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622 keine Kirche und haben keine Kirche." Also nicht „protestantische Kirche," fanden Protestantismus." Endlich wird auch -gs Wok >MM)pliken^ (Bezeichn mmg für Nichtkathohiken) verbannt. ?,Daö ist so ein Wanfel, den-Leute erfunden habe», um alle GlaubenS- bek.en» Misse unter einen Hut zu bringen. ES giebt keine Akatholiken und keine Bkatholrken. Der Ka- tholik ist von A bis Z katholisch." (!!!) Im übrigen Deutschland haben sich allerdings keine Stimmen für daö Coneordat, Hundert und Tau send aber dagegen vernehmen lassen. Eine belgische Zeitung verkündet der östreichischen Negierung, daß sie „nur zu bald Ursache haben werde, ihre allzu große Nachgiebigkeit, zu bereuen. Denn die Forderungen der Kirche würden sich immer steigern und die Waffen, um ihnen zu widerstehen, habe der Staat aus den Händen gegeben." Am vernehmlichsten spricht sich allerdings die preußische „Naiioual-Zig." auö. Sie überschüttet das „verjüngte Oestreich" mit scharfem Spott und vergleicht das System des Kaisers Franz und Fürsten Metternich mit dem jetzigen. Sie sagt: „Alle Welt weiß, daß die Jesuiten die eigentlichen Begründer des östreichischen Einheitsstaates sind. Die Reformation der deutschen Kirche hatte, als der 30- jährige Krieg ausbrach, in Oestreich und Ungarn Eingang gefunden, ein Theil der Bevölkerung, den um seine' ständischen Rechte besorgten Adel an der Spitze, befand sich im Aufstande gegen die Dynastie: da boten sich die Jesuiten der letzteren zu Hülfe an, um der zugleich kirchlichen und politischen Rebellen Meister zu werden. Die pfäffisch-absvlniistische Reak tion gelang vollkommen; aber von nun an waren auch die Habsburger Erblande durch eine unauöfüll- bare Kluft von dem übrigen Deutschland geschieden. Sie wurden bis auf den Grund römisch gemacht, und nahmen einen Charakter an, der sie unfähig machte, der geistigen Bewegung der anderen deutschen Stämme, zumal als dieselbe im 18. Jahrhundert einen hohen Flug nahm, zu folgen. . . . Indem Oest reich in das lange unterbrochen gewesene Verhältnis) deS guten Einvernehmens mit dem päpstlichen Stuhle jetzt zurücktritt, ist darin daS Bekenniniß enthalten, daß, wie im 17. und 18. Jahrhundert, so auch heute der Einheitsstaat aus den Fugen geht, wenn ihn die Je suiten nicht zusammenhalten. Der volle Gegensatz Oestreichs gegen die Staaten von germanischem Geiste tritt wieder in volle Blükhe" u. st w. Aber auch in Oestreich selbst sah man augenblicks ein, welche Acquisuion man an dem Coneordat ge macht habe. Die strengkirchliche Partei begrüßte eö mit Freude und Jubel, während sich' im großen Pu blicum Bedenken aller Art bemerkbar machten. „Kaum die Leidenschaftlichsten," schreibt man der D. A. Z. von der böhmischen Grenze, „billigen diese völlige Un terjochung dec Staatsangehörigen durch die Kirche, welche sich nicht nur auf den Geist und das Gewissen beschränkt, sondern auf die ganze Persönlichkeit über greift, da ein Paragraph den Bischöfen das Recht zuerkennt, nicht nur Geistliche, sondern auch Weltliche wegen Nachlässigkeit in Religionsübung zu bestrafen. Jeder nüchtern llrtheilcnde findet diese Preisgebung deS Individuums an eine Gewalt, welche keiner großen Popularität genießt, gelinbestens ausgedrückt, unzweck mäßig, gefährlich. Durch diesen Schritt hat Oestreich im deutspen Norden, ja man kann sagen, in Deutsch land überhaupt seinen Einstuß, den es durch ein Hin neigen zu den Gegnern Rußlands gewonnen hatte, wieder eingebüßt. Welcher deutsche Stamm wird nun zu jdem Reiche halten,- das sich,iso zu sagen von deut scher BildMg lo-gtsa-t hat iuich »o die ersten Natjonal- postien, wie Göchrsttud SchiÜev,«dierQuellen so vielen Lichts der Veredlung!u>rd echter Humanität, diec poeti schen Apostel der Wahrheit, vielleicht binnen kurzem nicht mehr gelesen werden dürfen, und wo das Schulwesen durch fromme Hirlenhände wieder in den alten Schlen drian, weit weg vdn dem Gebiet moderner Wissenschaft und Forschung, zurückgebracht wird, da ein kirchliches Gutachten über Lehren und Bücher entscheidet und daS Dogma zum alleingeltenden Gedanken erhoben wird?" Und einem anderen Blatte schreibt man ebenfalls daher: „Die Stimmung der Gebildeten in Böhmen ist eine sehr gereizte und mißliebige. So sagte mir gestern ein Beamter, eS läge in jenem Acte eine Entwürdi gung der Intelligenz, die ihn und Hundertlausciide zum Uebenrill in die protestantische Kirche veranlassen würbe, wenn nicht damit die Eristenz verloren gegeben würde, und überhaupt ein Wechseln des väterlichen Religionsbekenntnisses an sich etwas Widerstrebendes hätte." Die Regierung Oestreichs kennt auch die ringe- meine Erregung, die in allen Familien herrscht und ist nicht wenig betroffen darüber; denn hohe Militärs, selbst Mitglieder des Neichöraihö sind als Gegner deS ConcorbalS zu betrachten, und die Zahl seiner Freunde darf nicht höher larirt werten,, als eö Bischöfe und ultramontane Minister giebt. Daß die Geistlichkeit, nachdeni sie einen solchen Sieg errungen, nicht unterläßt, „die hohen Segnungen deS Fortschrittes unter der Regierung eines weisen Monarchen" zu rühmen, daß die Professoren in der Kulte (die Franziskaner) ihren Studenten und An deren die Wiederkehr der „guten alten alten Zeil" preisen, wie ne nur können, daS versteht sich von selbst. Auch der Kaiser hat auS Anlaß des ConcordalS dem Papst ein Geschenk von 100,000 st. gemacht und dem Cardinal Antonelli eine reich mit Juwelen geschmückte Tabauöre verehrt. DaS ist die Zugabe! 8. TafteSgefchichte. Zaunhans. In den NachniitlagSstunden deS 12. d. M. verunglückte am hiesigen fiscalischen Kalk werke der Bergarbeiter Earl GonUeb Nestler auS Georgenfeld, 48 Jahr alt und Familienvater. Er hatte eine Masse Kalkstein angeschossen, war im Be griff, den eben herbeikommenden Karrcnläufer, ter die gebrochenen Steine inS Freie zu fahren hat, vor wei terer Annäherung zu warnen, und probirk noch mit dem Fäustel, ob das angebrochene Gestein rege sei. Da kracht es, und bevor Nestler außer Bereich der Gefahr kommen kann, schlägt die herabstürzende Masse den einen Fuß ihm so zu Schaden, daß ihm nur noch ein Stück Ferse daran übrig bleibt. — Wir wünschen dem braven Manne baldige Heilung und Linderung seiner entsetzlichen Schmerzen! Hermsdorf bei Frauenstein. In der Morgen frühe des 17. b. M. brannte ein in der Nähe dieses Dorfes befindliches, vor ein paar Jahren erst von Grund auf neuerbautes FlachSbrechstubengebäude ab. Die EnistehungSnlsache soll, dem Vernehmen nach, in der Unvorsichtigkeit deS sogen. DarrmanneS zu suchen sein, welcher den Ofen überheizt habe, wodurch