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Dienstag. IVr. 21. 11. My 185«. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal» ten. Preis >>ro Quart.10 Ngr. Weißerih-Ieitung Inserate werden mit 8 Pfg. für die Zeile berechnet und in allen Expeditionen Angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Altenberg, am 9. März. Am vergangenen Donnerstage Nachmitlags verunglückte der hiesige Fleischermeister F l e m ming jun. auf der Zinnwalder Höhe am Eingänge deS Sergrundes, indem er beim Fahren eines schwer mit Lohe beladenen Wagens, auf der Handseite derselben an einem Schnceabgange haltend, von der Koben Windwehe herabrutschle und unter das Hintere Rad fiel, so daß der Kopf den Wa gen so zu sagen aufgehalten Hal. Obschon, besonders an dein einen Auge, schwer verletzt, hofft man doch auf dessen Wiederherstellung, was ihtli auch von Herzen zu wünschen, da er Familienvater ist. Dresden, 7. März. Auf der böhmischen Bahn ist man in diesen Tagen einem möglichen Unfall zu« oorgekommen. Man hatte nämlich bemerkt, daß in der Nähe von Schönau, dem Kamnitzbach gegenüber, am Waldrand der Bahn ein Felsblock sich lockere. Der selbe wurde daher vorgestern Nachmittag weggesprengt und obwohl er 2 große Löcher in den Bahndamm schlug und mehrere Schienen zerschmetterte, gelang es doch, diese Störungen noch in der folgenden Nacht zu beseitigen, so daß die Züge schon am folgenden Donnerstag Morgen wieder passiren konnten. Frankenberg, 3. März. Der Bergbau in unserer Gegend, den man für älter als den von Frei berg hält und der vor mehrern Jahrhunderten eine sehr große Bedeutung halte, sich aber bis noch vor nicht vielen auf Null reducirie, beginnt sich wieder umfangreicher und ergiebiger zu entfalten. So hat die Grube „Alte Hoffnung Erbstolln" zu Schönborn, welche jetzt circa 200 Arbeitern Brod und Verdienst giebl, im abgelaufenen Jahre ein Ausbringen von 35»,063 Thlr. gewährt. Schneeberg. WaS vor nicht langer Zeit über Verlegung des hiesigen BergamtS gerüchlsweise ver lautete, hat seine Bestätigung gefunden. Es ist be stimmt, daß Schneeberg sein Bergamt verliert; nur weiß man noch nicht, in welche Stadt eS verlegt werden soll. Die meiste Hoffnung, dasselbe zu erhalten, soll Schwarzenberg, als mehr in der Mitte deö sächsischen Bergbaues gelegen, haben, und soll dem Vernehmen nach zu diesem Behuse auch bereits ein Gebäude da selbst angekauft worden sein. Der Verlust, den Schnee berg hinsichtlich deö Verkehrs und die städtischen Kassen an Einnahmequellen dadurch erleiden, ist kein unbe deutender, und ist dies umsomehr zu bedauern, als unsere Sladi schon so manche Verluste erlitten hat und die Einnahmequellen mehr und mehr versiegen, da gegen die Ausgaben von Jahr zu Jahr sich steigern. Wien, 5. März. Die Zeitungen melden, daß, als das Silberagio vor Kurzem stark zu sinken begann, viele Landleute nach der Stadt kamen und ihre bisher vergrabenen oder sonst fest verwahrten Silberzwanziger gegen Banknoten verwechselten, „um doch — wie sich einer der Bauern ausdrückte, zu guter Letzt wenigstens etwas zu gewinnen." DaS sind inbeß nur die intelli genteren und näher wohnenden Bauern. Die größere Zahl hütet ihre Zwanziger noch so ängstlich wie zu vor. Man schlägt die Summe des geprägten GoldeS und Silbers, welche in Oesterreich versteckt ist, und zwar viel zu gering, zu 300 Millionen Gulden an. Es wäre wüstschenSwerth, daß dieses ganz todte Ka pital lebendig würde. Das kann nur dann geschehen, wenn die Bank wieder ihre Noten jeden Augenblick gegen Silber verwechselt, wenn nur Fünfgulden-Noten auSgeben werden und wenn der Banknoten-Umlauf nur so viel beträgt, als nothwendig ist, um den Ver kehr zu erleichtern, nicht aber so viel, um das fast alleinige Circulationsmedium zu bilden. — Unsere Kai serin wird ihre Entbindung von einem Thronerben, wie man hofft, in Larenburg erwarten, wohin der kaiserliche Hof im Fr ühjahre übersiedeln wird. Paris, 4. März. Die Rede, mit welcher der Kaiser die legislative Session von 1856 eröffnete, ge winnt durch die Zeitumstände, unter denen sie gehalten wurde, eine zu große Bedeutung, als daß es nicht von dem höchsten Interesse wäre, den tiefen Eindruck zu beachten, den dieses ganz aus der Feder Sr. Maj. geflossene Actenstück auf das Publicum gemacht hat. Vielleicht zu keiner Zeil haben die Worte deS Kaisers eine so allgemeine Billigung gefunden, und in dem Lobe, welches man ihnen spendet, scheint die Spal tung der verschiedenen Parteien verschwunden zu sein. Man bewundert mit Recht den vollkommenen Tact, mit welchem der Kaiser alle Klippen einer Lage ver mieden Hal, welche vielleicht nie in der Geschichte ihres Gleichen gehabt hat. DaS Princip der hergestellten Bündnisse und die Nothwendigkeit, für den Krieg ge rüstet zu bleiben, festhaltend, läßt doch die Rede den Friedenshoffnungen allen ihren Werth, und mit dem äußersten Glück im Ausdruck schont sie die Empfind lichkeit der Verbündeten Frankreichs eben so sehr, wie die Rußlands. — 7. März. Der Moniteur enthält ein kaiser liches Decrct, wodurch daS gesummte Kontingent für 185,6 (I40M0 Mann) einberufen wird.