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— IVr. 51 Werßeritz-Leitnlig Verantwortlicher Redakteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Pienstag. Erscheint Dienstags und ß Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. 10 Ngr. 1 Juli 1856 Inserats, werden iWM 8 Pfg. -für K Zeile berechnet und in 'Men Expeditionen angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Die landwirthschastlichen Ver eine zu Frauenstein, Nassau, Ober- und Niederbobritzsch und Lichtenberg veranstalten zum 21. Juli in Frauen stein eine Jungvieh-, sowie Thier- und Pro dukten sch au, über welche das in der Erped. d. Bl. auszugebende, auch in der nächsten Nr. unseres Blat tes zu veröffentlichende Programm das Nähere besagt. * Glashütte, am 27. Juni. In Bezug auf den Bericht vom 16. d. M. in Nr. 48 d. Bl. hat Res. zu bemelken, daß er sich bei der Berechnung der hiesigen Stadtschulden .in so fern geirrt hat und irren mußte, als ihm der Betrag aus dem Jahre 1849 niedriger, als 4685 Thlr. angegeben worden war. Den jetzigen Stand der von der Stadtkasse zu ver tretenden Passiva anlangend, sind int April d. I. von zuverlässiger Quelle und mit ungefährer Berücksichti gung der etwa noch nicht anaemeldeten Posten 6660 bis 6700 Thlr. als Gesammtsumme^genannt worden. Die Rechnung ist nun leicht zu machen. Ob sie ganz richtig ist, wird erst aus dem Endresultate der gericht lichen Verhandlungen, welche bereits im Gange sind, sich ergeben. — filier weitern Beachtung des paS- qnillartigen Inserats aus Glashütte in Nr. 49 b. Bl. glaubt Nef. sich enthalten zu müssen. Es ist zwar so. viel Stoff dazu vorhanden, daß man leicht viele Bogen damit füllen könnte; allein mit einem solchen Gegner sich einzulassen, bas bringt weder dem Refe renten, noch dem Orte Ehre. DaS Inserat selbst characterisirt ja seinen Einsender schon hinlänglich und vortrefflich; denn „was ich denk' und thu', das trau' ich Andern zu." Dresden, 26. Juni. Die Frau des Handar beiters Haber (Nr. 49) ist an den von diesem durch ein Beil verursachten Kopfwunden gestorben. Der Mörder ist mir seiner Thal vollkommen zufrieden und bedauerte anfangs nur, daß die Frau nicht gleich todt gewesen. — Von der Großartigkeit des durch die Pariser landwirthschaftliche Ausstellung veranlaßten Kostenaufwandes kann man einen Begriff bekommen, wenn man weiß, daß der österreichischen Regierung sstr den Ertrazug ihres Viehes von hier bis Kehl und von da bis hierher zurück 10,000 Thlr. an TanSporikosten berechnet sind. Ein einziger großer Ochse, welcher einen sechSräderigen Wagen allein füllte, kostete auf dieser Doppeltour 400 Thlr. Leipzig, 27. Juni. Der Pastor in Wahren hatte zwei junge Männer, Franzosen, bei sich, um diesen die deutsche Sprache zu lehren. Die freien Stun den verwendeten dieselben ost zu Wafferfahrten. Vor einigen Tagen machten sie in Gemeinschaft mit einem dritten jungen Manne aus Wahren wiederholt eine Kahnfahrt; es kommt ihnen aber der unglückliche Gedanke ein, über daS dort sehr hohe Wehr Hinyb- zufahren. Die erste Fahrt gelingt glücklich. Die drei jungen Leute tragen den Kahn wieder stromaufwärts in die Elster, um die gefährliche Fahrt über das Wehr hinunter nochmals zu wiederholen, und auch diesmal gelingt diese Fahrt;, als sie dieselbe aber, vermessen genug, zum dritten Male wiederholen, erfaßt eine starke Welle den Kahn und stürzt ihn um. Die drei Personen fallen in das Wasser; zwei retten sich durch Schwim men; die dritte, einer der Franzosen, welcher nicht schwimmen kann, erfaßt noch glücklich den umgestürzten Kahn und schwingt sich auf denselben; aber eine andere-tückische Welle schlägt den Kahn wieder um, und der Franzose sinkt in die schäumenden Wogen; noch einmal kommt er mit dem Kopf und auSgestreckten Händen über die Oberfläche des Wassers, um dann in die Tiefe desselben zu versinken. Er war der einzige Sohn sehr reicher Aeltern, welche die Trauer botschaft sofort durch den Telegraphen erhielten; ihre Rückantwort lautete, daß man den Verunglückten ein- balsamiren und nach Frankreich schicken solle; aber bis gestern war die Leiche noch nicht aufgefunden. Radeberg, 25. Juui. Gestern Mittag fand man in der Hausflur eines am hiesigen Marktplatze ge legenen Hauses einen gänzlich unbekannten, 1'/2 bis 2 Jahr alten Knaben in einem Tragkorbe sitzend. Ein dabei Vorgefundener Zettel besagte, daß die Mutter deS Knaben, welcher ein uneheliches Kind sei und Georg heiße, außer Stande sei, denselben zu ernähren und ilm daher der Mildthätigkeit fremder Menschen überlassen, sich selbst aber daö Leben nehmen müsse. Die Schritte zur Ermittelung der Person sind tin^ geleitet. Berlin, 25. Juni. Die Gerüchte von einem im Monat Juli zu erwartenden Zusammentreffen d«S Kaisers von Oesterreich mit dem Kaiser der Franzosen befestigen sich nicht nur; man hört sogar mit Bestimmt heit, daß auch die Könige von Bayern und Würtem- berg dieser Zusammenkunft beiwohnen werden. Berlin, 27. Juni. Im Hinblick auf die Zu st H n d e in Neapel ist ein politischer Proeeß von hohem Interesse, welcher gegenwärtig in Neapel verhandelt wird. Es handelt sich um ein Complot zum Umsturz der. Regierung. Die Polizei hatte anfangs 39 Per sonen eingezogen, davon jedoch bald wieder 28 nach. Hause geschickt; ein Umstand, der, für Neapel beson ders, schon von vorn herein ziemlich auffallend sein dürfte. Unter den zurückgehaltenen II befinden sich,