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Maßen hat dieser Staat durch den letzten Krieg nicht wo- Niger als 400,000 Mann theilS durch Märsche, durch Krank' tzetteu und durch feindliche Äugeln verloren; seine Finan zen MM beinahe erschöpft. Zur See haben di« Russen die Uebermacht der englisch-französischen Flotte so unbedingt anerkannt, daß die stolze Armada des moScowttischen Reichs sich, wie die MauS vor der Katze, im Hafen verkroch. Die Russen würden kaum im Stande gewesen sein, den Krieg, der in diesem Jahre hauptsächlich in die Ostseeländer gespielt worden wäre. ungeschlagen zu bestehen. Die größte Ge- , > fahr drohte aber dem hart bedrängten Lande, als Oester reich, welches die Bedrängniß Rußlands schlau erspäht hatte. hem Petersburger Cabtnet in der letzten Stunde den Daum aufs Auge setzte. Wäre auch noch die lang gestreckte Landgrenze Rußlands nach Oesterreich hin krie gerisch angegriffen worden, so mußte Rußland seine Trup pen von deN weitgedehnten Küsten der Ostsee und von Krakau an bis zur Krim und nach den Gebirgen Klein astens vertheilen. Eines solchen Angriffs war man in Rußland nicht gewachsen und deshalb mußte man die säuern Friedensbedingungen kosten, mochten fie auch für den Augen blick noch so herb schmecken. Zudem hatte Rußland ein gesehen, daß es in Herstellung von VertheidiguNgsmitteln mit England, Frankreich und Oesterreich nicht gleichen Schritt gehalten habe. ES fehlen dem kolossalen Staate vor Allem Eisenbahnen, auf welchen die Heermassen binnen wenig Wochen ohne Ermüdung nach den bedrohten Punkten gebracht werden können. Bis jetzt waren zu solchen Mär schen oft 3—4 Monate nöthig, und die Reise durch sumpfige oder wasserlose Steppen rieb mehr Krieger auf, als das Schwerdt der Feinde. Rußland s bedurfte des Friedens, um Eisenbahnen nach den strategisch-wichtigen Punkten bauen zu können. Sobald der Friede geschloffen ist, wer den die adeligen Grundherren und die Kanfleute des Mos kowiter Reichs zur Opferfreudigkeit gezwungen werden, durch die es möglich wird, ein Eisenbahnnetz über daS Reich mit Telegraphendrähten zu ziehen. In 10 Jahren wird Rußland auch Kauffahrteischiffe iirNikolajeff in der Art bauen, daß fie im Augenblick mit Kanonen bewaffnet und zu Kriegsschiffen umgewandelt werden können. Es wird dann eine BertheidigungSkraft und eine Concentration seiner , milttärtschen Gewalt entwickeln, daß Westeuropa zu spät einsehen wird, wie schwer Rußland zu besiegen ist, und wie unsicher der Friede war. Aber nicht nur Rußland, auch Frankreich wollte mit aller Macht den Frieden, und weil dies Rußland merkte, ging es in die Vorschläge Oesterreichs rin, da es hoffen konnte, nie leichtern Kaufs den Frieden zu erhalten, als in einem Augenblicke, wo Napoleon III. auf de» Frieden hin drängte. Napoleon hatte erreicht, was er durch den Krieg erlangen wollte. Wenn zu der Zeit, als der Krieg in.Gang kam, oft von Seiten der französischen und eng lischen Diplomatie versichert wurde, man habe nur deshalb die Kriegsschiffe auslaufen und die Truppen märschiren lassen, um das europäische Recht, die Civilisation und die Türkei zu schützen, so waren das nur beschönigende Phrasen, wodurch man die eigentliche Absicht verdeckte. Napoleon fing den Krieg an, um Rußland zur Anerkennung des neuen Kaiserreichs zu zwingen, um Frankreichs Mnfluß nach Außen hin, den eS seit 184S verloren hatte, wieder zu verschaffen. Das Glück ist Napoleon ungemein hold gewesen : Frankreich strahlt in der Glorie des Ruhms, dessen Urheber Napoleon ist. WaS will er noch mehr durch den Krieg? Seine Stellung im Innern ist befestigter denn je, sein Ansehen nach Außen so begründet, daß er unstreitig, wenn er sich auch alS Emporkömmling bezeichnete, mit Ruhm in die europäische Fürstenfamilie ausgenommen ist. Sollt« er den mit gewaltigen Opfern und Anstren gungen errungene» Rahm seiner Waffen etwa nsurn mög lichen Wechselfälle» de» Kriegs preisgeben? Sodann ist Frankreich finanziell weit mehr erschöpft, als man zugesteht, und daß die Baarmittel in sehr schwachen Strömen cir- euliren, geht daraus hervor, daß sich die Renk weder nach dem Abschluß des Friedens, noch auch bef der Geburt des kaiserlichen Prinzen zu heben vermochte, was Napoleon in ein unangenehmes Staunen versetzte. . England und di« übrigen kriegführend«» Mächte , so ungelegen ihnen auch der Friede über den Hals kam, konnten sich mit Erfolg Dem nicht widersetzen, worüber Napoleon und Rußland einig gewesen waren. Daß nun nicht ein lOOOjähriges Reich deS Friedens, wie es die Patiser Hofpoeten mögen geschaut haben, die Völker Europa'S beglücken werde, wird wohl kein Tiefer blickender glauben. So wenig wissen sich die Westmächte Sieger, daß sie nicht einmal wagen, Rußland, welches den Krieg provoeirt und begonnen hat, die enormen Kriegskosten zuzumuthen. Jeder her Staaten wird bescheidentlich, von Frankreich an bis zu Sardinien und der Türkei herab, sein erkleckliches Theil Kriegskosten selbst tragen und die Steuerzahlenden werden noch eine geraume Zeit Ursache habt» , an den übereilten Friedensschluß zp denken. Daß der Friede sich nicht zu einem 1000jährigen Friedensreiche auSdehnen wird , erhellt daraus, daß das eigentliche Streitobjekt, die Türkei, ganz außer Frage ge lassen ist. Nicht einmal die neue Organisation der Donau- fürstenthümer hat man in Paris ordnen können, sondern sie auf die lange Bank einer Commission gewiesen. Wer bürgt, daß diese die Einigkeit bewahrt und daß man am Ende die Sachen gemächlich und unentschieden beim Alten läßt? . -. ' Die Tage der Türkei sind augenscheinlich gezählt, und alle Reformen, welche man im Osmanenreiche wohlmeinend durchsetzen will, find nur neue Lappen auf ein altes Kleid, und der Riß wird ärger; das türkische Reich geht unauf haltsam seinem Verfalle entgegen. Wenn die letzte Stunde . „des kranken Mannes" geschlagen, dann wird ein neuer Krieg um den Besitz des weltbeherrschenden Konstantinopels auSbrechen. Der Pariser Friede hat also das Streitob jekt nicht beseitigt, sondern nur den Kampf einer, folgenden Generation aufgespart. Darum bat auch der Pariser Friede gar nicht so sehr überrascht und nicht die freudigen Jubelgefühle hervorge rufen, welche sonst dergleichen Ereignissen zu folgen pflegen. Noch kennen wir weder die Garantien, noch seine Dauer. Protokoll-Auszüge der Stadtverordnetett zu Altenberg. I. Sitzung am 9. Februar 1856. Gegenwärtig die Stadtverordnete»:.Hildebrand, Vor sitzender; Knauthe seil-, Knauthe siin., Stöckel, Bach mann, Behr, Heine, sowie die Ersatzmänner Querner und Eichler. I) Das Gesuch eine« hiesige» Bürgers um ein jDarlehn von 100 Thlrn. aus hiesiger Sparkasse wurde nach Anerken nung genügender Hypothek bewilligt, sowie auch 2) das Gesuch deS ZiegeleipachterS Toltsche um Ueberlassuug 60 Klftr. StockholzeS auS hiesiger Communwaldung und zwar den Betrag dafür in 3 Terminen zu bezahlen, genehmigt; hi'n- hingegen fand man sich veranlaßt, 3) de» von dem Commnnstraßenmeisier Behr allhier bean-