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Nr. 10 Freitag Erscheint Dienstags und! Freitags. Zu beziehen Lurch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. lONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. 1. Februar 1856. - Inserats Weißeritz-ZeitungM angenommen. Verantwortlicher Ncdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. 29. Jan. Während anderer Orten durch Festvorstellungen, Aufführungen und frohe Bankette der 27. Januar d. I., der hundertste Geburtstag Mozart's, des Fürsten der Töne, feierlich begangen wurde, so brachte der Liederkranz allhier dem großen Gebächlnißlage durch Aufführung der Schiller'schen Glocke, componirt von Romberg, am gestrigen Abende gleichsam durch eine Nachfeier auch seinen Zoll. Gelten doch von beS größten Musik meisters Werken recht eigentlich die zu Gehör gebrach ten Berse: ' Noch dauern wird'S in späten Tagen, Neid rühren vieler Menschen Ohr, Und wird mit den Betrübten klagen Und stimmen zu der Andacht (§hor. Wenn wir davon absehen, auf die Einzelnhciten der Musikausführung selbst einzugeh.en, so können wir unS doch nicht deS summarischen UriheilS enthalten, daß die mit Präcision und Verständniß vorgetragenen Cböce und Soli's fast sämmtlich der Composilion wür dig waren und jedenfalls noch wirkungsreichcr gewesen wären, wenn einerseits die Instrumente an einigen Stellen sich mehr zu mildern gewußt hätten, andrer seits ein mehr akustisch gebauter Saal der Musik zu Hülfe gekommen wäre. Desfenohngeachlel verdienen aber die Gesellschaft selbst, dann besonders die Solo sänger und endlich und vorzüglich der Direktor deö Liederkranzes, Herr Reet. Nadler, die vollste Aner kennung und den Dank des Publikums, daS auch durch zahlreiches Erscheinen dem Gesangvereine seine Aufmerksamkeit zu erkennen gab. Wenn wir bei frü heren Berichten über Concerte des LiedcrkranzeS davon abgesehen haben, einzelne Sänger namentlich zu er wähnen, so können wir unS heute dessen nicht ent halten, Herrn Curt Röder, der an diesem Abend zum letzten Male hier mittpirkte, daS besondere Lob zu spenden, daß er bei dieser, wie bei früheren, Auf führungen durch seine schöne Tenotstimme viel zum Zustandekommen genußreicher Stunden beigetragen hat. Die besten Wünsche begleiten ihn in die Ferne! Dem „Liede von der Glocke" schloß sich ohne In strumentalbegleitung ein Sologesang, „daö Bild der Rose" von Neithard, drei Müllerlieder yon Zöllner und die „Familienpolka" von A. Schäffer, ein zwar nicht tiefes, aber doch durch seine Leichtig keit gefälliges Stück, an, welchen Gesängen sämmtlich das oben ausgesprochene Lob unverkürzt zu eriheilen ist. Schließlich sei noch erwähnt, daß der Reinertrag des lLoncertes, der jedenfalls nicht unbedeutend sein Gr einen wohlthätigen Zweck (die in hiesiger btadt errichtete Speiseanstalt) bestimmt ist. Altenberg. Der hiesige Armen-Verein hat bei seiner am 28. Januar abgehaltenen Sitzung aber mals bewiesen, wie es ihm ernstlich darum zu thuy ist, die Noth der Armen zu lindern, ihnen möglichst Nahrung und Unterhalt zu verschaffen. und nament lich alte und arbeitsunfähige Personen durch Gewäh rung von Almosen zu unterstützen. ES sind auch dies mal wiever eine bedeutende Anzahl Unterstützungs gesuche gewährt und nur einige wegen ihrer Unzu lässigkeit abgewiesen worden. Insbesondere aber hat der Verein diesmal sein Augenmerk auf das Bettels der Kinder gerichtet, waS nur mit größtem Dank an? erkannt werben muß. Nicht nur, daß die Linder durch bas Betteln an Geist und Sitten verwahrlos-t werben, wobei alles Ehrgefühl erstickt wird, so werden gewöhnlich aus solchen jugendlichen Bettlern später Diebe, wenn dieselben nicht bei Zeilen auS ihren Bev- hülmisseu genommen werden. ^DieS ist auch ,von den Mitgliedern deö Armen-BereinS allseitig erkannt und der Beschluß gefaßt worden, eine Kinderbewah«? Anstalt allhier zu gründen, welche gewiß segensreich zu wirken vermag, wenn sonst die dazu nöthigen Kräfte herbeigeschafft und geeignete Personen zu deren Leitung gewonnen werden. Wohlweislich beabsichtigte man, die Anstalt unter den Schutz der hiesigen Frauen aus den höhern Ständen zu stellen , wpbei man sich der Hoffnung hingiebt, Paß auch hier, wie in andern Orlen, Dieselben, den edlen Zweck ins Auge fassend, sich gewiß auch willig finden lassen werden, die Aufsicht und Leitung der Anstalt gern mit zu über nehmen. Den Kosten-Punkt anlangend, so soll der Bedarf theils durch die in der Anstalt aufgenommenek Kinder selbst, da solche durch Strohflechten beschäftigt werden sollen, theils durch Zeichnung freiwilliger Bei träge gedeckt werben. Ein dabei aufgetauchteS Pro jekt, ein ArbeitS-NachweisungS-Büreau zu gründen, um Personen, welche gern arbeiten möchten, doch ver möge ihrer geistigen Schwäche nicht im Stande find, sich selbst um Arbeit zu bewerben, ist zwar bei dieser Sitzung nicht weiter verfolgt worden; doch wirb man gewiß auch dieses im Auge behalten und vielleicht schon daö nächste Mal zur Sprache bringen. — Wenn sich nun zumal sämmtliche Arbeitgeber zu diesem Zwecke vereinigten- so dürste manchem Almosen-Percipirnten Gelegenheit geboten werben, sich seinen Unterhalt we nigstens iln Sommer selbst zu erwerben, und wohl auch für den Winter etwas zu erübrigen, wenn er seinen Lohn nicht direkt, sondern durch das ÄrbeitS- Büreau bezieht, welches ihm kleine Abzüge im Som mer für den Winter aufsparen kanru Die voriges Jahr im Monat Februar allhier er richtete Gemüse-Speise-Wirthfchaft, welche