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M 45 Weißerih-Iertung 10 I«m 18L6. '« A»st«it E 7. »«rde» mit 8 Pfg. für dir »Aeilt itkschnit ch und in all«« EIpeditisum angniommtn. Pienstag :' Erscheint DtenßagS und , tzA^tng». Z« beOtzt» durch Nil« PostaNsial- tm. Preis pro Quart. 1« Ngr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Vermtwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. »Glashütte, Anfang Juni. An gar vielen Orten findet man, daß Seiten der betreffenden Be hörden sehr zweckmäßige-Einrichtungen und Maß regeln hinsichtlich der Güte, des Verkaufe- re. der täglichen nölhigen Leben-mittel getroffen worden. Leider werden nur die Bestimmungen darüber oft auf di« eine oder Vie andere Weise umgangen, der Nach theil dabei trifft aber meisten- arme Leute. Seit langer Zeit hat man z. B. bei un- in Glashütte Nicht- erfahren, daß die Bäcker hinsichtlich zu gebender guter Maaren controlirt würden, wa- doch wohl öfter und im Geheimen geschehen sollte. Geschieht eS hier ja einmal — im Laufe eine- Jahres kommt e- aber nicht öfter- vor — so ist es in der Regel vorher be kannt, dahbr ganz zwecklos. — Es kommt ferner bei uns ost vor, baß früh um 7 Uhr keine Semmel oder Dreierbrod mehr zu haben ist, jq oft nicht einmal Brod, geschweige denn altbackene-, wie eS das Gesetz vorschreibt. Die- ist bei den hohen Preisen der Lebens mittel, besonders des BrokeS, schlimm, und trifft den Aermeren auf empfindliche Weise, der es nicht immer umgehen kann, beim Bäcker auf Borg Brod zu holen und sich nun über neubackene- oder unau-gebackeneS, oft auch mit Stückchen von Kartoffeln vermengte- Brod nicht beschweren mag. Da in großen wie in kleinen Städten die Polizeibehörde nicht bloS daS Brod, sondern auch andere Viktualien, wenn sich solche als für das Publikum nachtheilig vorfinden, wegnehmen läßt, so wäre eine ähnliche Maaßregel auch für unsere Commun Glashütte gewiß sehr wün- schen-werth, und wir wünschen und hoffen, daß unsere Polizeibehörde die gerügten Uebelstände zu beseitigen suchen möge! Leipzig, 4. Juni. Der Telegraph meldete uns gestern die Begnadigung Bakunkn'S durch den Kaiser von Rußland und eS ist diese Nachricht auch ander- weit bestätigt worden. Wir geben hier eine Skizze des vielbewegten Leben- des Begnadigten, dessen Ver wandtschaft mit dem russischen General Murawiew, dem Sieger von Kar-, wir zugleich durch diese tele graphische Mittheilung erfahren. Michael Bakunin ist der Sohn eine- Gutsbesitzer- tm russischen Gou- veruement Twer, wurde 1814 geboren, im Peters burger Eadettenhause erzogen, und nahm al- Fähndrich der Gardeartillerie seinen Abschied. In den Jahren 1841 und 1842 beschäftigte er sich in Berlin und Dre-den mit Philosopbie, arbeitete an Ruge'S „Deut schen Jahrbüchern/' ging 1843 nach Pari-, wo er mit den Polen, und dann nach der Schweiz, wo er mit den Communisten verkehrte. Nachdem sein Ver mögen in Rußland confiscirt worden, da er der Auf forderung zur Rückkehr dahin nicht Folge geleistet, und nachdem er 1847 wegen einer auf deut PbleN- banket zu Pari- gehaltenen Rede von dort au-ge- wiesen war, hielt er sich, da die russische Regierung einen Preis auf seine Auslieferung gesetzt hatte, bi- zur Februarrevolution in Brüssel verborgen , wohnte im Juni 1848 dem Slawenrvngreß bei, tauchte dann bald in Berlin (von wo er im Oktober anSgewiesen wurde)/ bald in Dresden, Dessau, Köthen aus und beteiligte sich schließlich gj, dem Dresdener Maiauf- stände von 1849, nach dessen Niederwerfung er in Chemnitz verhaftet wurde. Er wurde 1850 in Sachsen zum Tode verurtheilt, dann zu lebenslänglicher Hast begnadigt, später aber an Oesterreich und von diesem wieder an Rußland ausgeliefert, von wo jetzt eben, nachdem lange die verschiedensten Gerüchte über da-, Schicksal, das ibn dort getroffen, umlaufen waren, die unerwartete Kunde von feister Begnadigung kommt. Leipzig, 6. Juni. Schon hat der Bau de- hie sigen neuen Museums, ehe noch der Grundstein gelegt worden, ein Menschenleben gekostet. Vorgestern entwickelte sich in einem zur Auffindung festernGrun- deS angelegten Senkloch eine Stickluft, die selbst daS Athmen erschwerte. Gestern Vormittag wurde diese so stark, daß drei in der Grube befindliche Arbeiter plötzlich betäubt umßelen, von denen einer sich zwar bald erholte, ein zweiter im Hospital sich auf dem Wege der Besserung befindet, der dritte aber, al- man ihn ebenfalls dahin gebracht, nicht wieder zum Leben gebracht werden könnte. ' ' Berlin. DaS Gerücht, welche- einen Besuch der Königin von England an unser« Hofe in Aussicht stellt, erhält sich in den bestumerrichteten Kreisen, und es crgiebt sich an- den hierüber kircu- lirenden Angaben jedenfalls soviel, daß Absichten in dieser Beziehung lautbar geworden'sind, obwohl eS zur Zeit noch an einer festen Entschließung fehlen mag. Man glaubt hier, mit Bestimmtheit auf einen Besuch de- Kaisers von Oesterreich zu den Herbß- manövern rechnen zu dürfen. Paris. Es kann fast nicht- Schrecklichere- gebe», al- die Nachrichten über die U ebrrsch w emmuv- gen der Rhone, der Saone In Lyon ist di? Roth grenzenlos, da eS dort berelt-'Mindofieu- 23,888 obdachlose Menschen giebt. Und wie viel Menschen leben mögen verloren gegangen sein! Wieviel Leichen wird da- fallende Wasser zurückgeben, wieviel Werden unter den Trümmern der Unmasse von eingestürzdm Häusern liegen; wieviel werden durch gewiß ent stehende Krankheiten dahin gerafft werden! — Die Ueberschwemmung hat unendliche Opfer gekostet aber >