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Dien-t-g. Mr. 39. LV. Mai 1856. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal, teu. Preis pro Quart. lONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Weißeritz-ZeitungM I V Expeditionen ' angenommen. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 19. Mai. Die Sonn tagS- schule, welche schon seit mehren Jahren in hiesiger Stadt besteht, ist auch in dem verflossenen Schuljahre fortgefahren, ihre Aufgabe dadurch zu lösen, daß sie durch Ucbungen im Rechnen und im Anserttgen schnft- licher Aufsätze, sowie durch Zeichnenunterricht ihre Zöglinge, die der Mehrzahl nach dem Gewerbestande angehören, auszubilden suchte. War der Besuch der Anstalt auch kein so bedeutende?, wie zu der Zeit, „da'S etwas Neues war," so belief sich doch die Schülcrzahl auf Mehr als 40 Lehrlinge, Gesellen und Schreiber hiesiger Stadt. Mehre derselben be suchten regelmäßig alle Unterrichtsstunden, andere wie der theilS die Sonntags-, theilS die Montagsstunden, noch andere endlich nabmen unregelmäßig am Unter richte Theil. Wäre dieses Letztere nicht zu beklagen, so könnte man den Besuch der Anstalt in der letzten Zeit im Vergleich mit den vorhergehenden Jahren einen gesteigerten nennen. Mil dieser Klage kehrt auch dieses Mal die Bitte wieder: „ES möge doch ja Seiten der JnnungSvorstände, Meister, Lehrherrn und Aeltern recht ernst und gewissenhaft daraus ge sehen werden, daß ihre Pflegebefohlenen regelmäßig die Sonntagsschule besuchen." Bei den Mitteln, die man in neuster Zeit aller Orten anwendet, um den Gewerbsstand zu heben, ist eS heilige Pflicht jedes Erziehers, heiße er Vater, Meister oder Lehrer, seine Zöglinge an dem Fortschreiten in der Bildung unserer Tage theilnehmen zu lassen, wenn ihm ehrlich daran gelegen ist, seine Lehrlinge dereinst eine ehrenvolle und einträgliche Stellung in der bürgerlichen Gesellschaft einnehmen zu lassen. Gerade Dippoldiswalde hat es ganz besonders nöthig, sich in gewerblicher Beziehung immer mehr zu heben. Bei den früheren Verkehrs mitteln war eö allen Nachbarstäbten gleichgestellt. Dadurch aber, daß Pirna, Königstein, Tharand, Frei berg mit Eisenbahnverbindungen beglückt wurden, ist Dippoldiswalde um eine Stufe zurückgetreten. ES ist demnach eine unabweiSliche Pflicht, dadurch andere Mittel und besonders durch Hebung des GewerbS- stanoeS unsere Stadt auf einer Höhe der Bedeutung zu erhalten, auf der eS seit langen Jahren, ja selbst iett Jahrhunderten gestanden hat. Andererseits ge- lnetet auch die Dankbarkeit gegen die städtischen, wie gegen die LandeSbehörden, welche durch Aufbringung der Mtttel die Anstalt erhalten, die regste Theilnahme lur die sie bestimmt ist. Hoffen wir, daß ^Enlstermm, das seit einem Jahre durch "Nb Schulinspection allhier die obere Aufsicht über die Sonntagsschule führt, durch Ausdehnung mehrer schulgesetzlichen Bestimmungen auch auf Anstalten dieser Art (durch Schulzwang vor Allem) dieselbe fördern werde. Ein besonders freudiges Ereigniß für die Sonn- tagSschule brachte der gestrige Tag. Es wurde näm lich ein von der König!. Kreisdirection zu Dresden ausgestelltes Belobigungsvecret an den damit Ausge zeichneten übergeben. Nachdem Herr Diac. Mühl berg in einer längeren Rede über die Verdienste der Sonntagsschule, über die hie und da versäumte Pflicht der Schüler, über die Anerkennung und den Segen, die dem Strebsamen zu Theil werden, und übep das Vertrauen zu der LanveSbehörde, welche auch der be scheiden und geräuschlos wirkenden SonntagSschule und ihren braven Zöglingen ihre Aufmerksamkeit nicht versagt, sich ausgesprochen, überreichte der Vorstand deS Instituts, Herr l)r. Poppe, nach Mittheilung der Zuschrift der K. Kreisdirection, dem früheren SonntagSschüler,ZirkelschmiedgefelleJuliuS Albert Heinze von hier, das ihm als Auszeichnung für vorzüglichen Fleiß und rühmliche Fortschritte zuerkannte Belobigungsschreiben. Mit den Worten der Auf munterung zu rühmlicher Nacheiferung,- die Herr I)r. Poppe an die übrigen Zöglinge richtete, endete der feierliche Akt. Altenberg, am >4. Mai. Da bereits in Nr. 36 d. Bk. auf unser Pfingstschießen hingedeutet wurde, so dürfte eS nicht unangemessen erscheinen, etwas Näheres über dasselbe mitzutheilen. Wie dort erwähnt, galt eS, das von dem Böttchermeister Behr neuerbaure Schießhaus einzuweihen, da in demselben zum ersten Male daS jährlich zu diesen Feiertagen abzu haltende Scheibenschießen der hiesigen Schutzengesell- schast gefeiert werden sollte, wozu auch die benachbarten Schützenchöre eingeladen worden waren. Der Himmel war uyS diesmal günstig, und wir hatten unS der heitersten Witterung zu erfreuen. Kaum dämmerte der Morgen des 2. PfingstfeiertageS, so verkündeten uns Böllerschüsse und eine Reveille den Anfang deS Festes, und kaum war der Frühgottesdienst beendet, so rüstete sich daS hiesige SchützencorpS, den einge ladenen Kameraden entgegen zu eilen. Verabredeter maßen traf dies zuerst die Dippoldiswaldaer, als die Entfernteren. Vor II Uhr marschirte daS hiesige Schützenchor mit Musik bis weit auf die Höhe der Chaussee, wo sich bald in der Ferne die erschnte Schaar durch das Blitzen der Gewehre kund gab. Unter HörNerschall und mit festem Schritt kamen sie ange rückt, und eS machte das Erscheinen dieser 3 Com pagnien starken Truppe mit ihren beiden Fahnen, voran zwei „im Gesicht verwimmerte" Zimmerleute,