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Dienstag. Nr. 102. 30 Decernber 1856. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- tcn. Preis pro Quart, lv Ngr. Weißerih-Zeitung Inserate werden mit 8 Pfg. für die Zeile berechnet und in allen Expeditionen angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landnrann. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgeschiehte. Altenberg, 27. Dec. Abermals ist das liebe > aoldne Weihnächtsfest vorüber, welches für Tausende und aber Tausende eine Zeit der Freude und des Segens ist, an welchem traulich Vie Lichter deS ChriftbaumeS in die Herzen der Jungen und Alten hineinfunkelten, wo Alles jubelte in der Lust des schönsten aller Abende im ganzen Jahre. Aber freilich giebt es auch Tausende, denen das Weihnachtsfest keine Freuden- und SegenSzeit war, denen kein Lichtlein am Christbaume funkelte und in deren Herzen dieser Abend keine Lust brachte. Auch unser Ort hat solcher Armen gar viele; eö beweist dies schon der Umstand, daß Vorkehrungen getroffen werden mußten, um die Armuth sich nicht noch weiter ausbreiten zu lassen. Wer erinnert sich nicht noch des vorigen Winters, wo die bemittelten Bewohner unserer Stodl togläglich Von kiner Anzahl Bettler heimgesuchllwurden, wovon die Mehrzahl aus Kindern bestand, die schon große Dreistigkeit im Betteln be saßen , und die sicher ihrem Verderben entgegen ge gangen wären, hätte nicht die Barmherzigkeit edler Menschenfreunde sie demselben entzogen. Besser ist eö jetzt in dieser Beziehung, wo diese kleine Bettler schaar in der Kinderbewahranstalt untergebracht ist, in der sie zur Arbeit und zw regelmäßigem Schul besuch angehalten werden. Kaum ist ein halbes Jahr seil Gründung dieser Anstalt verflossen, und schon zeigt eS sich, baß der gute Samen Wurzel geschlagen hat. Emsig sieht man die Kinder in der Anstalt am Flechtbretchen sitzen, um die ausgegebene Zahl zu fertigen und wo möglich nebenbei noch etwas für ihr Sparcassenbuch zu erübrigen. — Die kleine Schaar konnte nicht hoffen, daß ihnen, wie andern Kindern, ein Christbaum brennen würde: doch mußte ihre Freude doppelt groß sein, als sie vernahmen, daß ihnen die Freundlichkeit edler Menschen eine Weih- nachtSfreude bereitet hatte. Am Sonntag vor Weih nachten schon sollte diese ihnen zu Theil werben. Nachmittags waren die beiden Hausmütter der An stalt mit sämmtlichen Zöglingen in den Stöckel'schen Saal beschieden, in dem auf einer langen Tafel die Geschenke lagen, hell erleuchtet von den vielen Lichtern zweier Christbäume. Den Knaben sowohl, als den Mädchen, waren Kleidungsstücke bescheert worden, auch erhielt jedes Kind einen Weihnachtsstollen. Auf die Hausmütter war ebenfalls je nach ihren Leistungen Rücksicht genommen; — aus dem ganzen Arrange ment aber ließ sich deutlich erkennen, baß Alles von zarten Frauenhänben geordnet und geleitet war. Nachdem sich nun die Kinder um die Tafel ge stellt, hielt unser würdiger Herr ?. Oehler eine treffliche Ansprache an die Kinder, in der er sie auf den großen Kinderfreund im Himmel hinwieS und sie zur Dank barkeit gegen shn und ihre Wohlthäter aufforberte, die sie durch Gottesfurcht, Fleiß und sittliches Betragen am besten an den Tag legen könnten. Der Redner spendete dann Allen den wohlverdienten Dank, die sich um die Anstalt, deren Leitung oder Spendung von Beiträgen zur Erhaltung derselben yerdieyt ge macht: doch diese tragen in ihrer eigenen Brust den schönsten Lohn! Bei dieser Bescheexung hätten aste Diejenigen Zeugen sein sollen, welche leider noch immer nicht die Zweckmäßigkeit und Heilsamkeit der Anstalt erkennen wollen: wahrlich, die freudestrahlenden Ge sichter der Zöglinge, aus denen wahre Unschuld leuchtete, und die gehaltene Ansprache würden sie ge wiß für dieselben eingenommen haben, und sie würden, gleich Andern, ihr Scherflein auf dem Altäre der Liebe zum Opfer bringen. . . ... München, 23. Dec. Die vor kurzem verfügte, ganz unerwartet gekommene Entlassung von un gefähr 30 Eisenbahnbediensteten, Conducteuren, Ober- conducteuren und Erpeditoren, hat zur Entdeckung eines großartigen Unterschleifs und zur Verhaftung von mehr als 20 derartigen Personen geführt. Sie hatten mittels einer eigenen Maschine und durch Bei hilfe eines Lithographen falsche Fahrbillets für die bairischen Eisenbahnen gefertigt, diese für eigene Rech nung verkauft und den Gewinn unter sich gctheilt. Der durch diese Fälschung der Eisenbahncaffe zuge fügte Schaden soll sich bis jetzt auf Lö,000 Fl. be rechnen. Brod-Preise vom 29. Dec. an. - gutes hauSbacknes geringeres Mstr. Gietzelt . . üPfd. 7V- Pf- 6'/- Pf- - Schmidt . . - - 7'/- - — - Richter . . - - 7'/2 - 6-/2 Pf. - Zimmermann - - 7'/- - - Liebmann . - - 7-/2 - 9-/2 ^Lpz. - Schultze . . - - .7-/2 - 6-/2 Pf. - Günther . - - 7-/2- - - Spillner . . - - 7-/2 - 6-/2 Pf. - Pietzsch . . - - 7'/2 - - Lindner . . - - 7-/2 - — - Ebert . . . - -- 7-/2 - 6-/2 Pf. - Thömel . . - - , 7-/2 - 6-/2 Pf. - Schneider . - - 7V- - 6'/, M. Dippoldiswalde, den 29. Dec. I8L6.