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worden. DaS gestohlene Geld fand man in seinen Taschen. , Meißen. Am 8. Juni sind die Herren Steiger auf Leutewitz und Gabegast auf Thal, mit Preisen für die von ihnen auf der landwirtschafrl. Ausstellung in Paris ausgestellten Schafe, von dort zurückgekehrr. Die sächsische Schafzucht hat durch sie einen großen Triumph gefeiert. Alle Welt war erstaunt über die Sorgfalt, mit welcher die Thiere, in Decken gepackt, verpflegt wurden. Sie waren während der Auö- stellung mit 80,000 FrcS. versichert. Leipzig, 9. Juni. DaS so eben erschienene Per- sonalverzeichniß unserer Universität weist für daS abgelaufene Wintersemester 809, für daö begonnene Sommersemester 782 Stubirende nach. ES hat sich somit ein Abgang von 27 Stubirenden für das Som mersemester ergeben. Unter den 782 Stubirenden be finden sich 217 Ausländer. Die Facultät der Juri sten und Kameralisten zählt 305 (62 Ausländer), die theologische Facultät 189 (62 Ausländer), die medi- cinische Facultät 165 (43 Ausländer); die übrigen 123 fallen der Philosophie, Philologie, Pädagogik, Mathemathik, den Kameralien, der Naturwissenschaft, ter Chirurgie und Pharmacie zu. Paris, 7. Juni. Der Kaiser ist gestern, begleitet vom Bautcnminister Nouher, nach den Loiregegenden abgereist, um den dortigen Ueberschwemmten Hilfe zu bringen. In Orleans durchfuhr er die von der Loire übcrfluthete Vorstadt St. Marceau und begab sich auf den Damm von St. Prive, um über den Umfang der Ueberschwemmung urtheilen zu können; von da reiste er nach Blois, wo er die überschwemmten Staditheile besuchte, und dann mittelstPost nachTourS. Prinz Jerüme hat 10,000 Fr., Prinz Napoleon 5000 Fr. für die Ueberschwemmten beigesteuert; der Muni- cipalrath von Paris hat in derselben Sitzung, wo er die Summe zur Feier der Taufe deS Kronprinzen bewilligte, einstimmig beschlossen, der Regierung 100,000 Fr. für die vom Wasser Beschädigten anzuweisen. — In Betreff der Ueberschwemmungen deS Rhonegebiets schreibt man der I. B: „Die Rhone kehrt nach und nach in ihr Bett zurück; man vermag sich aümälig eine Idee zu machen von dem Unglück, seiner Natur und seiner Ausdehnung, man kann die Ruinen zählen, und Die auch, welche ihr Leben ver loren haben! Wir fürchten, daß wir noch unter der Wahrheit geblieben sind bei der Arigabe der Zahl der Häuser, welche eingestürzt. (DaS Blatt hat ?00 an gegeben.) Diese Zahl reicht kaum hin für die jenseit der Verbindungsbahn in Charpenneö, Villerbanne und Bour. In einem zusammengestürzten Hause stand die Leiche einer jungen Frau, einer Wäscherin, aufrecht, die Trümmer, welche neben ihr ntedergefallen, hatten sie in einer vertikalen Lage erhalten. Im Nebenhause fand man in einem Zimmer die zerschmetterten Leichen von fünf Männern und zwei Frauen. Man ist ohne Kunde von einer großen Anzahl von Menschen, und man wagt kaum Vermuthungen über ihr Schicksal anzustellen. Man fürchtet, daß die Nachforschungen, welche nun stattftnden werden, kaum geahnte Kata strophen enthüllen werden. — Von der Niederrhone schreibt man: Die Communication zwischen Marseille und Avignon geht über Nimeö und zwar zu Wagen, die Eisenbahn kann gar nicht mehr benutzt werben. Bel TaraScon zerriß das Wasser den Eisenbahndamm und steht in der Stadt bis zur ersten Etage. Ein Lancierregiment wurde beim Ererciren von den Wogen überrascht, die Reiter hatten kaum Zeit, sich auf die Rosse zu werfen und in fliegender Eile davon zu jagen, die Woge rauschte gritumig hinter ihnen her. Die ganze Einwohnerschaft von VallaborgueS campirt auf dem Kirchhofe, dort erwartet sie angstvoll daö Fallen deS Wassers. So weit die Nachrichten auS dem Süden Frank reichs; die aus dem Westen lauten noch nicht tröstlicher; im Gegentheil scheint die Ueberschwemmung dort in noch viel größerem Maßstabe stattgefunden zu haben. AuS AngerS wird vom 4. Juni geschrieben: „Noch halten die drei Dämme, dank den ungeheuersten An strengungen, doch soll der Präfect die Nachricht erhalten haben, daß das Wasser durch einen Bruch zwischen Indre und Loire in daS Weiße Thal eingedrungen, daS wir bis jetzt geschützt. Wenn das der Fall ist, so ist der Verlust ungeheuer. Alle Gemeinden sind vor der nahen Gefahr gewarnt. Die Loire hat die Hohe deS Wassers von 1711, die höchste Höhe, die man kennt, schon erreicht. Daö Unglück ist uner meßlich." — Die Nachrichten auS AngerS lauten höchst traurig; die Schiefergruben von TrelazS find über schwemmt. Alle Bemühungen, sie vor dem Wasser zu schützen, waren vergeblich. Der Anblick war fürch terlich, als der wüthende Strom, die letzten Hinder nisse überwältigend, sich mit fürchterlichem Donner in die Tiefe hinab stürzte. Einige Augenblicke reichten hin, um diesen Ungeheuern, 200 Fuß tiefen Schlund zu füllen und bas bewundernswürdige Werk zu ver nichten. Die Erde zitterte wie bei einem Erdbeben. Mehr als 10,000 Grubenarbeiter sind durch das schreckliche Unglück ohne Brod. Der Ort Trelazv und Umgegend stehen bis zum ersten Stock unter Wasser. Marseille, 9. Juni. Die Rhone, in ihr Bett zurückaetrelen, fällt langsam. Ein im Mittel meere ausgevrochener Sturm hat während zweier Tage die Wogen in den Fluß zurückgetrieben, wett über die Mündung hinauf, und noch mehrere Dämme durch brochen. — Die Regierung hat den Jndustriepalast definitiv angekauft, giebt jedoch den Actionären nur 80 Fr. für eine Actie von 100 Fr. Diese müssen daS Angebot anyehmen, um nicht Alles zu verlieren. Sie klagen jedoch gegen die Direktoren der Gesellschaft auf Schadenersatz. — Der „Moniteur" enthält längere beschreibende und bcurtheilende Artikel über dicgroßelandwirth- schaftliche Ausstellung. In der Nummer vom 7. d. M. wendet sich die Besprechung zur 2. Klasse, welche die Schafe enthält und eS heißt daselbst: „Wie man erwarten durfte, ist Sachsen auf der Ausstellung durch seine Electoral-Merinorace glänzend vertreten, eine wohlbekannte und wegen ihrer extrafeinen Wolle sehr gesuchte Race, die man ganz insbesondere im Hinblicke auf diesen Umstand züchtet. Man bemerkt unter Nr. 1668 einen dreijährigen Stähr, eingesendet vom Director des königl. KammergutS Lohmen, dessen Vließ in Bezug auf Weichheit und Haltbarkeit deö Haarö mit der Seide wetteifern kann; andere Thiere, eingesendet von den Herren C. A. Gadegast in Thal bet Oschatz und Heinr. Ad. Steiger in Leutewitz, sind