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Nr. 40. Weißerih-Zeitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- ten. Preis pro Quart.tONgr. 23 Mai 18S6. Inserate werden mit 8 Pfg. für die Zeile berechnet und in alle« Expeditionen angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landman«. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 21. Mai. In einem hier wenig gelesenen Localblatte stellte kürzlich ein hiesiger Correspondent die an sich richtige Ansicht auf, daß man für Erlangung einer Straßenverbindung nach der Eisenbahn im Plauenschen Grunde Schritte thun möge. Abgesehen davon, daß über den Werth einer solchen Straßenverbindung die Ansichten hier außerordentlich getheilt sind, finden wir uns in sachlicher Beziehung zu erwähnen veranlaßt, daß der hiesige Stadtrath, in Gemeinschaft mit dem zu Rabenau, bereits im Sep, tember vor. IS. ein auf Erlangung einer Chaussee verbindung nach HainSberg gerichtetes Gesuch an das Finanzministerium eingereicht hat und hierauf durch die k. Amtshauptmannschaften zu Dresden und Pirna unter'm 9. März dS. Js. beschicken worden ist, wie das k. Finanzministerium eine Straßenver bindung aus dem Plauenschen Grunde über Rabenau' zwar bereits bisher ins Auge gefaßt, zu deren Aus führung aus fiskalischen Fonds aber nach den sonst vorliegenden Straßenbau-Erfordernissen und nach den dazu verfügbaren Etatmitteln zur Zeit nicht zu ge- langen vermocht habe, dieselbe auch für die nächste Zeit in Aussicht zu stellen, sich noch außer Stande befinde. Daneben haben wir indeß glaubwürdig ver nommen, daß die drei Chausseeinspectoren zu Dresden, Pirna und Freiberg zur Bestimmung des TracteS, welchen die Straße nach dem Plauenschen Grunde zu nehmen haben würde, im Laufe deS vorigen MonatS Erörterungen an Ort und Stelle vorgenommen haben. Ueber das Resultat dieser technischen Erörterungen ist uns etwas Zuverlässiges nicht bekannt geworben, und nur gerüchtweise verlautet, daß der Tract durch das Weißeritzthal als der rationellere anerkannt worden sei. Vornächst wird zu erwarten sein, ob der nächsten Ständeversammlung eine Regierungsvorlage über diesen Straßenbau, wie wir hoffen, zugehen wird. Zu bedenken scheint unS hierbei, daß vaS fragliche Project durch die nach neueren Nachrichten bald bevor stehende Inangriffnahme der Eisenbahn von Tharand nach Freiberg noch Modifikationen erfahren kann, wenn (wie von manchen Seiten behauptet wird) der Schienenweg seine Richtung über Höckendorf nehmen sollte. WaS die in dem erwähnten Correspondenzartikel gedachte Ehauffeeverbindung nach Frauenstein anlangt, so wissen wir, daß diese eine längst beschlossene, seit mehrern Jahren in Angriff genommene Maßregel ist; nur daß, weil zunächst der Tract von Sayda nach Frauenstein gebaut wird, der Weiterbau erst in zwei bis drei Jahren unfern Amtsbezirk berühren wird. Dippoldiswalde. Am 16. Mai während der Morgenschicht verunglückte der Häuer Christian Gott lob Wolf aus Niederhäslich auf dem dastzen, zu den Kohlenwerken deS Hrn. v. Burgk gehörigen AugustuSfchacht, Abbaustrecke Nr. 1. Wolf ist ge rade mit dem Aufführen der sogenannten Bergemamr, welche das Herabstürzen des Gerölles aus dem be nachbarten Bruche auf die Strecke abhalten sollte, be schäftigtgewesen, als ihn eine über den Stempel herein stürzende Schicht Dachkohle, wohin er in dem Glauben, daß es im Bruche.stürze, zu seiner Rettung zurück springen will, am Hinterkopf tödtlich "trifft. Seine beiden, in der Nähe arbeitenden Kameraden, welche nach dem Sturz nach Wolf riefen, jedoch keine Ant wort erhielten fanden ihn neben der Schicht herein gebrochener Kohle todt hingestreckt. Dre ärztliche Unter suchung des Leichnams durch den verpflichteten Knapp- schaftSarzt zu Großburgk coustatitte drei L«thalver- letzungen. Wolf hinterläßt eine Wirtwe und vier Kinder. * Altenberg, 21. Mai. Das in den letzten Ta gen hier umlaufende Gerücht von der Wiederauffin dung deS seit Ende März abhanden gekommenen Knaben aus Oberfrauendorf hat sich als ein unbe gründetes herauSgestellt. Das unbegreifliche Ver schwinden giebt um so mehr zu den ernstesten Besorg nissen Veranlassung, als leider in unserer Nähe ein ähnlicher Fall vorgekommen ist. Die Frau deS Wald arbeiter Müller in Döntschen ging gestern Mor gen, um Leseholz zu holen, in den Wald und nimmt ihre beiden Kinder, die sie nicht allein zu Hause lasse» will, dahin mit. Sie setzt beide an einen Rand und be fiehlt dem größeren, einem Mädchen von 7 Jahren, auf das kleinere Obacht zu haben, während die Mutter Holz lesen würde. Bei ihrer Rückkunft findet diese aber nur noch das kleinere Kind an der Stelle, während das andere abhanden gekommen, leider auch, trotz alles Suchens, biö zum Abend desselben TageS noch nicht wieder aufgefunden ist! — 22. Mai. Soeben hören wir, daß daS Kind auf einer Wiese bei Bärenburg gestern, und zwar lebend, wieder aufaefunden worden ist. ' P. Red. Altenberg. Im Laufe vergangener Woche er eigneten sich in unserer Nähe leider abermals zwei Unglücksfälle. Der Bergmann Gäbler von Alt- geising, auf dem Sander'schen Vorwerk wohnhaft, ver unglückte auf der Fundgrube „Rothe Zeche am Reu« fange." Ec hatte auf der Wolframer Sohle auf seinem Strossenbau Zwitter jn den Rollschacht gestürzt, dabei