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158 der hiesigen Grube „St. EraSmus jammt Vereinig tem Felde/' Heute Nachmittag um I Uhr wurde er in derselben von seinen Kameraden als Huche gefun den! Letztere waren um 12 Uhr au-geHWn, ohne ihn bemerkt zu haben. Er har wahrscheinlich später auSfahrew wollen; auS Mangel an Docht oder Oel mag ihm sein Licht auSgegangen sein und er ist in Folge dessen wahrscheinlich ein^ Strecke von vielleicht 30 und mehr Ellen wieder hinabgestürzt. Man hat bedeutende Verletzungen deö Kopfes, insbesondere auch der Hirnschale an ihin wahrgenommen. Seine Blende war ebenfalls zerdrückt gewesen; seine Uhr aber hatte still gestanden und auf die zwölfte Stunde ge zeigt. Er wird von Allen, die ihn kannten, schmerzlich betrauert; noch mehr jedoch seine hochschwangere Frau, die in Schmiebeberg wohnt und zu der er alle Sonn abende mit freudiger Sehnsucht geeilt war. — Möge ihr jenes „Glückauf" in verdoppeltem Maaße jetzt zu Gute kommen, damit eS ihr nicht an Trost und Stärke fehle in der schweren Prüfung, welche Gott, der Un- erforschliche, über sie verhängt hat. /X Frauenstein, 1. April. Am gestrigen Tage fand unser FrühjahrS-Viehmarkt Statt; die Witterung war am Morgen neblich und es brohete mit Regen oder Schnee, hellte sich aber bald auf und blieb auch den ganzen Tag schön. — Obschon in hiesiger Gegend der Schlitten gar nicht mehr, und auch der Wagen noch schlecht geht, so waren doch sehr viel Menschen und auch viel Vieh von allen Arten hier; aber die Verkäufer wurden, durchaus nicht zufrieden gestellt, weil verhältnißmäßig sehr we nig gekauft wurde. Die Verkäufer hielten auch sehr hohe Preise, was den Absatz erschwerte; auch die ' Leute hiesigen OrtcS, die mit verschiedenen Gegen ständen, mit Semmel u. dergl. feil hielten, wurden durchaus nicht befriedigt, so daß manche ihre Müde nicht belohnt fanden. Störungen der Ruhe und Ord nung, die an dergleichen Tagen nicht ungewöhnlich sind, kamen nicht vor. Wien, 30. März. Die Wiener Zeitung enthält die Uebersicht der gejammten Staatseinnahmen und -Ausgaben der österreichischen Monarchie für baS Verwaltungsjahr 185». Es betragen hiernach die ordentlichen Einnahmen 258,508,915 Fl., die außer ordentlichen 5,277,970 Fl., zusammen 263,786,885 Fl. (1854 nur 245,333,524 Fl.) Die Gesammisumme der Ausgaben beträgt 402,686,182 Fl. (1854 nur 386,046,646 Fl.) ES ergiebt sich sonach ein Deficit von 130,899,297 Fl. — Die Ausführung eines Projekts des Fürsten Felir v. Hohenlohe-Oehringen, den Fruchthandel Ungarns mit Dentch land zu organisiren, wel ches Projekt auch feine besondere Bedeutung für die nördlichen Bahnlinien der Monarchie, beziehungs weise also für Sachsen hat, ist eine beschlossene Thal sache und beschäftigt -man sich bereits mit dessen präli minären Details. , — Am 20. März 1«/- Uhr Mittags ist die Ge meinde MatterSdorf in Ungarn von einem furcht baren Brandunglnck betroffen worden. 261 Häuser nebst Scheunen , Stallungen rc., waren in Zeit von drei Stunden zu Schutt und Asche geworden. Bei dem heftigen Winde an diesem Tage war eS Vielen nur Möglich, das bloße Leben zu retten. Da gerade Markttag war und das Feuer mit unglaublicher Schnelligkeit um sich griff, so verloren auch viele Ge schäftsleute, die von fern dahin gekommen-waren, ihre ganze Waare, so z. B. ein Tuchmacher aus Oeven- bürg, der für 2000 Fl. Tuch einbüßte; Einigen, die ihre Sachen in Leincntücher eingewickelt forttragen wollten, fingen dieselben auf dem Rücken zu brennen an und mußten sie abwerfen. Drei Menschen verlo ren ihr. Leben. , Paris. Am 30. März Nachmittags 3 Ubr schlug man an den Mauern von Paris folgende Be kanntmachung an: „Polizeipräfectur. Kongreß von Paris.. 30. März 1856. Heuteum 1 Uhrwurde der Friede im Ministerium der auswärti gen Angelegenheiten unterzeichnet. Die Bevollmächtigten Frankreichs, OcstrejchS, Großbritta- niens, Preußens, Rußlands, Sardiniens und der Türkei haben den Vertrag unterzeichnet, welcher den gegenwärtigen Krieg beendet, und der, indem er die orientalische Frage regelt, die Ruhe Europa'- auf so lide und dauerhafte Unterlagen stellt. Der Polizei- präfecl. Pietri." — Die Bevollmächtigten trugen in dieser feierlichen Sitzung Uniform und alle ihre Dekorationen. ES ist Thatsache, daß die Bevoll mächtigten den Vertrag mit einer aus dem Pflanzen garten entnommenen Adlerfeder unterzeichneten, welche kostbar gefaßte war und in den Besitz der Kaiserin übergeht. Um 2 Uhr Nachmittags ertönten die Kano- nen der Forts, um halb 3 Uhr die des Jnvaliden- hauseS mit 101 Schüssen. Um 3 Uhr erschien ein Kammerherr deö Kaisers, und eröffnete den Bevoll mächtigten, daß der Kaiser bereit sei, sie zu empfan gen, und um halb 4 Uhr begaben sich dieselben nach den Tuilericn. London, I. April. Die „Morning-Post" mel det, Lord Palmerston habe den Abschluß des Friedens im Hause der Gemeinen verkündigt, fügt jedoch hinzu, daß die Veröffentlichung des Vertrags nicht eher er folgen könne, als bis derselbe von den verschiedenen Souverainen ratificirt worden sei. Erst dann werde derselbe bindend und cndgiltig. Die Ratification dcS Kaisers Alexander könne nicht vor drei Wochen eiiii- treffen. — Der Vertrag sei vollkommen befriedigend. Der Zweck des Krieges sei vollkommen erreicht, und die Türkei werde' kräftigst geschützt bleiben. Das Bünbniß zwischen Frankreich und England werde nicht nur aufrecht erhalten bleiben, sondern noch mehr an Ausdehnung gewinnen. Vor dem Austausch der Ra tificationen . werde kein Datail über den Vertrag be kannt werden. Am 31. März spät AbendS wurden im Tower und im St.-JameS-Park zur Feier des Friedensschlusses 101 Kanonenschuß abgefeuert, und die Glocken läute ten bis Mitternacht. Der Pariser Friede. Am 30. März ist in Paris der FriedenStractat unter zeichnet worden. Wenn auch namhafte Schwierigkeiten idem Zustandekommen desselben im Wege standen, so daß im Schoße der Konferenzen die Debatten ost ziemlich heftig und die Sprache ost gereizt »ar, so find sie doch durch die Nothwendigkett besiegt, welche mehr wirkt, als die gewandteste diplomatische Betedtsamkeit. Rußland und Napoleon III. wollten den Frieden, und darum erhält ihn die Welt. Rußland hatte durch den Krieg ungeheure Ein buße an Mannschaften nnd Geld erlitten; etngestandener