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tät, der Oberbürgermeister rc., zur Begrüßung anwe send waren. Abends waren die öffentlichen Plätze der Stadt durch GaSpyramiden erleuchtet. — An deü Abenden des 1V und II. dS. Ms. wurden am Dache der Scheune des GutSbes. Faust in Döhlen Brandstiftungen versucht; daö Feuer ward noch rechtzeitig entdeckt, leider aber waren die Thäter noch nicht zu ermitteln. — Der zu 2« Jahren Zuchthaus ersten GradeS detinirte ehemalige Adv. Gautsch in Roßwein ist am I. März aus Waldheim, entlassen, nachdem ihm, auf zweimal nachgesuchten Gnadenwege, 15 Jahre von seiner Strafzeit erlassen worden. Berlin, 43. März. Heute Vormittag hat die Beerdigung deS Hrn. v. Hinckeldey stattge- sunden. Schon vom frühen Morgen an strömten die Menschen scharenweise nach dem Molkenmarkt, der Königsstraße und überhaupt nach der ganzen Rich tung, wo der Zug Vorbeigehen sollte. Die Spitzen der hiesigen Behörden hatten sich gegen 7'/, Uhr im Trauerhause eingefunden, kurz vor 8 Uhr trafen Vie hier anwesenden Prinzen deS königlichen Hauses ein und um 8 Uhr der König selbst. Es begannen hierauf die gottesdienstlichen Feierlichkeiten am Sarge. In zwischen hatten die Menschettmaffen aus dem Molken markt, wo das Präsidialgebäude der Polizei liegt, aus der Poststraße, auf der KönigSstraße, dem Aleranber- platz, der Prenzlauerstraße bis hinaus auf dem Ni- kolaikirchhofe so zugenommen, daß man sagen mußte: halb Berlin ist auf den Beinen. Es war aber nicht dloS die gewöhnliche Neugier, welche die Massen HInauStrieb; es war überall die innigste Theil- nahme wahrzunehmen, und gar mancher schlichte Bürger hatte nasse Augen. Um 9 Uhr war die reli giöse Feierlichkeit beendet. Der König soll äußerst bewegt am Sarge deS Hrn. v. Hinckeldey gewesen sein und geweint haben. Jedenfalls ist diese innige Theilnahme der Stadt und des Hofes ein Balsam des Trostes für das blutende Herz der trauernden Wittwe und Waisen. Kurz nach 9 Uhr verließen der König, die Prinzen, die Minister, die anwesenden Generale das TrauerhauS, und eS wurde dann der Sarg unter dem Schalle deS EhoralS „JesuS meine Zuversicht" auf den Leichenwagen gebracht, worauf sich der Zug in Bewegung setzte, in welchem man unter Andern den königlich sächsischen Geheimralh v. Körner, den königl. sächs. Polizeidirector v. Pflugk, den königl. hannoverischen Generalpolizeidirector und sonstige aus wärtige Beamte bemerkte, die eigens hierher gekommen waren, um Hrn. v. Hinckeldey die letzte Ehre zu er weisen. Den Schluß des Zuges bildeten die zur Leichenpqta'de nicht verwendeten Theile der Schutz mannschaft, der Feuerwehr und endlich die Trauer equipagen. Ein Galawagen des Königs kam zuerst, dann fünf prinzliche Galawagen und hierauf die übrigen Equipagen. ES dauerte über eine Stunde, bis der Zug vorbei war. Wie man hört, soll Hr. v. Rochow gestern die Weisung erhalten haben, für heute sich aus Berlin zu entfernen. Wahrscheinlich mochte man besorgt sein, daß seine Anwesenheit heute zu Aufregung Anlaß geben konnte. Als Nachfolger deS Hrn. v. Hinckeldey wird der Freiherr v. Zedtlitz-Neukirch, Landräth in Schlesien, genannt. Veranstaltete Sammlungen zum Besten der Hinterbliebenen haben bereits die Summe von 10,000 Thlr. überstiegen. Der König hat dex Wittwe, da nach dem Gesetze der Pensionsanspruch durch, das ge waltsame Ende verwich ist, einen JahreSgehalt von 200» Thlr. Und für jedes der 7 Kinder eine Sub vention zur Erziehung ausgesetzt. — Zu den traurigen Nachrichten der letzten Tage kommt noch eine neue, die,ebenfalls in weiten Kreisen, schmerzlich berühren wirb Am II. März Abend« endete plötzlich der Geh. Oberregierungsraih H. v. Raumer in Berlin durch einen Pistolenschuß sein Leben. Er war 1790 geboren, ein naher Verwandter deS CuliuSministerS v. Raumer und ein Vetter des berühmten Geschichtsforschers. Er befand sich äußer lich in glänzenden und glücklichen Verhältnissen; er hinterläßt eine jugendliche Gattin, mit der er noch nicht ein Jahr verheiralhet war. Man bezeichnet eine geistige Störung als Grund der Thal. — Der König von Preußen Hal den Minister- Präsidenten v. Manteuffel und den königl. preuß. Gesandten zu Paris, Grafen v. Hatzfeld, zu seinen Bevollmächtigten bei den Pariser Eon feren- zen ernannt. Paris. Die Nachrichten stimmen sämmtlich darin überein, daß das Friede u Sw erk der Pariser Conferenzen in befriedigendster i se vorschreile und daß die einem günstigen Ergebnisse enlgegenstehen- den Schwierigkeiten als beseitigt zu betrachten seien. — Die Bevollmächtigten sollen in letzter Zeit mit der sehr aufhältlichen Angelegenheit der Recnfication der russischen Grenzen an der Donau beschäftigt ge wesen sein; eS sei dabei kesne ernste Meinungsver schiedenheit anfgekaucht. Neber die Organisation der Donaufürstenthümer sei noch nilztS entschieden, und die Beibehaltung der russischen Festungen in den transkaukasischen Provinzen soll zugestandrn werden. ES stehe zu hoffen, daß die Conferenz vor Ablauf deS Waffenstillstandes ihre Arbeiten beendet haben werde; andernfalls soll eine Verlängerung bis 15. April eintreten. — Der Prinz Jvrüme, jüngster Bnider des Kaisers, liegt seit mehren Tagen an einer Lungen entzündung bedenklich darnieder. Die Bulletins lauten gar nicht befriedigend. ES hat sich ein heftiger Husten eingestellt, der trotz aller Mittel nicht weichen will. Paris, Sonntag, den 16. März. Morgens 4 Uhr. Ihre Majestät die Kaiserin ist heute stüh '/«4Uhr glücklich von einem Prinzen entbunden worden. Das Befinden der Kaiserin und des Kronprinzen ist den Umständen nach vortrefflich. V e r m i s eh f e S. Zn Lyon ging vor rlnlgen Tagen ein portugiesischer Offi zier in Begleitung eines Orang-Utangs durch dle Stadt, den er in den Waldern Bengalens gefangen hat. Dieser Affe, welcher 6 Fuß engl. hoch ist, geht ohne Anstrengung aufrecht. Von einem Ohr zum andern tragt rr den untern Theil des Gesichts mit einer Art von Bart bedeckt, waS seine Aehnlichkeit mit dem Menschen noch vermehrt. Eine große Volksmenge begleitet« vom Bahnhofe an diese« sonderbare Thier, das mit seinen Nanking beinkleidern und dem keck auf ein Ohr gesetzten Strohhut ganz wie ein amerikanischer Pflanzer aussah.