Volltext Seite (XML)
WeißeritZ-Ieitung Erscheint Dienstag« nnd Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- ten. Preis pro Quart. IVNgr. Inserat« werben mit 8 Pfg. für dit Zelte berechne« und ttt allen Expeditionen angenommen. Ein unterhaltende- Wochenblatt für -en Bürger und Landmann. Verantwortlicher Rcdactenr: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Allenberg. Am vorigen Sonntag bewegte sich ein Zug durch die Straßen der Stadt und nahm feine Richtung nach der Kirche. Nicht Posaunenschall verkündigte sein Rahen, still zog er unter Glockenschall und frommen Lied dem Ziel entgegen. ES war der Gustav-Adolph-Verein, der sein Iahresfest feierte und sich an heiliger Stätte durch Gotteö Wort zur Erfüllung seiner Pflichten stärken wollte. Voran zog die Jugend mit ihren Lehrern, die erwachsene Ju gend mit ihrem Marschall folgte, die Geistlichkeit, Berg- veamte, Stadtrath, Stadtverordnete, Bürger machten den Beschluß. Der Verein darf sich Glück wünschen, daß der menschenfreundliche Chef deS BergamtS in den Vorstand getreten ist, er, der zu jedem guten Werk freundlich die Hand bietet und seine Theinahme für die Zwecke deS Vereins längst zu erkennen gegeben hat. Lustig flatterten die Fähnlein im Winde, festlich an- grthan waren alle Kinder, und Freude lachte aus jedem Gesicht. Und versteht auch baS junge Geschlecht noch nicht deS Tages ernste Bedeutung: das evangelische Gefühl wird erweckt und die heilige Flamme der Re ligion genährt. Die offnen Thüren der Kirche nahmen die Andächtigen auf, und bald füllten sich die Räume mit Menschen. Das Lied: „O, heil'ger Geist, kehr' bei uns ein" eröffnete den Gottesdienst und das Heldenlied: „Ein' feste Burg ist unser Gott" bereitete würdig Vas Wort des Redners vom heiligen Predigt stuhl vor. Herr DiaconuS Colbitz hielt die Predigt und sprach nach Gal. 6, 9 darüber, waS unS bewegen müsse, an dem Werke der Gustav-Adolph-Stifrung festzuhalten: das Gebot der Liebe, die fortdauernde Noch unsrer Glaubensgenossen, der Segen des Vereins und die Ehre und das Heil unsrer Kirche. Wie immer sprach er mit Wärme, und das Referat über einige bedrängte Gemeinden in der Ferne, das folgte, bat gewiß dazu gedient, den Eindruck zu verstärken. Auch an Musik und Psalmenjubel fehlte eS nicht. Mit dem Liede: „Ach, bleib' mit deiner Gnade bei uns" schloß der Gottesdienst, und Niemand gewiß verließ unbefriedigt die Kirche. Die Collecte fiel nicht un günstig quS. 13 Thlr. 26 Ngr. 6 Pf. waren einge kommen; diese mit dem frühern Cassenbestanbe ver einigt, machten eS möglich, 15 Thlr. an den Dresdner Hauptverein zu senden. Die Collecte war dem Sanr- meln in den Häusern vorgezogen worden, um die Gaben der Milde ganz als freiwillige erscheinen zu lassen und Niemand Zwang anzuthun. Möchte nur die Thetlnahme am LicbeSwerk eine allgemeine sein, kein Stand sich dvvon ausschließen! Für evangelische Zwecke wirken, heißt evangelischen Sinn beurkunden, und daß das Wirken des Gustav-Adolph-VereinS ein evangelisches ist, wird wohl Niemand in Abrede stellen. Er will nicht prunken mit seinen Gaben, sondern hülssbedürstige Gemeinden in der Ferne unterstützen. Er würde gern im Stillen wirken; aber eS gilt die Theilnahme wecken, sie allgemein machen, auch die Fernen heranziehen. Man höre nur von der Ge meinde Liebstadtl-WalterSdorf in Böhmen und man wiro Mitleid empfinden. Und so giebt'S Hunderte. Darum lasset uns Gutes thun und nicht müde werben! — Dresden, 21. Juli. Wie aus Lin den au be richtet wird, sind ihre König!. Hoh. der KroNPpinz und die Kronprinzessin am 18. d. M. im besten Wohl sein daselbst eingetroffen. Ihre Königl. Hoh. haben mit ihrem Gefolge außerhalb der Stadt, nahe beim „Lindenhof," eine reizende Villa bezogen, welche eine der herrlichsten Fernsichten auf den Bodensee und die Schweiz darbieter. Dem Vernehmen nach gedenkt Se. Königl. Hoh. der Kronprinz von Lkndenau auö eine größere Reise durch der Schweiz zu machen. Dresden, 22. Juli. Am I. August werben in den Städten Brand bei Freiberg und Lunzenau k. Posterpeditionen errichtet. Die in ersterer Stadt er hält ihre Verbindung durch die täglich daselbst durch« passirende Freiberg-Annaberger Fahrpost und die wöchentlich viermalige Personen- und Packereipost zwischen Freiberg und Savda. Die Entfernung von Brand bis Freiberg ist ^/r, bis Großhartmannsdorf IV» Meile. Die Posterpebition in Lunzenau erhält ihre Verbindung durch eine tägliche Botenpost nach und von Penig. , — Die Errichtung einer großartigen Brauerei mit Felsenkeller auf dem ebenso romantisch, als wegen des dortigen Haltepunkts der AlbertSbahn ge schäftlich günstig gelegenen Grundstücke „Grasst'S Villa" im Plaueilffchen Grunde, deren wir bereits im October vorigen Jahres gedachten, ist jetzt so weit ge diehen, daß die erforderliche Concession von der königl. Regierungsbehörde zugesagt ist und nunmehr zur Be theiligung an diesem voraussichtlich rentabel» Unter nehmen aufgefordert wird. DaS Actiencapital ist auf 500,000 Thlr. festgesetzt worden, soll aber für jetzt nur nach Höhe von 400,000 Thlr. zur öffentliche» Zeichnung gelangen und wird durch Ausgabe von Actien zu je einhundert Thalern aufgebracht werden. — Seit gestern sieht man an einzelnen Straßen ecken große Placate in französischer Sprache, welche das in diesen Tagen in Brüssel mit ungewöhnlichem Glanze gefeierte 25jährige Regierungsjubiläum Sr. Maj. deö Königs Leopold betreffen. Sie enthalten das Programm der dieöfallsigen mehrtägigen Festlich-