gerste 3 2 zu 142 Pfd. bi» 3 12 zu 153 Pfd. Hafer I 25 zu 102 Pfd. bi» 2 — zu 110 Pfd. Erbsen 4 10 zu 180 Pfd. bis — — zu — Pfd. Wicken — — zu — Pfd. bi« — — zu — Pfd. RapS 9 15 zu — Pfd. bis — — zu — Pfd. Rübsen 7 15 zu — Pfd. bis — — zu — Pfd. Hirse 7 15 zu — Pfd. bis 8 — zu — Pst. Grütze 7 — zu — Pst. bi« 9 15 zu — Pfd. Linsen 5 10 zu — Pfd. bl« 6 — zu — Pst. Bohnen 7 15 zu — Pst. bi« — — zu — Pst. Kartoffeln — 25 zu — Pst. bi» I 5 zu — Pst. Der Centner Heu — Thlr. 26 Ngr. bi« 1 Thlr. — Ngr. DaS Schock Stroh 4 Thlr. — Ngr. bis 4 Thlr. 15 Ngr. Die Kanne Butter 16*/, — 18 Ngr. Schmidt, Marktmeister. Allgemeiner Anzeiger. Bekanntmachung, die diesjährige Recrutirung bctr. In Bezug auf die bevorstehende diesjährige Recrutirung hat die unterzeichnete König!. AmtShauptmann- schaft lücksichtlich ihres Bezirkes folgende Bestimmungen getroffen: