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vor mehreren Monaten sistirt werden mußte, da nach der Kartoffel-Erndte dieselbe zu wenig benutzt wurde, soll kommenden 18. Februar wieder aufs Neue inS Lehen treten. Vernimmt man auch hie und da Stim men unter den hiesigen Armen, daß sie diese Anstalt nicht als eine Wohlthal betrachten könnten, so dürfen selbige doch nicht als maaßgebend anzuschcn sein, da «S auch Vernünftige darunter giebt, welche eS einsehen, daß ihnen in dieser Anstalt eine weit nahrhaftere, ge sündere Kost geboten wird, als sie sich zu Hause selbst bereiten können. ES ist daher beschlossen worden, vor der Hand wöchentlich drei Mal kochen zu lassen, und sollen auch die in der Kinderbewahr ° Anstalt ausge- Nommenen Kinder ihre Beköstigung in der Anstalt er halten. Der Uebelstand, daß sich die Gemüse-Spcisc- Wirthschast nicht in einem passenden Stadtviertel be finde, soll ebenfalls möglichst bald beseitigt werden, indem solche bald thunlichst in die Mitte der Stadt verlegt werden solle. Geising. In der Parochie, bestehend aus Neu- geising, Altgeising, Zinnwalh und Georgenselb mit ca. 1908 bis 2000 Seelen, wurden im Jahre 1855 geboren: 84 Kinder, nämlich 53 Söhne und 31 Töchter. Darunter 16 uneheliche, 1 Zwillingspaar,' 2 todtgeborene Kinder. Auf Neugeising kommen 28 K. (incl. 2 unehel.); auf Altgeising 26 K. (incl. 5 unehel.); aufZinnwald 19 K. (incl. 4 un ehel.); auf Georgenselb II K. (incl. 5 unehel.) — 13 Kinder mehr als 1854. Verstorben sind im Ganzen: 57 Personen, näm lich 26 männl, und 31 weibl. Auf Neugei sing kommen 29 Pers.; auf Altgeising 14 Pers.; auf Zinnwald 7 Pers.; auf Georgenselb 7 Per- sonen. Unter denselben befanden sich: 9 Ehemänner, 6 Ehefrauen, 1 Wittwer, 12 Wittwcn, 3 Ledige, 25 Kinder, als 14 Söhne u. II Töchter, — 10 weniger als 1854. Verehelicht haben sich 20 Paare, die in hiesiger Kirche getraut worden sind. Den Bräuten nach, kom men auf Neugeising 6 P.; auf Altgeising 9 P.; auf Zinnwald 4 P. und auf Georgenselb I Paar. — 2 Paar mehr als im Jahre vorher. Communicanten waren in der ganzen Parochie 1335. Unter ihnen befanden sich 47 Katechumenen, die zum ersten Male communicirten, und 18 Personen, Venen das heil. Abendmahl im Hause gereicht wurde. Im Ganzen 124 Communicanten mehr als im Jahre 1854. Dresden. Der hiesige Elbbrückenzoll hat im vergangenen Jahre 17,.550 Thlr. eingetragen, so daß wiederum 11,900 Thlr. Bauschulden zurückgezaklt werden konnten, die sich demzufolge von 69,300 Thlr. auf 57,400 Thlr. vermindert haben. — Ein hiesiger Bäcker hat von heute an reines „Gerstenbrod," L Pfund I0'/r Pfennig, zum Verkauf auSgeboten. — Am 26. Januar Abends in der 7. Stunde sprang ein wegen EigenthumSvergehen angezeigter Hausknecht aus einem Gasthause in Neustadt von der Brücke in die Elbe und fand, bei dem hohen Wasser stande und Eisgänge, sofort seinen Tod. — Nach einer kürzlich vorgenommenen Vermes- sung beträgt der Flächenraum der Festung König stein 5747 Quadratruthen ober 19 Acker und 47 jQuadratruthen. — AuS Meißen vom 29. Januar wird dem „Dr. I." über die Entdeckung eines Brandstiftung». Versuchs berichtet: „Der Gegenstand des frechen An griffs war die PreiSkermühle, die auf einem höchst romantischen Punkte des TriebischthalS liegt und im Sommer von Meißen auS häufig besucht wird. Der Verbrecher erreichte seinen Zweck übrigen» nur unvoll ständig, denn eS brannte nur ein Strohdach ab, und sogar die Spuren seiner Thal wurden nicht vernichtet. Der bald herbeigekommene Gendarm fand daS Papier, daS zum Einwickeln der Zündhölzchen gedient harte, und erkannte in ihm ein auS einem Schulbuche ge rissenes Blatt. In der Schule deS nahen Dorfs sand sich am Morgen daS Schulbuch, zu dem daS Blatt ge hört halte, und das betreffende Kind sagte auf Be fragen, weshalb ein Blatt fehlte, ohne weiteres: „Da hat mein Väter gestern herauSgeriffen, um Zündhölz chen hineinzuthun." So ist die Entdeckung kurz de» Verbrechen auf dem Fuße gefolgt. Berlin, 26. Jan. Die schriftliche Antwort Rußlands auf die österreichischen FriedenSvorschlägr dürste nunmehr in ihrem vollen Wortlaut hier ange- kvmmen sein, so daß sich ein bestimmteres Urtheil über die Friedensliebe Rußlands jetzt fällen läßt. Man Höri andeuten, das neben der Friedensliebe deS Kaiser» Alexander auch die gegenwärtige Lage der finanziellen Verhältnisse in Rußland zu dem großen Entschluß, die Friedensvorschläge ohne Rückhalt anzunehmen, we sentlich beigetragen habe. Mit Recht wird außerdem von namhafter Seite darauf hingewiesen, daß unter den verschiedenen bedeutungsschweren Gründen, welche bei dem Petersburger Cabinel den aufrichtigen Wunsch nach einem selbst mit schweren Opfern zu erkaufenden Frieden erweckt hätten, der schwedisch-westmächtlichc Verirag, auch eine wichtige Stelle einnähme, da er die ernstesten Besorgnisse vor einem dritten Feldzüge und dessen Folgen für Rußland in Petersburg her vorgerufen habe. Paris. Die bis jetzt schon gesteigerten Frie denshoffnungen beleben sich immer mehr. In einem Ministcrrathe, bei welchem der Kaiser den Vor sitz führte und die große Tagesfrage zur Verhandlung kam, wurde von allen Rednern einstimmig im Sinne deS Friedens gesprochen, und eine Lösung deS Streites, als den Wünschen und Bedürfnissen des Landes ent sprechend, dargestellt. Man sagt sogar, daß der Kaiser geäußert habe: „Der Friede in diesem Augenblicke wäre ein Glück für Frankreich; wir wollen Alles auf bieten, ihm diese Wohlthat zukommen zu lassen." Der Minister'des Innern soll bei der Auseinander setzung, wie wünschenswert!) der Friede für daS Land wäre, auf die allgemein herrschende Stimmung in den Städten und Dörfern hingewiesen haben, die jetzt eben so lebhaft den Wunsch nach Frieden anzeige, wie ehedem die Bereitwilligkeit, alle Opfer zur Führung deS Krieges zu bringen; er erklärte, daß die Berichte der Präfecten übereinstimmend dahin lauten, daß die Regierung durch einem FriedenSabschluß vor dem Früh jahre dem dringendsten Begehren der betreffenden Be völkerung entspräche. Eine andere Thalsache ist eS, daß die Regierung bei mehreren Lieferanten Lieferungen zur Ausrüstung und Verpflegung der.Heere abbestellt und sich zu einer beträchtlichen Vergütung herbeige lassen hat. — Ferner ist eS gewiß, daß in Paris viel gemäßigt wirb, wenn man von London aus allzu