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gemacht»- Seit geraumer Zeit waren bald da, bald dort Diebstähle ausgeführt worden, die map. sich nicht erklären konntd. Aus verschlossenen Zimmern, Commo- den und Schreibtischen waren Gelder verschwunden, ohne daß «an Mußte wie. Zn Kaufmanns-, Kleischer- und a»chM Läden vermißte man Eßwaaren, und njrgendS war. eine Spur vom Thäter, selbst Verdacht hatte Man gegen Niemanden. Da auf einmal bemerkt ein Buchbindermeister, daß sein Lehrling, der mehrmals ohne Erlaubniß auSbleibt, bei seiner Rückkunft sehr ängstlich Geld zu verbergen sucht. Gefragt, woher dies sei, wird er verlegen und verwickelt sich immer mehr in Widersprüche. Dem Meister wirb das Alles sehr verdächtig, er sendet nach der Polizei, und siehe dal durch diesen Einen werden eine ganze Anzahl junger Leute angegeben, die förmlich handwerksmäßig ihre Diebereien betrieben. Durch einen Schlofserlehr- ling konnte so mancher Diebstahl unbemerkt ausgeführt werben. Mehre der jungen Leute sollen ganz gebil deten Familien angehören und als Gehülfen, Lehrlinge re, recht Vortheilhaft untergebracht gewesen sein. Was hie jungen Verbrecher auf diese Weise zusammengebracht, ist dann in gemeinschaftlichen Zusammenkünften ver geudet worden. Koblenz, 17. Sept. Nicht wenig hat hier in militärischen Kreisen die Ordre überrascht, daß nicht, wie früher bestimmt gewesen, die Ersatzmannschasten für die mit Ende dieses MonalS zur Kriegsreserve entlassenen ausgedienten Leute der Jnfanterieregimenter erst mit dem 1. April k. I., sondern jetzt schon zugleich mit dem I. Oct. d. I. sollen eingezogcn werden, und zwar so viele, daß sämmtliche Jnfanterieregimenter statt der gewöhnlichen Friedensstärke von 500 und einigen 60 Mann per Bataillon auf die Gardestärke von 600 und einigen 60 Mann das Bataillon sollen erhöht werden. Für das hier jetzt stattfindende Be- lagerungömanöver sind die sämmtlichen Kosten auf einige 30,000 Thlr. festgesetzt worden. Auch aus Königsberg schreibt man vom 18. Sept.! In Folge eines ganz neuerdings eingegangenen RescriptS des KriegSministeriumö soll die Entlassung der Reservemannschaften der hier gacnisonirenden beiden Jnfanterieregimenter, welche am 30. Sept, er folgen sollte, bis auf Weiteres beanstandet werden. Berlin, 17. Sept. Im Königsstädtischen Theater waren gestern zwei Offiziere die Veranlassung eines Skandals, der in folgender Weise mitgetheilt wird. Man gab tzum vierundsechzigsten Male) Kalisch'S „Actienbudiker". In einer ProsceniumSloge saßen zwei Offiziere, die schon während der ganzen Vor stellung sich in ziemlich störender Weise benommen hatten; endlich vergaßen sie sich so weit, daß sie, während H'r. Helmerbing im dritten Act ein Couplet vörtrug, einen Hut auf die Bühne warfen. Der Komiker unterbrach seinen Vortrag, der Vorhang fiel, und Hr. Helmerding erschien vor demselben mit der Anzeige, daß bei derartigen Störungen die Mitglieder nicht weiter spielen könnten. DäS Publicum wurde laut und forderte die Entfernung der Störer; durch die Intervention der anwesenden Polizeibeamten wurde diese auch sodann herbeigeführt. Der Vorhang ging unter dem Beifall der Anwesenden wieder in die Höhe, und die Vorstellung wurde zu Ende geführt. AehnlicheS berichtet man auö Magdeburg vom 12. Sept.: „Ruhestörungen, welche kürzlich in unserm Tivoli- (Sommer-) Theater vorkamen , indem eine' Anzahl Militärpersonen ihre» UnwiMl gegen einen Sänger so stark zu erkennen- gahen, daß dadurch die Vorstellung Wlterbrochen wurde, worauf denn bas wegen derUnterbrechNng aufgebrachte Publicum wieder das Militär in und (nach Beendigung des Stücks) vor dem Theatergebäude insultirte, haben Veranlassung gegeben', daß den Militärpersonen der Besuch des TivolitheaterS in dieser Saison nicht mehr gestattet ist, resp. den Offizieren der Wunsch und die Erwartung auSgedrückl wurde, sich des Besuchs zu enthalten." , AuS Baiern, 19. Sept. Der Bau einer protestantischen Kirche in Passau, für den schon mehre Generalversammlung«! d«S Gustav-Adolf« Vereins nicht unerhebliche Beiträge bewilligt hatten, soll endlich demnächst in Angriff genommen und möglichst rasch hinauögeführt werden, einem Bedürfnis' Abhilfe bringend, das schon vor zwei Decennien als ein dringendes anerkannt worden war. Gerüchte wollen auch von dem Bau einer zweiten evangelischen Kirche in München wissen, da die einzige jetzt da selbst bestehende einer Gemeinde von mehr als 15,000 Seelen nur nothdürftig zu genügen vermag und, an dem einen Ende der weit ausgebreiteten Stadt ge- legen, bei den entfernter Wohnenden, namentlich auch der Schule wegen, schon tausendfältige Klagen hervor gerufen hat. Karlsruhe, 20. Sept. Der Großherzog hat das Fest seiner Vermählung durch Amnestie« und Gnadenacte verherrlicht. Es wurde nämlsch allen Deserteuren, welche sich keines weitern Vergehens schuldig gemacht, auch wenn , sie an den politischen Verirrungen der letzten Jahre Theil genommen, aber nicht zu deren Leitern gehört haben, die straffreie. Rück kehr in das Vaterland zugcsichert. Nicht minder wurde allen Denjenigen, welche sich früher gestellt und der, malen eine Strafcapitulation zu dienen haben, diese sammt der von ihnen verwirkten Geldstrafe nachgelassen. Paris, 19. Sept. Große Sensation erregt hier die Entdeckung eines ComplötS, dessen Zweck der Umsturz der kaiserlichen Dynastie war. Die Ver haftungen, 40—50 an der Zahl," wurtu-n-am 16. Sept. Morgens in mehren Weinstuben an der Bariere vor« genommen. Die Verschworenen hielten dafflbst ihre geheimen Zusammenkünfte. — Der Zorn des hiesigen CabinetS gegen das neapolitanische ist im Zunehmen. Die Regierung hat heute eine Note in die Patrie eimücken lassen, welche sich in sehr verletzender Weise über Neapel ausläßt. ES ist nun wahrscheinlich, baß eS zu äußer sten diplomatischen Maßregeln kommt. — Vom 20. Sept, schreibt man, daß die Gesandten Englands und Frankreichs abberufen sind. London!, 20. Sept. Die englische Regierung Wird einen ähnlichen Weg, wie die des Kaisers Na poleon, einschlagen. Unsere ganze Diplomatie wird vom neapolitanischen Hof abberufen werden. Wir werden, gleich den Franzosen, zwei Linienschiffe und eine entsprechende Anzahl Fregatten auösenden. Dies werden die Vertreter der Allianz sein, sie werden die Interessen der Unterthanen beider Mächte schützen, durch sie allein werden Frankreich und England mit dem König verkehren.