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Wr 23. Weißeritz-Zeitung Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde 18 MSy 18S«. ,, Jnsttatt i werden «tt . 8 Pfg: fiir die ^Zrilr berechnet und in asten Expeditionen , ' angenommen. Dienstag. Erscheint Dienstag« «nd Freitag«. Zu beziehen durch aste Postanstal- len. Preis pro L2uart.lv Ngr. Em unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann Tages geschickte. Dippoldiswalde, 17. März. Die seit dem 31. Drcbr. vor. I. bei unS eingezogene, aus der 4. und L. Batterie der Fußartillerie-Brigade bestehende In« lerimSgarnison wird unS also mit Ende dieses Monatö wieder verlassen. WaS wir so gerne wünschten, hoff ten wir immer noch in Erfüllung gehen zu sehen: daß dieselbe nämlich entweder bei unS ferner verbleibe, oder daß an deren Stelle vielleicht eine Cavalcrie- Garnison hierher verlegt werde. Die von' vielen Bürgern behufs der Herstellung oder Anlegung guter Ställe re. gebrachten Opfer und der Gewinn, den diese, wie viele andere Gewerbstreibende, von der Garnison halten, machten eS uns wünschenSwerth, und Seiten deS StabtrathS und der Stadtverordneten wurde auch ein darauf gerichtetes Gesuch an das KriegSmtnisterium eiugesandt. Wie wir heute aus sicherer Quelle vernehmen, ist dasselbe aber leider ab- . schläglich beschicken worden. ES heißt in der Rück antwort, daß die Verhältnisse — nach Veräußerung eines großen TheilS von Artillerie-Zugpferden — nicht mehr Veranlassung geben, die hier cantonnirende Bri- gäbe länger bei uns zu lassen. Ferner heißt eS, daß — da ern Garnisonwechsel jetzt nicht in Aussicht stehe -- man sich auch nicht in der. Lage befinde, dem von den Stabtbehörden gestellten Anträge auf Gewährung - einer stehenden Cavalcrie-Garnison zu entsprechen. „DqS Kriegsministerium sieht sich jedoch zu seiner Be friedigung veranlaßt, vollständig und mit Dank an zuerkennen, wie sowohl die Commun Dippoldiswalde, als auch deren Vertreter, Alles aufgeboten haben, um durch zweckmäßige Vorkehrungen und gefälliges Ent gegenkommen, den cantonnirenden Truppen den dorti gen Aufenthalt angenehm zu machen, und wird man veS fraglichen Antrags gern eingedenk sein, wenn die Umstände und das dienstliche Interesse vielleicht später eine'Berücksichtigung thunlich erscheinen lassen sollten." — Wir brauchen nicht zu sagen, wie ungern man allgemein das Militär hier scheiden steht, wie eS das beste Lob über gutes Betragen mitnimmt und unS das Bedauern über sein Scheiden zurückläßt. Dippoldiswalde, den 16. März. Wie wir aus der in diesem Blatte befindlichen öffentlichen Bekannt machung ersehen, kommt nächsten Charfreitag abermals eine geistliche Musik in unserer Stadtkirche zur Ausführung. Dieselbe hat die letzten Augenblicke, insbesondere die letzten Worte des Erlösers am Kreuze, zuM Gegenstände und ist von Joseph Haydn verfasset. Dieser Name schon giebt hinläng lich Bürgschaft für die Schönheit des MatMamS; der Hörer wird aber auch selbst seme Erwartungen im höchsten Grade befriedigt fühlen, da die Musik ein Meisterstück von Einfachheit, Kindlichkeit und Wohl laut ist. Zwar bringt das Werk keine geräuschvolle Abwechselung, wie andere ähnliche, wo oft Gesang und Musik in tosende Kämpfe gerathen; die ganze Handlung, das Hinsterbey de» Herrn am Kreuze, verlangt und verträgt keinen musikalischen -Pomp. Aber der rührenden und ergreifenden Stellen finden sich viele in demOratorium, und diese werden gewiß bei dem Hörer nicht ohne Wirkung bleiben, wenn sonst, das Gemuth der Macht der Töne sich erschließen und hin geben will. Die früheren CharfreitagSaufführungen und besonders die vorjährige hatten sich einer zahlreichen Theilnahme von hier und auch von auswärts zu er freuen. Namentlich unsre Nachbarn auf dem Lande haben zeilher sich lebhaft betheiligt; hoffen wir dies Mal ein Gleiches ! Neber die Veranlassung zur Composition deS vor genannten Oratoriums sagt Haydn selbst in einem Vorberichte Folgendes, waS vielleicht Kiesen oder jenen unsrer Leser interessiren dürfte.. „Im Jahre 178g wurde Ich von einem Domherr» In Ca- dlr ersucht, eine Instrumentalmusik auf die sieben Worte Jesu (»hristi am Kreuz» zu verfertigen. Man pflegte damals alle Jahre während der Fastenzeit in »er Hauptklrche zu Eadir ein Oratorium anfznführen, zu dessen verstärkter Wirkung fol gende Anstalten nicht wenig beitragen mußten. Die Wände, Fenster und Pfeiler der Kirche waren nämlich mit schwarzem Tuche überzogen, unv nur eine in der Mitte hängende große Lampe erleuchtete da» lzeilige Dunkel. Zur Mittagsstunde wurden alle Thüren geschlossen Jetzt begann die Musik. Nach einem zweckmäßigen Vorspiele bestieg der Bischof dir Kanzel, sprach eines der sieben Worte aus und stellte eint Betrachtung darüber Nn. Sv wie sie geendet war, stieg er von der Kanzel herab und fiel knieend vor dem Altäre nieder. Diese Pause wurde von der Musik auageiüllt. Der Bischof betrat und ver. ließ zum zweiten, dritten Male u. s. w. die Kanzel und jedes mal fiel das Orchester nach dem Schluffe der Rede wieder ein. Dieser Darstellung mußte meine Compofition angemessen sein. Die Musik war ursprünglich ohne Tert; erst späterhin wurde ich'voranlaßt, den Tert unterzulegen. Die Vorliebe, womit einsichtsvolle Kenner diese Arbeit aufnchmen, läßt mich hoffen, daß sie auch im größer» Publikum ihre Wirkung nicht per fehlen werde." ? " Dresden. Ihre königl. Hob. die 'Prinzessin Amalie ist nach einem viermonatlichtn Aufenthalte in Leipzig, wo sie Vurch die Geschicklichkeit des Herrn vr. CocciuS das Augenlicht zurückerhalten hat, am 13. März Abends hierher zurückgekehrt. Ihre Majj. der König und die Königin, die Königin Marie und sämmtliche Glieder der königl. Familie empfingen die Prinzessin am Leipz. Bahnhofe, wo auch die Staats minister, der Gouverneur der Residenz, die Generali-