Volltext Seite (XML)
Weißcrih-Zeitnng Inserate werden mit 8 Pfg. filr die Zelle berechieet und in alle» Expeditione» angenommen. - .. ... ^r. 36 ^-7-' s. Mai 18SS Dienstag Erscheint Dienstag« und FreltagS. Zu beziehen durch alle Postanstal« ten. Preis pro vuart.IONgr, Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger «nd Landmann. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Altenberg. Der vor kurzem begonnene Mai- Monat scheint leine Natur als Wonne-Monat verleug nen zu wollen, denn so kalt, wie seit Beginn desselben, ist eS im April nicht gewesen; dieser brachte uns meistens schöne warme Tage. Sind nun durch die warmen Apriltage theilweise unsere Sommersaaten her ausgelockt worden, so ist zu befürchten, daß dieselbe bei jetzigem Thermometerstand leicht Schaden leiden können. Auch unsre Abgebrannten, welche nunmehr rüstig anfangen, sich wieder neues Obdach zu bauen, bitten sehr um günstige Witterung, weil ihnen diese so zu sagen mit bauen hilft. — Da fällt mir die bei nahe ganz verbrannte Oelschlägel ein, von welcher in voriger Nummer d. Bl. referirt wurde. Schauder erregend ist ihr Anblick, von dem sich nur Der einen Begriff machen kann, welcher dieselbe gesehen hat, und wonach derselbe den unermeßlichen Schmerz sich denken kann, welchen dieselbe erdulden muß. Kaum wird ihr jugendlicher Körper im Stande sein, diese Schmerzen zu ertragen, möge ihr daher der himmlische Vater bei stehen und ihr Kraft und Stärke dazu verleihen. Zu bedauern ist dabei noch der betreffende Herr Förster, welcher mit Hülfe einer beherzten entschlossenen Frau alles Mögliche that, um das am ganzen Körper bren nende Mädchen zu retten, und zeugen seine verbrann ten Finger an beiden Händen, namentlich der linken Hand, daß er nicht müßiger Zuschauer gewesen ist. — Um nochmals auf das Wetter zu kommen, so wenden wir unfern Blick von diesem traurigen Bilde ab, auf ein freudiges. Das heilige Pfingstfest ist vor der Thür, worauf sich Alt und Jung bei uns schon lange vorher freut, weil einmal dasselbe in die schönste Jahreszeit fällt, und dann, weil mit demselben nach altherkömmlicher Weise ein Volksfest gefeiert wird, an dem sich gern Alles bethciligt. ES ist daS so genannte Schützenfest oder Scheibenschießen, welches 4 Jahre lang auf einem dazu paffenden Felde an der westlichen Seite der Stadt durch Vogelschießen gefeiert werden mußte, weil das früher dazu benutzte SchießhauS vorerst wegen des BingenbrucheS unsicher erklärt wurde, sspäter aber ganz abbrannte. Hat nun der Besitzer im vorigen Jahr ein neues SchießhauS gebaut, so soll dasselbe dieses Jahr seine Weihe da durch erhalten, als zum ersten Mal wieder die Schützen gesellschaft ihren Aus- und Einzug dort abhalten wird. Um diese Weihe zu heben, so sind von hiesigem Lchützen-Directorium die benachbarten SchützencorpS von Dippoldiswalde, Glashütte, Laucnstein, Alt- und Neugeising eingeladen worden, sich an dieser Weihe zu becheiligen. Hängt nun aber die Erfüllung ihrer Zusage größtentheils von der Witterung ab, so mag sich wohl diesmal besonders der Wunsch in recht Vieler Herzen regen, daß der Himmel günstige Wit terung dazu geben möge. Bereits werden zweckmäßige Anstalten getroffen, um eine so große Anzahl fremder Gäste aufnehmen und bewirthen zu können. Plauen. Bezüglich des (in vor. Nr. gemeldeten) unglücklichen Vorfalls, daß ein Schüler hiesiger Real schule einen seiner Mitschüler und besten Freund mit einem scharfen Rappier erstochen hat, hört man noch, daß nur wenige Tage vor dem Ereignisse der unglück liche Mörder seinen getödteten Freund von der Gefahr deS Ertrinkens mit eigener Lebensgefahr gerettet hat. Jetzt hat nun dem Ueberlebenden, der in Raserei ver fallen ist, die Zwangsjacke angelegt werben müssen. Die Section des Leichnams ergab, daß der Stich mitten durch daS Herz gegangen war. Berlin. Der junge Prinz Friedrich Wilhelm wird nächstens nach London reisen, um das GeburtS- fest der Königin, seiner zukünftigen Schwiegermutter, am 24. Mai mit zu feiern. In Bezug auf die zwi schen dem preußischen und englischen Herrscherhause anzuknüpfende engere Verbindung soll sich Lord Cla rendon in Paris, preußischen Staatsmännern gegen über, in einer sehr hervorhebenden Weise geäußert haben, wie sie beim preußischen und englischen Volke nur Freude und Befriedigung Hervorrufen kann. — Ein Gerücht spricht von der Absicht derKönigin von England, dem preußischen Hofe in diesem Jqhre einen Besuch zu machen, um namentlich Theilnehmerin der Festlichkeiten zu sein, die sich an die Vermählung der Prinzessin Louise von Preußen mit dem Prinz- Regenten von Baben knüpfen werden. — Die preußische Kriegsmarine wird Mitte dieses Monats auslaufen und zunächst eine HebungSfahrt nach den Azoren unternehmen. Paris. Der Moniteur vom 3V. April beginnt nun mit der Veröffentlichung der Protokolle des FriedenS-CongresseS. So weit dieselben ver öffentlicht sind, haben sie eine allgemeine Enttäuschung hervorgerufen. Man war zwar darauf gefaßt, daß die Verhandlungen in ihren wesentlichen Punkten an gedeutet werben sollten; aber man hatte gehofft, we nigstens ein Bild von der Haltung der verschiedenen Mächte sich machen zu können, und diese Hoffnung sieht sich getäuscht. ES ist bisher noch kein Factum vorgekommen, welches trotz der so viel gerühmten Ver schwiegenheit der Herren Diplomaten nicht bekannt gewesen wäre; wohl aber ist Vieles bekannt geworden,